Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Reinkonz.); DV v. a. Hd.: Mein genedigste hern, die churfursten, haben inen des ausschus gutbeduncken gefallen. V. 3. Hd.: Die fursten lassens iren Gn. auch gefallen. Die stat Rotweyll.

Supplicatio der stat Rotweil1.

Die stat Rotweil hat ksl. Mt. supplicirend ersucht durch iren bevelhaber Conrad Spreter, stet des datum Donerstag nach dem Sontag Oculi [1541 März 24], darin sie undertheniglich bitten ksl. Mt. gnedige trostung und rathe, wo sie hinfurtan nit ruig gelossen wurden, damit sie spuren und abnemen mogen, das euer ksl. Mt., inen als romischer keyser rath, hilf und furderung zu erweisen, genaigt sey, und angehengter bit, ob ir ksl. Mt. dieser oder anderer sachen halb itzig gemeiner stat Rotweil zuwieder, in was weiß das were, fur- oder anbracht werden wolt, demselbigen kein raumb noch glauben zu geben, sonder die von Rotweil zu gnediger audientz komen zu lassen, ires berichts daruff gewarten, trag er nit zweivel angegeregte landenbergisch, auch alle andere sachen sollen mit der beschaidenheit und gutem underricht dermassen verantwort werden, das die ksl. Mt. und allermeniglich des nach der pillichait zufriden sein sollen.

Supplication des von Landenbergs2.

Nun hat Landenberger die ksl. Mt. auch undertheniglich ersucht und angezaigt die ursach seiner vhede, das die von Rotweil es an seinem vatter seligen a zum hochsten verschuldet–a, mit dem und seinen brudern (doch an sein wissen und willen) sich Rothweil vertragen hette, doch, das onangesehen, an sein leib, hab und gut uber an kgl. Mt. und furnemlich rechterbiethen vilfaltiglich gewalt gelegt hetten, b der ursachen und, dieweil er zu recht nit het komen mogen, wer er, die vhede gegen Rotweil furzunemen, gedrungen worden–b, welicher notwendigec vhed und thettlich handelung halb ksl. Mt. camerprocuratorfiscal inen als vermeinten verbrecher des landfridens furvordern und gegen im, auch anderen hern und vom adel fur und fur procediren lassen. Dieweil dan die vhede durch pfaltzgraven churfursten, auch der stat Straßburg gesandte hingelegt, thot und ab und solche forderung zu gutlicher oder rechtlicher erorterung hinder Pfaltz churfursten, Wirtenberg, das regiment zu Ynsburg, Gf. Friderichen von Furstenberg und die stat Straßburg gesetzt ist, compromiß und abschid derhalb gnugsamlich uffgericht und verbrieft sein, inmassen er entlich vertragen plieb und darin seins theils einich außzug, zuversichtiglich auch der gegentheil nit gesucht oder weither entporung darauß entsteen werdt, bit undertheniglich, allergnedigsten bevelch zu thun dem camerprocuratorfiscall, die proceß und handlung abzustellen, wie er bericht, des pfaltzgraff euer ksl. Mt. undertheniglich ersucht haben soll. Wo es nit bescheen soldt, das er nit verhofft, und die acht volgen solt, het euer ksl. Mt. gnediglichen zu bedencken, das es im und seinen hern vettern und schwegern, dieweil sie zu solcher vhede getrungen, solichs seher beschwerlich sein wurde.

Die pfaltzgrevischen, auch straßburgischen rethe und gesandten und Friderich Gf. zu Furstenberg haben der ksl. Mt. underthenigen bericht gethan, wie ir kfl. Gn. und ire hern, als Christoff von Landsberg im zug gewesen, zu erhaltung fridens, ruhe und einigkheit im hl. reich teutscher nation gueter wolmeinung sich in die sachen geschlagen, irer kfl. Gn. rethe neben der stat Straßburg verordenten zu den von Rotweil und Landenberg ylents abgefertigt, gutliche handelung, mittel und weg zu suchen, damit die entborung gestilt, und zuletzt betheidingt und dahin bracht, das beide theil ir irer zuspruch und forderung uff wilkurliche richter, die sachen entlich gutlich oder rechtlich zu erortern, bewilligt und das die vedliche handelung gentzlich abgestellt werden soll, und anders nit erhalten mogen, dan uff vertrostung, die ksl. Mt. zu ersuchen und zu bitten, das die fiscalischen proceß abgeschafft werden mochten, daruff ir kfl. Gn., auch die straßburgischen neben stathalter, regenten und rath der oberosterreichischen land zu Inspruck, Hg. Ulrichen von Wirtenberg und auch Gf. Friderichen von Furstenberg in laut eins compromiß zu wilkurlichen richtern furgeschlagen, die uff beider partheien underthenigs ansuchen und bit sich des beladen, daruff ir kfl. Gn. ksl. Mt. undertheniglich gebetten, das ir Mt. auß erzelten ursachen genediglich verschaffen wolt, gegen Landenberg und seinen verwanthen nit zu procedirn. Und wiewoll irer kfl. Gn. kein antwort von ksl. Mt. zukomen, sey doch ir kfl. Gn. der underthenigsten trostlichen hoffnung und noch, ir ksl. Mt. wurde die sachen genedigst bedencken und, solchs zu verschaffen, von ir selbst genaigt und unbeschwert sein.

Aber Landenberg, dieweil er solche vhede nit anderst, dan seine wiedertheil zu pillichem, außtreglichem rechten zu bringen, begert, hab sich beclagt, wie er uff ksl. Mt. fiscals anruffen in irer Mt. acht declarirt were und die vhede uff Pfaltz und eins rats zu Straßburg underhandlung uffgehebt, so wer sein underthenigs bitten, ksl. Mt. zu bitten, die ergangen acht uffzuheben oder anzustellen und zu verhore komen zu lassen, mit dem beschließlichen anhang, wo ime uber die bescheen vertrostung ichts an leib und gut begegen solt, das er solchs niemant dan iren kfl. Gn. und einem rate zu Straßburg (als die inen, auß dem feldtzug abzusteen, vermocht hetten) die ursachen zumessen kundt. Dieweil sollich underhandlung durch ir kfl. Gn. und Straßburg ksl. Mt. zu ehren und zu verhaltung grossers unraths undertheniglichen und getreuer wolmeinung mit muhe und costen furgenomen und, so irer kfl. Gn. und ein rathe itzt wiederwertig entsteen solt, das solchs ir kfl. Gn. und inen zu gantzen unschulden beschee, so ist Pfaltz, des raths Straßburg als underhendler und mit bewilligten schiedtsrichter und Gf. Friderichs von Furstenberg, auch schitsrichter, der zwischen beiden partheyen als nachbur gern friden sehe, underthenigst bit, die ksl. Mt. als ein loblicher, milter keyser wollen die sachen gnediglichen ermessen, die außgangen acht und proceß gegen Landenberger und seinen helfern miltiglich uffheben und abschaffen oder zum wenigsten, dieselbigen acht und proceß zu suspendirn, unbeschwert sein, damit das compromiß volziehung erlang und, welicher fug oder unfug habe, zu erorterung und entscheid komen moge, damit ir kfl. Gn. und ein rath desto mehr glauben und volg haben mochten. Das wollen ir kfl. Gn., ein ersamer rath und Gf. Friderich in aller underthenigen, schuldigen gehorsam verdiennen3.

Ist fur gut angesehen, nachdem die stat Rotweil, wie gemelt, die ksl. Mt. undertheniglichen ersucht umb gnedige trost und rathe, wes sie sich halten solten, wo sie hinfurther unruig wurden, das ir supplication der ksl. Mt. wieder zuzustellen sey, on zweyfel ir Mt. wurd in diesem fall die stat Rotweil genedigs bedencken und, dieweil durch Pfaltz und andere, wie gehort, mit muhe und arbeit die vorgenomen krigshandlung gestilt und in ein compromiß verfast, das Kff., Ff. und stende ksl. Mt. undertheniglich thetten bitten, das ir Mt. auß beweglichen ursachen und, unruhe zu furkomen, die außgangen acht und proceß gegen Landenbergern und seinen helfern biß zu ende des compromiß zu suspendiren, unbeschwert seye.

Anmerkungen

1
 Vgl. die Supplikation der Stadt Rottweil, Regensburg, 1541 März 24, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol.; AS v. a. Hd.: Sol an gemaine stende gepracht werden. Actum in consilio imperiali 5. Juni anno 41: Hat von Bgm. und Rat von Rottweil Auftrag, den Kaiser an die Fehde Christophs von Landenberg gegen die Stadt Rottweil im letzten Herbst zu erinnern. Bei einer Unterhandlung zwischen den Konfliktparteien wurde vereinbart, um Abstellung des Kammergerichtsprozesses, den der ksl. Kammergerichtsprokurator gegen Christoph von Landenberg und seine Anhänger angestrengt hat, anzusuchen. Nachdem der Kaiser den Prozess eingestellt hat, muss die Stadt Rottweil, die ohnehin wegen ihrer Treue zum alten Glauben in nicht geringer Gefahr steht, befürchten, dass sie nicht in Ruhe gelassen wird. Sie bittet deshalb den Kaiser, ihr mit Rat, Trost und Beistand zu helfen, ihr mitzuteilen, was sie, wenn sie nicht in Frieden gelassen wird, vom Kaiser erwarten darf, und irgendwelchen gegen die Stadt gerichteten Anträgen nicht ohne weiteres Glauben zu schenken, sondern die Gegendarstellung der Stadt abzuwarten. Es besteht kein Zweifel, dass der Kaiser, wenn ihm die Rechtfertigung der Stadt in dieser landenbergischen Angelegenheit und anderen Sachen vorgetragen wird, damit vollauf zufrieden sein wird. Die Stadt vertraut sich dem ksl. Schutz und Schirm an. Baldiger Bescheid wird erwartet.  – Zur Fehde Christophs von Landenberg gegen die Stadt Reutlingen vgl. Leibius, Otto: Die Landenbergische Fehde 1538–1540 und ihre Folgen. Reutlingen 1897, S. 3–38.
2
 Vgl. die Supplikation Christophs von Landenberg im Volltext, o. Ort, 1541 April 21, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. und Christoph von Landenberg an den Kaiser, o. Ort, 1541 Juni 6, ebd. Vgl. außerdem Hans von Ernberg, Weicherich von Gemmingen, Philipp von Sternenfels im eigenen Namen und im Namen der mit ihnen zitierten Freunde Christophs von Landenberg an den Kaiser, o. Ort, 1541 April 21, ebd. und dies. an das Reichskammergericht, o. Ort, 1541 April 21, Wien HHStA, RK Kammergerichtsvisitationsakten 317, unfol. Zu diesem letzten Schreiben vgl. die Eingabe eines Kammergerichtsbeisitzers im Namen des Kammergerichts und der Beisitzer an den Kaiser, [Regensburg], o. Datum, Wien HHStA, RK Kammergerichtsvisitationsakten 317, unfol. (Kop.): Teilt auf Befehl des Kammergerichts Kopie des scharfen Schreibens mit, das diejenigen, die in der Sache Landenberg contra Rottweil der Beihilfe zugunsten des von Landenberg verdächtigt werden, an das Kammergericht gerichtet haben. Teilt auch mit, wie die Dienstleute Weirichs von Gemmingen zu Michelfeld mit dem Kammergerichtsboten verfahren sind, so dass dieser seinen amtlichen Auftrag nicht ausführen konnte, laut beiliegender Kopie mit B. Da solcher Vorfall die höchste Jurisdiktion des Kaisers und seinen Gerichtszwang erheblich beeinträchtigt und die Amtsführung des Kammergerichts und seiner Bediensteten schwer behindert, bitten Kammerrichter und Beisitzer den Kaiser, für eine ungestörte Amtsführung des Kammergerichts zu sorgen und die Sicherheit der Kammergerichtspersonen und den Schutz der Kammergerichtsboten zu garantieren.
a
–a V. a. Hd. nachgetr.
b
–b Nachgetr.
c
  Korr. aus: gewaltigen.
3
 Vgl. die auf Aufforderung des Kaisers eingereichte Supplikation Gf. Friedrichs von Fürstenberg und der Gesandten Kf. Ludwigs von der Pfalz und der Stadt Straßburg, Regensburg, o. Datum, Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. und die Kredenz Kf. Ludwigs von der Pfalz für seinen Marschall Dieter von Schonberg, seinen Kanzler Heinrich Has und seine Räte Wolf von Dhurn und Hans von Walborn zu Verhandlungen mit dem Kaiser zusammen mit den Vertretern Straßburgs, Heidelberg, 1541 Mai 28, ebd.