Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 3, fol. 172r–176v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 176v: Von wegen der frantzosischen sach, item, der oberhauptmanschaft und Nickel von Mingkwitz reuther, 1541.

Eingang ihres Schreibens vom gestrigen Sonntag [1541 Januar 9] [Nr. 439]. Nimmt an, dass sie nach Erledigung der Angelegenheiten der Städte Braunschweig und Goslar wieder Gelegenheit hatten, mit den hessischen Gesandten über den Plan eines Bündnisses mit Frankreich zu reden. Falls Uttenhofen noch nicht in Naumburg eingetroffen ist, sollen sie kurz vor Ende des Bundestages bei ihm in Erfahrung bringen, ob er bald anzukommen gedenkt, und gegebenenfalls ihre Abreise um ein oder zwei Tage verschieben, um anzuhören, was er von des konigs wegen zu werben wirdet haben. Dann ob wir woll auch nit gerne vorgeblichen uncosten vorursachen wolten, so solt doch solchs des geringen unkosten, zuvorderst aber der frantzosischenn und gulichschenn bundnus halben wol wirdigk sein, dann wir keinen zweifel tragen, der konig werde seins theils daran nit lassen mangel sein. Warbei es nu solcher frantzosischen und gulichschenn vorstendnus, auch des Uttenhoffers ankunft halben vorbleiben wirdet, das wollet uns durch euer schreiben berichten.

Aber betreffende, das ir uns hivor geschrieben, uns gegen euch unsers entlichen gemuts der oberhaubtmanschaft halben vornhemen zu lassen, so wisset ir, was wir euch hivor fur beschwerungen von wegen solcher haubtmanschaft angetzaigt, wolten auch nichts liebers, dann das wir damit mochten hinfurder vorschont bleiben. Und wiewoll wir euer antzaige nit anders dan underthenigk und wolgemeint vorstehen, wir euch auch in gestrigem unserm schreiben berurter haubtmanschaft halben unser bedengken vormeldet, dieweil wir aber aus vorigen und itzigem euerm schreiben nit haben vormergken mugen, das die beide unser beschwerungsartigkel, nemlich die burgrefische und des Bf. von Meissenn sache gegen den stenden seind erregt worden und wes sie sich darauf haben lassen vornhemen1, solten wir uns nun der haubtmanschaft halben ehr und zuvor vornhemen lassen, bis wir gewiß sein mochten, was die stende gemelter baider sachen halben bey uns zu thun geneigt, das wolt uns gantz beschwerlich sein, dann wir besorgen, solten wir uns fur des mit solcher haubtmanschaft beladen und dann durch des chammergerichts echtigen gedrungen werden, diese sachen an die stende zu gelangen, so mocht uns ein solchs, wie itzo denen von Goslar beschiet, begegnen, welchs uns aber nit wenig beschwerlichen sein wolte2. Dann, so gleich die haubtmanschaft von uns genhomen, unsern halben gotlob an [= ohne] weniger vorweiß dann der landgraff, vorsunung und guter will bey dem keiser zu suchen und zu erlangen, wege vorstehen mochten, dartzu uns dann die walhsache nit wenig furderlichen sein wurde. Damit aber gleichwoll unsers theils auch nit mangel sein noch gesagt werden muge, wir hetten durch die wegerung der haubtmanschaft oder umb unser eigen sach willen ursach geben, das sich die eynung getrennet het oder sonsten in ainen vhalh kommen were, wie zu besorgen sein will, so wollen wir himit gewilligt haben, die haubtmanschaft noch ein jar lang antzunhemen, doch dergestalt und anders nit, dann das berurte beide artigkel zuvor erlediget, auch der landgraf clerlich und an einiche condicion dergleichen bewillige und zuschreibe, neben und mit uns das jar uber in solcher haubtmanschaft treulichen und mit erbarem vleis zu stehen, und das uns in den sechssischen kreis nit gegriffen werde, wie wir euch gestern auch geschrieben. Und uff den vhalh werdet ir euch gegen den rethen und botschaften, das wir, uns neben dem landgraffen gemeiner aynung zugut und uff ir bitten noch ein jar lang mit der haubtmanschaft zu beladen, bewilligt hetten, woll wissen zu vornhemen lassen.

Nimmt ihnen nicht übel, dass sie Nickel von Minckwitz zur Bezahlung der von ihm geworbenen Reiter an ihn verwiesen haben, weil in Naumburg das Geld dafür nicht vorhanden ist. Man hätte damit aber bis zur formellen Beschlussfassung der Stände über die Bezahlung dieser Reiter warten sollen. Wenn ein solcher Beschluss vorliegt, wird es an ihm nicht fehlen. Wir befinden aber, wann gleich mit wissen und bedengken der stende gelt ausgeben, das am widererlegen gemeiniglichen mangel furfelt, derhalben wir nit zu vordengken, das wir mher gelt an beschlus der stende ausgeben. [...]. Datum Montags nach Erhardj anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Zum Konflikt Kf. Johann Friedrichs mit Ebf. Albrecht von Magdeburg um das Burggrafentum Magdeburg vgl. Steffen, Zur Politik, S. 24–29 und S. 45–46 und Mentz, Johann Friedrich, Bd. II, S. 508–536. Zu den Spannungen zwischen dem sächsischen Kurfürsten und Hg. Heinrich von Sachsen einerseits und Bf. Johann von Meißen andererseits vgl. Lobeck, Das Hochstift Meißen, S. 131–148, S. 158–166 und S. 167–179 und unten die einschlägigen Supplikationen.
2
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an seine Räte in Worms, Torgau, 1540 Dezember 5, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 2, fol. 3r–7v (Ausf.): [...]. Ihre Mitteilung über den Kammergerichtsprozess wegen des Bf. von Meißen. So hat uns Lic. Helffman dergleichen auch geschrieben, das nicht allain des Bf. von Meissenn, sondern auch des burggraffthumbs zu Magdeburg sachen halben auf die acht wider uns procedirt werde, ungeachtet unser furgewanten recusation. Nu wissen wir solchs schimpfs und beschwerung, do es der gotliche wille ist, also gewertig sein und sehen, wo die sachen letzlich hinaus wollen. Dann ist des kaisers gemut, in teutzscher nation frieden zu machen, so wirdet ire Mt. dem unziefer, so itzt am camergericht sitzt, ane zweivel steuern, dan umb solcher offentlichen, claren sachen willen wirdet ir Mt. freilich kain zurruttung im reich beschenn lassen. Soll es aber die maynung haben, das man allen frieden zurschlagen und hindansetzen wilh, wie dann am Heldenn kain mangel ist, so mussen wir es dohin setzen, das aine sach mit der andern gehe, wie es der allemechtige Gott vorsehen hat. Dan so wir die gleich an dem ort wolten disputiren und örttern lassen, so wurde doch nichts helfen nach angesehen werden, wie dann Helffman in seinem schreiben selbst auch ang[ezai]gt. Was immer derwegen mocht furbr[acht] werden, besser die sachen werden uns mit offentlichem unrecht, dann under dem schein des rechten abgedrungen, wo es jhe nit anders sein solt. Hans von Dolzig und Franz Burchard sollen Helfmann nach Worms berufen und seinen Rat hören, wo nach in kainer derselben sachen die acht wider uns ergangen, welchergestalt derselben fuglich solte zu begegenen sein. [...]. Datum Torgau, Sonntags nach Barbare, den funften Decembris anno etc. 40.