Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Würzburg StA, Wzbg. RTA 17, fol. 388v–390v (Reinkonz.).
Gnediger herre1, nachdem euren fstl. Gn., wir jungst am funften dises monats mit ainem beybotten, Schreiberlein genannt, von hinnen geschrieben2, das euren fstl. Gn. wir uff ir dritte schrieft [Nr. 545], uns eben denselbigen dag durch Heuntz Philippen zukhomen, uff alle puncten unterschiedtlich antwort geben wollen, daruff thun euren fstl. Gn. wir in unterthenigkeit zu vernemen, das wir erstlich ghern und mit begirden verstanden, das sich eurer fstl. Gn. sachen ires leibs halb zu besserung getragen, doch noch zur zeit, uber landt zu reisen, nit geratten werden etc. Wollen derhalb eure fstl. Gn., wohe derselbigen außpleibens halb ainig anreggung geschehe, zum besten entschuldigen und verantworten, wie wir dan schon allgereit gegen etzlichen, so dessen ongferdlich gedacht, gethann3, so wollen wir in kraft unsers von euren fstl. Gn. habenden gewaldts in allen uns bevolhen sachen, sovil uns muglich, zum besten und notturftiglich handlen.
Die offenen missive, so eure fstl. Gn. in irem namen an den babstlichen legaten stellen und uns, denselben zu verlesen, auch nach versiegelung im zustellen zu lassen, zugeschickt, dem sein wir nachkhommen, und sovill von seinen dienern vermerckt, das er an sollichem schreiben ain groß gefallen gehapt, mit erpittung, das er euren fstl. Gn., wohemit er billich konnte, gern freuntlich wilnfaren wollte. Übersenden die gewünschte Fastendispens und das Privileg zur Kontrolle der Wirtschafts- und Rechnungsführung der Klöster. Es haben auch seine diner ghar nichts vor die tax bezalt nemen, und als wir zehn fl. in goldt schencken [wollen], haben sie die nit haben wollen, sonder der secretari allain zwen fl. in golt vor die scribenten behalten und die uberigen 8 uns widder unsern willen widdergeben.
Der Legat hat auf sein an die Kurie gerichtetes Schreiben wegen der beiden Pfründen und wegen der Propstei zu Neumünster noch keine Antwort erhalten. Wollen darum sollizitieren, sobald die Post eintrifft.
Des theologen und canonisten halb wollen wir nachfragung thun und zuvoran, dweil Dr. Eck, der theologus, und andere dise dage allhie ankhomen.
Bleiben wegen der Dispens für den jungen Herrn von Bibra, den Vetter des Bischofs, untätig, weil der Legat in einem ähnlichen Fall den Antrag rund abgelehnt hat.
Ksl. Mt., dergleichen des legaten schencken holen deglichs eurer fstl. Gn. wein in kanten, der wurdt ir Mt. und dem legaten williglich zugestellt. Wir haben uns, das ksl. Mt. ain vaß oder zwei holen lassen sollt, gnugsam erpotten, aber ir Mt. lasst allain in geschirren holen.
Die kaiserlich declaracion neben eurer fstl. Gn. regalienbrieff ist schon concipirt und zu ingrossiren in der khayserlichen cantzlei etc. Wir wollen, den außzubringen, vleiß haben.
Die vererung, so eure fstl. Gn. dem H. von Granuell thun wollen, belangent, haben wir mit unseres gnädigen herrn, Hg. Friderichs, rathe ain vergult scheuren, sehr saüber und scheinlich gemacht, ongeferlich uff 100 fl. werdt, zu wegen pracht und, sein ich, der hoffmeinster, und Ewaldt in stille am Sambstag jungst [1541 April 9], als niemants bey ime, dem Granuell, gewesen, (in ansehung, das uns ermelter Hg. Friderich, wir sollten nit vil wesens domit machen, dan er wirdt es villeicht nit annemen, geratten) zu ime gangen, ime aus eurer fstl. Gn. befellich derselbigen unbekhannt freuntlichen gruß und dienst angesagt und, das eure fstl. Gn. unß verner befolhen, inen mit ainem drunck franckenweins, dergleichen mit einem silbergschirr, darauß sein Gn. sollichen wein trincken sollt, freuntlich zu vereren etc., mit pit, das sein Gn. eurer fstl. Gn. unbekanthe freuntschaft annemen, auch sie und iren stieft ime befolhen haben wollen etc. Daruff er sich des zuentbittens freuntlich bedanckt, mit vleissiger gegenerpittung etc. Den wein wollt er annemen und zu einem zeichen der freuntschaft, die nhunmehr zwischen euren fstl. Gn. und ime sein solt, außdrincken und eurer fstl. Gn. in allem besten dobei gedencken. Aber sovill das drinckgeschirr belangt, were sein prauch nit, dergleichen geschenck anzunemen. Wollt derhalb eben als wole und volkhomlich gedanckt und sich erpotten haben etc. Und wiewol wir mit anzeigung, das sollich geschirr eins geringen werdt und seher schlecht were, heftiglich angehalten und gepetten, sollichs anzunemen, hat ers doch nit thun wollen. Sein wir also von ime abgeschieden und ime von stundt ane bei 10 eimer zweierlei des besten weins in zwaien vassen in sein herberich geschickt, die sein durch sein buttlier williglich angnomen worden etc. Das trinckgeschirr khost 105 fl., haben khain geringers, das etwas ansehenlichs were, bekhommen mogen, habens noch bei uns biß uff eurer fstl. Gn. vernern bescheidt.
Sovil dann eurer fstl. Gn. schreiben Dr. Mathes Hellden belangt, haben wir uns bey Huprechtenn von Luttig, Hg. Friderichs secretarien, erkhundt. Der zeigt uns an, wie gemelter Dr. Heldt hievorlangsts von ksl. Mt. erlaubnis gefordert, sei auch daruff seins diensts erlassen und itzo nit von ksl. Mt., sonder Hg. Willhelmen und Hg. Ludwigen zu Baiern, auch Hg. Hainrichen von Braunschweig alhier erfordert, welche inen in iren sachen geprauchen. Ghet in kainen khayserlichen rathe, so gepraucht inen auch ksl. Mt. sonst nichts, wiewole er erstmals, als er khommen, wole 3 stunden allain und hernachmals zweimale mit dem von Braunschweig bei ksl. Mt. gewesen etc., also das jederman acht und sagt, er, Dr. Hellde, wölle hinforter zu ruwen und der grossen sachen entladen sein, a –doch werden mir daneben bericht, das er von ksl. Mt. mit gnaden abkome–a.
b – Dr. Johann von Nauia, probst zu Maruill in Lutzelnburg, welcher uns zu Speier in der lehenentpfencknus auch hilflich gewesen, wurdt itzunt von ksl. Mt. und dem Granuelle seher gepraucht und schier gleich an Dr. Helden statt etc. Wohe nhun eure fstl. Gn. dem ain vererung thun lassen wollen, das mogen sie uns zu wissen thun, uns herinnen gegen im zu erzeigen–b.
Das dann eure fstl. Gn. hette leiden mogen, das wir den Obernburger noch mit 20 oder 30 fl. zu den vorig vereret, mag noch wole gescheen. Wir wollen aber erst sehen, wie er sich mit der declaracion uber die regalia, auch sonst andern sachen halten, alsdan wollen wir uns der gepure auch gegen ime erzeigen, doch uff eurer fstl. Gn. wolgfallen.
Erfolglose Verhandlungen mit dem Domdekan von Worms, Reinhard von Rüppurr, über das Interesse des Domherrn Erasmus von Habern an der Propstei Öhringen.
Es hat sich der obgenannt thumbdechant zu Wormbs, der preeminentz und session halb abermals mit uns on grundt und vermeinlich zu irren, unterstanden, daruff wir handlung mit ime gehapt und uns nichts gegen ime versehen. Ist doch die handlung villeicht uff sein ungleiches angeben bei Hg. Friderichen und andern khayserlichen rethen (darvon wir dan nichts gewust, biß das die khaiserliche ansuchung gegen uns gescheen) dohin gewachsen, wie auß beiligender urkhunde, uns auß der khayserlichen cantzlei zugestellt, dergleichen copei einer protestation, die anstatt eurer fstl. Gn. wir gethann, euren Gn. nach der lenge zu ersehen, welche protestation wir hernachmals schier zu ende diß reichsdags, domit der gemelt dechan hiezwischen nit weiter umblauffe und unruwe mache, in faciem insinuiren c –und sollicher insinuation auch ain instrument4 a tergo verfertigen lassen wollen–c, die bede zu euerer fstl. Gn., dero nachkhomen und stiefts notturft haben zu geprauchen. Wir haben dißmals und auß bewegenden, itzt furstehenden ursachen, wie eure fstl. Gn. auß hohem verstandt selbst zu ermessen, mit diser sache ain tugent auß der nott machen mussen. Wohe aber eure fstl. Gn. ain weiters, das herinnen furzunemen, bedencken wurden, das wollen sie uns verstendigen, sein wir, dem nachzukhomen, erbütigd.
Copei des ersten kaiserlichen furtrags [Nr. 29] schicken euren fstl. Gn. wir hiemit zu, daruff die protestirenden die volgende drei dag biß jungsten Sambstag[1541 April 9] beradtschlagt und ire antwort der ksl. Mt. daruff in schrieften ubergeben [Nr. 84]. Die ist noch nit publicirt oder verlesen worden.
So sein die andern stende am jungsten Sambstag und an heut auch beyainder gewesen e –und sich ainhelliglich entschlossen, erstlich der ksl. Mt. ires bißanhero gehapten vleyß und mühe underthänigsten danck zu sagen und zum andern zuzulassen, das ir Mt. mit rath und vorwissen der churfursten, fursten und andern stende die erkiesung der personen zu der underhandlung auß den stenden thue und das man zum drittem fur gut anseche, die beratschlagung der thürckenhilf und anderer reichssachen, davon das ausschreiben und furtrag meldung thun, in ruw stelle, biß durch hilf des almächtigen durch die erkießten underhendler ain vergleichung in der religion gefunden, alßdan wol man sich mit beratschlagung derselben aller gebür erweisen–e.
Zeitungen: Konflikt zwischen dem Papst und den Colonna 5. Ksl. Mt. ist nit wol zufriden mit der sache. Kg. Ferdinand soll um Ostern in Regensburg ankommen, doch postirendt. Der fleck Pest gegen Ofen uber, darinnen kgl. Mt. 4.000 man im zusatze hat, ist dise zeit here von Turcken belegert gewesen, hat inen der munche zu Ofen geschutze auß Ofen geliehen, darmit sie in zum sturm geschossen, darnach, wie man sagt, zum dritten male den sturm verloren und abgezogen etc. So sagen einstheils, der fleck sei noch belegert etc., ist nichts gewiß vorhanden.
Mgf. Joachim zu Brandenburg Kf. solle biß nechsten Mittwoch [1541 April 13] sampt seinen kinden und frauenzimer ankhomenf. Datum Regensburg, Mondags nach Palmarum, den 11. Aprilis anno 15416.
[Zettel:] Gnediger furst und herr, die wein, so allhier gefuret worden, der sein acht wagen gewesen, haben ongferlich, wie uns der schenck bericht, 14 fuder getragen. Von sollichem wein des besten und miltesten siendt vereret worden der legat, der nuntius apostolicus und Granuella, und ist noch deß gutten milten weins 3 fueder und des anderen, groben, starcken, auch speysweins ongferlich bei 6 fudern, domit man die leuth nit vereren khan. Datum ut in litteris.