Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Vom Ks. verlangte Aufhebung sämtlicher Einungen neben dem Schwäbischen Bund, Abwägen der Notwendigkeit von Ausnehmungen im Fall eines Bundesbeitritts Nürnbergs, Bambergs, Würzburgs und Mgf. Friedrichs von Ansbach-Kulmbach; [2.] Grundsätzliche Bereitschaft Nürnbergs zur Ausnehmung seine Einungen mit Bamberg und Würzburg im Fall eines Bundesbeitritts; [3.] Notwendigkeit zur Beachtung des ksl. Willens, Bitte um Zustimmung Bf. Georgs zur Inruhestellung der in seiner Einung mit Nürnberg vereinbarten Hilfeleistung während der Dauer des Schwäbischen Bundes.

Nürnberg, 19. Juli 1512

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 69, fol. 19b-21a, Kop. (inseriert in Nr. 1752).

Memoriale, uf was maynung mit Bamberg des ausnemens halb im swäbischen pund zu handeln sey.

[1.] Erstlich ist zu bedenken, das in der neuen erstreckung und ordnung des punds im land zu Schwaben ain sonderlicher artikel der meynung ist verleibt, das alle andere ainigung in zeyt, dweyl die swebisch ainigung weren wirdet, ufgehebt und angestellt sein sollen.

Item so haben sich auch die ksl. räte zu gehaltem pundstag lauter vernemen lassen, das sy kainem pundsverwandten ainichs ausnemens wollen gestatten.

Item so hat unser gn. H. von Bamberg in der endlichen antwort, so sein Gn. ksl. Mt. uf ir begeren, in den schwebischen pund zu komen, gegeben hat [liegt nicht vor], disen artikel verleibt, also lautend: „Zum andern, nachdem mein gn. H. von Bamberg hievor mit der stat Nurmberg in ainer sunderlichen verschriben einigung, die nach seiner Gn. und seines stifts, auch der von Nurmberg gelegenhait aufgericht sey, derselben ainigung beger sich sein Gn. mit den von Nurmberg getreulich zu halten und woll darüber des schwebischen punds halben nichtzit verner oder weiter, dann die vorder ainigung begreift, gegen den von Nurmberg verschriben oder verpunden sein“.

Nun ist in achtung zu haben, wo mein gn. H. von Bamberg und Nurmberg, desgleichen Mgf. Friderich frey und on ainiche maß oder underschid in den pund genomen werden wie andere pundsverwandten, so ist on not, ainich ausnemen zu tun aus ursachen, wo sich der fal zwischen Bamberg oder Nurmberg gegen dem Mgf. wurd begeben, so ist on das derselben ainer von allen pundsverwandten, die hilf zu tun, vor augen etc. Doch muste dannocht Wurzburg ausgenomen werden, aus ursachen, das ain erber rate mit seinen Gn. auch in verschreybung, verstentnus und ainigung ist.

Würde aber Würzburg auch dareingenomen, were aller ende kains ausnemens notdurftig.

Wurde aber Bamberg neben Nurmberg gleich in den pund genomen und doch Mgf. Fridrich nit dareingenomen, so wirdet aber kains ausnemens not, aus ursachen, das on das ain artikel in der neuen schwebischen pundsordnung, wie oben gesatzt, begriffen ist, der andere ainigung in rue stellt.

Ob aber der Mgf. in den pund genomen würd und doch nit mit Nurmberg oder mit solcher maß, das die pundsverwandten Nurmberg wider den Mgf. und dem Mgf. wider Nurmberg nit wollten zu helfen schuldig sein, so ist gleichwol not, soverre Bamberg und Nurmberg in den pund genomen werden, das Bamberg ainen erbern rate gegen dem Mgf. ausneme.

Wurde dann der Mgf. neben Bamberg und Nurmberg in den pund genomen und doch Mgf. gegen Nurmberg nit frey, sonder mit einer maß, und doch die pundsverwandten zusagten, inen beden – Bamberg und Nurmberg – wider Mgf. zu helfen und herwiderumb Mgf. wider die zwen tayl, so ist aber kains ausnemens not, dann damit bleibt die hilf laut der ainigung, so Bamberg und Nurmberg miteinander haben, in irem wesen.

Desgleichen ist auch mit Wurzburg zu tun, und nemlich, wo verhofflich were, das Wurzburg in den pund wurd genomen, ist gleich die rechnung wie mit Bamberg zu machen.

[2.] Und demgemeß soll unserm gn. H. von Bamberg angezaigt und mit seinen Gn. gehandelt werden mit nachvolgender entdeckung: Die röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., hett verschiner zeyt ainen erbern rat durch ire mandata ernstlich geboten, auch muntlich bevolhen, die verneuung des schwebischen punds anzunemen. Das ainen rate verursacht, sich widerumb in die schwäbischen ainigung zu tun und den pund mit seiner ordnung anzunemen. Wiewol nun ain artikel daryn verleibt, den eins rats geschickten auch nit haben endern konnen und mögen, nemlich, das alle ainigung sollten angestellt sein etc., noch dann hab ime ein rat yedesmal in gemain vorbehalten, so es ytzo in endlichem und ganzem beschluß des punds gelangen werde, etliche Ff., mit den sy in ainigung seyen, auszunemen. Und sey ains rats maynung noch, so sich ytzo im beschluß des punds der fall also schicken, das ausnemen gegen Bamberg und Wurzburg zu tun not werd, das sy endlich darauf arbaiten wollen, irer beder Gn. auszunemen.

[3.] Aber gleichwol sey ein rate sorgfeltig, das nit allain ainem erbern rat, sonder auch Bamberg solch ausnemen irer habenden ainigung (unangesehen, das sich die allain wider den Mgf. ziehen) kainswegs gestatt oder zugelassen werde, in massen sich dann der ksl. Mt. rate aus irer Mt. bevelh desselben lauter haben vernemen lassen, mit verrer anzaig, die ksl. Mt. hab auch mer dann ain ainigung gegen etlichen stenden, die doch ir Mt. die zeit des punds auch anstellen wolle. Nun gebure ye ainem rate hieryn, sich den andern pundsstenden, so diser zeyt im pund sein, zu vergleichen und insonders ksl. Mt. gehorsam zu laisten. Und darauf soll mit unserm gn. H. von Bamberg gehandelt werden, wo der obgemelten fell ainer sich wurd ereugen, also das in kraft unser habenden ainigung, ausnemen zu tun, not wurd und dann dasselb Bamberg oder Nurmberg nit wollt gestatt werden, das alsdann sein Gn. bewilliget, das die ainigung, so Bamberg und Nurmberg miteinander hetten, die zeyt, solang die schwabis ainigung weret, angestellt wurd und in rue blib, doch allain im artikel, die hilf berurend, und das sonst in andern artikeln, die nachparlichen verstentnus, austrag und anders betreffend, dieselb ainigung in irem wesen und bestand bleib. Das werd beden tayln nit unerschießlich sein und gleichmessig, dann sollt das nit bewilligt oder angestellt werden, sey ain rat sorgfeltig, das ain rate darzu gemussigt werde, aus ursachen, wie oblaut.