Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Speyer StadtA, 1 A Nr. 237 , unfol. (Kop.); DV: Suplication Hannß Weeber von Speyer umb ain geschäft an ksl. Mt.; v. a. Hd.: Ist ksl. Mt. gnedigs begern, das die von Spier den supplicanten uff seinem erpieten widerumb annemen wollen, actum in consilio imperiali 13. julij anno 41.

Allerdurchleuchtigyster, großmechtigister khaiser, allergnedigister herr! Ich armer hantwerchsman pitt euer ksl. Mt. durch Got, mein groß anligen genedigklich zu vernemen. Allergenedigister herr! Es ist jetz zu negstverschinen Petrj und Paulj tag vier jar gewesen, das ich zum wein gewesen, mich derselbig so vil uberwunden hat, das auß unverstandt oder unwissenhait etlich scheltwort außgeben hab, darumb mich meine herren zu Speir in ir straff genomen und mich an meiner zungen verletzt, nachmals mir verpotten, das ich nit auß der stat noch fur khain thor khomen soll, welchs ich inen bey aidspflicht verlubt zu halten und bey ainem halben jar gehalten, indem ich solche straff und schmach zu hertzen gefast und mich des geschämbt, auch meines gelubts vergessen, das gebot verbrochen und daruber auß der stat von meinem weib und kinden gezogen, mich an andere ort niderthun wellen. Wo ich an ain ort khomen bin, so will mich das hantwerch (weil ich von der stat khain abschid zu zaigen hab) mein hantwerch nit arbaiten lassen. Nun hab ich meine herren zu Speyr umb ain abschid angelangt, haben sy mir ain geburtbrief geben, auch ain brief des glubs halb, so ich gegen inen verbrochen hab, aber mir diser brief daher nit dient, sonder wirt mir allenthalben gewert, das ich mein hantwerch nit arbaiten mag, dardurch ich grosse not leiden mueß. Versich mich, das ich mein verbrechung wol gebuest hab, in disem ellend die vier jar here mich selber wol gestraft, hat mich auch sider zum oftermal gerauen, das ich mein gelubt verbrochen hab, und doch sunst anderst nicht gethan, khain wer uber niemant gezogen noch jemant belaidigt, das sich mit der warhait erfinden soll.

Allergenedigster herr kaiser! Weil euer ksl. Mt. das höchst haubt auf erden, von Got verordnet, so hoch begabt, dem armen in seiner nott hilf zu beweisen, wie dan ich in solcher not bin, das ich alles verzert, was ich gehabt, als vor augen ist, ich khain rockh anzulegen hab, sambt weib und kinder nahent hungers (in diser geschwinden teurn zeit) verderben muessen und mich das hantwerch an khainem ort nit arbaiten noch leiden will, darumb ich armer, ellender hantwerchsman in meiner grossen nott zu euerer ksl. Mt. als zu dem höchsten herrn rueff und allerunderthenigist höchstes fleiß durch Göttes, des namen Jhesum Cristum und götlicher barmhertzigkhait willen pitte, die wellen auß khaiserlichen gnaden und macht sich mein, meines weibs und klainer kinder ellendt genedigst erbarmen und mir ernstlichs, khaiserlichs geschäft und geschriftlichen bevelch an meine herren von Speir geben, mittailen und darein sehen, damit sy mich meines gelubts, so ich inen gethan, entledigen, mich wider zu gnaden aufnemen, einkhomen lassen, das ich mein weib und kinder wie vor mit meinem hantwerch mit eern ernern möge, nit gar in das ellend an den petlstab gedrungen werde oder, wo sy das je nit thun wolten (des ich mich doch bey inen nit versich) das sy mir doch ain erlichen und dermassen abschid geben, das man mich allenthalben mein hantwerch arbaiten mueß lassen und mir ungewert sey, aber vill lieber pey inen als in meinem vatterlandt bey meinen freunden sein und bleiben.

Wolt mich gleich in ir gnad und ungnad ergeben, was sy mit mir thun oder auferlegen, wolt ich gedultig und willig gern leiden (dan ich erkhenn, das sy vor vätterlich mit mir gehandlt haben, aber ich das nit verstanden hab, des ich mich jetz als ain reuer wol bekhenn) und wolt mich hinfur bey inen sambt meinem weib und kinden ain [sic!] Got will halten, das sy und menigklich ain gefallen haben sollen. Solches mein erbieten und grosses ellendt, auch meine kinder welle euere ksl. Mt. genedigst behertzigen, sich auß khaiserlicher, gotseliger milte erbarmen und darein sehen oder so vil verschaffen, das mich die herrn von Speyr aufnemen und wider zu meinem weib und kinden khomen lassen, doch meine kinder darin ansehen. Das will ich mein leben lang sambt meinem weib und kinden tag und nacht alle zeit fleissig umb euere ksl. Mt. gluckseligen sig, langwirige regierung und gesunthait Got den allmechtigen gar treulich pitten, pitt auch furderlichster, genedigster abfertigung und geschäfts, dan ich je nit zerung hab1. Euer ksl. Mt. underthenigister, armer hantwerchsman, Hanns Wintzinger von Speyr, ain weber.

Anmerkungen

1
 Vgl. Bgm. und Rat von Speyer an Friedrich Meurer und Adam von Berstein, [Speyer], 1541 Juli 20, Speyer StadtA, 1 A Nr. 237, unfol. (Reinkonz.) [Nr. 891].