Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 124, fol. 182v–185r (Kop.).

Tzway eure schreyben, das ein am datum 8. diß monats und das ander auf gestern, den 10. desselben an uns außgangen1, seyen uns wol tzukummen, und was die tzugeschickten antwort, so der ksl. Mt. auf derselben proposition mit etlichen enderungen und pesserungen, durch euch verursacht, wie wir das alles angehört, belangt, das lassen wir auf im selbs beruen, tragen desselben alles ein guts gefallen und muß nunmer erwartet werden, was sich weytter tzutragen wird, das uns dann von euch unvorhalten pleybt. Wir haben auch gantz gern gehört, das sich Hg. Ruprechts zu Tzwayenprucken gesandten so vertreulich gegen euch und den andern halten, guter hoffnung, doßselbig werd eurm bedencken nach nit schaden bringen.

Was dan eur beschließlich begern in eurm schreyben, auf 8. diß monats außgangen, der turckenhilf halben belangt, do eurs vernemens die andern religionsverstentnusverwandten unentledigt des hauptpunckten der religion in kein turckenhilf, obgleich dieselb von allen andern stenden bewilligt worden, welchs aber ir dahin bedenckt, das wir in diesem handel, der nit die religion, sonder das vatterlandt und unser aller wolfart betrifft, wir uns auch von ksl. und kgl. Mt. und andern stenden des reichs nit gern, wo sie sich derhalben vergleichten, absondern werden, konnen wir wol erachten, das an diesem puncten nit wenig gelegen. Es will auch unser notturft ervordern, in solichem etwas bedechtlich tzu handeln, dann ob wir wol bekennen musten, das diß ein treffenlicher, nottwendiger artickl, so wolte uns doch nit gut beduncken, in solichen vor andern zu eylen, sonder ein aufsehen tzu haben, wie sichs noch in der religionsachen anlassen wurdet, und nit von stund an also tzu bewilligen. Und darum so ist diß puncten halben unser bevelch an euch, ir wollet hierynnen nit eylen oder tzu frey geen, sonder, ob derhalben etwas an euch langen wurd, euch desselben und, das an uns tzu pringen, ein bedencken nemen und, dieweil der weg nit weit ist, unsern beschayd in solichem suchen2.

Daneben wollen wir euch nit pergen, das uns nechten abents durch H. Johann Tzoten ein kuniglichs schreyben tzugesandt worden ist, wie ir ab beyligenden copien vernemen werdet. Darauf wir aber H. Johann Tzoten ein underlessige antwurt geben lassen, solichs der kgl. Mt. begern in einen bedacht tzu nemen und dann ime, H. Johann Tzoten, uber etlich tag antwurt bey aigner pottschaft tzuschicken wöllen, tzu welichem uns nit unpillich verursacht, das wir bey diesem ansuchen der kgl. Mt. allerley nachtails und verdiefung besorgen. Dann solten wir uns dahin begeben, durch einen oder tzwen unsere haubtleut, die wir aber nit in groser ubermas bey uns haben, der kgl. Mt. begern noch ein, tzwey fendlein oder 1.000 knecht auf ein gewertig etlich tag annemen tzu lassen, so wurden wir uns gewißlichen denselben knechten etwas auf die handt geben mussen, darauf uns dann bald ein gute grose summa lauffen und uns kain pfennig fur solichs werden; zudem, das sich auch villeicht die knecht auf die kgl. Mt. nit verweysen lassen und einer kunftigen betzalung etlicher monat bey uns gewarten wurden wollen, darein wir uns dann keinswegs werden begeben. Dann obwol die kgl. Mt. schreybt, so es die notturft ervordert und man der knecht bedorfen wird, das man ytlichen knecht einen monatsoldt auf die handt geben woll, so habt ir doch hievor vernommen, das die knecht der kgl. Mt. nit dienen wöllen, welichs dißmals, wie wir besorgen, auch beschehen mocht. Und darumb so haben wir vor, diesen handel diese tag furtzulegen und davon tzu reden, was wir der kgl. Mt. hierauf fur antwurt geben wollen.

Tzeigen euch solichs hiemit auch und darumb an, des ein wissen tzu haben, und ist an euch unser freuntlich begern, dieweil wir erachten, das Augspurg und Ulm in diesem handl gewißlich auch nit umbgangen seyen, sonder dergleichen an sie auch gelangt3, wiewol es iren halben allwegen ein andere maynung und sie on ein gute vergwisung oder verweysung nichts thun, wie auch unsers bedenckens H. Johann Tzot nit vergebens tzu Augspurg ist und muntlich anpringt und handelt, ir wollet euch bey den benanten tzwayer stett gesanten etwo erkundigen, ob inen von iren herrn dergleichen anlangens nit antzaig und bericht tzukumen sey und weß sich ire herrn ongeverlichen bewilligt und entschlossen haben mugen, und uns alßdann dasselbig tzum furderlichsten wider tzu wissen thun, uns dannoch darnach auch haben tzu richten4. Datum under unsrs eltern Bgm. Sebalden Pfintzings petschir Montags nach Palmarum, den 11. April 1541.

Zedula: Lieber freundt, was dann die von Goßlar und eur gethane und uns angetzaigte erfarung belangt, das haben wir vernummen und wollen diesen handl noch tzur tzeit auß allerley ursachen rue geben und aufsehen, wie sich andere sachen auch anlassen, wie das durch euch selbs bedacht ist. Und ist auch eurn halben nit vonnöten, bey den stetten derhalben etwas antzuregen, sonder, so ir umb antwurt angemant werdet, mugt ir antzaigen, wiewol ir, der stett, begern an uns gelangt, so sey euch doch bißher kein antwurt oder bericht tzukummen, seyen villeicht etliche unsere merckliche obligen des ein verhynderung; ir seyt aber von uns derhalben antwurt gewertig, und also die sachen in einem anhang behalten und nit eylen. Ut in litteris. [...].

Anmerkungen

1
 Beide Schreiben nicht aufgefunden. Vgl. aber die Älteren von Nürnberg an Clemens Volkamer und Sebald Haller, Nürnberg, 1541 März 30, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 124, fol. 148v–149v (Kop.): Ihre bisher eingegangenen Schreiben. Alle Sachen beruhen auf sich selbst. Wissen die nit tzu pesseren, allein sollen wir alle pillich Got den almechtigen hertzlich anruffen und pitten, das diese spaltungen unsers heyligisten glaubens tzu cristenlicher rue und ainigkeit gepracht werden, welichs uns aber eurm antzaigen und den vorhabenden praticken nach noch weytleuffig ansicht. Got verleyhe gnad. Schicken ihnen den Boten Peter Has zu ihrer Verwendung. Mitwochs, 30. Marcij frue tzum thor-aufspern 1541. [Zettel:] [...]. Ihr Ratsschreiber Vendenheimer hat sie unterrichtet, ihm sei in zwei Schreiben aus Speyer mitgeteilt worden, das Kammergericht gebe auf die Suspension der goslarischen und mindischen Acht und der Religionsprozesse nicht viel, sondern setze sein Vorgehen fort. Wundern sich darüber sehr. [2. Zettel:] Teilen Volkamer mit, dass der Kf. von Mainz sie, die Älteren, am Montag früh zu sich gebeten und ihnen angeboten hat, ihre Anliegen in Regensburg zu unterstützen. Konflikt Nürnbergs mit Klaus von Egloffstein. Vgl. zudem Bgm. und Rat von Nürnberg an Clemens Volkamer und Sebald Haller, Nürnberg, 1541 April 1, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 124, fol. 155r–156v (Kop.): Zettel der Älteren von Nürnberg: Lieber Volckhamer, so ist uns auch dein schreiben, an uns, die eltern, verlauttend, mit deinem antzaigen, wie sichs des gesprechs und anders halben tzutragen, auch tzugepracht. Das haben wir vernommen und können wol erachten, das auf dem andern tail nit mangeln werd, alles das tzu versuchen, das tzu verhynderung diß chrystlichen gesprechs und veraynigung dienstlich sein mag. Das muß man Gott und der tzeyt bevelhen. Er wird sie sicher auf dem Laufenden halten. [...]. Ut in litteris.  – Vgl. auch Bgm. und Rat von Nürnberg an Clemens Volkamer und Sebald Haller, 1541 März 30, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 124, fol. 149v–150v (Kop.): Beschwerungen wegen des Zolles für Safran in Passau. Mitwochs, 30. Marcij 1541. Zettel: Die Reichstagsgesandten von Schweinfurt haben sie auf ihrer Durchreise, da sie die Verhältnisse am ksl. Hof nicht kennen, gebeten, die Nürnberger Gesandten anzuweisen, ihnen bei der Beförderung ihrer Anliegen bei der ksl. Regierung behilflich zu sein. Haben dies nicht abschlagen können. Geben ihnen die erbetene Anweisung. Würden gern sehen, dass Schweinfurt geholfen wird. Vgl. außerdem Bgm. und Rat von Nürnberg an Bgm. und Rat von Weißenburg, Nürnberg, 1541 März 26, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 124, fol. 143v–144r (Kop.): Weißenburgs Bitte, die Nürnberger Gesandten bei Dr. Matthias Held oder anderen intervenieren zu lassen, damit einer der Stadt beschwerlichen Supplikation Eichstätts oder Pappenheims ohne ihre Anhörung nicht stattgegeben wird. Sind zur Erfüllung der Bitte gern bereit. Es besteht aber wegen der dienstlichen Belastung Helds und anderer die Gefahr, dass etwas versäumt wird. Raten ihnen deshalb, ungeachtet der Unkosten, eigene Gesandte nach Regensburg zu schicken, die sich dann selbst kümmern können. Da der Reichstag noch nicht begonnen hat, hat der Kaiser noch Muße zu Entscheidungen. Haben aber ihren Gesandten in Regensburg Anweisung gegeben, sich gutwillig zu erweisen, wenn sie von Weißenburg angeschrieben werden. Sambstags, 26. Marcij 1541.Vgl. dazu die Älteren von Nürnberg an Clemens Volkamer, 1541 März 26, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 124, fol. 145r–147r (Kop.), hier fol. 146r. Zum neuen Frankfurter Zoll und zum Safranzoll vgl. Bgm. und Rat von Nürnberg an Clemens Volkamer und Sebald Haller, 1541 April 6, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 1224, fol. 159v–160r (Kop.).
2
 Vgl. dazu Bgm. und Rat von Nürnberg an Clemens Volkamer und Sebald Haller, 1541 April 16, Nürnberg StA, Briefbücher des Nürnberger Rates 124, fol. 190r–190v (Kop.): Eingang ihrer durch Peter Has und Anton Korb überbrachten Schreiben. Und was die religionsach belangt, muß man erwarten, was sich weyter tzutregt. Aber eurs gutbedunckens halben mit der turckenhilf konnen wir auch wol erachten, das wir uns von dem merern tail der stend nit wol werden sondern, aber nichtsdesterweniger wolten wir nit gern in solichem eylendts heraußfaren und bewilligung thun, in bedacht, das, wann man der turckenhilf ein tzusagen erlangt, der andern artickl mit der religion darnach stecken bleyben mocht. Dieweil dann hierynnen kain anders tzu verhoffen, dann ob die turckenhilf aufs lengst konne in auftzug gehalten werden, ob der religionartickl dester ehr geen wolt, so sehen wir noch fur gut an, das ir nit eylt, sonder, so etwas der turckenhilf halben an euch gelangen wurd, dasselbig an uns gelangt, dann, so wir tzu stund an ja sagen lassen solten, so mocht uns dasselbig bey Sachsen, Hessenn und andern nit wenig unglimpfs pringen. Darein werd ir euch selbst wol wissen tzu schicken. Datum am heyligen Osterabennt 1541. – Zettel der Älteren von Nürnberg an Clemens Volkamer: Seine Mitteilung wegen Dr. Leonhard von Eck ist ihnen angenehm. Soll sich bei Gelegenheit entgegenkommend gegenüber Eck verhalten und ine an der handt behalten. Geben ihm auf seine Bitte Erlaubnis zur Heimreise. Soll rechtzeitig mitteilen, wann er aufbricht, damit sie ihm Reiter entgegenschicken können. Wollen einen anderen Gesandten nach Regensburg schicken, der mit den Reitern ziehen wird. Können allerdings nicht umgehen, ihn nach Erledigung seiner Angelegenheiten in Nürnberg wieder nach Regensburg zu senden, weil an diesem Reichstag nicht wenig gelegen ist. – Vgl. auch dies. an dies., 1541 April 19, ebd., fol. 194r–194v (Kop.): [...]. Nehmen an, dass sich die von ihnen genehmigte Heimreise Volkamers noch verzögern wird. Schicken ihm einige Pferde zu, die morgen aufbrechen sollen. Soll mit diesen heraufreiten. Haben Hieronymus Baumgartner als Gesandten nach Regensburg verordnet. Können aber, wie bereits mitgeteilt, nicht umgehen, Volkamer nach Abwicklung seiner Geschäfte in Nürnberg wieder nach Regensburg zu senden. Dinstag, 19. Aprillis 1541.
3
 Vgl. Anm. 3 zu Nr. 573.
4
 Vgl. auch Kg. Ferdinand an Nürnberg, Wien, 1541 April 10, Nürnberg StA, B-Laden Akten S I L 205 Nr. 1, unfol. (Ausf.): Hat sie neulich um zwei bis drei Büchsenmeister, die er in seine Besoldung nehmen will, gebeten. Wegen des bevorstehenden Feldzuges bittet er sie, ihm umgehend alle Büchsenmeister zu schicken, die sie entbehren können.