Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 90r–93v (Kop.); DV v. a. Hd. fol. 93v: Copei der antwort, dem marggraven churfursten auf sein ansuchen der turckenhulf halben schriftlich zugesteelt. 1541, Regenspurg, Freitag, den 8. Julij. Nota: der von Goßlar schrift, darauf sich diß concept referirn thut, hat mein gnedigster her vor beihanden gehabt, derwegen vor unnot geacht, seinen kfl. Gn. dasselb wider zutzuschicken.

B  koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/04, Regenspurgischen Reichstags, Religion und andere Händel vermöge einer hierbey [...] 1539–1547, fol. 285r–287v (Kop.).

C  koll. Konstanz StadtA, G 19 (Reformationsakten), fol. 444r–447v (Kop.); DV fol. 447v: Der protestierenden dritte antwurt, dem Kf. von Brandenburg in namen ksl. Mt. gegeben, belangende die turgkenhilf, uff 8. Julij.

Nachdem der Kf. zue Brandenburgk etc., meyn gnedigster her, durch seiner kfl. Gn. rethe, nehmlich Adam Trottenn, marschal, Stachius von Schliebenn, Jacob Schilling und Dr. Cunrat Metzsch den stenden der augspurgischen confession anderweit anzeigen lassen1, welchergestalt die röm. ksl. Mt., unser allergnedigster her, seinen kfl. Gn. bevel gethann, bey gemelten stenden antzuhalten, daß sie die angeregte condition des bestendigen fridens und rechtenß dißmal fallen lassen und die begerte turckenhulf neben andern Kff., Ff. und stenden des reichs leisten wölten, mit ferner einfurung, daß die ksl. Mt., auf sechs monet einen bestendigen friden, inmassen der anher uff diesen reichstagk von irer ksl. Mt. gegeben und ausgeschrieben, auch mit suspension und stilstant der achten und processen am keyserlichen camergericht zu verschaffen, erbutig und daß mitlerweil ire ksl. Mt. darauf verdacht sein wölten, daß ein gemeyner, bestendiger frid und gleichmessig recht aufgericht und verordnet werden sölte, daß auch bereitan itzunder ire ksl. Mt. in der arbeit weren, den friden zu beratschlagen, auch das gleichmessig recht uftz[u]richten, wie sie auch hierinnen der Kff., Ff. und stende bedencken begert, und welchergestalt hiebeneben seine kfl. Gn. allerley statliche ursachen und persuasionn, solche begerte turckenhilf der ksl. Mt. zu underthenigem gehorsam und gefallen obberurtermassen nicht zu wegern, angetzeigt, solchs alles haben berurte stende von seinen kfl. Gn. gantz freuntlich und undertheniglich vernohmen und thun sich erstlich gegen der ksl. Mt. des gnedigsten willens und erbiethens zum underthenigsten bedancken. Dann sie auch irer Mt. gemuet hietzuvor nicht anders vermerckt, dann daß ire Mt. zu erhaltung friden und ruhe im reich deutzscher nationn gnedigst geneigt.

Nhun haben ire ksl. Mt. auß dieser stende gegebnen antwort gnedigst vernohmen, das sie nicht allein, die eilende turckenhulf mitzuleisten helfen, willig, sonder auch sich eines mehrers underthenigst erbothen haben. Auß was ursachen aber ihnen, die angehengte condition des fridens und rechtenß fallen zu lassen und in solche turckenhulf zu bewilligen, gantz beschwerlich, das haben ire ksl. Mt. auß der nechsten irer gegebnen antwort [Nr. 190] gnedigst auch verstanden. Dann, wiewol ir ksl. Mt. einen frid und stilstand hietzuvor auch verfugt, so ist doch derselbig dergestalt in mißverstandt gezogen, daß nichtsdesterweniger diese stende zum höchsten beschwert und in teglicher fhar und besorgnus sitzen mussen. Deßgleichen, opwol ire Mt. sich mit gnedigstem bevelh, mandaten und suspension der acht und processen am camergericht gegen diesen stenden uff itzigem reichstag ertzeigt, solche mandata und suspensionn außkundigen und publicirn lassen, so ist doch demselbigen nicht parirt worden, dann sich das camergericht, ungeachtet solcher ksl. Mt. verschaffung und suspension, nicht allein wieder die stat Goßlar, in welcher habe und guter sich Hg. Heinrich von Braunschweig in werender ksl. Mt. suspension eintzunisten und zu inmittirn gebeten, und die von Goßlar under dem schein der vermeinten acht zu irer rechtlichen defension mitnichten zugelassen werden mugen, sonder auch wieder etzliche andere diß theilß verwante stende zu procediren angemast und sollen sich die am camergericht vernehmen lassen, dieweil sie nicht allein von der ksl. Mt., sonder auch von Kff., Ff. und stenden des reichs zu solchem gericht verordnet, so konten sie one bewilligung der andern stende der ksl. Mt. suspension und geschefte nicht gehorsamen.

So sol auch Hg. Heinrich von Braunschweig, ungeachtet der ksl. Mt. bevelh und mandaten, mit sperrung der strassen, prophiants und anderer thetlichen handlung die stadt Goßlar zum hochsten bedrangt und beschwert, wie sonder zweiffel die ksl. Mt. solchs von irem verordenten comissario gnedigsten bericht werden empfangen haben, und sich auch gemelter von Braunschweig biß auf diese stunde desselben nicht enthalten solle, wie dann auch in neuligkeit etzliche der von Goßlar burger nicht weit von Goßlar geschlagen und entleibt worden sein sollen und solchs auß hiebei verwarter copey der von Goßlar clagen zu befinden ist.

Op nuhn wol die ksl. Mt. sich gnedigst, einen solchen friden mit der suspension und verschaffung, inmassen wie auf diesen reichstagk gescheen, auf sechs monet zu geben und mitlerweil zu fernerm, bestendigen friden und anrichtung gleichmessigs rechtenß allergnedigst vertrösten und erbieten thut, welches auch nicht anders, dann gnedigst von irer ksl. Mt. gemeint, vermerckt wirdet, so hette doch ire Mt. gnedigst abtzunehmen, was solcher frid und suspension diesen stenden fruchten und nutzen möchten, do demselbigen nicht wircklicher, dann bißher gescheen, parirt werden solte.

Derwegen, so were dieser stende freuntlich, dinstlich und underthenig bit, der Kf. zu Brandenburgk etc. wölte diese ding freuntlich und gnediglich zue gemut furen und es bey der ksl. Mt. dahin fordern helfen, daß irer Mt. bevelh und geschefte wircklich volge gescheen möchte, also daß am camer- und andern gerichten der gescheenen suspension allenthalben parirt und wieder diese stende in solchen und dergleichen sachen ferner nit procedirt wurde und die vermeinten acht also suspendirt pleiben möchten, daß den geechtigten ire recht noturft active und passive nicht benohmen und der von Braunschweig von seyner thetlichen, unpillichen beschwerung gegen den steten Goßlar und Braunschweigk gentzlich ab und in ruhe stehe. Dann one das, so hette ir Mt. gnedigst zu bedencken, daß mit solcher suspension und friden diesen stenden nichts geholfen, daß sie auch in solcher hochsten drancksal und beschwerung iren religionßverwanthen pillichen schutz und hulf nicht wegern möchten2.

Und auf solchen vhal und erbiethen ksl. Mt. so weren diese stende geneigt, die begerte eylende hulf neben andern Kff., Ff. und stenden der ksl. Mt. zu underthenigkeit mit zu leisten helfen. Nachdem aber sich etzliche hern nicht versehen, daß die turckenhulf anders dann mit vorgehendem, bestendigem frid solte gesucht oder begert worden seyn, und derwegen die gesanthen von denselbigen auch keynen andern bevelh haben mugen, so seint sie erbutig, solche irer ksl. Mt. suchung, begern und erbiethen an dieselbige ire hern zum forderlichsten zu gelangen, der zuversicht, daß es an irer verwilligung obberurter gestalt auch nicht mangeln werde, dann es je am tag, daß diese stende semptlich und sonderlich zu leistung der hulf wieder den erbfeint des christlichen glaubenß, den Turcken, gantz geneigt und an ihnen kein mangel erscheinen lassen, soferne allein im reich frid und ruhe erhalten, und sol solch hindersichbringen den sachen auch keinen vertzug geberen. Und seint demnach, sich mit den andern stenden auf die uberigen puncten solcher eilenden hulf halben zu vergleichen, erbutig.

Welches alles gemelte stende, dem Kf. zue Brandenburgk etc. auf seiner kfl. Gn. gescheene erinnerung und anzeig freuntlicher und undertheniger meynung hinwieder zu vermelden, nit underlassen wollen, mit bith, sein kfl. Gn. wölten es nicht anders dann im besten und der sachen noturft und gelegenheit nach vermercken, sich auch hierauf mit freuntlicher und gnediger forderung ertzeigen.

Anmerkungen

1
 Vgl. die protokollarische Notiz vor der Kopie, Frankfurt ISG, Reichssachen II Nr. 909, fol. 68v–70v, hier fol. 68v: Als der Kf. zu Brandenburg in nhamen ksl. Mt. den funften und siebenden Julij bey gmeynen protestirenden steenden der eylenden turckenhylf halben ein sünderlichen furschlag und ansüchen gethan (wie auß volgender schrift zum theil zu vernhemen), haben gedachte stendt noch allerlay deßhalben gehaptem bedencken seine kfl. Gn. den 8. Julij in schriften wiederumb beantwort wie nachvolgt. Die Verhandlungen der vier brandenburgischen Räte mit den Protestierenden werden andernorts auf den 6. Juli 1541 datiert vgl. den Bericht der herzoglich-sächsischen Reichstagsgesandten über den Verlauf verschiedener Verhandlungen auf dem Reichstag zu Regensburg, [Regensburg, 1541 August 1] [Nr. 75].
2
 Vgl. die Zusammenfassung der voraufgehenden protestantischen Forderungen zur Achtsuspension, Wien HHStA, RK RTA 6, unfol. (Notizzettel); ÜS: Comment les protestans désirent la paix: Que la chambre impériale et autres justices parent à la suspension de toutte part et qu’ilz ne procèdent sur cest ou semblables affaires plus avant contre lesdits estatz et que les bans soient de sorte suspenséz, que les bannis ne soient privés en leurs nécessitéz de droit active et passive. Et que le duc de Brunßwig se déporte entièrement de toutz ses oppressemens desraisonnables contre les villes de Brunßwig et de Goßlar, autrement peult sa majesté penser, que la paix et suspension ne leur profiteront de rien et leur commendroit défendre leurs adhérens quant ilz en seroient requis.