Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Erfurt, 26. März 1510 (dienstag nach dem sonntag palmarum)
Druck: Falckenstein, Civitatis Erfurttensis historia, S. 490-493.
In den vergangenen drei Jahrzehnten wurde Erfurt von seinem alten Stadtregiment stets gut regiert und litt deshalb nie Not. Die gegenwärtige unvorsichtige und unordentliche Stadtführung hingegen hat erheblichen Schaden und große Not herbeigeführt und dafür gesorgt, daß die Bürger von Erfurt, ihre Erben, Nachkommen und die ganze Gemeinde mit erheblichen (näher beschriebenen) Zinsverpflichtungen belastet sind. Diese stiegen von Jahr zu Jahr immer weiter an, ihr ganzer Umfang wurde aber erst jetzt, nachdem die Stadtführung um Hilfe gebeten und Einblick in die Bücher und Register gewährt hat, bekannt. Da alles dies auch ohne Wissen EB Uriels und seiner Vorgänger geschehen ist, möge er beim Ks. und eventuell auch bei anderen Kff., Ff. und Hh. darauf hinwirken, Rat und Gemeinde von Erfurt, nachdem sie und ihre Güter unter ksl. Schutz und Schirm stehen, durch ein moratorium solutionis oder andere wege, die EB Uriel für geeignet hält, dermassen zu privilegieren und befreyen, das wir solcher zinß und haubtgeldes etliche jahr lang, so längst uver Gn. immer erlangen können, frey sitzen, die zinspflichter auch gegen uns und gemeine stadt mit forderung der zins und haubtgelts still stehen und die zins mittler zeit, bis so lang wir wieder zu uffnehmen und gedeyen kommen, nicht uffwachsen möchten.