Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Wien HHStA, Staatenabt. Lotharingica 1 Konv. 4, fol. 2r–2v und 10r–10v (Kop.) 1.

Gelieb euerer ksl. Mt. gnediglichen zu vernemen, nachdem uf dem letst gehaltnen reichstag alhie zu Regenßbourg des durchleuchtigen furstens, H. Anthonien Hg. zu Lottringen etc. gesanten euerer ksl. Mt. klagender wyse zu erkennen gegeben, wiewol das hertzogthumb Lottringen ein freye furstenthumb were, nyemandt underworfen, woltent es auch also bewysen und darthun, nichtsweniger uber solchs begegnenten demselben hertzogthumb etwo vil beschwerungen von den loblichen stenden des reichs, nemlich das sie solch hertzogthumb in des reichs anschläg ziehen woltent, auch das camerrichter, bysitzer und des reichs camerprocuratorfiscal die underthanen desselben hertzogthumbs citiern, mandaten und ander proces wider sie fertigen, ußgeen und procediern lassen, sich darin understeen, appellationsachen anzunemen und, in solchen und derglichen sachen zu handln, in furnemen stunden, als ob gedachter hertzog mit seym hertzogthumb Lottringen euerer ksl. Mt. und dem reich on alles mittel und, wie ein ander furst deß hl. reichs underworfen, das aber nye vormals gescheen were.

Uf solchs alles hette euere ksl. Mt. etlich furschleg gesuecht, aber dantzemal nichtzit beschließlich noch zu entschaft bringen mögen, doch mit rat und gutbeduncken gemeyner hern von reichssteenden sich bedacht und disen abschid gegeben, Nemlich, das gedachter Hg. zu Lottringen von der particularstuckh wegen, so ir fstl. Gn. von euerer ksl. Mt. und dem hl. reich zu lehen trug, by dem reich bleyben, auch die anschleg dazemal in ansehung der obligenden not wider den Turcken bezallen soll, aber nach achtung und estimation derselben particularstuck, ime auch vorbehaltlich sein recht, in dem er vermaint, darzu nit schuldig zu sein. Daruff er dann mit andern clagenden fursten und steenden gehört solt werden und das zu beyden sitten man sich solcher irrungen, betreffen Lottringen, dern appellation und anders belangend, erkundigen solte, daruff etlich fursten, solchs alles zu verhören und zu versteen, von euerer ksl. Mt. committiert worden, etliche täg gehalten, doch nichtzit biß ytzt ußtraglich gehandlt, wie dann solchs alles mit mererm inhalt euerer ksl. Mt. versiglt brief und abschyd vermag.

Solchem abscheidt nach erstattet der herztzog mit der hilf und anschleg wider den Turcken nit allein nach achtung und werde solcher particularstuck, sonder vil mer und höher. Nun wiewol gedachter hertzog solchs, das er nit zu thun schuldig, biß zu gnügen anzeigen mag, ist doch seiner fstl. Gn. meynung [nicht], in eynichen weg mit euerer ksl. Mt. noch dem hl. reich in hader oder tayding zu komen, in ansehung, das er schon von wegen solcher particularstuck euerer ksl. Mt. und deß hl. reichs lehenman ist und begert, mit derselben wyter ingezogen und vereint zu sein, derhalben ir fstl. Gn. willig und erbeut sich, von wegen solcher particularstuck etlich somma, wie angesehen und advisiert wurdt, zu uffenthaltung des camergerichts in ordinario jerlichs zu geben, so dann auch extraordinario in andern uflägen und anschleg, so von gemeinen stenden des hl. reichs angeschlagen werden zu nutz und gutem deß hl. reichs und gemeiner cristenheit, doch das ußdrucklich uffgericht und verschryben, solchs nit uß ursachen der kleinen valuren und estimation solcher particularstuck, sonder höher, umb das sie dem hertzogthumb Lottringen inverleibt und incorporiert sind, gegeben werde, vermittel doch das dargegen von wegen solcher verbuntlichen darstreckung der anschleg und ufläg, wie obsteet, die particularstuck, auch das gantz hertzogthumb Lottringen beschirmet, entschüttet und geholfen werdent zu ewigen zitten von euerer ksl. Mt. und gemein stenden gleich ander cur-, furstenthumb und stende deß hl. reichs, auch ußdrucklich, das der hertzog noch sein furstenthumb gemeinlich noch sonderlich nit mer noch wytter erfordert, bezwungen noch verbunden sein sollen, andere burde und uflegung zu geben noch beschwert zu sein mit mandaten, dienstparkeit oder ander erkantnussen, es weren mit citationen in erster oder anderer instantien durch appellationes oder anders noch ychtzit anders zu bezallen dann alle jar solche somma, so advisiert und ernent wurdt, sampt die anschleg, so durch gemein stende, wie oblut, zu nutz und furstand des hl. reichs und gemeiner cristenheit beschlossen wurdt, und als taxirt der pillicheit gemees von wegen gemelter particularstuck, also dem furstenthumb Lottringen incorporiert, das ein hertzog zu lehen tregt, und nit von wegen seins furstenthumbs, wie dann euere ksl. Mt. mit rat und willigung gemeiner stende des hl. reichs dem wol zu thun weiß, und hieruff offen versiglte brieffe ufrichten lassen in allerbesten forme. Und weß particularstuck ein hertzog von euerer ksl. Mt. und dem reich zu lehen tregt, hat euere ksl. Mt. by hierby gelegten copien sich gnediglichen zu erinnern2.

Anmerkungen

1
 Die Supplikation findet sich in französischer Fassung ebd. fol. 9r–9v.
2
 Vgl. die Zusammenfassung der Supplikation des Hg. von Lothringen und Gutachten des Supplikationsausschusses, Regensburg, o. Datum, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Kop.): Der Hg. in Lothringen etc. het der ksl. Mt. supplicirendt anbringen lossen, wie das hertzogthum Lotringen ein monarchis und frey hertzogthum wehr und sein fstl. Gn. allein von etlichen lehenstucken, die doch laut des lehenbriefs geringschetzig sein solten, mehr, dan im geburt, an- und ufflegung neben andern reichsstenden belegt worden, des sein fstl. Gn. sich vilmal beschwert befunden und umb ringerung und abschaffung des unbilligen last bey ksl. Mt. underthenigst angesucht het. Derhalben ksl. Mt. allerley handlung zu erledigung gedachter beschwerungen vorgenomen, wer doch nichts beschließlichs außgericht worden. Demnach het ir Mt. uff underthenigst anhalten uff nechstgehaltenem reichstag alhie zu Regenspurgk zu erörterung dieser sachen etliche commissarios deputirt und ernent, die hierin auch handlung vorgenomen, und sein fstl. Gn. die seine darzu etlich mal gehn Speier abgefertigt, so were doch entlich nichts außgericht worden. Derwegen weher an ksl. Mt. seiner fstl. Gn. underthenigst bit, ksl. Mt. wol inen nit mehr, dan im von wegen berurter lehenstuck geburet, in des reichs anschlegen belegen. Dargegen erbeut sein fstl. Gn. sich mehr, dan seine fstl. Gn. thun solt, zu underhaltung des camergerichts und gemeinen des reichs anschlegen, ider zeit es dem reich not und nutz sein wurde, zu geben, doch das sein fstl. Gn. zu mehr und weiter dinstbarkhait nit gezogen oder genotiget und die proceß vom camergericht gegen seiner fstl. Gn. underthon gantz und zumol uffgehaben wurden, das auch ksl. Mt. und das reich inen als ein glid des reichs nit allein seiner fstl. Gn. lehenstuck, sonder auch das gantz hertzogthum beschutzen und beschirmen wolten. – Auschuß: Des auschuß bedenken stehet dahin, das Kff., Ff. und stend die röm. ksl. Mt. underthenigst bitten wolten, bey gedachten hertzogen zu verfuegen, das sein fstl. Gn. bey den anschlegen, wie sein fstl. Gn. bißanher belegt, pleibe und, ob sein fstl. Gn. sich des beschwert zu sein vermeint, dieweil dan ir Mt. in diesen spennen vormals commissarien ernent und dem reich an dieser sachen nit wenig gelegen, das ir Mt. gnedigst wolt verschaffen, das die commission wurde volnzogen.