Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Verunglimpfungen des Deutschen Ordens durch polnische Gesandte an der Kurie; [2.] Eintreffen der Gesandten zum Kg. von Polen, dessen Kriegspläne gegen den Orden, Abfertigung von Gesandten zum Reichstag; [3.] Auftrag zur Erlangung eines Vermittlungsangebots des Papstes; [4.] Weisung zu entsprechenden Sondierungen beim polnischen Protektor an der Kurie; [5.] Widerruf der vorgesehenen Gesandtschaft zum Papst.

ohne Ort, 27. März 1510 (mitwochen nach palmarum)

Berlin, GStAPrK, XX. HA, OF 26, pag. 287-289, Kop.

[1.] Hat am 26. März (gestrigs tags) Dr. Kitzschers (nicht vorliegendes) Schreiben erhalten, in dem dieser seine Zufriedenheit mit der Entsendung einer Gesandtschaft zum Papst bekundet und zugleich die Schmähworte übermittelt, mit denen die polnischen Gesandten den Deutschen Orden beim Papst verunglimpft haben.

[2.] Am späten Abend des 24. März (nesten suntag palmarum vorgangen) sind die Gesandten des Ks. und der Reichsstände hier eingetroffen und haben am 25. März (vergangen montag) gemäß beigefügter (nicht vorliegender) Abschrift über die ihnen vom Kg. von Polen erteilte Antwort berichtet. Daneben sie uns sunderlich underricht, weß grosen puchs [= hochmütige Prahlerei] und draw [= Drohung] die Polan getan, als wue die sach auf angesatzten tag nicht endlich vertragen, das sie uns und unsern orden uberzihen wolden, iren willen zu erlangen. Er hat deshalb Gesandte zum gegenwärtigen Reichstag geschickt mit dem Ersuchen, Ks. und Reichsstände sollten den Papst bitten, den anberaumten Tag (am 24. Juni in Posen) ebenfalls zu beschicken.

[3.] Nachdem aber seiner Hlkt. die zeit etzwas kurz, das sein Hlkt. von Rom aus nicht wol schicken mugen, das sein Hlkt. in teutschen landen eynen oder zweien prelaten bevelh teten, die ksl. Mt. und stende anzeigen werden, solichen tag zu besuchen, und sunderlich, das zwei breve, eins an Kg. von Polan, das ander an uns, als aus eigner bewegnus [ergehen sollen], in welichen uns beiderseit geboten, wue die handlung nicht gutlich auf angesatzten tag vortragen ader zu weitern gütlichem ader rechtlichem austrag verfaßt, das alsdann soliche breve unsern beider seiten geschickten in endung des tags uberantwort würden. In welichen wir von beiden teylen gefordert, unser oratores gen Rom als umb Martini [11.11.10] ader weynachten [25.12.10] zu schicken und unser gebrechen mit recht ortern und austragen und nichts gewaldigs gegeneynander üben ader vornemen. Und was hierinnen unsern geschickten von ksl. Mt. und den stenden des hl. Reichs begegnen wirt, haben wir ynen bevolhen, euch neben diesem unserm brief zu schreiben. Demgemäß möge Dr. von Kitzscher sich nach Kräften bemühen, besagte Breven zu erwirken und, wu von Rom aus nicht zum tag geschickt würd, uns solichs zu schicken. Wollen wir damit geparn, wie vorsteht.

[4.] Wue auch solichs von ksl. Mt. und dem hl. Reich nicht gebeten würde, söhen wir vor gut an, das ir mit dem cardinal regius [Friedrich Jagiello?], der Polen protector, geredt hettet, als ob an euch gelanget, wue die sachen auf dem tag zu Pozenau nicht gütlich vortragen, das die cron fürhett, den orden zu uberzihen. Solichem widerstand zu tun, befliessen wir uns umb hulf bei ksl. Mt. [und] andern unsern Hh. und freunden ym Reich, daraus sich blutvergiessen cristlichs volks ursachen mocht. Solichs zu verkomen, hettet ir gedacht, das es dermaß, wie oben angezeigt, durch soliche breve zu verkomen sein solt aber [= oder] durch ander wege, die ir euch mit yme zu underreden und zu voreynigen hett etc., als dann unser protector [Kardinal Raffaele Sansoni Riario] und er solichs zu gleich bieten möchten. Wenn Dr. von Kitzscher es für nützlich hält, soll er dem Kardinal die empfohlene Verehrung von 100 Dukaten geben.

[5.] Zettel: Wird die geplante Gesandtschaft nach Rom nicht abfertigen, außerdem gemäß Dr. von Kitzschers Empfehlung die unwahren Bezichtigungen von polnischer Seite bis auf weiteres auf sich beruhen lassen.