Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine Empfehlung an Venedig namens der Eidgenossen, sich mit Ks. Maximilian zu verständigen; [2.] Eroberungspläne des frz. Kg. in Italien mit Hilfe eidgenössischer Söldner; [3.] Empfehlung, die Chance des Ks. auf ein Zusammengehen mit den Eidgenossen nicht zu versäumen.

Zürich, 28. März 1512

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 20) 1512 März, fol. 57-58, Orig. Pap. m. S. (Vermerk: Zu iren selbs handen).

Unterläßt es, über die Verhandlungen auf der Züricher Tagsatzung zu berichten, da dies bereits Johann Storch in einem eigenen Schreiben (Nr. 866) tut.1

[1.] Aber daneben ist mir von allen sandboten gemaynlich ain beschwerlich last aufgelegt und begert, das ich ksl. Mt. disen handel mit allen umbstenden und was mich deshalb nottorftig, nutz und gut bedünk anzaig und ir Mt. ermanen soll, zu betrachten, was ir Mt., dem hl. Rich, auch iren erblichen und andern landen und leuten daran gelegen sey, das ich auch den Venedigern widerumb ernstlichen schreyben und anzaigen soll, sich mit ksl. Mt. in zimlichen vertrag und bericht zu begeben und, wo das durch die, so bisher darunder getaydingt haben, noch nit beschehen wer oder sin mocht, alsdann auf ir vorigs erbitn, inen, den Aydgnossen, und mir darin zu handeln zu vergonnen, mit dem anhank, wo sy solchs abschlahen oder verachten wurden, das sy dann ksl. Mt. uf ire begern wider sy hilf und bystant tun wolten etc. Wiewol nu ich mich in solichen schweren hendeln an vernüft und geschicklichkeit selbs untuglich und cleynfugig erkenn, han ich mich doch auf ir ernstlich anhalten und begern des nit entziehen mogen und demnach den Venedigern vorgemelt maynung geschriben [Schreiben liegt nicht vor]. Das ich aber ksl. Mt. oder euch die merkliche beswerigkeit und grosse dises handels, auch was nützs oder unrats irer Mt., dem hl. Rich, landen und leuten kunftiger zeyt daraus erwachsen mag, so gar gruntlich und aigentlich, als die nottorft wol erfordert, anzaigen konne, ist uber meyn vernüft. Bevilh solichs irer ksl. Mt. und euer betrachtung, die das irer gelegenhait und den itzigen zitleufen nach, so mir unwissende sein, hoher und bas dann ich wissen zu erwegen.

[2.] Aber aus allen des Franzosen furnemen und handelungen kan ich nit anders vermerken, dann das er entlich des gemuts und willens ist, auch alle sein tun und lassen darauf schickt, ganz Ytalia unter sein gewaltsam zu bringen. Darnach wurd es uber die nehesten anstosser als ksl. Mt. erbland und andere Ff. und Hftt. geen, also das er zuletzt gewaltiger herrscher im hl. Reich sein und es dahin bringen wurd, das Ff., Gff. und Hh. und wir alle ime botmessig werden und zu hof reyten müssen. Ich trag auch merklich fursorg, wo er itzo in der eyl etliche tausent knecht aus den Aydgnossen erlangen mag, das er die sachen an der gefordert soma 200 000 kronen, so die Aydgnossen fur ir ansproch von ime haben wollen, nit erwynden, sunder dieselben geben werde, dann er durch die knecht ein soliche und vast mehre soma vilfaltiglich widerumb erlange, auch den Babst und Venedig mit den knechten ubereylen und seynen willen und grossen nütz schaffen mag. Dweil er nu noch teglichs sein pratiken bey etlichen orten, stetten und personen in der Aydgnoschaft fur und fur ubet und sich kayn gelt beräun lest, besorg ich, wo von wegen ksl. Mt. eylends nit dagegen getracht und gehandelt, das er seynen fortel und willen erlangen werde.

[3.] Darumb ist mein getreuer rat, auch ernstlich und vleissig und hochste bitt, das ir soliche merkliche obligende beschwerung, darin kaynen augenblick gefeyert sein wil, bey und under euch selbs, auch dem regiment zu Ynsbruck und, wo euch not bedunkt, mit guter, wolbedechtlicher dapferkait furderlich beratschlahet, ermesset und erweget, was boßs oder guts daraus erwachsen mag und den glücksfall, so ksl. Mt. itzo fursicht, nit verachtet, sonder euerm rat, gutbedunken und wes ir euch entschlissent durch schrift oder botschaft, wie euch das fur das best ansiht, vor dem angesatzten tag, nemlich sontag quasimodogeniti [18.4.12], her gen Zurich schaffent, damit deshalb nichts verseumbt werde. Dann ich bin ganz ungezweifelt, wo ksl. Mt. die sachen diser zyt recht an die hand nymbt, das er dardurch groß gemacht, auch sein ksl. ere und wierde gemehrt und erweytert, darin seiner Mt. grosser nutz daraus entsteen und das hl. Rich, auch land und leut in friden und ruhe gesetzt, ir Mt. auch die Aydgnossen darin noch willen und gefallen haben und fynden werde. Dazu ich meyn leib und gut auch sezen wil, unangesehen manigfaltigs ansuchen und bitten, von wegen des Franzosen bey mir geübt, von dem ich groß gelt und gut haben mogen, wo ich mich zu ime hett begeben wollen, das doch ferr von mir sey und, ob Got wil, nymmer beschehen soll. Darumb wollent grosse der sachen, die kaynen verzug erleyden wil, zu herzen fassen und darin, wie obsteht, sunderlichn handeln. Wes ich dann darzu gehelfen, raten oder gedienen kann, sollent ir mich alle zyt leibs und guts ungespart und unverdrißlich fynden. Datum in eyl sontags judica Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Zur Rolle Ulrichs von Hohensax als Unterhändler zwischen Ks. Maximilian und den Eidgenossen im Frühjahr und Sommer 1512 vgl. Bänzinger, Ulrich VIII. von Hohensax, S. 74-80.