Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Weiterer Ausflug des Ks., dessen erneute Aufforderung an verschiedene Ff. zur Teilnahme am Reichstag, Ersuchen des Ks. an Nürnberg und Augsburg zur Übersendung des Augsburger Reichsabschieds (von 1510), baldige Ankunft Zyprians von Serntein und des Bf. von Gurk, großer Geldmangel am ksl. Hof; [2.] Eintreffen Mgf. Johanns von Ansbach-Kulmbach, Besuch bei seinem Vater Mgf. Friedrich; [3.] Geheime Zusagen des Ks. für Kf. Friedrich von Sachsen in der Erfurter Streitsache im Falle einer Geldzahlung des Kf.

Trier, 1. April 1512

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, D-Laden Akten Nr. 229, Prod. 46, Orig. Pap. m. S.

Druck: Gümbel, Berichte Topplers, Nr. 46.

[1.] Gruß. Lb. H. Antoni, ich hab curzlichen bei Peter Leupolden meinen Hh., den elteren, und euch geschriben [Nr. 1742], wie es ein gestalt hie hab und das ksl. Mt. wider herekummen ist, desgleichen, was fur Ff. hie sein, also das ich jezund nicht sunders zu schreiben waiß, dann das gesteren [31.3.12] ksl. Mt. von hinnen geschiden und sein rate und secretari alle hiegelassen und nit wil, das man wiß, wohin er ziehe. Er hat allein die raisigen mit im lassen reiten und solle vor der hl. zeit widerkummen. Aber kein F. ist mere kummen, dann die ich euch vormals angezaigt hab. Und ksl. Mt. lest widerumb schrift ausgeen, das sie furderlich kummen und das ksl. Mt. mit denen, so hie sein werden, nach osteren [11.4.12] den reichstag anfahen woll, und solle Mainz und Collen alsbald nach osteren hiehere kummen. Es hat auch ksl. Mt. an Augspurg und euch [geschrieben, Schreiben liegt nicht vor] als denen, dazu ir Mt. ir vertrauen hat, das ir ir Mt. den abschied des reichstags, so vor dem nechsten zu Augspurg gewest ist [Nr. 125], [schickt]. Ich glaub, das ir Mt. auf denselben anslag [Nr. 123] handeln wolle. Item ich glaub, das ksl. Mt. allein von hinnen gezogen ist, damit sie begegen dem canzler [Zyprian von Serntein] und dem von Gurk, die an willen ir Mt. herekummen. Und hat ksl. Mt. selzam fantasei. Er hat weg vor im gehabt, dadurch H. Paulus vom Lichtenstein um sein glauben hette kummen mogen, aber er ist im zu vortrechtig gewest. Und ist kein gelt an unserem hof, und sind geschwind practiken nach gelt.

[2.] Item so ist Mgf. Hans aus dem Niderland kummen und hat bei ksl. Mt. begert, ime sein provision bei Hg. Karl zu meren,1 und zeucht haim zu seinem vater, Mgf. Fridrich, der ine vor den andern lieb hat. Soll sich rusten und wider geruest hereabkummen. Got geb, das er sich nit mit euerm kosten rueste. Anderst ist iezund nicht vor augen. Damit wil ich mich euch befolhen haben. Geben zu Trier am donerstag vor palmarum.

[3.] Zettel: Item ksl. Mt. ist etwas unlustig, das Hg. Fridrich von S[achsen] nit kummbt, sunder erst auf Wittenberg zeucht, also das ich nit glaub, das er kumme, dann er uber 100 meil here haben wurd. Er hat heimlich alle sein sach bei ksl. Mt. erlangt und ausgericht wider Erdfurt, aber er soll stillsteen bis auf St. Johanstag [24.6.12]. Das weiß Mainz noch nit, und wurd nichts guts daraus. Und nach meinem versteen mags der sperber [= Nürnberger Deckname für Ks. Maximilian] 2 nit mit fug verantworten, aber er hatte gelts gedurft; das hat im der waltfogel [= Nürnberger Deckname für Kf. Friedrich von Sachsen] geben. An dem hof ist weder trauen oder glauben, nur gelt.

Anmerkungen

1
  Mgf. Johann war im Herbst 1509 auf Betreiben seines Vaters Mgf. Friedrich zur Erziehung an den Hof Ehg. Karls gekommen. Vgl. Höfler, Der Hohenzoller Johann, S. 310f.
2
 Zum Gebrauch von Decknamen in der diplomatischen Korrespondenz Nürnbergs vgl. Nr. 527 Anm. 1.