Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Mangelnder Verständigungswillen Landgf.in Annas; [2.] Bereitschaft zum Eintritt in ein Rechtsverfahren unter bestimmten Voraussetzungen.

[Köln], 21. Juli 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juli, fol. 42-43, Orig. Pap. m. S.

[1.] Allerdurchluchtigister, groißmechtigster röm. Ks., allergnst. H., als wir, die geschickten, nemlich lanthofmeister [Ludwig von Boyneburg] und andere des regiments zu Hessen, uf euer ksl. Mt. und irer rete vertagung in sachen unsern gn. H. Landgf. Wilhelmen zu Hessen belangende, zu Trier erschienen sein, hain euer ksl. Mt. rete handelung furgenommen, die sich bis hieher gein Collen gezogen. Da ein furslag gütlichs vertrags ubergeben worden, der wir euer ksl. Mt. abschide, dem Kf. zu Sachsen hievor gegeben [vgl. Nr. 1222 Anm. 1], vast gemeeß angesehen und bis uf cleinen zusatz zu verfolgen angenommen. Aber, als wir befinden, wirt solcher furslag von unser gn. frauen, Landgf. Wilhelms gemaheln, und iren anhengern in allen artikeln wider alle billicheit angefochten und hinder sich schreitende ganz abgeslagen uf wege und meynong, der wir anstat Landgf. Philipses zu verfolgen nicht schuldig, auch nicht tun moigen. Darus wir versteen, das der handel in gütlichkeit irenthalben nicht hingelegt werden will. Deshalb sich mit ire in weiter disputation zu geben unfruchtbar, auch euer ksl. Mt. und derselben rete damit vergebelich belestigt wurden.

[2.] Damit sich aber gedachts unsers gn. H. Landgf. Wilhelms halben zu beclagen keine bestendige ursache erfinde, erbieten wir uns von wegen der erbformünder, der Kff. und Ff. zu Sachsen, hiemit, wer sich unsers gn. H. Landgf. Wilhelms annemen will und des ze tun geboerlichs rechtens nach vermoege der vertrege des Ft. oder des Reichs ordenong, zu Wormbs ufgericht,1 und ob unser gn. fraue sich solcher rechtfertigung unvermügelich zu verlegen vernemen lassen würde, erbieten wir uns, so sich unser gn. H. Landgf. Wilhelm mit seiner gemahel und dochter in das Ft. Hessen fügen, sie hierunder am hofhalt, wie sich geboert, zu unterhalten und die rechtfertigung mit geboerenden kosten zimlich zu verlegen, in dem undertenigen vertrauen, euer ksl. Mt. als oberst heupt und fliessender brunne der gerechtigkeit werde hierauf unsern unmündigen gn. H. Landgf. Philipsen in seiner kintlichen jugent in gn. ansehen haben, auch in gnaden betrachten, das Landgf. Wilhelm [d. M.], sein vater seliger, euer ksl. Mt. mit allen undertenigen dinsten alzeit treulich gemeint und beygesetzt [hat], inen mit gn. hanthabung bey gleich und recht nicht verlassen. Woln wir mit hülfe des Almechtigen inen alles fleiß darzu ziehen und anweysen, solchs zu seinen vermügenden jaren in nachfolge seins vaters seligen fußstapfen umb euer ksl. Mt. alzit williglich zu vertienen. Des wir auch mitler zeit an seiner statt mit allem fleisse underteniglich gewilligt erfunden werden woln. Bitten hiemit diser sachen gn. abschid. Datum uf St. Marien Magdalenenabent Ao. domini 1500 duodecimo.

Anmerkungen

1
 Gemeint ist der Reichstag 1495.