Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Ihre Ankunft in Ravensburg, Weiterreise nach Konstanz zum Ks., Vortrag ihrer Werbung mit Entschuldigung für das Fernbleiben Hg. Wilhelms, Antwort des Ks.; [2.] Gespräch mit dem Ks. über die Beilager Kf. Ludwigs von der Pfalz und Hg. Ulrichs von Württemberg; [3.] Teilnehmer an der Eröffnungssitzung des ksl. Tages, Ersuchen des Ks. um Mithilfe bei der Beilegung der Differenzen zwischen dem Bf. von Konstanz und der Stadt Konstanz; [4.] Darlegung Gf. Eitelfriedrichs von Zollern über die militärische Unterstützung des Papstes durch die Eidgenossen und den Konflikt Bf. gegen Stadt Konstanz, Ersuchen um den Rat der anwesenden Stände; [5.] Erörterung beider Themen durch die Stände; [6.] Bevorstehende Schiedsverhandlung zwischen dem Konstanzer Bf. und der Stadt; [7.] Bitte des neugewählten Abts von Reichenau um Unterstützung gegen den Bf. von Konstanz; [8.] Verlesung der entsprechenden Stellungnahme des Bf.; [9.] Ersuchen des Ks. um die Meinung der Tagungsteilnehmer hierzu; [10.] Deren Empfehlung zur Weiterberatung der Angelegenheit auf dem kommenden Reichstag; [11.] Einung des Ks. mit Kg. Wladislaw von Böhmen und Ungarn, Aufforderung des Ks. an die Stände zum Erscheinen in Überlingen; [12.] Geplante Unterstützung des Ks. für den Kg. von Frankreich gegen die Eidgenossen, Ersuchen um den Rat der Stände hierzu; [13.] Aufforderung an Ff. zur Zahlung ihres noch ausstehenden Reichsanschlags; [14.] Bitte der Stände um Weiterberatung der Angelegenheit auf dem kommenden Reichstag, Übergabe dieser Antwort an Gf. Eitelfriedrich von Zollern; [15.] Aufforderung des Ks. zum Erscheinen der Stände in Konstanz; [16.] Deren Ersuchen um Beratung auf dem nächsten Reichstag über Möglichkeiten zur Verhinderung des geplanten Zuges der Eidgenossen nach Mailand; [17.] Bevorstehende Einsetzung eines neuen Rates in Konstanz; [18.] Erlaubnis des Ks. für die Tagungsteilnehmer zur Heimreise; [19.] Ersuchen an Johann von der Leiter zum Verbleib in Konstanz.

ohne Ort, 20. September – 13. Oktober 1510

München, HStA, KÄA 3136, fol. 233a-242a, Orig. Pap.

Item zu vermerken, was und wie allnthalben gehandelt ist
auf dem tage zu ksl. Mt. zu Costenz

[1.] Erstlich sein wir ausgezogen zu München am freytag am abent Mathei [20.9.10] und darnach am montag [23.9.10] gein Rafenspurg komen. Ist ksl. Mt. noch sonst yemant dagewesen. Also sein wir zu ir Mt. gein Kostenz geriten, und am pfintztag [26.9.10] [wurde] gehort also die entschuldigung meines gn. H. [Hg. Wilhelm von Bayern], ausbeleibens halben getan, auch des salzburgischen handels laut unsers bevelch.1 [Wir haben] darneben seiner Mt. anzaigt, wie sonst uns etlich instruction zuekomen [Nr. 723], soverr es seiner Mt. gelegen, itz oder hinfüran auch zu horn. Also wolt ir Mt., das wirs auch anzaigen solten. Das wir also getan und unser gn. H., Altenwaldegk und Polham [= Wolfgang von Polheim] halben, der dreyer stück, seiner Mt. bericht getan. Auf das sein Mt. dise antwurt geben: Ir Mt. hiet des anbietens gn. gefallen, auch der entschuldigung, wiewol sy darfür geacht, das mein gn. H. mit etlichen verwandten in solichen tapfern sachen in aigner person komen solten sein, auch das ir Mt. auf ainmal sich mit meinem H. gn. hiet besprochen. Nichtsdesterweniger solten wir warten und mitsambt andern auf ir Mt. fürhalten das best helfen handlen etc. In den andern vier sachen wolte sich ir Mt. bedenken, alsdann am sambztag [28.9.10] widerumb zu manen.

[2.] Darauf wir ir Mt. gesagt, unser gn. H. hab glaublich in solichen tapfern sachen, dieweil die vormonder sein Gn. zu vertreten schuldig, an not zu chomen vermaint, auch sein Gn. des peyligens unsers gnst. H., des Pfalzgf., kurzlich versicht.2 Deshalben seiner Gn. notturft sey, sich auch darnach zu schicken mit allen sachen. Aber das alles unangesehen, wo sein Gn. gewust, das ir Mt., sonderlich sich mit seinen Gn. zu besprechen, [die Absicht] 3 gehabt hett, ungezweifelt, sein Gn. hett sich in solichem gehorsamlich gehalden. Darauf ksl. Mt. gefragt, ob paid Ff. miteinander beyligen werden.4 Also gesagt, wir wissens nit, aber ungezweiflet, ir Gn. werde es unbedacht und unversucht nit lassen, solichs zu erlangen. Darauf sein Mt. gesagt, das sy gut bedeucht, das solichs beyligen miteinander beschähe und zuging etc.

[3.] Nachmals an freytag [27.9.10] frue [wurde] uns von ksl. Mt. umb drey ur in den reichsrat angesagt. Alda ist gewesen von wegen Pfalzgf. Ludwigen von Fleckenstain, nachmals von unsers gn. H., Hg. Wilhelmen, wegen wir, von wegen des von Wirtenberg der Ippenberger [= Philipp von Nippenburg], haushofmaister, von des von Straspurg wegen Jacob von Oberkirchen, von Bf. von Augspurg wegen H. Cristof von Knoringen, Bf. von Kur [Paul Ziegler] in aigner person, abt von Kembten [Rudolf von Raitenau] auch in aigner person, von wegen der Rstt. Strasburg, Ulm, Nüremberg und Augspurg und etlich aus dem Prisgeu, Sonkau, Elsas, gesandt von der ritterschaft und steten. Darauf haben wir den boten lassen verziehen. Hat ksl. Mt. durch Gabriel Vogt uns lassen fürhalden, wie ir Mt. solich erfordrung aus zwayen ursachen getan hab: Erstlich die erpörung der Schweizer, [die] wider den Kg. von Frankreich der Bäbstlichen Hlkt. zueziehen haben wellen, zum andern die zwitracht, so zwischen dem Bf. von Costniz und der stat Costniz ist. Wiewol die erpörung der Schweizer its zumal abgestelt ist, so haben doch die von Costniz etlich vil beschwärung wider den Bf. [Hugo von Hohenlandenberg] und capitel schriftlich ksl. Mt. ubergeantwurt.5 Welich geschriften ksl. Mt. dem Bf. zuegestelt hat, sein verantwurtung schriftlich darauf zu geben, des aber noch nicht beschehen. Deshalb ir Mt. bitt, ein gedult zu haben bis morgen [28.9.10] umb drey ur nach mittag, daselb auf solich schriften helfen das best fürzunemen und, dieweil solich aufruer der Schweizer hinfuran sich mer begeben mochten, weg fürzunemen, wie man dem begegnen sol oder fürzuchomen sey.

[4.] Item am sambstag [28.9.10] umb drey or widerumb beschiden in das closter. Ist komen von wegen ksl. Mt. der von Zorn, Gf. Ulrich von Montfurt, Gf. Sigmund von Lupfen und Gabriel Vogt. Also der von Zorn uns von wegen ksl. Mt. mit langen, zirlichen worten und umbstenden [gesagt], mit was maß ksl. Mt. sich in ainung mit Babstlicher Hlkt., Frankreich, Spanien, Engellant getan, das, so von dem hl. Reich aufgestanden, verhoff, widerumb dardurch zu erlangen. Und im grund sein furhalden sich auf zwen weg oder artikl gelendt:

Anfanklich die erpörung der Schweizer, das die der Babstlichen Hlkt. willens zuezuziehen gewesen sein. Wo das bescheen, das alsdann solichs ksl. Mt. in irem fürnemen wider die Venediger zu nachtail geraicht hiet. Aber derselbig zug sey ditzmals abgestelt, also das sy, dy Schweizer von allen orten, widerumb ab- und hininzogen sind. Deshalb ksl. Mt., weyter mit uns ratzuschlahen, ditzmals nit not ist. Aber ee wir abschaiden, wol ksl. Mt. weyter mit uns handln.

Zum andern, weil sich merklich irrung zwischen dem Bf. und capitl von Costenz an ainem und der stat Costenz anders tails halden, und aber ksl. Mt. auf dem vergangnen reichstag zu Costenz vil darin gehandlet, aber nichts verfenglichs ausrichten mogen,6 und darnach durch ir Mt. rete abermals gehandlet.7 Dieselben paid tail darzu gebracht, das ein anlas beschehet, also das der Bf. drey und die stat auch drey benennen sollen. Die sechs sollen all irrung horen und vleiß haben, die hinzulegen, wo aber sy nit volg haben mochten, entlich daryn zu sprechen macht haben solden, wo sy sich aber des nit verainen mochten, ainen obman miteinander zu erchiesen. Welichem tail derselb alsdann zuefal, bey demselben beleiben soll. Desselben obmans haben sy sich aber nicht mogen verainen. Dardurch dise sach in irr beliben und der unwil je lenger je mer sich gemert, ksl. Mt. angeloffen. Daruber ksl. Mt. H. Hanslin Imer von Gilgenburg und H. Albrechten von Landenburg, die abermals, von irer Mt. wegen darynnen zu handlen, bevolhen. Dieselben vast all irrung vertragen hetten allain bis ungeverlich an drey oder vier artikel. Dardurch der handl widerumb erstossen ist worden. In mitler zeyt sein noch mer irrung zwischen ainem capitel und der stat, die nit in vorangezaigtem anlas begriffen sein worden, eingefallen. Demnach die von Costenz ye lenger ye mer in unwillen komen und der handl so verr erwachsen, das sy schier mit den Aidgenossen in verstantnus komen weren. Dieweil aber ksl. Mt. als röm. Ks. an diser stat vil gelegen, sey irer Mt. will und gemuet nit lenger, sy in solicher irrung zu steen lassen. Damit wir aber dester kürzer an den handl komen, so welle ksl. Mt. uns anzaigen, was sy bisher darin gehandlet und baiden tailen fürgehalden hab. Ist die maynung, dieweil vormals ain anlas von beiden tailen bebilligt, wie dann der vor angezaigt ist, und allain an dem obman der gebruch, das dy sechs sich nit haben mogen eines obmans verainen, gewest ist, sey irer Mt. maynung noch, das es bey solichem conpromiss und anlas beleiben soll, also das noch yeder tail drey benennen sol, und waryn sich dieselbigen nit mogen verainen, so woll er als röm. Ks. sich selbs als dem, dem solichs zu tun gebür, für ainen obman anzaigt haben. Und solich artikl, warin sich die sechs nit mogen verainen, woll ir Mt. als obman daryn entlich erkennen, bey dem es alsdann an alles mitl beleiben soll. Des furschlags hab also ain jeder tail bedacht genomen. Darauf sey ir Mt. beger, das wir irer Mt. auch in solichem raten wollen. Damit wir aber dester statlicher mogen darin ratschlagen, so hab ir Mt. bevolhen, all klagen und des Bf. antwurt, auch die mitl, so der von Gilgenburg und Landenburg furgehalden und fürgeschlagen haben, das alles zu uberantwurten.

[5.] Item auf solich furhalten haben wir ainen bedacht genomen, alsdann an sonntag [29.9.10] umb ain ur nach mittag widerumb zusamenkomen. Alda im kloster haben wir all eingelegt geschriften, darin all irrung verfast, gehort, darauf beschlossen, dise nachvolgent antwurt ksl. Mt. zu geben, das uns ir Mt. furschlag für gut und nütz ansehe und sein ungezweifelt, sy werden ksl. Mt. in solichem gehorsamlich wilfaren, wo aber irer Mt. etwas widerwertigs würde begegnen, hab uns ir Mt. widerumb zu erfordern. Und solich antwurt haben wir zu geben verordent von der Ff. wegen meines H. von Wirtenberg haushofmaister Ippenberger, von der Rstt. wegen Dr. Neithart, von der ritterschaft und stet wegen des Preiski, Sunki und Elsas der [Fh. Sigmund] von Falkenstain.

Item am montag nach Michaelis [30.9.10] nichts gehandlt.

Item am erichtag [1.10.10] widerumb angesagt, in die pfalz umb drey ur zu ksl. Mt. zu chomen. Daselb wir lang gewartet, nachmals widerumb abgesagt und zu morgens [2.10.10] umb acht ur widerumb beschiden.

[6.] Also ist am mitwoch [2.10.10] umb acht ur in der pfalz ksl. Mt. zu uns komen und durch den von Zorn fürhalden lassen, wie der von Costniz und das capitel, auch die stat Costniz der ksl. Mt. furschlag zu baiden tailen hetten gebilligt, auch yder tail seine drey geordent und benent. Dieselbigen sechs weren auch umb die achte stund beschiden in die stuben bey dem taim8, die sachen anzufahen und zu handlen. Deshalben ir Mt. ditzmals die sachen zu rue stelte.

[7.] Es hiet aber der neuerwelt abt in der Reichenau [Markus von Knöringen] ain klag ir Mt. zuegestelt uber den von Costniz, die lies sein Mt. verlesen. Ist vast in der substanz dise maynung: Wie er, der von Knoering, durch gemaynem convent in beybesen des [Abts] von Kemeten [= Kempten] als ksl. Mt. verordenter mit gemainer wal zu ainem abt erwelt were. Daryn ime aber der von Costniz irrung tete und ain babstliche wull [= Bulle] wider ine erlangt hiet, in craft derselben sich des unterziehen wolt. Dieweil aber das ain gefurst kloster und albeg ain freye wal gehebt hiet, auch dem hl. Reich zuegehort und mit sondern freyhaiten vor andern begabt, so die Babstlich Hlkt. in dise lande kome, dieselbigen punkt, was das sein sol, er auch anzaigt hat. Darauf sein und seiner freuntschaft untertenig bitt, ine gnediglich bey solicher wal beleiben zu lassen und darbey schutzen und schirmen. Und wo ir Mt. bedeucht, das er zu solicher verwaltung noch der jar zu jung, so mog er leiden, das ir Mt. ime [Berater] zuverorden, die helfen, das pest und nutzest dem gotzhaus furzunemen, so lang, untzt er an den jaren und sonst zu solichem tauglich sey zu verwalten, wann er wolle sich dareinschicken, das meniglich sehen soll, das er sich, als ainem solichen gaistlichen prelaten wol zu tun gepur, halten woll.

[8.] Daeentgegen ließ ksl. Mt. die antwurt, so der von Kostnitz auf vorangezaigte klag ir Mt. gegeben hett, auch lesen, in der substanz vast die hernachvolgint maynung lautunt: Er hiett die klag des erwelten abts verstanden. Es were aber bisher solich kloster durch boß ordnung und regiment in abfallung und merklich verderben komen. Demnach die Babstlich Hlkt. ine als des orts Bf. durch ain wull darzue geordent und solich kloster dem stift zuegeaigent, mit dem es widerumb zu aufnemung und erhohung mit gotzdinst, gaistlicher haltung und sonst kome. Welich wullen ir Mt. anzaigt were und darauf zu Augspurg auf nechstgehaltem reichstag, ine in die possess zu setzen, zuegesagt [Nr. 232 [2.]]. Darauf were sein untertenig bitt, ine bey solichem genediglich zu beleiben lassen etc.

[9.] Auf solich gehort klag und antwurt wer seiner Mt. beger, ime in solichem zu raten. Darauf bevalch uns ir Mt., das wir als die gesanten von den Ff., dergeleichen die von den Rstt., auch von seiner Mt. ritterschaft und stet seiner dreyer landen [Breisgau, Sundgau, Elsaß] und seine rete yeder teil auf ain ort zusamengen solten und rat zu schlahen, was seiner Mt. daryn zu tun sey. Was sich alsdann ain yeder tail darin entschließ, seiner Mt. anzuzeigen etc.

[10.] Also gieng ain yede partey auf ein ort, und wir entschlussen uns die maynung: Dieweil der handel etwas groß und merklich daran gelegen were und die Reichenau ain gefurst kloster, das mit hohen freyhayten vor andern begnadt, daneben der Bf. mit bäbstlicher wullen auch versehen were, bedeucht uns, das ir Mt. den handl zu ir näme und auf den nachstgehalten reichstag, der an zweifl in kurz werden soll, allen stenden den furhielt, alda mocht statlich und vernunftiglich der handl erwogen werden, und in mitler zeyt dises kloster zu irer Mt. handen neme, statlich darzue ordnet, damit das gotzhaus mit der geistligkayt und sonst wol versehen würde. Also gaben wir ksl. Mt. solichen unsern ratschlag. Ward von allen dreyen reten ainhelliglich dergestalt auch beschlossen. Darauf sagt der von Zorn, ksl. Mt. ließ ime disen ratschlag auch gefallen, und beschied uns, umb drey ur nach mittag widerzukomen.

[11.] Daselb hielt uns der von Zorn fur, wie die ksl. Mt. mit dem Kg. von Ungern an heut [2.10.12] in ainung komen were,9 des sich ksl. Mt. verhofft, das es ir Mt. und dem hl. Reich zu wolfart und nutz kommen soll. Sey sein Mt. willens, zu morgens am pfintztag [3.10.10] ain lobambt singen zu lassen. Auch sey irer Mt. maynung, das wir zu morgens gein Uberling komen sollen, daselbs auf weyter beschaid warten. Versehe sich, H. Hans von Landau und die gesanten, so ir Mt. zu Luzern hab, ungeverlich in dreyen tagen zukomen. Woll uns ir Mt. dieselb antwurt, so irer Mt. von den Schweizern gefall, horen lassen.

Darauf am pfintztag noch dabliben und am freytag [4.10.10] gein Uberling komen.

[12.] Item am sambztag [5.10.10] darnach umb zwo ur sein wir beyeinander gewesen. Hat ksl. Mt. durch den Gabriel Vogt uns lassen furhalden [Nr. 712], wie seiner Mt. gewisse kuntschaft komen sey und ain wares wissen hab, das die Schweizer noch des alten furnemens sein und mit macht der Babstlichen Hlkt. zueziehen wollen. Dieweil dann solicher zug ir Mt. an irem fürnemen merkliche verhindrung bringen würde und den Venedigern zu trost und hilf wurde komen, auch durch das Ft. Meylant muesen ziehen, des dann ir Mt. brueder, der Kg. von Frankreich, mitsambt Genua von ir Mt. und dem hl. Reich zu lehen hat, mit dem wie ein ander F. des hl. Reichs seiner Mt. verpunden ist, auch in craft des vertrags, so sy mitainander haben, gebür ime, den Kg. von Frankreich als ir Mt. brueder nit zu verlassen, sonder irer Mt. gemuet und willen sey, wo sy, die Schweizer, soliches ires fürnemen nit wurden absten, ernstlich dargegen ze handlen. Darauf sey ir Mt. beger an uns als an die, so allenthalben an die ort der Schweizer stossen und darumb gelegen sein, ir Mt. daryn zu raten und helfen, wie die ort, flecken, schlos und stet besetzt und gegen inen statlich gehandlet werden moge.

[13.] Weyter, ob noch etlich Ff. under den botschaften den anschlag des Reichs nit bezalt hieten, das alsdann ain yeder seinem F., der in nicht bezalt hab, zueschreib, vleiß ancher, damit solich gelt seiner Mt. in kurz erlegt werde.

[14.] Item auf solich ksl. Mt. furhalden sein wir, der Ff. botschaft, besonder, auch die von den Rstt. auch sonderlich zusamengangen, und wir uns von stund an, dise antwurt ksl. Mt. zu geben, entschlossen: Dieweil der weniger tail der Ff. ire potschaft da beyeinander und das ain merklicher, grosser handel, daraus vil mag ervolgen, ist, gebur uns nicht, wir haben auch das nicht in bevelch, so in klainer anzal daryn zu raten. So wissen wir, auch die, so da sein, nit die gelegenhayt der flecken, wie die zu versehen sein. Darauf ksl. Mt. unterteniglich gebeten, solich sachen auf den nachstkunftigen reichstag, den auch ir Mt. dester furderlicher ausschreiben soll, [zu bringen]. Alda mag ir Mt. disen handel tapferlich und statlich erwegen, ratschlagen und beschliessen.

Item am sontag [6.10.10] nichts gehandelt.

[Folgen Nr. 713, 714]. Dise antwurt hab ich, [Johann] von Bern [= von der Leiter], und Luzern [= Gabriel Nützel], Bm. von Nürenberg, als geordent von wegen der stent ksl. Mt. in der Mayenau auf yrer Mt. bevelch geschriftlich dem von Zorn ubergeantwurt am erchtag nach Francisci [8.10.10].

[15.] Darnach am pfinztag [10.10.10] frue ksl. Mt. maister Hans Renner zu uns, den stenten, gein Uberling geschickt, der uns unter andern beschiden hat, das wir umb drey ur desselben tags bey ksl. Mt. zu Kostniz in der pfalz sein sollen. [Folgt Nr. 719].

[16.] Item am sambztag nach Dionisy [12.10.10] umb die 12. ur hat ksl. Mt. uns zu irer Mt. erfordert, durch den von Zorn lassen furhalden mit vil zierlichen worten im grunt die maynung: Erstlich so kumb ir Mt. warnung, wie die Schweizer noch willens sein solten, auf Maylant zu zu ziehen, der maynung, als wolten sy der Babstlichen Hlkt. zueziehen. Wo das beschehe, so will ir Mt. ganz nicht zu gedulden geburen, in ansehung, das der Kg. von Frankreich Maylant von ir Mt. und dem hl. Reich zu lehen tragt. Deshalb er, der Kg., von Maylant wegen ir Mt. mit lehenpflicht verwant wie ander Ff. im Reich. Derhalb ir Mt. ime widerumb in schutz und schirm ze halten schuldig; zum andern in vermog des vertrags, zu Kamek [= Cambrai] aufgericht; zum dritten, das solich zug ir Mt. an ir Mt. fürnemen wider dy Venediger zu meniglich nachtail komen mocht; zum vierten, das sy stet gedenken, dem hl. Reich abzuziehen wider den vertrag, so zwischen ir Mt. und in zu Pasel aufgericht.10 Demnach ir Mt. als röm. Ks., wo sy der ains furter fürnemen würden, in kainen weg solichs zu gestatten gepuren woll, auch den Ff. so wenig als ir Mt., solichs zu gedulden, leidlich sey, sonder sy in gegenhandlung von stund an zu schicken. Demnach sey irer Mt. begern [an] ain yedem, seinem F. soliches anzuzaigen, mitler zeyt hie und des ausgeschriben reichstag sy zu bedenken, dieweil sich ir Mt. versicht, ain jetzlicher F. in aigner person zu komen, wie man auf demselbigen tag, solichs zu furkomen, auch daentgegen handlen sol, und dis von den steten, das auch also zu bedenken, hinder sich zu pringen, damit sy auf genannten tag mit volligem gewalt erscheinen und das pest zu beschliessen helfen.

[17.] Auch so hab ir Mt. auf den gestrigen ratschlag [Nr. 719 [2.]] mit besetzung des rats mit den von Costniz lassen handlen, das sy ganz irer Mt. zu gefallen in solichem und andern ze halden erboten. Demnach so woll ir Mt. vor seinem abschaiden ainen neuen rat, das ain yede zunft seine zwen selb erwelen sol, ordnen und setzen, in hofnung, sy werden unterteniglich als frum leut sich furbas halden.

[18.] Zum letzten, so woll ir Mt. uns von allen stenden genediglich erlauben, und sollen unsern gnst. und gn. Hh., den Ff., das sy durch ir potschaften gehorsam erschinen sind, sagen, das solichs ir Mt. von inen gnad und gefallen hab, auch ainem jeden F. irer Mt. gnad, freuntschaft und alles guts zu sagen.

[19.] Und darneben mir gesagt, ich sey nicht gefertigt, soll noch verziehen. Darauf ich am sambztag [12.10.10] und sonntag [13.10.10], auch auf pessrung des Gf. [Christoph von Ortenburg], ob ich den mit mir hiet mogen bringen, gewart.

Anmerkungen

1
 Eine entsprechende schriftliche Instruktion für die beiden Gesandten liegt nicht vor.
2
 Das Vermählung Kf. Ludwigs von der Pfalz mit Sibylle von Bayern erfolgte am 23. Februar 1511.
3
 Nicht lesbares Wort im Archivale.
4
 Für den Herbst 1510 wurde auch die Vermählung Hg. Ulrichs von Württemberg mit Sabine von Bayern geplant. Vgl. Nr. 279 [1.].
5
 Bei den Streitigkeiten zwischen Bf. Hugo von Hohenlandenberg und der Stadt ging es um Fragen der Abgrenzung bfl. und städtischer Hoheitsrechte. Zu Einzelheiten vgl. Rublack, Einführung, S. 129-139 (= Exkurs I).
6
 Vgl. Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 440.
7
 Vgl. ebd., Nr. 981.
8
 Evtl. ist auch tann zu lesen. Die Bedeutung des Wortes bleibt in beiden Fällen unklar.
9
 Zum Zustandekommen und zum Inhalt dieses Abkommens vgl. Nr. 27 Anm. 1.
10
 Am 22. September 1499. Vgl. Nr. 713 Anm. 3.