Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Befehl zur unverzüglichen Entsendung eines Bm. oder Ratsmitglieds zum Reichstag.

Trier, 18. April 1512

Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Ks. Maximilian I. Fasz. II, fol. 32, Orig. Pap. m. S. (p.r.p.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).

Ersamen, lblibra (Pfund) . getreuen, wir haben daz schreiben, so ir dem edlen unserm lb. getreuen Paulsen von Liechtenstein, Fh. zu Castlkorn, unserm marschalk unsers regiments zu Ynnsprug und haubtman zu Ratemberg am Ynn, getan, darin ir anzaigt, wie ir eurer Bmm. auf dem kunftigen angesetzten pundstag notdurftig seyt und daz er euch deshalben gegen uns eurs ausbeleibens auf unserm furgenumen reichstag zu Trier entschuldigen solle, vernumen.1 Und dieweil aber uns und dem hl. Reiche an obgedachten unserm reichstag vil gelegen ist, auch der maist tail von Kff., Ff. und andern stenden auf dem bey uns erschinen und die handlungen desselben reichstags angefangen sein, empfelhen wir euch ernstlich, daz ir von stund an ainen eurer Bmm. oder, sover ir der nit entpern möchten, ainen andern eurn ratsfrund mit volmechtigem gewalt hieher auf gemelten unsern reichstag schiket und damit lenger nit verziehet noch ichts daran iren lasset, angesehen, das uns und dem hl. Reiche vil daran gelegen ist. Daran tut ir unser ernstliche maynung. Geben in unser und des Reichs stat Trier am 18. tag Aprilis Ao. etc. 12, unsers reichs im 27. jarn.2

Anmerkungen

1
 Das Schreiben Augsburgs an Liechtenstein liegt nicht vor, hingegen dessen Brief aus Innsbruck vom 7. April 1512 an Zyprian von Serntein mit der Mitteilung, Augsburg habe sich an ihn gewandt wegen des Bm., den es auf der kommenden Versammlung des Schwäbischen Bundes einsetzen müsse. Bittet Serntein, Augsburg deswegen beim Ks. zu entschuldigen. Innsbruck, TLA, Maximiliana XIII 393, fol. 194, Orig. Pap. m. S. (eigenhändig).
2
 Daß sich Augsburg wegen der Beschickung des Trierer Reichstags wenig später auch an den ksl. Kammermeister Jakob Villinger wandte, zeigt folgendes Schreiben Ks. Maximilians an die Rst. aus Trier vom 28. April 1512: Villinger habe ihm eur schreyben und endschuldigung eurs aussenbeleibens, ime getan, furbracht und underteniglichen gebeten, eur ditsmals aus angezeigten ursachen gnediglichen zu verschonen. Des wir dann zu tun geneigt gewesen weren. Aber dieweyl auf disem unserm reichstag die von den Rstt. in kleiner und ganz geringer anzal bisher alhie erschinen sein und sich die andern des Reichs stend auf euch in iren handlungen weygern, wir auch vormalen dergleichen endschuldigung nicht annemen wellen, demnach emphelen wir euch abermals mit ernst und wellen, das ir on ferrer aufhalten und verziehen einen aus euch mit volmechtigem gewalt hieher auf gedachten reichstag verordnet und, wo ir eures Bm. nicht emperen mugt, einen andern eurn ratsfreund mit volmechtigem gewalt hieher verordnet und in solichem keinswegs verziehet oder weyter anzug suchet, damit wir durch solich eur ungehorsam an unserm furnemen nit verhyndert werden. Augsburg, StadtA, Literalien Personenselekt Ks. Maximilian I. Fasz. II, fol. 37, Orig. Pap. m. S. ( a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein). – Mit Schreiben aus Trier vom 4. Mai 1512 teilte Villinger Augsburg mit, er habe sich mit großem Engagament für dessen Anliegen eingesetzt, aber keinen Erfolg gehabt. Der Ks. bestehe auf der unverzüglichen Abfertigung einer Gesandtschaft. Wenn Augsburg keinen Bm. entbehren könne, solle es ein anderes Ratsmitglied zum Reichstag schicken. Augsburg, StadtA, Literalien 1512, o. Fol., Orig. Pap. m. S.