Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Offenkundige Aussichtslosigkeit der Nürnberger Bemühungen, eine Einbeziehung in die Reichshilfe zum Schutz vor Gewaltakten zu erreichen; [2.] Übermittlung von Details zum Überfall des Hans von Selbitz auf Vilseck zur Unterstützung der Bemühungen Nürnbergs um eine Reichshilfe zum Schutz vor Gewalttaten; [3.] Weitere Einzelheiten zum Übergriff bei Vilseck.
Nürnberg, 3. September 1512
Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Briefbücher Nr. 69, fol. 108b-109b, Kop.
Regest: Reicke/Reimann, Pirckheimers Briefwechsel, Nr. 218.
[1.] Lb. freund, uns ist itzo von euch abermals ain schrift zukomen, der datum steet an St. Bartholmestag [24.8.12, liegt nicht vor], und daryn angezaigt, warauf die sachen der hilf wider unsere widerwertige steen, und nemlich uf der commission, die durch den neuen verordenten ausschus noch zu der zeyt fur ungnugsam bedacht und daryn etliche besserung ksl. Mt. uberantwurt seyen [Nr. 1036], der ir uns copien zugesant und dabey eurn mißtrost zu der begerten hilf entdeckt habt. Wiewol wir euch nun unser gutbedunken uf alle geenderte artikel, welcher uns fur beschwerlich oder nit ansehe, mochten eroffnen, so achten wir doch solchs fur unfruchtpar, dann ob ir wol darynnen mit vleys zu handeln understeen, wurdet ir unsers vermutens wenig oder garnichtzit erlangen, aus ursachen, durch euch angezaigt, die wir gleicherweise bedenken. Müssen es also im namen Gottes uf verrer unsers gn. H. von Bambergs vorhabender handlung und arbait, was sein Gn. hieryn erheben wirdet, und dem, darein ir euch laut euer vorigen schrift und unser darauf getanen bevelh nach gestalt der handlung und unser notdurft richten werdet, lassen beruen, wol wissende, das bey euch an allem getreuen und emsigen vleys ganz nichtzit, wie bishere auch beschehen, wirdet erwynden, zudem, das wir auch vil besserung oder enderung, wo wir die arbaiten und zuvor unserm gn. H. von Bamberg anzaigen sollten, nit fur fruchtpar, nutz oder austreglich bedenken, dann wir es nachvolgend geraten, wurd Bamberg ursach haben zu sagen, das er das uf unser selbs anregen und begeren gearbait und kain anders het erlangen mogen und sich damit dester ehe wollen entledigen, unsern beschedigten irer genomen guter und schatzung halben abtrag und erstattung zu tun.
[2.] Und dweyl sich gegen Bamberg, wie wir bericht, ytzo ain streflicher, grosser handel begeben, dergestalt: Seiner Gn. widerwertig, under denen Hans von Selbitz der principal, der auch seiner Gn. reten ain offene abclag zugeschickt hat, ungeverlich mit 70 pferden und etlichen fußknechten sich zu der stat Vilseck getan, etlich zum tor, als der tag angebrochen und die tor allererst geoffent sein, geordent, die sich mit den torwarten umb ain gute herberg in der stat underredet, mit anzaig, das sie die nacht geritten und gemüdiget und deshalb willens seyen, daselbst die malzeit zu nemen und furaus zu trachten. Haben also mit disen wechselworten den andern geraisigen und fußknechten ain zaichen geben, die alspald gerannt, den torwartel erstochen, in graben geworfen, die stat eingenomen, bis in dreissig personen daryn entleibt, die heuser allenthalben und zuvor die kirchen mit allen iren gezierden beraubt, den plünder von dann gefurt, das schloß sampt 19 heusern ungeverlich verprannt. Daneben haben sie auch uf denselben tag noch zwen anschleg gemacht, nemlich unsern gn. H. von Bamberg das schloß und stat Lichtenfels zu erstaigen und einzunemen und etlich ochsen, so seiner Gn. undertanen zugehorig gewest, zu entwern, welche ochsen sy auch gleicherweise mitsampt dem vich vor Vilseck hinweggepracht haben. Aber die drit schanz mit Lichtenfels ist ine geprochen. Das zaigen wir euch, wie wir der bericht empfangen, guter meynung an, ungezweifelt, Bamberg trag des vor uns ain eylend wissen. Achten demnach dafur, wo dise grosse tat und handlung zu erlangung Bambergs und unsers vorhabens nichtzit wurken (dann was heut disen F. belangt, mag morgen versehenlich ainen andern betreffen), es werd sonst alle arbait der hilf halben wenig frucht wurken. Das mussen wir dem Allmechtigen und enderung der zeyt bevelhen. […] Datum freytag nach Egidy 1512.
[3.] Zedula: In diser stund ist ainer von unsern burgern, ain vischer, anhaims von Vilseck komen. Der hat uns der vergangen geschicht halben bericht getan, wie ir ab inligender copi [liegt nicht vor] zu vernemen habt. Wollten wir euch nit verhalten. Datum ut in littera.