Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10183/04, Regenspurgischen Reichstags, Religion und andere Händel vermöge einer hierbey [...] Anno 1539–1547, fol. 158r–162r (Ausf./Fragm.).
Nachdem auch der Bf. zu Meissen uns geschryben und zu erkennen gegeben, wie er von ksl. Mt. gleich andern gaystlichen fursten und stenden des reichs zu dem itzigen reichstage beschryben, darauf wier uns aber mit unserm liben vettern, dem Kf. zu Sachsen etc., eyner samptschrift an ksl. Mt. voraynigt [Nr. 420] und umb abschaffung solcher erfordrung gebeten, so hat uns ksl. Mt. darauf anthwurt gegeben, darvon wier gemeltem Bf. von Meissenn sampt gedachtem unserm vettern eyne copey, in unserm schreyben eingelegt, zugeschigt, wie solche schriften allenthalben bey den andern hendeln zu befinden. Wo nhun bemelter bischof villeicht auch der von Merßeburgk oder der vormeynthe neue zur Naumburck oder das thumbcapittel daselbst, weil er noch nicht zur posses oder residentz kommen, selbst aldo seyn oder ihre geschigten des orts haben wurden, so sol auf ire practiken und handlungen mit sunderlichem fleis achtung gegeben werden und in sunderheit, do H. Julius Pflug mit Mayntz oder fur sich selbst zu Regenspurg sein wurde, ob er sich fur eynen electus des stifts Naumburgk wirdet halten, angeben, tractiren und wes er sich seyner election, auch des stifts halben wirdet vornhemen lassen und wes des vermarckt, sollen uns unsere rethe ydermals neben andern berichten und zu erkennen geben.
Unser rethe söllen sich auch mit unsers vettern, des churfursten, rethena davon underreden, was derhalben und darwider furtzuwenden sein wolle. Dan wiwol ksl. Mt. in ihrer gegebenen anthwurth begert, das wier es dismals, weil ihre Mt. disen reichstag furnhemlich der religion halben angesatzt undt solche sache die bischoffe und andere geistliche perßonen zuforderst thet belangen, wolten bescheen und dye bischoffe, so under dem hause zu Sachsen gesessen, erscheinen lassen, mit dem gnedigen zuschreyben, das es unserm vettern und uns, auch dem hause Sachsen an unsern gerechtikeiten keynen schaden noch nachteil bringen soll, das uns auch ihre Mt. sölchs an [= ohne] unser ferrer ansuchen nothdurftiglich versichern und briflich urkundt under ihrer Mt. insigel daruber vorfertigen lassen wolt, so haben wier doch sölch ihrer Mt. schreyben von wegen der eingefurten ursachen bishere nicht anders verstanden, dan das den bischoffen auf den reichstag zu kommen verstatet solt werden der einichen sachen halben, nemlichen die religion belangende, und nicht aller reichshendel halben, weyl ksl. Mt. furgewanter ursache der folgenden begerung einen solchen und keynen weytern verstandt unsers erachtens geben kan. Darumb haben auch unser vetter und wier in unserm letztn schreyben an den Bf. zu Meissen und wier vor uns an den Bf. zu Merßeburgk nichts weyter eingereumpt undt das wier es ksl. Mt. begeren und erbieten nach obgemelter bischoff den reichßtag zu besuchen bedacht, das er sich sunst weyter, dan was die religion belanget, nit einlassen sölt. Dan obgleich die vorgenante bischoffe ader ihre gesanten mit dem bepstischen hauffen und pfaffen oder ihren vorwanten in sachen, die religion oder derselben vorgleichung oder das gesprech belangend, wurden zusammen in gesprechen und underredungen geen und sich doch keyner session an den orten anmassen mussen, wan von den stenden des reichs semptliche beratschlagung gehalten wurde, daran möcht unsers erachtens nicht viel gelegen sein, dieweyl sölche berathschlagung auf einen part an unser und unsers vettern, auch ander unser mitverwanten als reichstende beisein bescheen.
Aber auf das dieser irthumb ksl. Mt. zu ehren, auch umb mherer förderung willen der reichshendel desto weniger zu offentlichen protestation und aufsehen gereichen dörfe, sehen wier vor bequeme an, das unsere retheb, was die nothdurft erfordern wil, erkundung haben, ob des hauses zu Sachsen bischoffe oder ihre volmechtigen werden aldo ankommen sein. Wo das befunden und vormerckt wurde, sollen sich alsdan unsere rethe mit unsers vettern, des churfurstens, rethen erstlich von disem wege underreden, das sie sich semptlich zu ksl. Mt. verfugten undt ihrer Mt. volgende antzeigung ungeferlich underthenigst theten:
Ihre Mt. wuste sich gnedigst zu erinnern, welchergestaldt wier und unser vetter uns gegen ihrer Mt. beclagt hetten, das der Bf. von Meissen als ein bischoff des hauses zu Sachsen durch ihre Mt. ahne zweifel auß mangel genugsames berichts zu dem itzigen reichstage beschriben worden, und underthenigst gebeten, das ihre Mt. sölche erforderungen gnedigst wider abschaffen wolten, damit uns zu verhuttung des hauses zu Sachsen nachteils, darbey zu sein und sulchs zutzusehen, nit ursach zu bedencken undt furbetrachtung gegeben wurde. Darauf het nhun ihre Mt. uns beyden die anthwurt gegeben, deren inhalt in der rede mit ahntzutzihen sein will. Und wiwol unsers vettern und unser, auch des hauses zu Sachsen großnachteilige beschwerung nit gar durch ihre ksl. Mt. resolvirt ader aufgehaben, do wier gleich gemelten bischoffen zulissen, der religionsachen halben auf sölchen reichstag und bey denen hendeln zu sein, so zu vergleichung berurter religion machten furgenhommen werden, so hetten doch unser vetter und wier uns dasselbe ihrer Mt. zu underthenikeit und dem hause zu Sachsenn gantz unnachteilig nit so hoch wollen lassen entgegen sein, do ihre ksl. Mt. unß undt unserm vettern ihrem gnedigsten erbieten nach eine gnugsame, vorsigelte versicherung wurde geben und aufrichten, auch die substantz derselben im abschide itziges reichstages setzen lassen. Darumb hetten unsere, auch unsers vetters, des Kf. zu Sachsen, rethe von uns beyden disen bephelich, ihrer ksl. Mt. solchs underthenigst antzutzeigen und umb die versicherung bey ihrer Mt. zu bieten und antzusuchen.
Aber damit sich gemelte bischoffe oder ihre und der capittel gesanten, die man zu der stett zu sein vermerckt, nit understehen möchten, sich in disen reichsversamlungen, rethen oder handelungen session als reichsstende antzumassen oder sich gleich andern reichsstenden der andern reichshendel mitzubeladen, so hetten sie von unserm vettern und uns weitern bepheel, ihre c – ksl. Mt. underthenigst zu bitten, das sie oftgemelten bischoffen oder den gesanten von ihrer–c ksl. Mt. anthwurt und der erbotenen vorsicherung wolten antzeigung und bericht thuen lassen, auf das sie sich darnach halten undt keyner session anmassen, sich auch in keyne andere handlung einlassen wolten, dan was belanget die vergleichung der religion, mit der fernern antzeigung, das ksl. Mt. ihnen nit bergen wolt, das sie unsern vettern und uns auf unser supliciren dermassen beanthwurt und uns ihrer Mt. brifliche vorsicherunge gnedigst daruber gegeben hett. Dan wo sich die bischoff hiruber session werden anmassen ader sich auch in die andern hendeln alß reichsstende wollen eindringen, so hetten die rethe beiderseits bepheel, dawider offentliche antzeige und furwendung zu thun und sich darneben ferner zu halden, wie unser und unsers vettern empfangener bepheel ihnen in dem fall weiter theten auflegen. Sie wolten aber vorhoffen, ksl. Mt. wurde ein gnediges einsehen und vorschaffung thun, damit die hendel dadurch nicht durfen verunruiget werden. Das wurden auch unser vetter und wier umb ihre ksl. Mt. in aller underthenikeit willig und geflissen sein zu vordinen.
Hyrauf werden die rethe beyderseyts ksl. Mt. gemuet und anthwurt vorstehen und sunderlich, wie ksl. Mt. ihre nhest gegebene anthwurt wollen gemeynt haben.
Dan wurde vormerckt, das die bischoffe des hauses zu Sachsen aller reichssachen und hendel halben sich sölten eintzulassen oder gleich vor religion halben allein und sich doch session zu underfahen haben, so möcht unsers erachtens durch ksl. Mt. vorsicherung des hauses zu Sachssen nachteil nit vorhut werden. Wie dan dye rethe ksl. Mt. auf ihre anthwort hivon wol werden gutten underricht und erclerung zu geben wissen. Dan ob es gleich dem hauß zu Sachsen an seiner gerechtikeit ahne nachteil sein solt, so khemen doch die bischoffe damit in ein posseß, der wurden sie sich dannoch auf allen reichstegen halten und gebrauchen wollen, bis das sie derselben widerumb mit rechtlichem erkentnis entsetzt wurden.
Derhalben ahne zweifel unsers vettern rethe nit minder dan die unsern mit fleiß bey ksl. Mt. dafur handeln und arbeiten werden, das es ihre Mt. dismals dabey wolle pleiben lassen, wie das vorberurt unsers vettern und unser erbieten, nemblich, das die bischoffe bey vorgleichung der religion auf ihrer Mt. vorsicherung und bey den andern hendeln nit sein mugen, vormarck und hivor in menschengedencken durch das haus Sachsen dergleichen nit eingereumpt ist worden. Wolt es aber bey ksl. Mt. darbey nit gelassen werden, sundern ihrer Mt. anthwurt einen weitern verstandt, wie berurt, geben und machen, d –so soll ksl. Mt. ausdruglich ahngezeigt werden–d, das sie von unsern und unsers vettern wegen bey den hendeln nicht sein könthen, dan wier wollen uns nicht vorsehen, das ihrer Mt. mher daran gelegen seyn werde, das gemelte bischoffe in die reichshendel gedrungen, dan das wier beyde und unsere rethe ihren halben sölten darauß geschoben werden. Aber in alwege will nutz und gut sein, das bey der ksl. Mt. erhalten werde, das von der vorsicherung und, welchergestalt den bischoffen, auch wie weit dissmals session eingereumpt wirdet, von ihrer ksl. Mt. wegen eyn öffentliche antzeigung den reichsstenden gethan und sölche zu den reichshendeln vortzeichent werde. [...]. Datum Dresden under unserm aufgedrugten secret, Dinstag nach Judica anno domini 1541.