Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. E 138, fol. 294r–304r (Kop.); AS v. a. Hd. fol. 294r: Anderweit schrift an die ksl. Mt. in etzlicher chur- und fursten nhamen Hg. Wilhelms von Braunschwig halben. 1541. Regenspurg.

B  koll. Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/04, Regenspurgischen Reichstags, Religion und andere Händel vermöge einer hierbey [...] Anno 1539–1547, fol. 435r–446v (Kop.); AV fol. 435r: Ist dermas nicht ausgangen, sondern geandert. Ich weis aber die anderung nicht.

Es hat Hg. Heinrich von Braunschwieg auf unser euerer ksl. Mt. von wegen unsers lieben oheimen, schwagers und vetters, Hg. Wilhelm zu Braunschwieg etc. nech [sic!] uberantwurte supplicationschrieft [Nr. 264] ein vermeinten, gantz ungegrundten und schmelichen gegenbericht [Nr. 265] euerer ksl. Mt. in schrieften vortragen, davon euere ksl. Mt. uns copeien allergnedigste zustellen lassen, des wir uns auch kegen euere ksl. Mt. underthenigst bedancken. Nhun hetten wir uns solches des von Braunschwiegs unbefintlichen und schmelichen anziehens keinswegs versehen, zuvorderst der orter, da er uns zu hochsten unschulden auflegen und zumessen darf, als ob wir inen durch unsere uberantwurte supplication widder Got, eher und recht beschwerta, das auch unsere beschehene bit widder [= weder] zu recht nach zu erbarkeit stathaben kondte und das wir mher aus haß, abgunstb und widderwillen dan aus rechtmessigen grunden oder aus freuntlichem mitleiden und erbarmen seinem bruder, Hg. Wilhelm, widder ehre zu handlen, auch widder brief, siegel, aidt verschreibung nach obligation zu halten, bewegen und unfreuntlichen, unbruderlichen willen erwecken wolten, das auch etzliche aus uns, supplicanten, sich widder iren willen hetten untherschreiben mussen. Dann zudeme, das solchs uns von Hg. Heinrichen mit ungrundt, c aus giftigem hertzen und, als der die warheit und, das seine hendel an tag komen, nit wol leiden kann–c, gantz unschuldiglich zugemessen, so solten wir je billich mit solcher schmelichen, ertichten auflage in ansehung furstlichen stands und nahmens, sonderlich aber euerer ksl. Mt. allergnedigsten beschreibens und vergleitens zu diesem reichstag verschonet plieben sein, wollen auch solch schmelich zumessen hierin zu gemuthe gezogen und, d unser ehren notturft dorgegen zu geburlicher zeit vorzuwenden, wissen–d. Stellen in keinen zweivel, euere ksl. Mt. werdene unnotturftigen anziehens selbst ein ungnedigs misfallen tragen.

So mogen wir auch wol in warheit sagen und berichten, das uns widder neidt noch haß oder einiche andere ursachen, sonder allein freuntlichs, schwegerlichs und vetterlichs mitleiden zu unser underthenigsten anzeig und erinnerung, Hg. Wilhelms halben gegen euere ksl. Mt. beschehen, bewogen.

Da auch Hg. Heinrich seiner ungleichmessigen f und unbruderlichen–f handlungen, gegen seinen bruder, Hg. Wilhelm, vorgenommen, guthen schein, wie er sich des vermessenlicheng ruemen thut, gehabt hette, was ist ime dan vonnothen gewesdt, davon schelt- und schmeliche wort one alle verursachung auszugiessen. Und ist keiner untherschrieben, er sei bei solcher handlung gewesen und habe, dieselbige auf die furbit vor Hg. Wilhelm zu thun, berathschlagen helfen. Das er aber weither vorwendet, als ob unser person noch zur zeit nicht genugsam legittimirt und das solch ansuchen uns, dieweil Hg. Wilhelm gegenwertig sei und ine nicht beclage noch mit ehren beclagen muege, nicht gebure etc., darauf euerer ksl. Mt. wir in aller underthenigkeit nicht pergen wollen, das nach vermuge der gemeinen rechte unser person zu solchem underthenigsten ansuchen, bitten und begern, bei euerer ksl. Mt. beschehen, genugsam legittimirt sein, dann es ist offenbar, das Hg. Heinrich seinen bruder, Hg. Wilhelmen, mit gewalt gefangen und bis ins 13. jar in schwerer gefencknis enthalten, h dadurch er den landfrieden geprochen, offentlichen gewalt geubt und die peen privati carceris, das ist laesae maiestatis verwirckt hat, soferne er nicht beweisen wirdet, das er solchs aus befelich euerer ksl. Mt. oder aus rechtmessigen ursachen gethan habe, inmassen er bisheer nicht bewiesen hat noch sich in dieser seiner vermeinten antwurt zu thun erbeut. Nhun seint aber die obgemelten crimina alle crimina publica, von welcher wegen nicht allein die freundtschaft, sonder auch sonst jederman clagen mocht, folget daraus, das wir solch–h beschehen underthenig ansuchen nicht unbillich gethan haben, sonderlich, dieweil wir befunden, das Hg. Wilhelm in dem angezognen vertrag i so hart verstrickt und verbunden worden ist, das er, vor sich selbst zu clagen, bedencken mochte haben, und derhalben vor ein teil cristlich lieb geachtet, ime so ferne beizustehen und zu helfen, das er solchen schweren bandt und verpflichtung moge erledigt und, selbst zu clagen, one außzug gefreihet werden.

Damit–i haben aber wir Hg. Wilhelmen nicht bewegen wollen, widder brief und siegel etc. zu handlen oder unfreuntlichen willen zu erwecken, sondern dieweil dis ein sache ist, daran den fursten teutscher nation und auch unserm freund, Hg. Wilhelmen, gelegen ist, haben wir eine bit gethan, die Hg. Wilhelm selbst zu thun aus billigkeit der rechte auch nicht benomhmen gewesen were oder noch nicht ist, dann es offenbar, was er sich verschrieben und verpflichtet hat, das er solchs metu carceris gethan hat und nicht einer schlechten forcht halben, sondern er hat bis ins 13. jar gesessen, schweren kerckner [sic!] one ursach gelitten und nicht eher ledig werden muegen, er habe dan den gemelten allerbeschwerlichsten vertrag eingangen und bewilligt. Ist auch zu solchem kerckner durch offenbare gewalt komen, in seinem mitaigenthumb und vetterlichen erbe mit angelegter gewaldt gefencklich angenommen und gesatzt worden. Dieweil dan alle recht sagen, das die dinge, so aus solchem trangsal, gewalt und forcht erzwungen werden, nicht kraft haben, so ist je war, das Hg. Wilhelm nach vermuge gemeiner recht unbenommen gewesen were, seine notturft selbst bei euerer ksl. Mt. zu suchen. Des ziehen wir uns auf die recht. Zudeme so hat auch uns solchs wol gebuert, dann solte das in deutscher nation aufkomen, das ein bruder mit dem andern das vetterliche erbteil dermassen teilen solte, das were ein uncristlicher, unerlicherj handel. Das hat uns zu solchem ansuchen bewegt.

Soviel antrieft, das sich Hg. Heinrich vernehmen lasset, das solche vertrege mit gutem willen und wissen Hg. Wilhelms und des lands zu Braunschwieg aufgerichtet sein, wirdet sich solchs wol erfinden, so Hg. Wilhelm auf freie fueße gestelt wirdet und er zu den sachen selbst reden magk. Dann welcher mensch wurdt dergleichen vertrag nit wollen einreuhmen oder zugeben, mit deme solchergestalt gehandlet wurde. Derwegen k Hg. Heinrich die ausflucht, das wir nicht zu clagen haben solten, nicht furtragen magk. Euere ksl. Mt. kan auch daraus seinen grundt wol vernehmen. Were auch ime viel erlicher und rhumblicher gewesen, auf die hauptsache, nemlichen, ob er aus bevelich euerer ksl. Mt. seinen bruder gefencklich angezogen, bis ins 13. jar gefencklich enthalten, aus forcht des gefencknis und fhar seines leibs von seinem vetterlichen erbe, landen und leuten abgedrungen, ursachen anzuzeigen, damit dannocht euere ksl. Mt. und wir andern, das er dermassen gegen seinen bruder nicht gehandelt, hetten mogen vernehmen. Das were ime erlicher gewesen, dan bose scheltwort auszugeben.

Wir wissen seher wol, haben es auch in unser supplication euerer ksl. Mt. genugsam berichtet, das Hg. Heinrich durch einen vermeinten, abgedrungenenl  vertrag gedachten seinen bruder von landen und leuthen ausgestossen. Das aber derselbig vertrag mit guetem willen, ane bedrangnus und nach getreuem rath der gemeinen landtschaft des furstenthumbs Braunschwieg aufgericht, wie Hg. Heinrich vorgiebt, das geburet ime, Hg. Heinrichen, zu rettung seiner ehren und glimpfs zu beweisen–k, ob gleich wir oder sonst niemandts clagen mochte, dieweil inen die that so hart anclagt und erwiesen ist, das er seinen bruder mit gewalt grieffen, gefencklich gelegt und gehalten, im gefencknis vertrag mit ime gemacht, welches je ding seint, zum hochsten verpothen, gueten sitten widderwertig, derwegen er, Hg. Heinrich, seine antwurt zu beweisen, schuldig ist. Dann einmal glauben wir war und wirdet es Hg. Heinrich aus gewissen nit leucknen mugen, das er Hg. Wilhelm ane vorwissen der landtschaft unverschulter sachen gefencklich annemen und die angezeigte zeit gefencklich enthalten habe. Mag aber hernacher der landtschaft diesen schein, als ob er des von euerer ksl. Mt. befelich hette, gemacht und vorgegeben haben, inmassen sich ane zweivel und mher erfinden wirdet, dann, das solche geschwinde befelich von euerer ksl. Mt. mit rechter wissen zu erlangen sein, mogen wir nit glauben.

Zum andern, so ist auch war und landtruchtig, das Hg. Heinrich seinen bruder auf solche unbruderliche, gefenckliche annehmung in harter, schwerer gefencknis bis in das 13. jar nicht mit geringer far seins gesundts sitzen und doraus auf keines churfursten, fursten noch der landtschaft untherhandlung, bit und ansuchung wollen komen lassen, bis er sich durch den angezognen und im gefencknis abgedrungnen vertragk und zusage von landen und leuthen hat mussen ausschliessen und verstossen lassen. Aus dem haben euere ksl. Mt. und menniglich erliebends verstandts leichtlich zu ermessen, mit was gutem willen, auch wie freiwillig Hg. Wilhelm in solchen unrechtmessigen und unbruderlichen vertrag eingefurt worden und ob wir Hg. Wilhelm, unsern ohem, schwager und vetter, zuguete solchen vorteilhaftigen und leoninischenm vertrag oder teilung nicht mit mehrerm rechten und erbarkeit anfechten und unbundig achten mugen, dann er von Hg. Heinrichen verthedingt werden kan.

Das aber Hg. Wilhelm den abgedrungnen und von ime erzwungnen vertrag noch zur zeit nicht anficht, das geschicht nicht aus gerechtigkeit, so Hg. Heinrich hat, sonder von wegen der harten verschreibung, so er uber sich hat geben mussen, und das vor besser angesehen worden, derwegen sich die freundt, dieweil die vorhanden und dortzue gutwillig seint, dan durch sich selbst restitution zu erlangen. Wue das nicht stathaben mochte, als es doch ungezweifelich hat, so wurde er noch, sein selbs notturft zu suchen, zeit genug haben. Aber euere ksl. Mt. geruhen allergnedigst, solche abgedrungne obligation, aidt und pflicht abzuschaffen und zu cassiren und obgemelten unsern ohemen, schwager und vetter in vorigen standt zu setzen, so wirdet sich offentlichen erfinden, ob er berurts erzwungnen vertrags billiche anfechtung habe oder nicht und wie hochlich er sich desselben beschweren werde. Dann das Hg. Wilhelm obgemelt ebenso wol als Hg. Heinrich euere ksl. Mt. umb die bestettigung ersucht und das solchs mit seiner aignen handtschrieft, so in euerer ksl. Mt. cantzlei zu befinden sein solte, genugsamlich zu bescheinen, das seint wir unerweiset nicht gestendig. So weis sich auch Hg. Wilhelm des nicht zu erinnern. Und wan bereit Hg. Wilhelms handtschrieft der beschehenen ansuchung halben in euerer ksl. Mt. cantzlei zu befinden, als wir doch nicht glauben konden, also auch obgleich in dem vermeinten vertrag diese wort zu befinden ‚So sollen und wollen wir beide ksl. Mt. underthenigst ersuchen etc.‘, so were doch solchs alles ebenso woll als der n angezogne, von ime–n erzwungne vertrag zu rechte nichtig, unkreftig und Hg. Heinrich in deme gegen seinem bruder unbruderlich genug gehandelt, dann nach meinung der rechte, so hat die furcht, dorinne Hg. Wilhelm komen, alle dieweil Hg. Heinrich im leben ist, gestanden und hette mit alle denen thatten, so Hg. Wilhelm bisheer in zeit Hg. Heinrichso geubt, vorigen gewalt also kreftiglich nit mogen bewilligen, das ime, bei und nach Hg. Heinrichs leben dawidder rechtliche hulf bei euerer ksl. Mt. zu suchen, benommen sei.

Es wirdet auch Hg. Heinrich mit bestande nicht außfueren konden, das der vermeinte, angezogne, unrechtmessige vertrag nach getreuem rathe der gemeinen landtschaften des furstenthumbs Braunschwieg aufgericht, dan das widderspiel wirdet offentlich geredt, das Hg. Heinrich solchen vertrag mit seinen rathgeben heimlich gestalt, begrieffen, folgendts den landtstenden vorgehalten und, das sie denselben siegeln wollten, ernstlich begert. Das auch wol etzliche aus den stenden, ob sie gleich den angezognen vertrag in der eyl nicht halb fassen oder verstehen konden, mitsiegeln mussen.

So haben wir auch den angezognen vertragk zur notturft gelesen und bewogen und doraus Hg. Heinrichs widderrechtlich, unbruderlich und ungleichmessige handlung, gegen seinem blut und fleisch geubt, genugsam vermarckt und verstanden, dann, obwol Hg. Heinrich seinen bruder durch so langwirige, beschwerliche gefencknis zu berurtem vertrag und eidtlicher sterckung desselben listiglich gedrungen und eingefueret, so konden wir doch denselben widder zu recht noch einicher erbarkeitp vor genugsam oder erheblich ansehen. Dann euerer ksl. Mt. vorfarenq wolgeordente rechtliche satzung, welche in aller erbarkeit ergrundet, thun alle und jede vertrege, handlungen, obligation und zusagung, so mit gewalt, gefeirde oder forcht ausbracht und erzwungen, fur nichtig und unkreftig achten, welches auch so weith im rechten stathat, wan bereit mit gewalt, geferde oder forcht ausbrachte und erzwungne obligation und zusage aidtlich gestercket worden, das gleichwol die r vernunftige recht–r und erbarkeit solche aidtliche sterkung auch vor unbundigs halten und den wegk der absolution a iuramento erfunden, darmit also nach erlangter absolution nicht allein die erzwungne und abgedrungne obligation, zusage und verpflichtung, sondern auch dorauf erfolgte aidtliche sterkung gentzlich dornider fallen und unwircksam sein und dafur geachtet werden als auf disfals offentliche, ausgesatzte recht gezogen.

Das aber solcher vertragk den lehenrechten nicht gemeß sei, des ziehen wir uns zu den lehenrechten und der landsgewonheit. Dann es ist offentlich, das solch furstenthumb Braunschwieg teilbar und mher dan einest verteilt worden ist. Zudeme so hat Hg. Wilhelm nicht allein auf braunschwiegische, sonder auch andere guter und angefelle verzeihen mussen. Dieweil dan offentlich und am tage Hg. Heinrich auch solchs nicht leucknen kan, das er seinem bruder, Hg. Wilhelm, mit gewalt und aus furcht des langwirigen und ewigen kerckers von seinen anererbten, vetterlichen furstenthumben, landen und leuthen widder Got, die natur t und recht–t ausgeschoben und mit gleicher erbarkeit die angezogne, aidtliche zusage von ime erzwungen, so stellen wir in euerer ksl. Mt. und meniglichs erliebends bedencken, was Hg. Heinrichsu benuhmeterv, ungutiger und unbruderlicher vertragk, auch desselben aidtliche sterckung zu recht und aller erbarkeit vor grundts, ansehens, bestandts und wirckung auf sich haben kann.

Und do wir aus pflicht der natur und angeborner freuntschaft, aus freuntlichem, schwerlichem und vedterlichem mitleiden und erbarmungk gedachts unsers ohems, schwagers und vedters so gar ungleiche uberschnellung und hinterkommens euer ksl. Mt. als unser von Got hochsten oberkeit angezeigt, umb der dinge geburliche erkundung und einsehens zu haben, euerer ksl. Mt. ampt underthenigst angeruffen, das dormit von uns nichts anders, dann was dem rechten, der erbarkeit und billigkeit gemeß, beschehen, das wir auch desselbigen zu verhutung dergleichen kunftigen, unfreuntlichen, unrechtmessigen und unbruderlichen handlung in furstlichen heusern, und sonderlichen, darmit berurts unsers ohems, schwagers und vedters verkurtzung durch euere ksl. Mt. als dem brunnen aller equitet, warheit und erbarkeit zu billicher vergleichung bracht werden mochte, enthebliche, erbare und rechtmessige ursachen gehabt. Darumb uns auch von Hg. Heinrichen mit hochstem ungrunde aufferlegt worden, als wir mher aus haß, abgunst und widderwillen dan aus rechtmessigen grunden oder aus freuntlichem mitleiden und erbarmen zu unser supplication bewogen und, dieweil dan auch euere ksl. Mt. und derselben vorfarn im hl. reich bedechtige und erbare rechtssatzung solche und dergleichen unbruderliche, gewaltbare und durch gefencknis abgedrungne obligation, pflicht und zusage als die der erbarkeit und dem rechten zuwidder und ungemeß selbst vor nichtig und unbundig achten, auch darumb den wegk der cassation und vernichtigung heilsamlich erfunden und ausgesatzt, wie hat dan Hg. Heinrich so vermessenlich uns auflegen dorfen, das wir inen durch unsere uberantwurte supplication widder Got, eher und recht beschwert, das auch unser beschehne bit widder zu recht noch zu erbarkeit stathaben kondte. Do er sich auch im rechten besser umbgesehen, wurde er leichtlich das widderspiel befunden haben.

So ist auch unser gemuete nie gewesen, sol auch, ob Got wil, ferne von uns sein, Hg. Wilhelm, widder ehre zu handlen, auch, rechtmessige, bestendige brief, siegel, aidt, verschreibung und obligation nicht zu halten, zu bewegen oder jemandts, widder seinen willen sich zu untherschreiben, bedrangen. Hg. Heinrich thut uns dasselbig auch mit unwarheitw zumessen. Aber des seint wir nicht in abreden, do wir vermarckt und verstanden, wie unbruderlich Hg. Heinrich mit berurtem seinem bruder umbgangen, ane billiche ursachen bis ins 13. jar gefencklich enthalten, durch far ewiger gefencknis, auch seines leibs und lebens von einem stadlichen furstenthumb mit einer jerlichen geringen partecken ausgeschoben, abgewiesen und zu verschweren gedrungen, und wir darneben bericht, das alle solche handlung, abgedrungne zusage, obligation und verziecht dem rechten aller erbarkeit zuwidder und ungemeß, das auch alle keiserliche und andere lobliche und erbare rechtsatzung solche gewaltbare, durch gefencknis und kerker abgedrungne zusage, obligation und aidtliche verzecht im grunde vor nichtig, unkreftig, unwircksam achten und derwegen nach erlangter absolution a iuramento die cassation und vernichtigung erfunden und ausgesatzt, so haben wir je auf vorgehende keiserliche recht, anleitung und verordenung mit hochster erbarkeit, darauf dan solche recht furnemlich gegrundet, unsere rechtmessige beschehene bit und suchung bei euerer ksl. Mt., quae est lex animata in terris, thun und vorwenden mogen. Uns ist auch, von unserm ohem, schwager und vedtern, Hg. Wilhelm, einich mandat zu haben oder derhalben widder Hg. Heinrichen sonderliche clage anzustellen, von unnothen gewesen, dieweil, wie erhort, das recht anedas den wegk zu solchen dingen verordenet und wir an dem genug gethan, das wir derwegen euere ksl. Mt. als unser von Got hochster oberkeit und als dem brunnen aller rechten erbarkeit und equitet keiserlich ampt implorirt und angeruffen habe. Wir stellen auch in keinen zweivel, euere ksl. Mt. werden unsere underthenigste, beschehene bit und ansuchung nicht allein vor erbar und rechtmessig erachten, sondern sich auch darauf mit billicher cassation solcher abgedrungner, unrechtmessiger zusage, obligation und verpflichtung, ferner verhor, handlung, billichem und gleichmessigem einsehen unser vorigen underthenigsten bit nach allergnedigst erzeigen und befinden lassen2.

Anmerkungen

1
 Es handelt sich wohl um dieselbe Gruppe, die an der ersten Supplikation beteiligt war, nämlich: F. Wolfgang von Anhalt als kursächsischer Gesandter, Pfgf. Ottheinrich, Mgf. Georg von Brandenburg, Pfgf. Philipp, Lgf. Philipp von Hessen, Mgf. Albrecht von Brandenburg, Hg. Philipp von Pommern, F. Johann und F. Joachim von Anhalt, Hg. Albrecht von Braunschweig, Hg. Heinrich und Hg. Johann Ernst von Sachsen. Ende Juli 1541 wurde dem Kaiser persönlich eine weitere Supplikation zugunsten Hg. Wilhelms von Braunschweig übergeben, vgl. Dr. Johann Feige an Lgf. Philipp von Hessen, Neustadt a. d. Rhön, 1541 August 7, Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 28, S. 136–138, hier S. 137 [Nr. 928]. Ob es sich dabei allerdings um das oben wiedergegebene Aktenstück handelte, muss angesichts des Aktenvermerks in B offen bleiben.
a
 In B: geschmehet.
b
 Fehlt in B.
c
–c In B unterstr.
d
–d In B unterstr.
e
 In B danach: solchs.
f
–f In B unterstr.
g
 In B unterstr.
h
–h In B teils angestr., teils unterstr.
i
–i In B angestr.
j
 In B unterstr.
k
–k In A angestr.
l
 Fehlt in B.
m
 Fehlt in B.
n
–n Fehlt in B.
o
 In B danach: lebens.
p
 In B: billigkait.
q
 In B danach: im hl. reich.
r
–r In B: vornunft.
s
 In B: unbillich.
t
–t Fehlt in B.
u
 In B die folgenden beiden Zeilen angestr.
v
 In B: berumpte.
w
 In B unterstr.
2
 Zur Auseinandersetzung Hg. Heinrichs von Braunschweig mit Hg. Wilhelm von Braunschweig bis zum Primogeniturvertrag vom 16. November 1535 vgl. Täubrich, Herzog Heinrich der Jüngere, S. 86–92 und S. 187–190.