Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Kop.).

Druck: Mentz, Johann Friedrich, Bd. III, Nr. 41, S. 468–471.

Bezug: Brücks Schreiben vom 4. April 1. Soviel nu anlanget die antwort, so Dr. Marthinus nach vorlesung des landgrafen antwort gegeben, nemlich, das er fur sein person ain tunkele concordia nit annhemen und das er etwas derhalben nach essens zusamenziehen wolt etc., so wollen wir, schirst Marthinus damit fertigk, dorauf ir dan warthen thuet, unserm bevelh nach eur weiter schreiben gewertigk sein. Dieweil ir dan unser gemuth und maynung hivor auch aus negster unser schrieft vormargkt, das wir von dem gotlichen worth und einmalh erkanter warheit durch Gottes gnade nit zu weichen noch auch dye geistlichen gueter in ksl. Mt. hande zu stellen, dadurch das babstumb wider uffzurichten, ursach zu geben, bedacht, a auch unser pharn und schulen ir underhaltung entzogen werden wolle, wie doch hivor eynmuticklich zu Schmalkalden das widerspiel ist bedacht worden–a, und aber der landgraff und seine anhenger mit dem entweichen, auch ksl. Mt. der geistlichen gueter halben zu gefallen zu werden, umbgehen, das uns aber unser gewissen halben mit einzureumen und zu bewilligen helfen zum hochsten beschwerlich, zudem das leichtlich zu achten, was der landgraff mit dem Kf. zu Brandenburg zu seiner ankunft (der noch zur zeit neutral ist) kochen und was der churfurst mit fur bequem und guet ansehen helfen wirdet, dorinnen dan des landgraffen anhangk, auch wol andere, die itzo seins teils aller dinge in seinen meynungen nit sein, do sie des churfursten beyfalh wurden vormerken, vorfolgen und sich zu dem landgrafen schlahen werden, aus dem allen und zuvorderst, wie sich der landgraff seiner meynung des entweichens und der geistlichen gueter halben vormerken lest, will nichs anders uff itzigem reichstage dan ein trennung undter uns, der christlichen religion vorwanten stenden, zu befaren sein, und solichs richtet auch eben nyemandt an dan der landtgraff und sein anhangk. Nun will uns aber daran wenigk ader gar nichs gelegen sein, dan wir werden des landgraffen und seins anhangs halben Got und sein worth nit vorleuknen noch ainiche concordia mit tunckeln ader vorkerten worten bewilligen und zulassen.

Weil es dan des landgrafen und seins anhangs halben hyrauf stehet und ir wisset, was unser oheim F. Wolff von Anholt und unsere rethe, di wir gein Regenßburgk vorfertiget, sich der particularhandelung halben gegen dem landtgraffen vornhemen zu lassen, bevelh haben, nemlich bey unser gethanen augsburgischen confession und apologia, auch der schmalkaldischen voreynigung von unsernwegen zu pleiben und zu beruhen, welichs sie aber dem landgraffen uffs eusseriste anzeigen sollen, so bedenken wir, das unserm oheimen und rethen zu bevelhen sein soldte, sich gegen dem landgraffen itzo alßbaldt vornhemen zu lassen, b dieweil er sich erkleret, das er, in worten und der geistlichen gutter halben zu entweichen, bedacht, das sie uns solches bericht, darauf wir inen befollen, seiner L. zu fermelden, das wir uns bei seiner L. solches nit versehen hetten, es auch dem schmalkaldischen abschide zuwider und entgeken wer und sie hetten–b von uns bevelh, bei der confession, apologia und schmalkaldischen voreinigung zu beruhen. Das weren sie auch zu thun bedacht und gedechten sich mit seiner L. ader andern ires anhangs daruber und solichem zuwider in nichts zu begeben etc. c und, wan sie gleich, wie sie sich nit versehen, dorinnen von andern sthenden verlassen, so hetten sie den befelh und wolten myt gotlicher hilf [...?] [darbei?] [beruhen?]. Sie [w]usten auch seiner L. nit zu bergen, das sie solchs den andern stenden dermassen auch vermelden wolten und [horen?], was derselbigen gemut derhalben sein werde–c.

Dan das solichs itzo in der erst bescheen solt, des haben wir diese ursachen, wo der landgraff vormerken wurde, das wir uff der confession, apologia und schmalkaldischen voreynigung, so uff Gottes wort gewidembt, zu vorharren und nit zu weichen gedechten, wie wir auch nit thun konnen noch mit Gots hulf wollen, so wurde sich villeicht sein L. eins andern bedenken und sich dorein nit lassen, als doch bescheen mocht, do sie sich unsernhalben ains andern vormutet. So wurde auch dadurch seine L. ainicher ader weiter anhangk gentzlich abgeschniten. Dann darauf will es entlich und einmalh stehen. Do ist unser confession, apologia und schmalkaldische voreynigung, die hat ain jeder standt als fur recht und gotlichem wort und evangelion gemeß bekandt und angenomen, were nu darpey pleiben und Got dorbey alß seinem worth erhalten will, der magk es thun, were nit und sich durch glößen ader tunkele wort ader auch uff andere meynungen davon furen lassen will, der magk es auch thun. Dann wir seind der trostlichen und ungezweivelten hoffnung und zuvorsicht, der almechtige Got werde sein wort und uns, do gleich alle andere stende von uns abfielen, dorbei genediglich erhalten, wie er dan von anfangk und bißher genediglich und wunderbarlich, auch wider aller menschen vornunft und gedanken gethann.

Darumb wyrdet Martinus und ir uns nuhmer eur bedenken derhalben dester besser anzuzeigen wissen. d So were auch dem lantgraffen ferner zu vormelden, weil wir seine L. in dem den forigen abschiden ungemes [vermerkt?], so hetten wir nit unbilliche bedenken, uns personlichen auf den reichstak zu begeben, dan das wir mit dem widerteil uns einlassen solten, desgleichen mit seiner L. auch, des hetten wir nit unbillich beschwerung, dan es ginge, welchen weck es wolle, so weren wir, auf forgehorter meynung mit ferleihung gotlicher hulf zu beruhen, bedacht–d.

Abfassung des Appellationsinstrumentes für den Prozess mit dem Bf. von Meißen. Wichtig, dass das Appellationsinstrument noch vor Ende des Reichstages gedruckt wird, damit es allen Ständen bekannt wird. Stellungnahme zum Entwurf Brücks für die Streitschrift gegen Hg. Heinrich von Braunschweig. Beiliegend Bericht über den Fortgang der Reformation in Halle. Wenn dies auf dem Reichstag bekannt wird, wird es beim Bischof und anderen Eindruck machen. Datum Torgau, Dinstag noch Judica 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. Dr. Gregor Brück an Kf. Johann Friedrich von Sachsen, Wittenberg, 1541 April 4, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 394 Nr. 149 Bd. 2, unfol. (Ausf.): [...]. Ich habe nechten spat wider empfangen die baide sexternen, die eurn kfl. Gn. ich wider den von Braunschweig untherdeniglichen zugeschickt. So habe ich heut frue empfangen meins gnedigen hern von Anhalts und der rethe schreiben von Regenspurg und Johan Maiern zu Dr. Martin alsbaldt geschickt, inen lesen lassen eur kfl. Gn. gnedigs schreiben an mich und, was der lantgraf gnantem hern zue antworth gegeben, mit dem erbieten, wen es ime nach essens gelegen were, das ich wolte zu ime kommen und das dem Pomerano und Jone die stunde, so ime gelegen, auch angetzaigt wurde. Also hadt er es gelesen und mir wider sagen lassen, das ime des lantgrafen meynung nit gefiele und er hielts dafur, er were thol und thoricht. Wolt man zur einen dunckeln concordien greiffen und die machen, wuste er nit zu rathen. Man möchte sie furnemen. Aber fur sein person wolt er sie annhemen [sic!]. Dieweil er aber vor tisch nit arbaithen kondt, so wolt er sich nach mittagk uber setzen und sein bedencken vertzaichenen. Darauf wil ich nu vertziehen und alsdan eurn kfl. Gn. derselben bevelich nach weither schreiben. Ich wil nit glauben, das jemandes aus den mitverwandten dem [sic!] lantgrafen verfolgen werde, ane was etzliche oberlendische als Straßburg thun mochten durch anreizung des Butzers, welcher das spiel alles treibt und maistert. Die hern theologi liessen sich in die gnug dunckele und betriegliche concordien mit den zwinglischen. So siehet man, wafur der von Braunschweig den lantgrafen heldet. Kombt dan der Kf. zu Brandeburg auch dartzue, so werden sie etwas giessen. Aber unser hergot wirdet, ap Got wil, den ursprung als euere kfl. Gn. und ire lande gnediglichen erhalten und fallen lassen, wer fallen will und vollendt zu schanden werden, das inen gewißlich begegenen wirdet bey aller welt. Abfassung des Appellationsinstrumentes gegen den Bf. von Meißen. Kann in der Kürze der Zeit nicht auf alle Punkte des Ausschreibens Hg. Heinrichs von Braunschweig ausführlich eingehen. Will die burggräfliche Sache, die Wahlsache und Hg. Heinrichs Verteidigung gegen den Verdacht des Mordbrennens kursorisch behandeln und auf eine spätere ausführliche Rechtfertigung verweisen. Dieses Verfahren bietet dem König und dem Ebf. von Magdeburg Gelegenheit, sich mittlerweile auf gütliche Unterhandlung einzulassen. Da er findet, dass die Sache des Bf. von Meißen nicht so stillschweigend übergangen werden sollte, hat er einen eigenen Artikel dazu verfasst, den er hiermit übersendet. Bittet, ihn, wenn er dem Kurfürsten gefällt, wieder zurückzuschicken. [...]. Datum Wittennberg, Monntags nach Judica anno domini 1541.
a
–a Von Kf. Johann Friedrich eighd. nachgetr.
b
–b Von Kf. Johann Friedrich eighd. korr. aus: sein L. geben des entweichens und der geistlichen gueter halben fur, was sie wolt, so hetten sie.
c
–c Von Kf. Johann Friedrich eighd. nachgetr.
d
–d Von Kf. Johann Friedrich eighd. nachgetr.