Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Der Geleitbruch bei Forchheim als Majestätsverbrechen; [2.] Beschluß des Kölner Reichstags zur Bildung einer Schutztruppe von 100 Berittenen für Bf. Georg von Bamberg, Verpflichtung jedes Mandatsempfängers zur Entsendung seines Kontingents nach Bamberg; [3.] Befehl zur Umsetzung des Reichstagsbeschlusses, Androhung von Strafen bei Zuwiderhandlung; [4.] Weisung an das Reichskammergericht zur Bestrafung der Friedbrecher, Organisation der Reiterhilfe; [5.] Eventuelle zusätzliche Beschlüsse gegen die Friedbrecher auf dem kommenden Reichstag; [6.] Vereinbarung über entsprechende Hilfe zugunsten möglicher weiterer Geschädigter; [7.] Sicherheitsvorkehrungen für die nach Bamberg entsandten Berittenen; [8.] Einsatz der Schutztruppe auch gegen Hans von Selbitz wegen dessen erneutem Überfall auf Kaufleute; [9.] Befehl zur unverzüglichen Entsendung der jeweiligen Anzahl von Berittenen.

Köln, 6. September 1512

Orig. Druck m. S. (die Anrede, die Zahl der zu stellenden Berittenen und der Termin ihres Eintreffens in Bamberg sind jeweils handschriftlich in freigelassene Lücken eingetragen; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 29, fol. 64-66 (an Frankfurt, Gelnhausen und Wetzlar samentlich und sunderlich); Ebd., RTA Bd. 30, fol. 86-88 (an Kaufbeuren, Wangen, Leutkirch, Isny, Memmingen und Kempten samentlich und sunderlich; 1 Berittener); Straßburg, AM, Série III 267/6, Prod. 2-4 (an Straßburg, Kaysersberg, Colmar und Schlettstadt samentlich und sunderlich; 2 Berittene); Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Ks. Maximilian I. Fasz. IV, o. Fol. (an Augsburg; 1 Berittener).

Kop.: Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, MüB 31, Prod. 4 (an Nördlingen, Dinkelsbühl und Donauwörth samentlich und sunderlich; 1 Berittener); Colmar, AM, AA 17 Nr. 33 (an Straßburg, Kaysersberg, Colmar und Schlettstadt samentlich und sunderlich; 2 Berittene).

[1.] Ersamen und lb. getreuen, euch und vyl andern stenden unsers hl. Reichs yst on zweifel nyt verborgen, wye etlich vyl des adels und ander zu der zeit, als wyr unsern iungsten reichstag zu Trier gehalten, wider recht und alle pilligkeit, auch unsern und des Reichs aufgerichten und verkundten landfryden auf unser und des hl. Reichs strassen und in des erwirdigen Georgen, Bf. zu Bamberg, unsers F., rats und lb. andechtigen, gleit eyn merkliche anzale kaufleut aus unsern und des hl. Reichs und andern stetten pößlich beraubt, geschlagen, gefangen, verwundt und geschazt haben, alles uns, dem hl. Reich und allen stenden desselben zu merklicher grosser verachtung und nachteyl. Weliche mißtat dermassen on mittel unser hocheit beleidiget, das die von Reichs wegen crimen lese maiestatis pillichen genant werden sol und uns als röm. Ks., der friden und recht im hl. Reich zu erhalten schuldich, pillich zu hochstem mysfallen reichet und beweget.

[2.] Darumb wir uns myt treffenlichem rate unser und des Reichs stende, alhie zu Coln versamelt, solcher grossen ubeltat halben neben anderm eynes sunderlichen hilfelichen abschids ditsmals auf hundert pferd vergleicht und vertragen haben, wye yr in eingelegtem abtruck, solchen artikel gleichlautend [Nr. 1592 [14.]], findet. Und synd dieselben hundert pferd, so unserm verordentem hauptman nach vermoge gemelts abschids zugesetzt werden sollen, durch die stende ytzo alhie gleichmessig angelegt worden. Daran euch laut desselben anschlags [Nr. 1046], ain gerüster gereisige zu schicken, gepuren, das die auf freitag nach St. Simon und Judastag [29.10.12] zu nacht schirst zu Bamberg bey unserm und des hl. Reichs sunderlichen darzu verordenten hauptman erscheynen.

[3.] Darumb begeren wir an euch, myt ernst gebitend, und wollen, das yr solche euer anzal gereisiger, myt spissen wol gerust, also gewißlich und unverzogenlich auch dermassen verordenest, das sich dieselbigen gereisigen in berurtem handel obgemeltem abschid und dem bevehl, so gedachter unser hauptman deshalben von uns hat, gemes und gehorsamlichen halten und domyt auf niemant anders wegerst oder verz[i]ehet noch euch daran enicherley ander sachen nyt yrren oder verhindern lassest, wan uns und gemeinen stenden des hl. Reichs dergleichen ungehorsam und verachtung ganz nachteilig were. Und wo solchem obgemeltem beschlus und abschid alhie nyt stracks, volliglich und myt ernst nachgegangen werden solt, furter noch verechtlicher zu handeln ursach gebe, das uns dan mytnichte zu leiden oder gedulden were. Dem allen nach so wollet euch daryn als eyn gehorsamer unser und des hl. Reichs beweisen, als yr dan das zu tun schuldig und pflichtig seyt. Des wellen wyr uns also genzlich und unzweifenlich zu euch versehen und verlassen. Wan auch gedachter unser verordenter hauptman sundern verpflichten bevehl hat, welcher oder welche also yr angelegte gereisige aller massen, wye vorgemelt ist, nyt schicken oder verzugen, das alsdan an unsern ksl. fischal gelangen zu lassen, der deshalb sunderlichen bevehl hat, den oder dieselbigen umb solch yr ungehorsam von ampts wegen myt unserm camergericht zum furderlichsten furzunemen und gegen yne zu handeln, wye sich gegen ungehorsamen unser und des hl. Reichs zu tun gepurt. Darnach wyß euch zu richten und vor schaden zu huten. Datum in unser und des hl. Reichs stat Coln am 6. tag des monats Septembris Ao. etc. duodecimo, unsers reichs des röm. ym 27. jaren.

[4.] 1. Beilage: Und als eben zu der zeit, da unser ytziger reichstag zu Trier gewesen, uns, dem hl. Reich und allen stenden desselben zu sunderlicher, merklicher verachtung, nachteyl und byllichem, ernstlichen, hochsten myßfallen auf unser und des hl. Reichs strassen in bambergischem gleyt etwoviel burger und kaufleut wider unsern landfryden, recht und alle bylligkeit geslagen, gefangen, das yr genomen und geschatzt worden synd, darumben wyr zu geburlicher straf und widerkerung solchs fridbruchs unserm cammerrichter und beysitzern desselben bevelhe getan und daneben wider solche frydbrecher, derselben helfern, anhengern, leut und guter, die deshalben an unserm cammergericht in die acht verkundet werden, einen sondern verpflichten haubtman verordent, auch Kff., Ff. und stende verwilligt, demselben unserm geordenten haubtman hundert geruster gereysiger auf yren costen und schaden zuzusetzen und das dieselben gereysigen auf freitag nach Simonis und Jude schyrst [29.10.12] zu Bamberg einkomen und keyner uf den andern wart oder verzyhe und berurtem unserm haubtman und wem er deshalben weitern bevelhe gybt, in d[ie]sem handel getreulichen zu dienen, zu helfen, willig, gewertig und gehorsam sein und ime ein yder des also leiblich pflicht tun sol, auch in solchem zusatz bys uf endung des nechstkonftigen unsers reichstags, wo anders solche sachen mitler zeit endlich nit vertragen wurden, bleiben und beharren sollen.

[5.] Und sol auch auf solchem nechstkonftigen reichstag, wo obgemelte sachen alsdan noch unvertragen stunden, durch uns und die stende von einer merern, dapferern hylf wider obgemelte fridbrecher und echter geratslagt, gehandelt und beslossen werden.

[6.] Dergleichen haben wyr, auch Kff., Ff. und stende des hl. Reichs verwilligt und zugelassen, ob yemant unter uns dergleichen sachen begegnet, das dem oder denselben dergleichen hylf auch mitgeteilt werde.

[7.] Wollet auch solche gereysige mit bester gewarsam schicken, das die durch die ungehorsamen frydbrecher und yre anhengere nit nidergeworfen werden. Und nachdem ander unsers Reichs stende dermassen auch reysige schicken werden, mogen umb besser sicherheit wyllen euer geschickte, do es die gelegenheit gybt, zu anderen stossen, auch eynen unter yne selbst verordenen, auf den sie yr aufsehen haben, bys sie gein Bamberg komen, damit also alle notturftige bestellung im veld dester bas geschee, und ob sie deshalb dry oder vier tag vor oder nach dem angesatzten tag gein Bamberg komen, auch bey dem allen in den Ftt. und oberkeyten, dardurch sie ziehen werden, sonderlich gleit nemen, das ist auch on schaden. Das wyr euch also gn. meynung anzeigen. Datum ut in littera.

[8.] 2. Beilage: Nachdem aber nach verfertigung ditz briefs an uns und gemeyne stend, alhie noch versamelt, durch glaubwirdigen bericht vilfeltig und sonderlich durch gedachts unsers F. von Bambergs schriften gelangt, wie der, so sich nennt Hans von Selbitz und in unser acht vormals declaryrt und verkundt ist, demselben von Bamberg myt eynem grossen geworben reysigen zeug sein und seyns stifts sloß und stat Vilseck wyder die guldein bullen und unsern landfriden, auch wider recht und unabgesagt ausgeprent, geplundert und ine und sein untertan doselbst hoch beschediget, hat uns derselb von Bamberg umb unser ksl. hilf wie der andern tetlichen handlung halb auch unterteniglich angesucht und gebeten. Darumb haben wyr myt gemelten stenden beslossen und im abschid diß reichstags tun setzen [Nr. 1592 [15.]], das unserm hauptman, den wyr gedachtem von Bamberg der vorigen tat halb zugeordnet, bevelh gescheen sol, die verordenten hundert pferd wider die itzberurten beschediger und verwurker auch zu geprauchen, domit solche unpilliche tat gestraft und furo dergleichen verhuet werde.

[9.] Demnach so empfelhen wyr, myt ganzem ernst gepietend, das eyn yeder seyn ufgelegte anzal der hundert pferd furderlich und on abgang uf die bestimpten zeyt und malstat schicke, domit die, wie durch uns in solchem abschid verlassen, gepraucht werden mogen. Doran geschicht unser gefallens. Datum ut in litteris.