Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 772), unfol. (Ausf.).

Hat ihm vor 8 Tagen durch Andreas Brand und dann durch einen Kaufmann, der nach Danzig gezogen ist, geschrieben, was er wusste. Hat sich hierher zu Mgf. Georg und Mgf. Albrecht begeben und sie über die Antwort des Kaisers an den Kg. von Polen in der Sache Hg. Albrechts und über das Erbieten des Kg. von Polen unterrichtet und gebeten, sie möchten, da der Kaiser sich ungefähr vier Nächte in ihrem Fürstentum aufhalten werde, zugunsten Hg. Albrechts etwas unternehmen. Konte dy sache der acht halben jhe dorch ksl. Mt. außerhalben des reychs nicht aufgehoben werden, das doch geleychwol dohin gehandelet, damit euere fstl. Gn. eyn genedigen keyser haben mucht. Und doneben wolt ich auch gerne feleys forwenden, damit ich kuntschaft erlangen kunt und das beym Granefelle und anderen euerer fstl. Gn. sachen muchten mit dem besten eyngebildet und derselben gewegen gemacht werden. Dazu haben sich beide Markgrafen bereit erklärt. Der Kf. von Brandenburg, zu dem er sich, wenn der Kaiser hier abreist, begeben will, wird sicher zum Reichstag ziehen. Denn Mgf. Georg und Mgf. Albrecht sind nicht zum Reichstag geladen 1, wollen deshalb weder hinziehen noch jemanden schicken, es sei denn, dass der Kaiser sie persönlich auffordere. Wenn sie dann hinreisen oder jemanden schicken, wollen sie ihn auch mitnehmen. Wenn aber nicht, dann wollen sie ihn an den Kf. von Brandenburg, der vom Kaiser eigens aufgefordert worden ist, nicht auszubleiben, und auch eyn genedigen keyser haben sol, verweisen. Was sie sonst zugunsten Hg. Albrechts fördern könnten, wollten sie nicht unterlassen. Seien dies schuldig 2.

Wie es mit der Reise des Kaisers bestellt ist, weiß man nicht. Er soll sich zu Speyer aufhalten und am Podagra leiden. Hier wartet man mit großen Unkosten seit 14 Tagen auf die Ankunft des Kaisers. Man kann noch nicht wissen, wann der Kaiser kommt. Man sagt, er sei kränker, als man sagen dürfe, und er habe, seit er aus Frankreich gekommen sei, keine gesunde Stunde mehr gehabt. Deshalb redet man allerlei von Vergiftung etc. Man behauptet auch, der Kg. von Frankreich habe ein starkes Kriegsvolk beieinander. Manche meinen, er habe es mit Wissen und mit dem Geld des Kaisers gegen England geworben, andere nehmen an zum Zug gegen Mailand, andere vermuten, dass er helfen soll, die Lutheraner zu strafen. Und ist also eyn wunderliche sage und regement haussen, das man nicht genugsam schreyben kan etc.

Der Kaiser soll den protestierenden Ständen erneut geschrieben, ihnen das Geleit zugeschickt, für die Dauer des Reichstages einen Frieden zugesagt, auch entsprechende Mandate ausgestellt und sie ermahnt haben, den Reichstag zu besuchen. Daraus und aus anderen Sachverhalten, die er aber nicht kennt, schließt man, dass der Kaiser in Bedrängnis ist und ein Friede aufgerichtet wird. Doekegen aber wollen etliche sagen, der keyser konne vorm babst, Frankereych und Hispanigen der religion halben keyn fride ader eynikeyt machen und sey des vornemens, woe sy sich, dy fursten, nicht wollen eyner turkenhulf vergeleychen, so wol er strakes nach Italien zien und sy lassen undereynander machen, wy sy wissen. Wen sye sich abgemirgelt haben, so wol er noch wol zeyt genug komen und fride machen etc.

Wie er bereits vertraulich geschrieben hat, sollen am Sonntag Invocavit [1541 März 6] den Städten Braunschweig und Goslar unter der Führung Bernhards von Mila vom Schmalkaldischen Bund 2.000 Knechte und 400 Reiter gegen Hg. Heinrich von Braunschweig, der die armen Leute hart plagt, zugeschickt werden. Weiß weiter nichts Neues mehr zu schreiben. Bittet dafür zu sorgen, dass der Kg. von Polen einen Gesandten schickt, dass er über die Umstände der Achterklärung hinreichend unterrichtet wird und dass man ihm, weil allerlei geheime Dinge geschrieben werden müssen, Chiffren zustellt, domit ich dester kecker schreyben dorfet etc.

Hält 10% Zinsen für das für ihn in Nürnberg bereitgestellte Zehrgeld für zu hoch. Will sehen, ob er Zehrgeld zu günstigeren Konditionen bekommen kann. Schlägt vor, ihm Zehrgeld herauszuschicken oder auf den Leipziger Markt anzuweisen, weil der Herzog das Geld in Preußen wohlfeiler bekommen kann. Und das es golt ader taler wer, an dem anderen haben eure fstl. Gn. alle verlost. Der Herzog wird nicht unterlassen, die 100 fl. dem Georg Vogler zu verschaffen.

Mgf. Georg will mit dem ganzen Frauenzimmer und dem ganzen Hofstaat nach Dresden zur Fastnacht reisen, wenn die Ankunft des Kaisers ihn nicht hindert. Mgf. Albrecht will hier Fastnacht halten. Diejenigen, die die Teilung vornehmen sollen, sollen Sonntag Invocavit [1541 März 6] damit beginnen. Hat von Andreas Brand erfahren, dass der Herzog die Größe der beiden Töchter Mgf. Georgs wissen will. Hat sich danach erkundigt und schickt die Angaben. Mgf. Georg hat des Herzogs Schreiben wegen der Heirat mit großem Wohlgefallen aufgenommen. Und befinde, das sich alle eurer fstl. Gn. sachen besser bey seinen fstl. Gn. antragen lassen, werden auch herzelicher vermerket und gefordert wen zufor.

Man sagt, Mgf. Johann Albrecht soll in den Stiften Magdeburg und Halberstadt Statthalter werden. [...]. Dattis in eyl zu Ansbach, den 9. tag Februari anno 1541.

[Zettel:] Nach Schließung dieses Briefes ist Nachricht gekommen, dass der Kaiser in Heidelberg eingetroffen ist, am Samstag in Crailsheim ankommen und am Montag hierher kommen will. Die Reise des Kaisers wird von hier über Nürnberg zu Pfgf. Friedrich nach Neumarkt führen und von dort nach Regensburg. Der Kaiser soll noch nicht recht frisch seyn. Man hält dafür, dass dem Kaiser vom Kg. von Frankreich etwas gegeben sey und dass die von Pfgf. Wolfgang durchgeführte Anwerbung von 14 Fähnlein Knechten mit dem Plan des französischen Königs verbunden sein soll, selbst römischer König zu werden, wenn der Kaiser stirbt. Der Kaiser soll auf Pfgf. Wolfgang schlecht zu sprechen sein.

Angeblich geheime Rüstungen der Deutschordensherren.

Schreibt dem Herzog alle Zeitungen, die er bei Hof in Erfahrung bringt. Sie sind freilich ebensowenig zuverlässig wie die Zeitungen von Kaufleuten. Derwegen wollen in eure fstl. Gn. so fil statgeben als zeyttungen zu geben ist. Um seinen Fleiß zu zeigen, hat er die hier geführten Reden nicht verschweigen wollen.

Vom Kg. von Dänemark hört man hier nichts, außer dass Kaufleute berichten, dass der König im Land sehr beliebt sei und deshalb sich gegen den Kaiser und den Pfalzgrafen behaupten könne. Man sagt, Pfgf. Friedrich wolle sich mit dem Kg. von Dänemark gern vertragen, wenn der Kaiser es zuließe. Denn er sieht, dass der Kaiser und die Burgundischen ihn hinhalten und vielleicht kalkulieren, dass er alt sei und viele Schulden habe und nach einer Verständigung mit Dänemark die Schulden ablösen könne, so dass nach seinem Tod seiner Gattin nur das Leibgeding bleibe, dass aber andernfalls seiner Gattin das Leibgeding zufalle und ihr Anspruch an Dänemark hinzukomme. Weiß nicht, ob das stimmt. Aber die hinhaltende Politik des Kaisers ist sicher nicht grundlos. Ihm ist auch mitgeteilt worden, Pfalz habe unter dem Vorbehalt des ksl. Konsenses folgenden Vorschlag gemacht: Wenn der Kg. von Dänemark Pfgf. Friedrich helfe, Schweden zu erobern, wolle dieser auf seinen Anspruch auf Dänemark verzichten.

Dattis den 9. Februari.

Anmerkungen

1
 Vgl. Karl V. an Mgf. Georg von Brandenburg-Ansbach, Nürnberg, 1541 Februar 18, Nürnberg StA, Ansbacher Religionsakten 23, unfol. (Ausf.); DV: Praesentata Freitags nach Esto mihi anno etc. 41 [1541 März 4]: Verweis auf das ksl. Reichstagsausschreiben vom September 1540 und das jüngste Ladungsschreiben aus Speyer. Erfährt, dass ihm das Ausschreiben – vielleicht aus Nachlässigkeit – nicht zugestellt wurde. Schickt deshalb ein Duplikat des Ausschreibens, damit er sich über die Beratungspunkte des Reichstages informieren kann. Erwartet, dass er gemäß seiner jüngsten Versicherung auf dem Reichstag erscheint. Geben in unser und des reichs stat Nurmberg am 18. tag des monats Februarij anno etc. im 41. Vgl. außerdem Mgf. Georg von Brandenburg-Ansbach und Mgf. Albrecht von Brandenburg-Kulmbach an den Amtmann von Gunzenhausen, mut. mut. an den Pfarrer zu Crailsheim, [Ansbach], 1541 Februar 19, Nürnberg StA, Ansbacher Religionsakten 23, unfol. (Kop.): Beabsichtigen, ihn zum Reichstag nach Regensburg zu entsenden. Soll sich bis auf weitere Weisung bereithalten. Datum O[nolzbach] am Sambstag nach Valentinj anno etc. 41.Vgl. auch Mgf. Georg von Brandenburg-Ansbach an den Amtmann zu Solnhofen, Asmus Gupf, [Ansbach], 1541 Februar 19, ebd.: Soll für ihn, seine Räte und sein Gefolge möglichst nahe beeinander liegende Quartiere in Regensburg bestellen. Datum O[nolzbach], Sambstags nach Valentinj anno etc. 41.
2
 Vgl. Mgf. Georg von Brandenburg an Hg. Albrecht von Preußen, Ansbach, 1541 Februar 9, Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA A 3 (Kasten 143), unfol. (Ausf.): Christoph von Kreytzen hat ihn bis zu seiner vor einigen Tagen erfolgten Abreise gründlich über die Angelegenheiten Hg. Albrechts informiert. Wird sich das Anliegen, das Kreytzen nach seiner Rückkehr auf Anweisung Hg. Albrechts vorgetragen hat, fleißig angelegen sein lassen. Allerdings sind bis zum heutigen Tag weder er noch Mgf. Albrecht zum Reichstag nach Regensburg geladen, nit konnen wir wissen, aus was ursachen oder ubersehen dasselb bißhere verblieben sei, anders dann das die protestirenden oder der religion verwandten stende noch der verglaittung und etzlicher des cammergerichts beschwerung halben, so zuvor abgehandelt werden solten, in handlung steen, die, sonsten und one das auf dem reichstag zu erscheinen, ir beschwerung der röm. ksl. Mt., unserm allergnedigsten herrn, angetzaigt haben, wie eure L. in der uberschickten beyhandlung, zu Wormbs negst gepflogen, befinden werden. Erwartet die Ankunft des Kaisers in Ansbach in wenigen Tagen. Will Hg. Albrechts Angelegenheiten nach Kräften fördern. [...]. Datum Onoltzbach, Mitwochs nach Dorotheae anno etc. 41.