Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Kritik am Vorgehen des Ks. in Sachen Mailand, Gründe für den Widerstand von Eidgenossen und Mailändern gegen Ehg. Karl, Empfehlung zu einer vertraglichen Bindung Massimiliano Sforzas an das Haus Österreich vor dessen Belehnung mit Mailand.

Baden im Aargau, 19. August 1512

Innsbruck, TLA, Maximiliana I 44/20 II. Teil, Nr. 49, Orig. Pap. m. S.

Gruß. Wir schreiben hiemit ksl. Mt. alle handlung mitsampt dem abschid, wie ir dann us demselben irer Mt. schreiben [Nr. 903] zu vernemen hapt. Aber darneben tu ich euch us sonderm vertruwen ksl. Mt. und dem loblichen hus Osterreich zu gut getreuer maynung zu wissen, das mich bedunken, das not sein woll, das ksl. Mt. und ir von ir Mt. wegen sich weislich und anderst, dann bisher beschehen ist, den laufen nach in handel schick. Dann hett ksl. Mt. vor dem zug der Aidgnossen die sachen bass bedacht, ir Mt. hett das Hgt. Mayland mit verwilligung Babstlicher Hlkt., des Kg. von Hispania und der Venediger gar leichtlich, damit sy von Franzosen erlost wern worden, zu handen Hg. Karlins bringen mugen. Aber es ist nit beschehen, sonder Hg. Maximilian und die Aidgnossen darein geschoben und damit zu ewigen frunden gemacht. Got woll, das es dem hus Österreich in kunftig zeit nit zu nachtail kum, dann als mich die handlung ansicht, so wirt unser profit wenig darin bedacht. Sy haben der veraynung halb hinder uns mitainander gearticulirt, Got geb, das es als gut sey. Deshalb mein torichter rat ist, soverr ksl. Mt. Hg. Maximilian nit dermassen gefasst hett, das sein Mt. sein und seiner erben gewis und mechtig, ob es in kunftig zeit darzu kom, das wir wisten, das er unser und kainer andern partey wer, das dann solchs, vor und ee er eingesetzt wurd, nochmals bescheh, das auch die ksl. Mt. ir selbs nit vergeß, dann soll den Aidgnossen ain solch gut und pension werden, vil billicher ksl. Mt., dann on der hilf und zutun es nymer mer beschehen wer. Zudem wist ir, in was nachtail und costen die ksl. Mt. und derselben land und leut des Hgt. Maylands komen sind. Ich hab auch, als ich der Aidgnossen und Maylander handlung gesehen hab, nit underlassen konnen und mit etlichen sondern vertruwten personen geredt, ich sech wol, das sy das Hgt. Mayland tailen und die ksl. Mt. und Hg. Karlin ganz usschliessen wollten; es wurd den weg nit gewynnen, wir wollten der gans auch ain feder haben; die ksl. Mt. wurd in dermassen nit einkomen lassen. Warumb sy doch Hg. Karlin nit haben wollten? Darauf was ir antwurt allweg, der Kg. von Frankreich wer inen der end zu ainem nachburen zu mechtig gewesen, das wurd der auch. Aber die ksl. Mt. wiste sich selbs wol in handel zu schicken und sein tail zu nehmen; bey inen wurd nichts erlangt etc. Wöllt nun Hg. Maximilian die investitur haben, er miest mir auch ain liedlin singen und zu mein handen geben Breß [= Brescia], Bergaman [= Bergamo], Kromonen [= Cremona] und was die Venediger ingehept haben und darzu gnugsame versicherung, das das Hgt. Mayland ain aufsehen auf das hus Österreich haben miest, sunst werden wir aller welt spott zum schaden. […] Das alles hab ich euch als meinem gunstigen H. us sonderm vertruwen guter, treuer maynung nit wollen verhalten, verrer ksl. Mt. und des hus Österreich nutz und notdurft darin zu betrachten. Datum Baden im Ergau auf den 19. tag Augusti Ao. etc. 12.