Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Verhandlungen Zyprians von Serntein mit den Gesandten des hessischen Regiments über dessen verweigerte Huldigung gegenüber Landgf. Wilhelm d. Ä.; [2.] Offenkundiges Warten des Regiments auf das Reichstagsende; [3.] Bitte um Beendigung des Schiedsverfahrens vor Abschluß des Reichstags.

[Köln], 13. August 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juli, fol. 53-54, Orig. Pap. o. S.

[1.] Allerdurchleuchtigster, großmechtigster Ks., allergnst. H., uf disen freitag [13.8.12] zu morgen ist mein rat und lb. getreuer Wulf Gotzman vom Thurn etc. bey eur ksl. Mt. canzler, dem von Serntein, gewest, der ime gesagt und befolhen, mir von stunden an anzebryngen, er hab aus befelch eur ksl. Mt. gestern [12.8.12] ernstlich mit hofemeister und regenten des Ft. Hessen gehandelt der irrung halben, sich zwischen meinem H. und gemal [Landgf. Wilhelm d. Ä.], mir und unsern kyndern, auch inen andersteils halten, bsunder umb den puncten die huldigung, [die] meinem H. und gemal als irem landsfürsten von inen, allen stenden und lehenleuten billich zu seiner liebden teyl und gerechtigkeit geschicht etc., und nach vieler handlung die entlich antwort funden, sie wellen meinem H. und gemal keyne pflicht im Ft. gedeyhen oder widerfaren lassen one wissen und willen der Kf. und Ff. von Sachsen etc., dahin sie es wenden.

[2.] Allergnst. H., aus solher des hofmeisters und regenten selzen [= seltsamen], frevelichen und unbillichen antwurt hat eur ksl. Mt. und meniglich von verstendigen die gestalt und gelegenheyt der sach wissen und betrachten, auch eur ksl. Mt. declaration [Nr. 1227] und mein uberflussigs erbieten ansehen wol und gar gnugsam zu ermessen, was treuwens, glaubens, hoffnung oder zuversicht einiger guttat mein H. und gemal, ich und unsere kynder uns zu hofmeister und regenten vertrösten mögen, so sie sich des weygern ze tun. Das doch alle unparteysche mentzschen fur gleich, gotlich, billich und recht ansehen, die stende und untertanen des Ft. Hessen gern tun werden und wellen, dorften sie vor hofmeister und regenten gewalt. Derhalben vil leute sagen, da müß etwas groß hinter verborgen seyn, zu dem sie selbs kein ursache furbracht oder furzebringen wyssen. Derhalben ir huldigung nit billich geschee, dan alleine, das sie meins H. und gemals Hh. vermeynen ze bleyben, das unser mit der unbillichkeit begeren furzehalten. Eur ksl. Mt. hat auch daraus zu ermessen, wie verechtlich sie eur ksl. Mt. vor ausgangen declaration und mandaten erwegen und achten, das auch, wie alwegen mein sagen und schreyben gelautet, fur und fur die unbillich flucht und begerung von inen furgenomen ist und wirdet, alle ire hoffnung dahin stellen, diser reichstag solle und werde sich drennen und meyne sache also unentscheiden bleyben. So wyssen sie sich mein wie bisher geweltiglich und eygnem furnemen wol ufzehalten.

[3.] Aber ich rufe eur ksl. Mt. an als röm. Ks. und meinen rechten H., wie ich auch Kff., Ff. und andere stende dyser des hl. Reichs versamlung, wo es eur ksl. Mt. mir nit verargt, mit aller untertenigkeit bitten will und fur das erst und fordrest eur ksl. Mt. vlehelich, ernstlich und vleissig bitten und die andern nachfolgends, mir furderlich mit ksl. milde und gnaden zu folstreckung irer vor gegeben declaration, mandat und ernstlichen meynung gnediglich zu erspriessen und meiner sache umb das declarirt monatgeld, auch in der heubtsach zu ende zu helfen vor endung dis reichstags, wie mir zu gescheen durch eur ksl. Mt. gn. vertröstung zugesagt und entboden ist, sich darinne so gn. und gutwillig [zu] erzeygen, als mein hochs vertrauen zu und in eur ksl. Mt. steet. Das will ich mit empsigem gebete gegen Got und wie ich sonst soll unterteniglich und gutwilliglichen verdyenen. Warten daruf gn. beweysung und antwort. Geben uf fritag nach Laurencii Ao. etc. duodecimo.