Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
A Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 72r–75v (Reinkonz.).
B koll. Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 329 Nr. 133 Bd. 2, fol. 217r–220v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 220v: Die rethe zu Wormbs sollen umb vorenderung deß glaits bey dem H. Granuel anhalten. Item, das dem von Braunschweig mit schmeheschriften biß zu endung deß reichstag zu Regensburg ein stillstandt geboten werde etc.
Uns seind itzo zwey schreiben am datum zu Wormbs, den 14. Januarij vorschinen [Nr. 447] von euch sampt den copeien, was sieder negst eurm schreiben und bericht des gesprechs halben, welichs gotlob nuhmer zu anfangk gereicht, auch was der H. Granuelh uff ksl. Mt. ime zugeschikten credenzbrief uff des Lgf. zu Hessen etc. und unsere samptschrieft, so wir an ksl. Mt. gethan [Nr. 416], mit zustellung des keiserlichen glaits uff den reichstagk gein Regenßburgk dir, cantzler, und dem hessischen canzler angetzaigt und mit euch beiden gehandelt, desgleichen berurt keyserlich gleyt zu Torgaw empfangen und allenthalben zu genedigem gefallen vernomen, und in sunderhait, welichergestalt von euch und den andern rethen und potschaften fur guet angesehen worden, berurt gleit mit etzlichen artikeln, die ir dem Granuelh zugestelt, zu bessern und zu sterken, welichs dan ganz wol bedacht worden, zuvorderst dieweil die beschwerungen, so genanter landgraff und wir in gemelter unser samptschrieft an ksl. Mt. gelanget, mit gewisser antwort nit erlediget. Und ist derhalben unser genedigs begern, nachdem obgenanter Granuelh die artikel des gleits halben angenomen, bey ksl. Mt. zu furdern und anzuholten, domit darauf gueter beschait und resolution mocht erlangt werden, ir wollet bey ime weiter vleissigk anhalten, wie ir ane zweivel albereitan nit werdet undterlassen haben, uff das es von ime beschehe, sunderlich dieweil ksl. Mt. nuhmer so nahen als gein Speier wirdet komen sein.
Aber daneben wollet dem Granuelh von unsernwegen anzeigen, das ir seinen vleiß, den er uff des landgrafen und unser schreiben des gleits halben und sunst gethan, sampt seinem erbieten etc. uns uff der post zu erkennen gegeben und darauf von uns bevelh empfangen, ime dorumb mit vleiß dancksagung zu thun, auch das wir es umb ine alzeit gerne widerumb vordinen wolten2. Und wiewol der landgraff und wir ksl. Mt. als unserm gnedigsten hern uff das jungst ubergeben gleit irer Mt. person halben in underthenigkait wol vortraueten, so seghe er doch und wuste es selbst, wie geschwinde alle sachen, auch in waß mißtrauen die dinge dißmals zwischen den stenden des reichs stunden, derwegen er wol bedenken konte, das des landtgraven, unser und unser mitverwandten nodturft erfordert, ain wol vorsichert gleit inhalt der ubergebenen punct zu bekomen, und were darauf an ime unser frundlichs gesinnen, das er, wo es anders albereit nit bescheen, das gleyt uff berurte punct bey der ksl. Mt. nachmals woldte furdern, domit es dem landgrafen und uns mocht furderlich zukomen und wir uns semptlich und sunderlich mit besuchung des reichstags dester baß darnach zu richten hetten. Domit aber ksl. Mt. solte zu spuren haben, das wir, irer Mt. mit besuchung des reichstags underthenigsts zu gehorsamen, wol geneigt, do sich nit andere zufelle ader unvorsehenliche ehehaften zutragen wurden, so weren wir bedacht, a –unser sachen darnach zu richten und uns zu der reisse gefast zu machen–a undt des erweiterten keiserlichen gleits, dartzu irer ksl. Mt. genedigsten beschaids des chamergerichts proceß halben undertheniglich zu gewarten. Und do wir solichs erlangten, weren wir in underthenigkait ksl. Mt. zu gehorsam, auch allen sachen zu wolfart und gutem willigk und erbotigk, gegen Regenßburg zu vorrucken etc.3
Aber diß mochten wir dem Granuelh darbey nit unangetzaigt lossen, er hette ane zweivel vernomen, welichergestalt sich Hg. Heinrich von Braunschweig an [= ohne] alle billiche ursach zu dem landgraf und uns mit schmeheschrieften genötiget. Nun kemen wir in glaubwirdige erfarung, wie genanter von Braunsweig widerumb etzliche schmeheschrieften durch den druck solt haben wider gemelten landtgraven und uns vorfertigen lassen und willens sein, dieselben allererst ausgehen zu lassen, wan der landgraf und wir sampt unsern mitverwandten uff kunftigem reichstag sein wurden, ane zweivel der meynunge, seinen unwarhaftigen gift eben uff die zeit weiter auszugießen, do wir zu unser nodturftigen gegenverantwortung mit gegendruck nit schleunigk komen mochten, ader, do wir es uff dem reichstage theten und uns vorantworteten, solte es uns villeicht dohin wollen gedeutet werden, als hielten wir uns nit gleitlich. Do es auch der gottliche wille were, das di ksl. Mt. ainen gemeinen friden ufrichten wurde, solten wir es villeicht an weiter verantwortung bei des von Braunsweig schandschrift mussen pleiben lassen, welichs aber in kainen wege wolt zu thun sein. Do sich auch solichs zutragen und bey dem von Braunschweigk nit verkomen werden soldte, so kondte ksl. Mt., auch der Granuelh wol erachten, dieweil uns an ehren und glimpf am hochsten gelegen, was wir uff solichem reichstage wurden nutz sein, so wir unsern vleiß mher dohin wenden wurden, das wir unser ehre wider den von Braunsweigk erretteten, dan das wir uns di hendele so hoch kondten lassen obligen, und ließen es ime dem Granuelh darumb vormelden, ob er diese sache bei ksl. Mt. dohin wuste zu richten, das mit solichem schreiben biß zu endung des reichstags stillergestanden wurde, dan, wo der von Braunsweigk mit seinem ertichten schmehen je nit wolt ersettiget sein, so solt ime an redlicher vorantwortunge und gegenschrieften alsdan auch weiter kain mangel sein, aber [= oder] das ksl. Mt. daran keinen ungefallen haben wolt, das wir des von Braunsweigk weitern schmeheschreibens und derselben außbreitung anheimbs undter solchem reichstage erwarteten, biß das wir unsere gegenvorantwortung widerumb vorfertiget, in underthenigster hoffnunge, ksl. Mt. wurde uns in berurtem vhalh, das wir so zeitlich zu vilgemeltem reichstage nit komen kondten, genediglich entschuldiget haben4.
Was euch nu hirauf von dem Granuelh zu antwort begegent, auch wie sich das gespreche weiter zutragen und in sonderhait, ob die voranderung des keyserlichen gleits erlanget wyerdet, das alles wollet uns durch eur schreiben auch berichten. Datum Lochau, den 27b. Januarij 1541.
[Zettel:] c –Als wir diesen brief an euch haben wegkfertigen wollen, ist uns ain schreiben von Wormbs, den 18. January, sampt den gegeben abschiedt zukomen, welchs wir gelesen und alles inhalts vernomen haben. Dieweil dan an der antzaige, so dem H. Granuelh laut dieser unser schrieft bescheen solle, wie ir zu achten, nit wenigk gelegen, so ist unser begern, ir, Hans von Doltzk, oder du, canzler, wollet euch zuruck gein Speier zu dem Granuelh oder, wo er anzutreffen, vorfugen und inen dieselbe anzaige von unsernwegen thun und mit allem vleiß darauf umb antwort anhalten und uff soliche antwort ungeferlich drey, vier oder mher tage ungeferlich nach gelegenhait warten, wurde sie aber indes nit gefallen, alsdann anzaigen, das ir, Hans von Dolzk, ader du, canzler, dich erheben und zu uns raißen woldtest, mit biet, dir dieselbe antwort durch ainen, den du bestellen und ine dorauf beschaiden woldtest, hinachzuschicken etc. Nachdem aber der Granuelh der deuzschen sprach nit bericht, so bedenken wir, das du, canzler, zuruckgekeret und soliche sachen bey ime ausgericht hettest. Wolten wir auch nit bergen. Datum Lochau ut supra–c.