Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Vermutungen über einen geplanten Angriff des Kg. von Polen auf den Deutschen Orden; [2.] Hinterlistige Absichten des polnischen Kg. im Zusammenhang mit dem vorgesehenen Schiedstag; [3.] Bestrebungen der Kgg. von Ungarn und Polen beim Papst gegen den Deutschen Orden.

ohne Ort, [März 1510]1

Berlin, GStAPrK, XX. HA, OBA Nr. 19353, Orig. Pap.

Kurzregest: Joachim/Hubatsch, Regesta 2, Nr. 19353.

Kuntschaft vom H. marschal

[1.] Der Bf. [Lukas Watzenrode] von Heilsberg [= Ermland] hat sich zu Thorn laissen offentlich horen, der Kg. [Sigismund von Polen] werd disen somer in Prussen mit gewalt komen, unsern orden zu verdreiben. [...]

[2.] Ich erfar, der Kg. hab eynen gutlichen tag auf St. Johannis [24.6.10], mit meinem gn. H. [Deutschordenshochmeister Friedrich von Sachsen] zu handeln, angenomen. Aber ich besorg hirin groiß hinderlist und betrigery: zum irsten, daß er damit itz auf des Reichs tag zu Augsborg also vil gelympfs will scheppen, daß die ksl. Mt. mit den stenden des Reichs sich genugen laisse und nichtz wider sein perschoin zu tun besliessen, auch daß sich mein gn. H. darauf verlaiß und zum crig ungeschickt sey. Aber wenn die futrung im feld angehet, wirt der Kg. in synem furnemen vort wollen faren, wo es im der almechtig Got umb syner lb. muter willen nicht verstoret. [...]

[3.] Ich erfar ganz warlich, daß die Kgg. von Hungern und Polen mit merklichem fleiß an underlaiß wider meinen gn. H. hart bey Bebstlicher Hlkt. arbeiten, und ir protector arbeit darin mit solicher muhe, als ob die sach sein eygen weher, und unser ordensprotector wirt von unserm gemeynen protector [Kardinal Raffaele Sansoni Riario] verlaissen. Ist villeicht die scholt, daß die Polen groiß gelt geben und wir nichtz. Ich besorg, dyweil dem Babst mehe an den Kgg. ist gelegen dan an meinem gn. H., so werden die Polen iren willen behalten und dan mein gn. H. wollen dringen, bebstlichem bevel folg zu tun. Wo nicht, werden sey die gewalt understen furzunemen. Das Got genediglichen wend. [...]

Anmerkungen

1
 Diese Datierung ergibt sich aus Nr. 206 [2.], wo ebenfalls von einer möglichen polnischen Attacke gegen den Deutschen Orden für den Fall eines Scheiterns des Posener Schiedstages am 24. Juni die Rede ist.