Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Kop.); DV v. a. Hd.: Summari der handlung des regenspurgischen reichstags, 1541

B  koll. Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Kop.); ÜS: Was zeitung des Turcken halben einkomen, das habt ir hiebey gelegt zu vernemen; marg. Notiz: 30.6.1541.

Ausz.: Roth, Zur Geschichte, T. V (ARG 4), Nr. 108 , S. 261 Anm. 2 S. 261–262.

Mit Ofen stat es noch in vorigem wesen mit der belegerung der kgl. Mt. kriegsvolckh. Und die anschleg sollen darauf gericht sein, das volckh in der stat ußzuhungren [sic!], die proviand des zugangs zu weren etc. Dann sie sollen fast not leyden an underhaltung speis und warten der türckhischen rettung und entsetzung, wie die kuntschaften melden, welche der konig am 27. Juny allen stenden des reichs, so dißmals alhie gegenwertig, in offenlicher audientz haben lesen lassen. Wiewol zu vermuten sein will, es beschehe zu furderung des beschluß der begerten eylenden türckhenhilf, aber onedas hat man kaufmansbeyzeittung, das solcher kuntschaft zufal zu geben ist.

Nun hat man am abent Petri und Paulj, den 28. Juny, die eylend hilf der ksl. und kgl. Mt. durch die religionstend bewilligt auf 24.000 starckh, das ist die hievorige turckhenhilf zu der helft. In summa der romtzuganschlag, nemlich 4.000 zu roß und 20.000 fußvolckh solde, die zeit uff vier monat lang, im August negstkunftig, sovil moglich, uffm musterplatz und antzug zu sein. Darzue von der beharrlichen hilf auch zu underreden und der notturft nach zu schliessen, aber mit dem beding und furbehalt, sover sie gemainen friden und gleichmessig recht haben mugen, laut der ubergeben schriften. Mgf. Jorg von Branndenburg etc., item, die stet Nurmberg, Nordlingen, auch der F. von Bayrn-Sarbrickh sein auch mit in disem beschluß vergleicht.

Die andern chur- und fursten stend haben fur sich allain auch antwurt geben, weyl die religion protestirenden stend des friden und rechten halben aus herruerung der religion beschwerung des camergerichts processen mit inen nit beschliessen möchten. Aber ir bewilligung und furschlag benannter turckhenhilf ist nit hoher dann uff 12.000 man zu roß und fueß angeben, das also der religionstend bedenckhen und ratschlag noch ainst so starckh ist forth die andern.

Nachvolgende tage als den 30. Juny, der letzt dises monats Juny, haben die röm. ksl. und kgl. Mtt. den religionstenden uff solchen iren obvermelten furschlag und underthenigste bewilligung der 24.000 antwurt antzaigen und christenlich ubergeben lassen, das ir Mtt. dißmals zu der eylenden hilf nit mer dann 12.000 man suchten und begerten, mit dem anhang, die kunftige beharrliche hilf mit der beratschlagung auch fur hand zu nemen, mit ferner ansuchen und begern, die angehefte condition, den gemainen frid und das gleichmessig recht belangende, fallen zu lassen. Wol ist dabey auch berürt, yedoch unerclerlich allein in gemain, ir ksl. Mt. wollten einsehens haben, frid und recht uffzurichten a oder ain–a ußdruckhte maß, ordnung und zeit, welchs hievor auch in dem fall vertröst, doch uß verhinderung anderer zufell und unmus der gescheft nit erfolgt. Was nun solche verenderung b mit sich pringt und ain innerliche maynung–b und verstand haben mag, das ist bey geubten hofleüten liederlich zu ermessen, aber von den fursichtigen will es ferner zu betrachten und zu erwegen sein. In summa von etlichen mocht es darfur zu achten und zu vermuten sein, nachdem dieselben religionstend die condition in irer bewilligung und erpiettung solcher angehangnen eylenden türckhenhilf mitc fürgewandt, sover sie gemainen frid und gleichmessig recht haben etc., damit man wisse, wie ain stand neben dem andern sesse, das man villeicht, solchs zu thon, nit willige maynung haben möchte oder aber die andern, der bäbstlichen religion anhengig, darzue nit vermocht wöllen werden. Dieweil es dann christenliche, erbare, rechtmessige und pilliche suchung und bitten sein, so mag es in auch nit zu verargen steen, sonder das fortand so vil mer ir, der protestirenden religionstend, unmeidenlichee höchste notturft erfordert, darob zu halten.

In summa der religionstend bedenckhen stat darauf, nemlich einen gemainen friden, ein gleichmessig recht. Das bitten sie uß ursach, das edict, vergangen jar zu Wormbs wider die protestirenden religionsstende außgangen, das ist noch nit aufgehaben, in welchem dieselben verwandten stende als abgesonderte der romischen, catholischen kirchen und, auf gut teutsch, als die abtrunnigen vermaint werden. Solch edict ist noch unaufgehaben. Darauf volgen auch die abschid auf den verloffen reichstag Speyr 1529 und Augspurg 1530. Derselb abschid zu Augspurg ergrundet sich uff das erst edict zu Wormbs, daraus auch verner das cammergericht sein genaigte, willige ursach fürnimpt, nach demselbenf gegen den protestirenden und irn verwandten zu procedirn als diejhenige, so abgesonderte der kirchen camerrechtg wolthat genießlich noch empfengklich sein mugen, sam wer sich an ine nit zu vergreiffen, und das solchem also, das sy, cammergerichtsherrn, die assessores aus den geordneten reichskraissen bey irem camergerichtsrath nit annemen wöllen, er begebe sich dann irs aids, welcher darauf fusset und ergründet ist, den abschiden zu Augspurg und Speir gemes, das ist teutsch gemaint, auf das erst edict, zu Wormbs außgangen, derhalben solche religionstende nit unpillich bitten und begern, gemainen frid und gleichmessig, bestendig recht. Uber solchs und darbey haben sie, die protestirenden stende, nit vergessen, das zu erinnern, was der aufgericht fridstand zu Nurmberg vermöge, so baiden Kff. Mentz und Pfalltz aus röm. ksl. Mt. bevelch und als die furnemliche reichsstende dasmal abgeredt und abgehandelt, darzue die handlung zum Caden in Behaim, item, dabey die [vernern] rechth abermals fridhandlung zu Wien in Östereich2, alles in ordnung nachainander volgend. Yedoch will es nit volkommenlich zu gemainem, bestendigem friden und unverdechtigem, gleichmessigen recht gedeyhen, bedacht noch durch die partheyschen reichsstende erwegen werden zu irer selbs und menigklich[s] fridlichen wolfart. Dann wie die sag und wissentlich, so suchen ye die protestirenden nit ain neu recht, sonder gemainen frid und gleichmessig recht, wie obvermelt. Darzue vermag die ksl. Mt. furderlich und wol fügklich zu kommen, nemlich mit disen wegen, das edict, zu Wormbs vergangner jar außgangen, darzue die reichsabschid zu Speir im 29., darzue den abschid zu Augspurg im 30., negst darnach volgend, durch abhandlung bey den widrungen, fürnemlich den gaistlichen reichsstenden aufzuheben und abzuschaffen. Dann solche abschiden ergründen und ziehen sich in das edict. So sein auch die person des cammergerichts uff den abschid zu Augspurg, im 30. ergangen, veraidet. Item, reformirung der ytzigen cammergerichts argkhwönigeni personen furzunemen.

Item, verneuren und ercleren den hievor uffgerichten fridstand zu Nurmberg, durch Mentz und Pfalltz, baide churfursten, durch ksl. Mt. bevelch oder gnedigste zulassung dasmal im 32. jar uffgericht. Daneben das auch auf die zeit zu Nurmberg und auch die nachvolgende handlung jungst zu Frannckhfurt, als der Ebf. zu Lunden kayserlicher commissarius gewesen, in den artiklen, was sachen in die christenliche religion gehörig und gemaint sein sollen, auch genedigst zu erklern, wie dann dasmal zu Frannckhfurt dieselben schriften ubergeben, uns [bis] so lang in der religionsach durch Gots gnad mit Gottes wort christenlich eintracht und vergleichung in 3, 5 oder mer jarn troffen werden durch gemaine oder national concilia, auch in andere christenliche wege erfolgen mögen. Dann dieselben protestirenden stende haben sich vor vil jarn und bis an diese zeit in christenlicher confession und durch die appologia irs rechten glaubens erclert. Item, si erpieten sich auch mit götlicher und heyliger schrift berichten und weysen zu lassen, wie dann nunmals vil taglaistung damit zupracht als Augspurg im 30., Frannckhfurt, Hagenaw, Wormbs und dißmals zu Regenspurg. Item, der gaistlichen guter halben, das darin gemaine ordnung und reformation furgenommen und dermassen uffgericht und gehalten werden, damit das beneficium propter officium beschehe, dieweil es Got ainmal geben und geaignet, das es auch in seinem lob, ehr und heyligung seins namens gepraucht und angewendt werden, dem negsten christenmenschen zugut und in rechter liebe den armen und durftigen furzuwenden, namlich den seelsorgern, predigern, caplan, schulen, lerern und dienern, spital. Item, haußarmen mit hilf zu thon. Der jugend, so in der leer, welche darzue geschickht und taugenlich erkannt werden, und also furtan zu andern milten, christenlichen sachen und wercken. Uber solchs auch der armen pfarrer, prediger und kirchendiener verlaßne weiber, erben und kinder, so taugenlich und geschickht befunden, christlich zu bedenckhen, zu underhalten und zu fürdern. Solchs alles thun sich die protestirenden angeben und zu erfolgen anpietten, wie auch solchs der merer tail under inen ytziger zeit dermaß gehalten würdt, uns [bis] auf weitter verpesserung gemainer ordnung und reformation, alsj obberürt ist.

Im 40. und 41. kurtzlich uffainander statliche versamlung der theologen und gelerten beysammen gewesen und davon offenlich und in sonderhait disputacion und gründtlich reden gehabt, aber alles an dem erwunden, das sie mit götlichen, evangelischen schriften nicht anders haben mugen beschaiden werden, derhalben ir suchung, bit und erpiettung ye pillich bedacht, auch alles kchristlich, erbar und rechtmessig geacht und gehalten wurdt, weyl sie neben solchem gemainen, bestendigen friden und gleichmessig recht begern. Auch fürnemlich irs glaubens lere und bekantnus rechenschaft zu geben an gepürenden enden christenlichen geordneten oberkaiten, wie dann dißmals zu Regennspurg uff gehalten reichstag solche handlung fürgewest und durch der röm. ksl. Mt. verordnung abermals ufs neu tractirt sein worden, aber noch unvergleicht anhengig.

Anmerkungen

1
 Roth hat das Stück dem Schreiben Wolfgang Rehlingers an Georg Herwart vom 2. Juli 1541 [vgl. unten Anm. 3 zu Nr. 805] zugeordnet.
a
–a In B: aber one.
b
–b Fehlt in B.
c
 Nach B korr. aus: nit.
d
 Nach B korr. aus: forten.
e
 Nach B korr. aus: unwiderliche.
f
 Nach B korr. aus: denen sollen.
g
 In B: kamerreten.
h
 In B: rhet.
2
 Zum Vertrag von Kaaden vom 28. Juni 1534 und zum Wiener Vertrag vom 20. November 1535 vgl. Kohler, Antihabsburgische Politik, S. 368–369; Mentz, Johann Friedrich der Grossmütige, Bd. II, S. 42–48 und S. 52–68 und Schlütter-Schindler, Der Schmalkaldische Bund, S. 148–152.
i
 In B: arg verdachtigen.
j
 Nach B korr. aus: alles.
k
 In B: als.