Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Marburg StA, PA 589, fol. 2r–14v (Reinkonz.); DV fol. 14v: Articul, waruff des Lgf. zu Hessen rethe in der religion beruhen sollen. Gestellet zu Regensburg am Phingstag anno 41 [1541 Juni 5], concept.

Druck: Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. F, S. 97–105.

Unser Philipsen von Gots gnaden Lgf. tzu Hessen etc. gemut und meinung in den articuln der religion, was unsere rethe noch unserm von hynnen abtzihen derwegen fur bevelch haben sollen.

Von den articuln, so in dem bewusten buch verleibt sein: Wan der papistisch deil wolte nach dem inhalt bemelts buchs leben, so wer es von inen antzunemen, doch das wir dis teils nit getrungen oder verpunden wurden, es auch also zu thun oder, das es recht seie, zu approberen.

Was di articul, deren man alhie verglichen ist, betrifft: Seint derselbigen articul, wie die alhie verglichen a und so weith di itzo pracht–a sein, wir zufriden, doch eins andern urteil drin furbehalten.

Beicht belangend. Das man di beicht getrungen und gezwungen thun solt (wiwol di beicht, so man dartzu rechte beichtvetter hette, bekömerten gewissen nit undienlichen wehre), solchs ist keinswegs nachzulassen. Das man yenem teil aber die beicht, doch nit als ein getzwungen werck, nachlisse, das misfelt uns nit.

Olung belangende. Sovern als kein zwang darus gemacht, b vergebung der sund oder gerechtigkeit drin gesucht–b wirdet, so konnen wir di zulassen, doch das wirs nit approbiren.

Die unverglichene articul belangend. Erstlich die concilia: Das di concilia nit solten irren konnen, das sie auch etzwas, so in Gottes wort clar c oder frey–c were, solten zu enderen oder zu verbiten haben, solchs ist gantz wider di geschrift altes und neues testamentsd, dane alle menschen f kinnen lugener und irrig sein, wie die schrift sagt–f. Ob auch schon gesagt wolt werden Mathej 18: ‚Wo tzwen oder drei in meinem nahmen beieinander versamlet sein, da bin ich mitten unter inen‘, so wirdet doch in Johanne 16 gesagt: ‚Er wirdet nit von sich selbst reden, sondern er wirdet di ding, so er gehort hat, reden und die zukunftige ding wirdet er euch verkundigen. Er wirdet mich preisen, dan er von dem meinen nehmen unds euch geben wirdet‘. Hie spricht der evangelist: wilch in meinem und nit in irem namen versamlet sein. Item, er wirdts von dem meinen und nit von eines andern nehmen und euch geben etc.

In actis apostolorum g cap[itel] 20–g spricht Paulus: ‚Ich hab euch allen ratt Gottes geoffenparet und nichts verhalten, das euch zu wissen vonnöten gewesen‘. Derwegen ist von unnöten und wider die geschrift, das di concilia was neues, so nit in der schrift gegrundet ist, constituiren. Und kan darumb diser articul also nit gelitten werden. Wann aber ein concilium nach ausweisung gotlichs worts satzung mechte h und wo nuge irtumb, die in der schrift nit grund und gar nit zugelassen hette, einfillen, alsdan derwegen was statuirt, das wer zu leiden–h.

Pabst und bischoflichen gewalt berurend. So sie wolten rechtschaffene pebst und bischove sein, wie die Christus, St. Paulus, das gesetz Moisi, der prophet Ezechiel und andere propheten und di alten canones abmalen und furschreiben, so ists nit unpillich, das man zulesset, das sie ein aufsehen uff di andern diener der kirchen haben und das sie pfarher und predicanten benennen und ordiniren mögen. Doch das tzuvor in alweg solche seelsorger fur di gemeinden gestellet und da gehoret werde, ob und was tadels di gemeinde an den predicanten habe, wie solchs in der epist[el] Paulj stehet.

Wir mugen auch unsers teils leiden, wan der pabst, wie di ersten pebste und St. Peter gewesen, sein wolte, das im alsdan pillich der furgang gepure und sonderlich, wan vil bischove im nahmen des herren beieinander versamlet sein, das er das wort, wi Petrus und di apostel gethan haben, unter inen furen möge.

Weither mugen wir auch leiden, wann sich ein zwispalt in der kirchen tzutregt, das er ein concilium zu beruffen hab, doch wan ers nit beruffen wölt, das solchs auszusetzen [sic!] dem kaiser, konig und andern potentaten i oder metropolitanen–i freistunde, es sey gleich ein generalconcilium oder nationalversamlungj.

In sonderheit aber muste der pabst die grobe mißpreuch abstellen, nit neue gesetze machen, auch nit tzu enderen haben, was in einem concilio beschlossen wehre, mit der ehe und speise di gewissen nit pinden und muste in summa gar nichts verbiten oder enderen, wilchs Gots wort freilisse oder zu endern nit mit sich prechte. Er muste auch gar nichts in den kirchen oder an den bischoven, wilche ire ordenung nach gotlichem wort gemacht hetten, zu enderen oder zu verbannen haben. Die teutsche nation und gantze cristenheit solte er hinfuro mit seinen ablasbriven, annaten, pallien und dergleichen zufriden und unbelestigt lassen.

Dartzu solte er einem keiser di cron so schimpflich und spotlich mit den fussen nit aufsetzen. Wolte aber ye ein keiser von ime als dem hochsten bischove ein confirmation nehmen, solch confirmation solt der babst thuen mit hendauflegung und andern dingen, wie di apostel bestettigung gethan haben. Es muste auch dise confirmation nit eben allein zu Rhom, sondern etwo zu Thrent oder an einem andern ort und darneben in beisein teutscher bischove und churfursten gescheen.

Und wann di bischove ye wolten uber das weltlich auch regirung haben und den spruch Mathei 10: ‚ne possideatis aurum neque argentum neque aes in crumenis vestris‘ etc. nit ansehen und ‚reges gentium dominantur, vos autem non [...?]1, so ist unser meinung, das sie alsdan tzum wenigsten rechtschaffene unterbischove, di irem ampt gnug thetten und di administration der kirchen trugen, setzten.

Sacrament belangend. Die transsubstantiation des sacraments konnen wir nit bewilligen, das es nit mer ein brott und wein pleiben sollt. Dan man leset im Paulo ad Corinth[ios] 10: ‚Ist nit der kilch, den wir segnen, ein gemeinschaft des pluts Christi und das brott, so wir prechen, ein gemeinschaft des leibs Christi‘. Item, Paulus ad Corinth[ios] 11 spricht: ‚So oft ir diß prot esset und von disem kilch drinckt‘ etc. Item, ‚wer da isset diß brott oder drincket von disem kilch unwirdig, der wirdet schuldig sein’etc. Hie wirdets nur brott und wein und nit anders genennet.

Das sacrament hintzusetzen, anzupetten oder umbtzutragen, konnen wir nit bewilligen, dann wirs fur ein lautere abgotterei halten aus disen ursachen, das Christus noch di apostel, es hintzusetzen, antzubetten oder umbtzutragen, nit bepholen haben, sondern Christus spricht ad Corinth[ios] 1 capite 11: ‚Nembt hin, esset und trinckt, thuts zu meiner gedechtnus und verkundiget den tod des herren darbei‘ und sagt hie von keinem hinsetzen, anbeten, umbtragen etc.

Es ist auch Christus im brott des sacraments nit antzubeten, das man aber Gott under der administrirung des sacraments durch Christum anruffe, solchs ist zu thun, dan Christus weiset uns imer uff den vatter, denselbigen antzubeten, und Johannes 4 stehet: ‚Der vatter ist geist, wer inen wil anbeten, der mus inen in der warheit und geist anbetten und nit uff diesem oder jenem berg oder in Jerursalem‘[sic!] etc. Derwegen ist er im brott nit anzubeten. Item, Christus weiset uns in alweg, den vatter zu bitten, wie dan das patter [sic!] noster ausweiset, nemlich ‚unser vatter, der du bist im himel‘ etc. Es weisens auch alle sontagscollecten in der messe auß, das man den vatter, danach Christum anruffen soll. Es stehet in den episteln Pauli und anderer apostel, das man das gepet zu Gott durch Christum richten solle. Item, Christus spricht: ‚Was heistu mich gut. Nimants ist gut dan der vatter‘. Und ob schon Thomas tzu Christo sagt: ‚Du bist mein herr, mein Gott‘, so hat er doch nichts dann di gotheit in Christo gemeinet und angeruffen. Mathej 24 spricht Christus: ‚Wan sie euch sagen werden, hie oder dort ist Christus, k er ist in der wusten, in der kamer–k, so gleubets nit‘. Und ob gesagt wolt werden, dieser spruch were auf die secten zu verstehen, so spricht er doch nur ‚Christus‘ und redt nit von den secten.

Wolt man aber ye yenem teil des hinsetzens halben, so etzwas in der comunion uberig pleb [sic!], nachlassen, so musts ausserhalb unsers teils approbirens und das wir, diß teil, dergleichen zu thun, unverpflichtet sein solten, auch mit diser masse gescheen, das das sacrament beide brots und weins hingesetzt, aber doch dafur kein lambten oder lichter geprent, angebetet oder umbgetragen wurd. Wan mans auch wolt einem krancken pringen, das man mit schellen nit darfur her leutetel, sondern wan mans dem krancken reichen wolte, das man dann widerumb darbei di wort des herren, wi ad Corinth[ios] 11 stehet, repetiret, erholet, den tod des herren verkundiget und darnach dem krancken gereicht wurde. Also möchte diser articul aufs eusserste zu leiden sein, wiwol es sicherer wehre, der hinsetzung gantz mussig tzu stehen zu verhutung der idolatria, so darus volgen mag, zudem, das man bisanherm wol gesehen hat, wan di munch und pfaffen zu den krancken gegangen und das sacrament gereicht, das sie darbei gar nit den tod des herren verkundigt noch di gedechtnus Christi, wie er bevolhen, gehalten, wilchs doch Christus vornemlich lehret, nemlich sein gedechtnus zu halten und des herren tod tzu verkundigen etc.

Ehr und anruffen der heiligen belangend. Ist nit unpillich, das man sie also ehre, das man irem exempel nachvolge. Es ist auch wol zu glauben, das di heiligen und alle engel Gottes uns guts gönnen und begeren, das wir möchten zu Got komen. Es wölt auch wol geachtet werden, das sie stetigs Gott fur uns bitten, dweil wie Paulus ad Corinth[ios] 1 cap[itel] 13 spricht, di liebe hore nimer auf. Das man sie aber solte anruffen, ansprechen und ein vertrauen auf sie setzen, solchs ist wider di schrift, dann Deuteronomie 6 stehet: ‚Du solt allein Gott anbeten und demselbigen auch allein dienen‘. So spricht der psalm [50]: ‚In tzeit der not ruff mich an, ich wil dir helfen‘. Weiter sagt Petrus in actis apostolorum 4. cap[itel], es sei auch dem menschen kein ander nahm underm himel gegeben, dadurch er konte selig werden, dann allein durch Christum. Item, Christus sagt Mathej 11: ‚Kompt her alle zu mir, di ir muselig und beladen seit, ich wil euch erquicken‘ etc. Da heisset uns er zu im und zu keinem andern gehen. Ferner redet Christus Luce 11 zu dem weiblin, wilhs sagt: ‚Selig ist der leib, der dich getragen hat‘ etc. ‚Ja, es ist war, aber selig seint die, so Gots wort hören und dasselbig bewaren‘. Mathej 12 stehet, do sie Christo antzeigten, sein mutter und bruder weren draussen, das Christus gefragt: ‚Wer ist dan mein mutter und bruder‘ und weiter sein hand ausgestreckt und gesagt: ‚Wer den willen meines himlischen vaters thut, der ist mein bruder, schwester und mutter‘. Dadurch thut er uns imerzu allein uff Gott und kein heiligen oder andere creaturen weisen. Dartzu spricht Christus Johannes 14: ‚Ich bin der weg, di warheit und das leben, es kommet nimants zum vatter dann durch mich‘. Item, Johannes 14: ‚Ir habt bißanher nichts gepetten in meinem nahmen. Pitet aber darin, so werdet ir empfangen‘ etc. Hie zeigt er uns keinen andern weg oder nahmen, dadurch man zu Gott komen oder bitten mög dan nur sich allein ahn. Johannes 1. epi[stel] 2. cap[itel] schreibt: ‚Wir haben einen einigen fursprecher bei Gott, nemlich Jesum Christum, den gerechten‘. Paulus 1. epi[stol]a Thimotheumn 2. cap[itel] schreibt: ‚Es ist ein Gott, es ist auch nur ein mitlero versuner zwuschen Gott und den menschen, nemlich Jesus Christus‘ etc. Aus disen grunden aller [sic!] ists ein lautere abgotterei, di heiligen antzuruffen, anzusprechenp, anzubetten oder hilf bey inen zu suchen.

Die bitt fur die toden. Konnen wir fur recht nit pillichen, dann Christus spricht Marci ultimo: q ‚Gehet hin, predigts evangelion allen creaturen–q. Wer glauben und getauft wirdet, der wirdet selig, wer aber nit glauben wirdet, der wirdet verdampt‘. Paulus ad Hebreos 10 stehet: ‚Und ich wil irer sund und bosheit weiter nit gedencken. Dan wo ein vergebung solcher ist, da ist auch kein opfer fur di sunde mehr‘. Jeremias schreibt [31]: ‚Ich wil einen pund nit, wi der alt ist, mit inen ufrichten und irer sund nit mer gedencken‘. Johannes 5 spricht Christus: ‚Vorwar, vorwar sag ich euch, wer mein wort horet und gleubt dem, der mich gesant hat, der hat das ewig leben und wirdet auch nicht fur das gericht kommen, sondern ist vom tod ins leben getrungen‘. Weiter sagt Christus im Johannes 17: ‚Vatter, ich wil, das die, so du mir gegeben hast, auch seien, wo ich bin, uff das sie sehen meine herligkeit, di du mir gegeben hast‘. Dweil wir nun in disen spruchen oder sonst kein mittel finden, wilchs uns dahin weise oder deute, das wir fur di thoten betten solten und das es auch inen ersprießlich sein solt zur seligkeit, so wissen wir solch bitt nit fur recht zu pillichen. Ob auch gleich gesagt wolt werden, Gott wolt uns wol selig machen und sund vergeben, aber so palt nit, dann Gott hab dem David seine sunde vergeben, aber doch nichtsdeminder hie auf erdrich gestrafft etc., so ist doch solch straff tzeitlich bei seinem leben und nit nach seinem absterben gescheen. Das aber di menschen, den Gott ir sund vertzihen, auch nach dem tod etzwas torquiret werden solten, des hat man kein gotlich wort oder geschrift. So thuet auch Gott nit wi di menschen, das er die sund stucksweis vergebe und etzwas unvergebenes davon hinter sich halte. Aber uff erdrich mag er wol di sunde mit leiden straffen. Das er aber di nach disem zeitlichen leben in jener welt auch straffen solt, des hat man wi bemelt kein schrift. Wolts aber imants dafur achten, er thet aus christlicher, bruderlicher lib nit unrecht daran, das er fur di thoten bettete, denselbigen konten wir seiner schwacheit halben dannost nit gantz verdammen oder zu unchristen machen. Und ob er auch schon deshalben was schadens dultete, als jener, davon ad Corinthios 1 cap[itel] 3 meldung geschicht, wilcher auf den rechten grund stro, stopfeln und haue gebauet etc., so wirdets im doch nit zur verdamnis gerechnet, wan er nur uffem rechten grund pleibet. Vigilien, seelmessen, dreissige und begegnus [sic!], mit wilchen dingen di angemasten geistlichen schir alle guter der weltlichen an sich pracht und erlangt haben, seint keinswegs eintzureumen oder nochtzulassen.

Opfermesse belangend. Wann man di messe und canon dahin wolte richten und deuten als ein ermanung des leidens Christi, id est, darunter den vatter anruffen im nahmen Jhesu Christj r und in, den vatter des opfers, das einmal [for Got] am creutz geschen, erinnern und furstellen–r, darin hetten wir keinen mangel. Wann man aber da wölte ein neues sacrifitium machen und Christum da von neuem fur di lebendigen und fur di toden opfern, so ists unrecht, dann im Johanne 19 stehet: ‚consumatum est‘, es seint alle ding vollendet. Item, ad Hebreos 9: ‚Er hat ein opfer gethan, das ewig giltet, auch nit, das er sich mermals opfere, gleichwi der hoeprister gehet alle jar in das heilig mit frembtem plut. Sonst hett er oft mussen leiden von anfang der welt hero‘. ‚Und wi den menschen ist gesetzt einmal zu sterben, darnach aber das gericht, also ist Christus einmal geopfert etc. Wann er aber widerkompt, so kompt er zum gericht‘. Derwegen ist nit nachtzugeben, das man Christum in der messe von neuem opfere. Wann man aber di messe und canon dahin richte, das man des leidens, sterbens, opfernss und gnugthuens Christi fur unsere sunde darbei gedechte, wilch opfer auch ewig gelten solte, so wer es unß nit zuwidder.

Aber messe tzu halten one communicanten ist wider di heilig geschrift, insatzung Christi und den prauch der aposteln und eltesten t und ersten–t kirchen. Derwegen ists auch unrecht, dann Christus spricht: ‚Thrinckt und thuts zu meinem gedechtnus‘. Paulus ad Corinth[ios] 1 ca[pitel] 11: ‚Wann ir zusamenkompt, des herren abentmal tzu halten‘ etc. Darumb soll man leren, kein messe one communicanten zu halten. Wan nun jener teil also lehren wolt, u id est, das man nit meß halten soldt one communicanten–u, ob sie dan schon umb der schwachen willen noch ein tzeit lang one communicanten messe hilten, solchs wer mit inen zu gedulten, doch das wirs nit approbirten noch in unsern kirchen also hilten.

Das sacrament in bederlei gestalt zu reichen, soll man in alweg lehren, dann di teilung deselbigen ist unrecht. Man kan sie auch mit keiner gotlichen geschrift erhalten. Dann es ist wider di lehr Christj, wider den prauch der apostel und der ersten kirchen. Item, Christus spricht Mathej 26: ‚Drinckt alle aus disem kilch‘ und heftet auch an den kilch dise wort (‚dan dises ist mein plut des neuen testaments, wilchs vor vil vergossen wirdet zu vergebung der sunden‘[)] etc. Solte man den kilch nun nit auch niessen, so wer es wider di wort Christj und unrecht, zudem, das Christus im sacrament des brotts nur di wort (‚der fur euch gegeben wirdet‘), aber bei darreichung des kilchs di wort (‚wilcher fur euch zu vergebung der sunden vergossen wirdet‘) anhenckt und stehet desfals di promission neher an dem kilch dan an dem brott.

Und gleichsfals so wenig als ein hausknecht macht und gewalt hat, seines herren und obern gepott in dem, wie er den leuten essen und drincken geben soll, zu enderen, also auch und vil weniger haben bischof und bebst gewalt, enderung in diser speiß und dranck des disches des herrn zu thun. So liset man auch Deuteronomiae 4: ‚Du solt von meinen gepotten nichts ab- oder tzuthun, auch nichts nach deinem gutbeduncken thun noch tzur lincken oder rechten seiten weichen, sondern nur uff den gepotten des herren pleiben‘. Und Christus spricht [Joh. 8]: ‚So ir in meiner red und gepot pleibet, so seit ir warhaftige meine junger‘. Item, Paulus ad Galath[as] 1: ‚Wan auch ein engel vom himel herabkeme oder wir selbst und predigten euch ein anders evangelion dan das, so wir euch gepredigt haben etc., der sei verflucht‘. Wolte nun jener teil di lehr lassen pleiben, das mans unter beider gestalt gebe und man solte es den schwachen noch ein zeit lang bis in Gott weitern verstand gebe, unter einer gestalt reichen, solchs were mit inen ein zeit lang, wie gemelt ist, zu tolleriren.

Bischove- und pristerehe betreffend. Solche ehe mussen sie zulassen, konnens auch aus gotlicher schrift nit widerfechten. Dann Paulus spricht [1. Kor 7]: ‚Umb hurerei willen zu vermeiden, hab ein ider sein eigen weib‘. Schleust des orts nimants aus. Item: ‚Ein bischove soll sein eins weibs man, dergleichen auch di kirchendiner‘ [1. Tim 3]. v Item: ‚Kein hurer wirds reich Gots ererben‘–v[Eph 5]. Wer aber gern keusch leben wolte und konte, das wer uns nit zuwider. Dweil man aber bisanher gesehen hat und noch, das di bischove und ire geistlichen, so ungeschwundene [sic!] hurerei treiben, so ist inen pillich zutzelassen, dweils auch inen di geschrift zulesset und nit verpeutet, das sie weiber nehmen und sich desfals aus den stricken des teufels entbinden und wircken mögen.

Munch und nonnen belangend. Wil man di je haben in clostern dergestalt, das sie w in der jugent–w darin zu Gottes ehr, zucht, erbarheit und werck der hende uffgetzogen und unterwisen werden, solchs verwerfen wir nit, doch das sie kein vota oder gelubte derwegen thuen. Dann solche gelubte sein unrecht. Es stehet auch, solchs zu halten, in der menschen macht nit. So spricht Christus Mathej 5: ‚Euer red soll ja, ja, nein, nein sein. Du solt nicht schweren weder bei dem himel, dan er ist Gots stul, noch bei der erden, dan sie ist seiner fusse schemel, noch bei Jerursalem [sic!] etc. oder auch bei deinem haupt, dan du vermagst nit, ein einigs har weis oder schwartz zu machen‘. Dweil nun in unserm gewalt nit stehet, dise ding zu halten, sondern di gnad dartzu von oben herab kommen mues, do man dann ye wolt keuscheit schweren, so muste darbei angehenckt werden, di so lang, als Gott gnad gebe, tzu halten, wilcher aber di nit lenger halten konte, das demselbigen zu freien unbenomen wehre. Dann Paulus spricht [1. Kor 7]: ‚So ein jungfrau freiet, so sundigt sie nit daran, dann es ist besser freien dan brennen‘. x Item, es ist des teufels lehre, di ehe und speis verbeute–x. Dweil man aber in den clostern, y als in monchclostern–y so vil schendlicher, sodomitischer sund begangen, z auch in nonnclostern–z ein weib uffs ander gesessen und so vil kinder, wie man wol weise [sic!], verderbt und umbpracht sein, so wer es vil besser, man stund solchs versperrens in di closter ganz mussig.

Fast- und feirtag belangend. Ist unser bedencken, das fasten und feiren einem iden freistehe, dann Christus spricht Mathej 15: ‚Was zum mund eingehet, verunreinigt den menschen nit, was aber herausgehet, das machet den menschen unreine‘. So stehet ad Colos[senses] 2: ‚Lasset euch nimants gewissen machen uber speis oder dranck oder uber bestimpte feirtag oder neue monath oder sabathet [sic!], wilchs ist der schatwen von dem, das zukunftig ware‘ etc.

Signatum Regenspurg, am Montag nach Trinitatis anno etc. 41.

Nachdem auch wir gestern Sontags Trinitatis von wegen des marggraven churfursten den stenden alhie ezlich articul ubergeben, wilh di kirchen, concilien, sacrament des leibs und pluts Christi, di beicht, di satisfaction, das fasten, feirtag und das primat des babsts belangen, sint wir unsers teils derselbigen articul in rechtem verstand also zufriden, doch sovern das jener teil der predig des gotlichen worts und dem articul der justification in iren landen und gepiten einen freien lauf, auch, das sacrament under beiderlei gestalt zu reichen, leren, di pristerehe freylassen und di wolfarten [= Wallfahrten] abstellen, auch understehen wolt, di vermeinten geistlichen zu reformieren und daß wir dises teils, solh articul in unsern kirchen also zu halten oder zu approbiren, nit verpunden seien. Signatum ut supra.

Anmerkungen

a
–a Nachgetr.
b
–b Nachgetr.
c
–c Nachgetr.
d
 Danach gestr.: dartzu spricht Esaias 9.
e
 Nachgetr.
f
–f V. d. Hd. Lgf. Philipps korr. aus: sein lugener und irrig.
g
–g Nachgetr.
h
–h Überwiegend v. d. Hd. Lgf. Philipps korr. aus: das lissen wir unsers teils wol gescheen.
i
–i Nachgetr.
j
 Danach gestr.: oder metropolitan [...?].
1
 Teilweise verderbte Abkürzung, die sich nicht zuverlässig auflösen lässt; möglich ist nach Matth 20,25: „ita“, „sic“ oder „etc.“.
k
–k V. d. Hd. Lgf. Philipps nachgetr.
l
 Hierzu v. d. Hd. Lgf. Philipps nachgetr., dann wieder gestr.: auch nit mit schellen darfur geclempert.
m
 Nachgetr.
n
 V. d. Hd. Lgf. Philipps nachgetr.
o
 V. d. Hd. Lgf. Philipps nachgetr.
p
 V. d. Hd. Lgf. Philipps nachgetr.
q
–q Nachgetr.
r
–r V. d. Hd. Lgf. Philipps nachgetr.
s
 Nachgetr.
t
–t V. d. Hd. Lgf. Philipps nachgetr.
u
–u V. d. Hd. Lgf. Philipps nachgetr.
v
–v Nachgetr.
w
–w Nachgetr.
x
–x Nachgetr.
y
–y V. d. Hd. Lgf. Philipps nachgetr.
z
–z V. d. Hd. Lgf. Philipps nachgetr.