Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Rückkehr der Reichsgesandtschaft zum Kg. von Polen, dessen Drohungen gegen den Deutschen Orden, Bitte an Ks. und Reichsstände um Beschickung des Schiedstages in Posen; [2.] Aufforderung zur Teilnahme an den dortigen Verhandlungen sowie gegebenenfalls zur miltärischen Unterstützung des Ordens; [3.] Fürsprache beim Ks. zugunsten Plettenbergs in Sachen Regalienleihe.

Rochlitz, 30. März 1510 (sonnabint am hl. osterabint)

Kop.: Berlin, GStAPrK, XX. HA, OF 24a, pag. 475-476; Ebd., OF 26, pag. 290-291 (Datum: montag in osterheyligen tagen [1.4.10]).

Druck: Arbusow, UB, Nr. 803 (Datum: 1. April 1510).

[1.] Am 24. März (nestvergangenen palmtag) sind die Gesandten des Ks. sowie der Kff. und Ff., nämlich Dr. Veit von Fürst und Dr. Johann Küchenmeister,1 eingetroffen und haben die beiliegende Antwort des Kg. von Polen2 auf ihr Anbringen überbracht. Daneben uns vermelt, was grosen puchens und drau die Polan sich haben lasen vernemen, alzo wue die sachen nicht auf angesatzten tag vortragen würden, wolten sie uns und unsern orden uberzihen, iren willen zu erlangen. Dorauf haben wir auf den reichstag geschickt, zu sollicitirn, das der tag von unserm H. Ks. und den stenden des hl. Reichs statlich beschickt werde. Dergleichen wir uns von Bebstlicher Hlkt. und der kgl. wird zu Hungern zu gescheen auch versehen, auch lasen bitten, wo sich der tag an ende ader an weyter verfassung enden würd und die cron Polan uns zu beweldigen vornümen, uns und unsern orden mit statlicher hulf nicht zu verlasen. Was uns unser geschickten dorauf für antwurt einbrengen, wollen wir euch nicht verhalten.

[2.] Ersucht den Meister, seine Gesandtschaft zusammen mit denjenigen Vertretern, die aus Preußen geschickt werden, zum 23. Juni (abint Johannis baptiste) nach Posen zu beordern, auch euer sachen alzo anstellen, wo aus den gütlichen handeln nichts und die gebrechen nicht weyter zu rechte verfast würden, das ir uns auf unser furter ansynnen, wo wir vermerken, das die cron Polan unsern orden zu uberzihen wider al unser gleichmessig erbitten, so gehort und furter gehort sol werden, vornemen, mit aller euer macht irem gewaltigen vornemen uns helfen widerstant zu tun und sonderlich darnach schicken, das ir uns nach dem tage, so es die notdorft erheyschet, palt 300 ader 400 pferde gegen Preussen schicken konnet. Er selbst wird sich während des Posener Tages in Sagan in seinen Erblanden, 18 Meilen von Posen entfernt, aufhalten, um seinen Gesandten für eventuelle Rückfragen zur Verfügung zu stehen, und sich im übrigen so verhalten, das wir die cron zu gewaltigem vornemen nicht ursachen, wollen sie aber solchs uben, demselben mit hülf unser Hh. und freunde und andern statlichen widerstant tun.3

[2.] Wir haben auch euer sachen unsern geschickten, mit ksl. Mt. die regalien belangende zu handelen, befolen. Und was ursachen uns bewegen, das wir nicht in eigener person den reichstag besuchen, wollen wir euch bey nester unser botschaft nicht verhalten.

Anmerkungen

1
 Im Exemplar OF 26 fehlen die Namen der beiden Gesandten.
2
 Berlin, GStAPrK, XX. HA, OF 24a, pag. 383-385, Kop. (lat.; Überschrift: Eyngeschlossene antwort, zo ksl. Mt. und des Reichs botschaften von den Polen begegnet).
3
 Zu den Vorbereitungen Hochmeister Friedrichs auf den Tag in Posen vgl. Matison, Politik, S. 447-451.