Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ergebnislosigkeit des Frankfurter Reichsmünztages aufgrund geringer ständischer Beteiligung; [2.] Gefahr für die Goldmünzen im Reich, Ausarbeitung einer ksl. Goldmünzordnung, Aufforderung zur Teilnahme an Beratungen in Augsburg über deren Umsetzung, Androhung von Strafen bei Nichtteilnahme oder Zuwiderhandlung.

Rovereto, 2. November 1509

Orig. Druck m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein): Hagenau, AM, AA 118, o. Fol.; Straßburg, AM, Série 69, o. Fol.; Weimar, HStA, EGA, Reg. U Nr.1, fol. 23, 24, 2 Exemplare; Duisburg, LandesA, Kleve-Mark Akten Nr. 3144, fol. 33; München, HStA, KÄA 3822, fol. 259; Ebd., Kasten blau 270/2, fol. 3.

Kop.: Frankfurt, IfStG, Reichssachen II Nr. 244, fol. 6b-8a.

[1.] Wir, Maximilian etc., embieten allen und ieglichen Kff., Ff., gaistlichen und weltlichen, prelaten, Gff., freyen Hh., dem vom adel, stetten und sondern personen, so gulden münz zu schlahen freihait, herkomen und gerechtigkait haben, unser gnade und alles guet. Wiewol wir in kraft des abschids auf nechstgehaltem reichstag zu Wormbs, under anderm der gulden münz halbe gemacht,1 alle stende des hl. Reichs, sovil derselben unsers wissens diser zeit gulden münz schlahen und münzen, zu entlichem beschluss der abschid und handlungen, so auf etlichen vorgehalten reichstägen, nemlich zu Wormbs, Lyndau, Freyburg und Augspurg, der gulden münz halber begriffen und geübt sein,2 beschriben, ervordert und ernstlichen bevolhen gehabt, das ir ieglicher sein räte, solcher sachen verstendig, auch münzmaister und wardin auf den dritten tag des monats Septembris nechstverschinen gen Frankfurt an den Mayn schicken solt mit bevelch, in vorberürten sachen das nützist und best helfen zu ratschlagn und zu handeln, mit dem anhang, ob ainer oder mer dermassen nit schicken wurden, das nichtsdestmynder durch die andern stende der notdurft nach gehandelt werden solt, alles inhalt unser ksl. brief, deshalbe ausgangen,3 so haben uns doch unser räte, so zu bemeltem tage gen Frankfurt geordent gewest sein, glauplich bericht, wie auf dasselb unser ksl. ausschreiben wenig und der myndertail von den gemelten stenden zu vorberürtem tage geschickt, auch etliche der geschickten räte kainen volkomen gewalt, als sich in solichem gepürt und die notdurft erfordert, gehabt. Deshalb sie, auch andere räte, so bey inen erschinen gewest, auf die handlung, die sie vorgedachter sachen halb miteinander geübt, nichts entlichs beschliessen oder volenden mogen, sonder verlassen haben, ir ratschlege und handlung an uns gelangen zu lassen, als auch beschehen.

[2.] Dweil aber die gulden münz in merklichen abfal und ringerung gewachsen und zu besorgen ist, wo solichs mit stathaftiger, gueter ordenung nit furkumen, das dem hl. Reich, teutscher nacion und gemainem nutz unleydlicher schade, nachtail und verderben daraus entsteen möcht, so haben wir als röm. Ks., dem dareinzusehen und in solichem zu handlen gepürt, auf die ratschlege und handlung, am jungsten zu Frankfurt verfast und uns furbracht, ain ordenung und satzung, wie und welicher massen hinfür im hl. Reich ain gulden münz, die und kain ander in aller handlung kaufmanschaften, gewerben, contracten, verpflichtungen und bezalungen für gwerschaft genomen und gegeben, gemünzt und geschlagen werden soll, deshalb furgenomen, beschlossen und gemacht.4 Und gebieten darauf eu[ch] allen samentlichn und euer yeden besonder von ksl. macht hiemit ernstlich und wellen, das euer iglicher zu entlichem beschluss und volzug diser sachen sein räte, der münz verstendig, auf den 13. tage des monats Januari schiristkomend gegen dem abent mit volkomenem gewalt in unser und des hl. Reichs statt Augspurg haben, seinen besigelten reversbrief nach inhalt diser hiebeygeschickten abschrift5gegn überantwurtung der vorberürten unser ksl. besigelten ordenung alspald übergeben lassen, auch furter alles das, so die notdurft zu gueter bestendigkait derselben ordenung erfordern wurd, zum besten helfen zu ratschlahen und zu handeln ernstlichen bevelhen und eur kainer hirin verziehen noch ungehorsam erscheinen welle. Daran beschicht unser ernstliche maynung. Dan welicher oder weliche under euch, dem oder den diss unser ksl. gebot verkündet oder überantwurt wirdet, dasselb unser gebot verachten und, wie vorstet, nit schicken oder handeln lassen wurd, der oder dieselben sollen als ungehorsamen irer freihait des münzens verwürkt haben und derselben zu gebrauchen hinfür in ewig zeit unwirdig und unempfenglich sein. Und ob darüber ainer oder mer münzen wurde, der oder dieselben solen zusampt vorgemelter pene in unser und des hl. Reichs schwere ungnade und straf, auch die pene, in unser ordenung der münz halben begriffen, verfallen sein. Darnach wisse sich ain yder zu richten. Geben in unser statt und sloß Rofereyt am andern tag des monats Novembris Ao. domini 1509, unserer reiche des röm. im 24. und des hungerischen im 20. jarn.

Anmerkungen

1
 Abschied des Wormser Reichstags vom 16. Juni 1509. Heil, Reichstagsakten 10, Nr. 303 [15.].
2
 Abschied des Reichstags zu Worms vom 7. August 1495 bei Angermeier, Reichstagsakten, Nr. 1593 S. 1144 Art. 7; Abschied des Reichstags zu Lindau vom 9. Februar 1497 bei Gollwitzer, Reichstagsakten, S. 345-347; Abschied des Reichstags zu Freiburg i. Br. vom 4. September 1498 ebd., S. 733-735; Abschied des Reichstags zu Augsburg vom 10. September 1500 bei Schmauss/Senckenberg, Sammlung, S. 77f. Art. XXII.
3
 Ladeschreiben vom 16. Juni 1509. Heil, Reichstagsakten 10, Nr. 305.
4
 Abschied des Reichsmünztags in Frankfurt a. M. vom 14. September 1509. Druck: Heil, Reichstagakten 10, Nr. 523 [2.], [3.]. Vgl. dazu Schneider, Geldumlauf, S. 23.
5
 Wortlaut: Wir, N., bekennen offenli[ch] mit disem brief fur uns, unser nachkomen und erben und tun kund allermeniglich: Als der allerdurchleuchtigist, großmechtigist F., und H., H. Maximilian usw., dem hl. Reiche, teutscher nacion, auch allen landen und leuten und sonderlich gemainem nutz zu wolfart, furderung und guetem ain lobliche ordenung und satzung der gulden münz furgenomen, beslossen und gemacht, auch uns und andern stenden des Reichs, so gold zu münzen und zu schlahen haben, dieselben verkündet und zu halten geboten gehabt hat, alles inhalt irer ksl. Mt. brief, deshalber ausgangen, das wir demnach zu schuldiger gehorsam irer ksl. Mt. und furdrung gemains nutzs in dieselb ordenu[n]g bewilligt, die angenumen und darauf geredt und versprochen haben, bewilligen und nemen die an, gereden und versprechen auch für uns, unser nachkomen und erben wissentlich in craft dits briefs, das wir soliche ordenung, sovil uns dye berürt, in allen puncten und artiklen stet, vest und unverbrochenlich halten, dawider haimlich noch offenlich nit tun noch durch ywands, wer der sey, kainswegs schaffen oder, sovil in uns ist, gestatten geton werden, sonder dieselben in allen irn inhaltungen und meynungen unsers höchsten vleis getreulich vollenziechen und handhaben wellen sonder alle geverde. Des haben wir zu warem urchund unser insigel an disen brief tun henken, der geben ist am. Straßburg, AM, Série XII 69, o. Fol.