Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Straßburg, 25. August 1512

Colmar, AM, AA 134, o. Fol., Kop.

Gemäß dem Abschied vom 30. Juni (Nr. 1481) erschienen am heutigen 25. August (mitwoch nach Bartholomei) Fh. Hans Jakob von Mörsberg, Landvogt (im Unterelsaß), Hans Ymbert von Gilgenberg, Dr. Werner Wölflin, Dr. Hieronymus Baldung, Hans Heinrich Armstorffer, Zinsmeister zu Hagenau, und Ulrich Höltzel, Schultheiß zu Ensisheim,1 als ksl. Verordnete. Sie berichteten, die Vertreter der vom Ks. als mögliche neue Mitglieder der Niederen Vereinigung geladenen Stände hätten eine Abschrift des Textes der früheren Vereinigung verlangt, um diese ihren Oberen zur Information heimschicken zu können. Die Gesandten der ehemaligen Mitglieder erklärten sich auf Anfrage der ksl. Räte mit der Übergabe des Vereinigungstextes einverstanden, wollten aber bei den weiteren Verhandlungen mit den potentiellen Neumitgliedern folgende Punkte berücksichtigt wissen:

1. Erstellung einer Ordnung, in der der Umfang des von jedem Mitglied zu stellenden Hilfskontingents angemessen und exakt festgelegt ist.

2. Bestellung von Hauptleuten und Räten mit alleiniger Zuständigkeit für die Organisation eines Aufgebots.

3. Festlegung der Modalitäten bei Hilfeleistung für ein angegriffenes oder geschädigtes Bundesmitglied.

4. Regelung der Frage, wie Konflikte zwischen Bundesmitgliedern beigelegt werden sollen.

5. Übermittlung des Wunsches der alten Bundesmitglieder an die Vertreter der neu aufzunehmenden Stände, die Eidgenossen entweder in die Vereinigung mit aufzunehmen oder sie auszunehmen.

Die ksl. Verordneten akzeptierten alle Wünsche mit Ausnahme des letzten, vor allem mit der Begründung, der Ks. und auch Ehg. Karl hätten im Vorjahr mit der Eidgenossenschaft ein ewiges Bündnis geschlossen,2 darin loblich und wol versehen, wes sich ein teyl gegen dem andern halten und versehen solt, in was fal das sich begeben möcht. Daher wollten sie diesem Artikel nicht zustimmen.

Die Altmitglieder antworteten hierauf, da der fragliche Artikel schon im Abschied der letzten Versammlung enthalten und die ksl. Ladung zu diesem Tag unter Bezugnahme auf diesen Abschied ergangen sei, seien sie davon ausgegangen, der Ks. habe allem zugestimmt. Auch hätten sie selbst nur die Weisung, gemäß dem jüngsten Abschied weiterzuverhandeln. Den in Aussicht genommenen Neumitgliedern solle daher der die Eidgenossen betreffende Artikel angezeigt werden.

Die ksl. Verordneten erklärten, sie wollten dem Artikel keinesfalls zustimmen, ihn weder dem Ks. mitteilen noch ihn in den Abschied aufnehmen lassen. Wenn er den in Aussicht genommenen Neumitgliedern angezeigt werde, müßten sie dies geschehen lassen.

Daraufhin wurde der Artikel den Vertretern der vorgesehenen Neumitglieder vorgelesen, die ksl. Verordneten wiederholten ihre Erklärung.

Es wurde eine weitere Zusammenkunft in Straßburg am 18. Oktober (montag St. Lucentag) vereinbart, zu der durch den Ks. auch Gf. Georg von (Zweibrücken-) Bitsch und Ochsenstein, Gf. Jakob von (Moers-)Saarwerden, Gf. Wilhelm von Fürstenberg sowie die Städte Weißenburg, Landau, Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach geladen werden sollen.

Anwesend waren der Kanzler des Bf. von Straßburg (Johann Ziegler), der Vikar des Bf. von Basel sowie die Abgesandten der Städte Straßburg, Hagenau, Colmar, Schlettstadt, Oberehnheim, Kaysersberg, Münster im St. Gregoriental und Rosheim. Vertreter der neu geladenen Stände waren: für Hg. Ulrich von Württemberg Heinrich Schilling, Vogt zu Vehingen, für den Mgf. von Baden dessen Kanzler Dr. Jakob Kirser und Konrad von Venningen, Amtmann zu Durlach, für den Bf. von Speyer Hans Hofwart, für Gf. Reinhard von (Zweibrücken-)Bitsch Albrecht von Finkeltal sowie (nicht namentlich genannte) Vertreter der Städte Worms und Speyer.3

Anmerkungen

1
 Das bereits am 31. Juli 1512 in Köln ausgestellte Kredenzschreiben für die ksl. Abgesandten in Straßburg, AM, AA 325, fol. 8, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
2
 Vom 7. Februar 1511. Druck: Segesser, Abschiede, Beilage Nr. 19, S. 1343-1347.
3
 Zu Verlauf und Ergebnis der Straßburger Versammlung vgl. Matzinger, Geschichte der Niederen Vereinigung, S. 817f.