Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Auftrag, die Hgg. von Sachsen angesichts der Unklarheiten in den Friedensverhandlungen mit Venedig zum Stillstand in der Erfurter Streitsache und zum unverzüglichen Erscheinen auf dem Reichstag zu veranlassen; [2.] Hoffen auf Einsicht der Hgg. in die Aufrichtigkeit seiner Ausgleichsbemühungen.

Trier, 21. März 1512

Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 207, fol. 105a-107a, Kop. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner).

[1.] Getreuen lieben, wir haben euer schreiben, uns ytzt getan [liegt nicht vor] mit zuschickung der antwurt, so unser lb. oheimen Kf. und Ff., die Hgg. zu Sachsen, euch auf euer werbung [Nr. 1077 [10.], [11.]], auch unser ausgegangen missif gegebn haben, vernomen. Und als ir liebden under anderm sich in derselben irer antwurt erbotn, wo es uns und dem hl. Reich furtreglich und erschieslich were, so woltn sy uns zu undertenigm gefallen unser und des Reichs sachen fur ir aigen beswerungen und obligen diser zeit achten und ansehen und zwischen hie und St. Jacobstag [25.7.12] dy declaration der acht nit publicirn noch sich der gebrauchen, und ir uns dabey angezaigt habt, das unser oheimen, Hg. Fridrich und Hg. Georg, zu dem reichstag in aignen personen zu komen, willig und gehorsam sein, daruf verkunden wir euch, das dy Venediger den frid, wie unser Hl. Vater, der Babst, mitsambt dem Kg. Aragon uns den furgehalten, ganz abgeslagen haben. Darumb unser und des Reichs merklich notturft erfordert, mit zeitigem rat unser und des Reichs Kff., Ff. und ander stende dareinzusehen, was ferner zu handln sey. Und dieweyl uns und dem Reich fast furtreglich, nützlichen und erschieslichen ist, das mit der declaration der achte und dem krieg dismals stilgestanden werd, empfelhen wir euch mit ganzem ernst, wollen, das ir den gemelten unsern oheimen von Sachsen allen solchs anzaiget und an ir lieb begeret, das sy uns zu gefallen mit der declaration der acht und dem krig bis auf Jacobi schiristen stilstehn und das dieselbn Hg. Fridrich und Hg. Jorg von stund aufsein und zu uns here gein Trier auf den reichstag komen und mitsambt uns und andern Kff., Ff. und stenden in unser und des Reichs grossen, schweren obligenden sachen und hendeln das best helfen raten, handeln und furnemen, in massen dan ir lieben und ir vordern bisher alwegen getreulichn getan haben und wir uns noch zu ynen genzlichn und ungezweivelt versehen, und das sie hirynnen nit verziehen, dan wir mitsambt den andren Kff. und Ff. allain auf ir zukunft warten. So wollen wir alsdan in der gulchischn sachen auch gnediglich handeln, wie wir uns vormals erboten haben.

[2.] Und nachdem sich derselb unser lb. oheim und Kf., Hg. Fridrich, ab unserm begern beschwert und vermeint, das solchs, auch dy missif, so wir an euch ausgehn haben lassen, dem abschid, so er von uns zu der Neustat [a. d. Aisch] genomen hat, widerwertig sey, es beschee auch seiner lieb kain volligs benugen, dan dy von Erfurt allain dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] und nit den ausgangen mandaten [Nr. 172, 174] volziehung teten, daruf wollet seiner lieb, auch Hg. Johansen und Hg. Jorgen anzaigen, das wir nit anders gemeint noch verstanden haben, dan wo dem abschid zu Augspurg nachkomen wurd, das sie domit zufriden weren. Darzu haben sich unser neve, der EB von Menz, und dy von Erfurt mer und höher dan sie beclagt, das ynen mitler zeit vil beschwerung und schadens durch sie zugefügt worden sey. Wo nu alle sachen in dem stand, daryn dy zu zeiten des gegeben abschids zu Augspurg gegeben sein, gestelt werden solten, als dy ausgangen mandata inhalten, so würde es durch dy parteyen, nachdem sie sich beyde, wie vorstet, beclagen, dermassen disputirt, das solchs nymer zu end komen mocht. Darumb wir der ausgangen mandata dismals geschwigen haben. Und bedünkt uns ye, das dieselben unser missif dem abschid zu der Neustat nit widerwertig sey, dan unsern oheimen von Sachsen, wo dem abschid zu Augspurg durch den EB zu Menz und dy von Erfurt nachkomen wirdet, an irer gerechtigkeit, so ir vorfarn und sie in der stat Erfurt gehabt und noch haben, nichts benomen ist. Und erhoffen ye, ire liebden sollen durch solchs mit besserm fug dan mit dem krig der sachen zu ainem guten end komen, wie wir dan den gemelten unsern ohem Hg. Fridrichen und Hg. Georgen zu irer zukunft weyter berichten wellen. Und habt der sachen guten vleis und sonderlich, das unser ohem Hg. Fridrich und Hg. Georg zu stund mit euch anziehen, dan dy sachen nit wol dy bite [= Verzögerung] erleyden mogen. Darzu haben dy Venediger itzt ain groß verlust gehabt, wie unser ohem Hg. Fridrich wais, darumb eylends daryn gehandelt muß werden. Das ist unser ernstlich meynung. Geben zu Trier am sontag letare Ao. etc. ym zwelften, unsers reichs ym 27. jaren