Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 1, fol. 55r–58v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 58v: Der rethe schreiben von der Naumburg, der von Goßlar sachen betreffende; item die hauptmanschaft, 1541.
Eurn kfl. Gn. wissen wir in underthenickait nicht unangezaigt zu lassn, das die wirttennbergischen rete nechten alhir auch nach [= noch] ankommen und heut bei den handlungen gewest sein, nemlich Massenbach und der ambtman von Plaburen, sol ain wolgeschickter man sein. So hat uns des rats statvoigt alhir nechten auch angetzaigt, wie das irer zwene ankommen und gefragt hetten, wo kgl. Wd. zu Dennmarcken rete ire herberg hetten, dann sie weren von sein[e]r kgl. Wd. auch abgefertigt zu H. Wolffenn von Uttennhoff, den sie alhir antreffen soltn. Dieweil aber der von Uttennhoff nicht alhir, haben wir sie heutte nicht vormerckt nach sich bei uns ansagen lassen.
Das aber eurn kfl. Gn. wir die itzt vorlauffene tag ferrer kainen bericht geschrieben, hat sich aus deme zugetragen, das von negsten Sontag [1541 Januar 2] bisher die goßlarische beschwerung disputirt und gehandelt ist worden, welche unser etzliche als nemlich wir, Luneburg, Hessen, Anhalt, Mansfelt, Magdeburg und Braunschwig haben fur ain religionsach aus ursachen, so eur kfl. Gn. in irer beiinstruction gnediglich bewogen, vortedingt und angezogen und, das inen die hulf in craft der eynung mitzutailen und mit billickait nicht konnt abgeschlagen werden.
Die andern wollen sie nicht ain religionsach sein lassen und sich gegrundet auf etzliche abschide diesser aynung als zu Franckfurt, Arnnstet und jungst zu Schmalkaldenn bedacht und gegeben und das sie von iren hern und obern nicht bevelh hetten, aus denselben abschiden zu schreitten und die sach uber die gemelten vorigen abschide fur ain religionsach anzunemen. Haben sich aber vast alle bis auf Hg. Hainrichs von Sachssenn und der stat Hamburg gesanten vornemen lassen, das ire hern und obern mit den armen leutten von Goslar solcher irer beschwerung ain sonder gnedigs, freuntlichs und getreues mitleiden trugen und an inen nicht wurden erwinden lassen, dorumb sie auch woll bevelh hetten, dovon zu reden, wie inen ausserhalben der vorstentnus möchte trost, rath und hulf mitzutailen sein. Aber Hg. Hainrichs von Sachssenn rethe haben sich in den umbfragen gemainiglich diser antwort lassen vornemen, das sie von irem gnedigen hern mit dem bevelh hieher abgefertigt weren, von den sachen helfen zu reden und ratschlagen, so die religion anlangten und dorfur geacht wurden, aber nicht, das sie sich alhir in prophansachen solten einlassen, dorfur sie dann der von Goslar sachen auch hilten. Haben sich aber doch letzlich erboten, ob sie wol gemelter von Goslar [sache] als prophansachen halben kainen bevelh hetten, ainicherlay particular- oder andere hulf zu bewilligen, zudem, das ir herr zu den hendeln bisher nach nicht vil geschickt und derselben wenig berichts het, so wolten sie doch an sein fstl. Gn. underteniglich gelangen, worauf sie der andern rete und potschaften gemut und bedencken hirinnen vormarckt, und wolten sich vorsehen, sein fstl. Gn. wurden sich der von Goslar halben in gleichnus gnediglich auch erzaigen. Dergleichen antwurt in der substantz haben der von Hamburg geschickten vast auch gegeben.
In alle wege aber ist eintrechtiglich vor gut angesehen, das bei der ksl. Mt., auch wo es sonst den von Goslar zu gutem ersprissen mocht, undertheniglich, auch mit vleis solt angesucht werden, ob man erlangen mocht, das der von Goslar acht möcht aufgeschoben, relaxirt oder suspendirt und ire sachen zu vorhor und handlung auf negstkunftigen reichstag oder fur etzlichen ksl. Mt. vorordenten comissarien gebracht werden. Hirauf reten und potschaften bericht beschenn ist, welchergestalt eur kfl. Gn. sambt dem landgraven zu irer selbst, auch gemainer stende notturft beraitan ain schrift an ksl. Mt. vorfertigt [Nr. 416], deren copei vorlesen ist worden mit der antzaig, das eur kfl. und fstl. Gn. dorauf antwurt gewertig. So were auch den von Goslar zugut ain rechtmessige supplication nach form der recht begriffen und dem H. Granuelh zu Wormbs vor wenigen tagen uberantwurt worden, in hoffnung, das dordurch ain suspension und weiter bequeme handlung solt erlangt werden. Wolt nu fur gut angesehen werden, weittere suchung bei ksl. Mt. oder dem Granuelh zu thun, so konnt man sich a –itzt alhir–a dovon underreden. Aber der particularhulf halben ist bedacht worden, ainen clainern ausschus zu machen und dieselbig dorinnen zu beratschlahen, den man auch alsbald vorordent, dorinnen itzt von derselben hulf geret und geratschlagt wyrdet. Welchergestalt aber dieselbig hulf denen von Goslar zugut und trost wirdet bedacht werden furzunemen und dieselbig zu irem besten anzustellen, wirdet, ob Got wil, morgen nach dato vormerckt und soll euren kfl. Gn. furderlich in underthenickait ferner von uns zu erkennen gegeben werden, zudem, das wir auch vorhoffen, es sollen die andern handlungen nuhmer dermassen von statten gehen, das sich der tag alhir nicht lange mer vorzihen sol.
Wiewol wir mit den obgenanten reten und potschaften von wegen der andern bevelichs und aus mangel desselben der von Goslar sach nicht haben fur ain religionsach erhalten mugen, so haben wir doch neben der handlung, die particularhulfe betreffend, furbehalten, das den von Goslar, ob inn [= ihnen] ainiche hulf in craft der aynung und als in ainer religionsache geburte, hirdurch nicht begeben, sondern, solchs im falh der notturft durch die stymstende zu erkennen, solte furbehalten sein. Dann wir wissen eueren kfl. Gn. nicht unangetzaigt zu lassen, das wir, den handel domit zu dringen, furgenommen, das wir den andern rethen und potschaften angetzaigt, so wir uns underainander selbst nicht konnten vorgleichen, das durch die stymmen darumb erkannt solt werden, welchs diejhenigen rete und potschaften, so der widerigen mainung gewest und sein, vast beschwert. Haben auch aus etzlichen ursachen dorfur vleissig gebeten mit erbietung, das sie die berichte, so inen itzt alhir von wegen eueren kfl. Gn. und noch heut letzlich beschenn, mit getreuem vleis wollen an ire hern und obern gelangen, dann sie villeicht bishieher so vil wissens und erwegens von der sachen gelegenhait nicht gehapt noch gewust, und weren ungetzweivelt, wes sie befinden wurden, das man gegen den von Goslar in craft der aynung solt schuldig sein, doran wurden sie ires tails auch nichts erwinden lassen.
Wir haben auch dorumb dest lieber geschenn lassen, das es dismals bei der particularhulf bleibe, dieweil die wirttennbergischen sich dergleichen antwurt heut auch haben vornemen lassen wie der oberlendischen stete gesanten, und das wir es dorfur halten, die stende sollen dordurch dermassen in den handel kommen, das sie doch entlich nach inhalt der vorstentnus und vorfassung werden helfen mussen. Dann es werden die stende disser cristlichen aynung den von Goslar mussen zu irem raisen und gewerb ire land, gebiet und stete lassen offen und unvorboten, auch dorinnen sicher, unbelaidigt und ungehembt sein, domit sie sich, auch anderer hulf und furderung halben gleich den von Goslar selbst vermuge des camergerichts executorials b –gleich den von Goslar in die vormainte acht–b wurden wircken. Solt [sic!] sy nu ainander dorwider zu schutz und schirm, wie sie durch die aynung weren, nicht vorpflicht sein, so wurde ainer hie, der ander dort bald entpfinden, wie weislich sie gethann hetten, das sie sich nicht lieber eingelassen auf die vorstentnus, dann particulariter zu helfen, und werden derhalben auch sonst durch des handels und executorials gelegenhait gedrungen werden, entlich die eynung und vorfassung vilberurter von Goslar halben an die hand zu nemen. [...]. Datum Naumburg, Dinstags nochm hailigen neuen jharstag anno etc. 40.