Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Die gesandten [schreiben] was bißher zu Regenspurg gehandelt etc.

Eurer fstl. Gn. schreiben, des datum uf Montag nach Quasimodo [1541 April 25] 1, haben wir in underthenigkeit empfangen, und, als eure fstl. Gn. erstlich antwurt begern uf ir schreiben, des datum uf den hl. Charfreyttag [1541 April 15] 2, gehen sie davon aus, dass ihm ihre Antwort darauf vom 22. April mittlerweile sampt der protestierenden sonderer gegebner antwurt behandigt worden.

Am andern, belangend ratificierung des augspurgischen und regenspurgischen abscheydt, geben euren fstl. Gn. wir disen underthenigen bericht, demnach die ksl. Mt. in irem furhalten im versicul, anfahende ‚Und damit die stend abnemen mogen, das ir ksl. Mt.‘ etc., vermeldet (doch dem augspurgischen abscheid onnachteylig), haben die gehorsamen des hl. reichs stend und der abwesenden pottschaften gemeinlich on alle widerred inen solchs gefallen lassen und daneben bedacht, das bemelter augspurgisch abscheydt durch die gehorsamen stend zu Regenspurg widerumb ratificiert und bekreftigt worden, deren ursachen sich keinswegs geburen wöllen, von vormals bewilligten und ufgerichten abscheiden zu weychen und sich von ksl. Mt. abzusondern. Daruff ist ksl. Mt. durch die gehorsamen (usserhalb der protestierenden) uf den eylften tag Aprilis under anderm im versicul anfahend ‚So wollen inen demnach churfursten, fursten und gemeine stend‘ etc. zu end widerumb repetiert und gesetzet worden (doch des jungsten augspurgischen abschids unbegeben), usser disem allem wol zu verstan ist, das der augspurgisch abschid nit allein von ksl. Mt., sonder auch durch deren gehorsamen gemeinlich on widerred genem gehalten und ratificieret.

Dieweyl wir aber uß ksl. Mt. proposition [Nr. 29], auch gegebner antwurt vermerckt, das in der strittigen religion weyter zu frid und einigkeit gehandelt solle werden, wie dann die verordneten jetzundt im werckh sind, damit dann der artickel des hl. sacraments under bederlei gestalt auch zu christenlicher vergleichung komen möchte, so ist es eurer fstl. Gn. halber unsers geringen erachtens noch zur zeit von unnöeten, sich gemelts artickels zu beladen, wie solchs eure fstl. Gn. uß hohem furstlichem verstand selbs wol haben zu bedencken. Sobald es aber vonnoeten sein und gelegenheit der sachen solchs erfordern wirt, wie eurer fstl. Gn. bevelch, obberuerts artickels halb uns jetzundt zukomen, inhält, demselbigen sollen wir getreulich nachkomen.

Weitere Bemühungen um Gütlichkeit in der reductionsachen3.

Am letsten, des ingelegten zedels halb, so euren fstl. Gn. mit Gf. Bernharten von Eberstein zukomen, haben eure fstl. Gn. uß vorigem und jetzundt hieneben mein, des probsts, schreiben allerlei verstands gnedigklichen zu vernemen, und was uns beyden weyters zu wissen komet, soll euren fstl. Gn. in aller underthenigkeit von uns eröffnet werden. Datum Regenspurg, Montag nach Philippj und Jacobj, den andern tag Maij anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. Mgf. Ernst von Baden an Propst Johann Astmann und Dr. Johann Marquardt, o. Ort, 1541 April 25, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Konz.): Hat ihr Schreiben vom 15. April 1541 und die beiliegenden beiden Stellungnahmen der altgläubigen Stände zur Kenntnis genommen. Sollen auf sein Schreiben vom 15. April 1541 antworten und eine Kopie der Antwort der Protestierenden mitschicken, damit wir uns in all weg dest stattlicher wyssen zu halten. Und wiewol ier in angeregtem euerm schreiben meldend, das ksl. Mt. mitsampt den gehorsamen stenden die augsburgisch und regensburgische abschaid widerumb ratificiert, so khunden wir doch aus den uberschickten baiden der gehorsamen stenden antwurten sollichs nit vernemen. Deßhalb wollent uns hieruff one verzug ain lautern, satten bericht, wie die sachen der orten gestalt, zuschreiben. Und so es vonnoten sein und gelegenhait der sachen sollichs erfordern wurdt, so hapt ier (sovil das hl. hochwirdig sacrament des altars etc. belangt) unserm hievor gegebnem beschaid und abfertigung nach anzuzaigend [sic!], das zu zeiten der regierung unsers bruders etc., Mgf. Philips, seine L. die underthonen hierin freygelassen, also das gar nach sie all sollich sacrament under baiderlay gestalt empfangen, wie euch Dr. Marquarth bewist. Als aber weyland unser bruder, Mgf. Bernhart etc., und wir an die regierung khomen, da habend wir den underthonen zugesagt, sie bey iren alten freyhaiten, rechten und gebreuchen beleiben zu lassend. Zudem, ob wir gleich, sollichs unser zusagen onbedacht, das sacrament under baiderlay gestalt widerumb abthon wollen, so hetts vil der weniger tayl under der ainen empfangen. Durch sollichs alles und ander mer cristlich ursachen seyend wir bewegt worden, das wir die underthonen bisanher hierin freygelassen, wie wirs dan erblich gefunden. Wir gedencken auch, sollichs furterhin gleichergestalt zu thond. Aber was sonst in der uberigen reichssachen das mer wurdt, darbey wollend wir als ain furst des reichs beleiben etc. Initiative zur Suspension des Kammergerichtsverfahrens in der reductionsach mit Pfgf. Johann. Sollen alles, was ihnen in dieser Angelegenheit begegnet, umgehend berichten und weiteren Bescheid abwarten. Und als ier in aim eingelegten zedel meldend, das sich die handlungen zwischent ksl. Mt. und den zwayen widerwertigen partheyen seltzam zutragen und ier, Dr. Marquard, in euerm schreiben, so uns Gf. Bernhart von Eberstain gebracht, anregend, das man zu baiden tailen practicier und die practicen wunderbarlich seyend etc., so ist unser gnedigs begern, ier wolt uns sollicher handlungen und practicen, sovil ier bisanher erfaren habt und khunftiglich erkhundigen mögend, lauter, underschidlich und nach lengs verstendigen, uns in all weg darnach haben zu richten. [...]. Datum uff Montag nach Quasimodo anno 41. Zum erwähnten Kammergerichtsverfahren vgl. auch Mgf. Ernst von Baden an Propst Johann Astmann und Dr. Johann Marquardt, Pforzheim, 1541 April 30, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Konz.).
2
 Vgl. Mgf. Ernst von Baden an Propst Johann Astmann, o. Ort, 1541 April 15, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Konz.): Aufforderung, ihn umgehend zu informieren über die bisherigen Verhandlungen in der angeregten sach. Datum uff den hl. Karfreitag anno etc. 41.
3
 Zu dieser Angelegenheit ausführlicher Johann Astmann und Dr. Johann Marquardt an Mgf. Ernst von Baden, Regensburg, 1541 Mai 14, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Ausf.): Schwierigkeit einer gütlichen Verständigung mit Pfgf. Johann, belangend die reductionsachen, am keyserlichen chamergericht schwebend.[...]. Kaum Aussicht auf Erfolg des bayerischen Vermittlungsversuches. Und alsbald wir dise antwurt empfangen, haben wir uns morgens zu H. Johannen von Naues verfueget, wie dann vormals durch uns auch beschehen, bi ime rath gesucht, ob bei der ksl. Mt. erlangt mochte werden, das sy hette uß eygner bewegnuß dem chamergericht schreiben lassen, das in diser reductionhandlung untz uf weitern bescheid stillgestanden, damit die guetlicheit nit verhindert wurde etc. Daruf hat bemelter von Naues uns zu antwurt geben, das sein rath und gutbeduncken, wa eure fstl. Gn. die sachen gern zu friden und ruwen bringen und einmal das furstenthomb der marggrafschaft Baden bei furstlichen ehren, wesen und stand behalten wolte, das eure fstl. Gn. ir begern in einer supplication an die ksl. Mt. hett lassen bringen und das solchs furderlich beschehe, dann niemandts mochte wissen, wie lang ir ksl. Mt. alhie wurde verharren. So wolte er als ein alter marggrevischer diener auch weiter rathen und helfen, die bemelten sachen zu guten mitlen und wegen zu bringen. Dieweyl nun, gnediger furst und herr, wir allenthalben befinden, das die begert guetlicheit unsers bedunckens mit gefar verweylet und ufgezogen will werden und ungewiß ist, wie lang oder kurtz ksl. Mt. im reich bleibet, wie eure fstl. Gn. uß vorigem schreiben auch gnedigklich verstendigt, so were unser underthenig gutbeduncken, eure fstl. Gn. hetten nach vermog des von Naues rathschlag zum furderlichisten ein supplication stellen und dieselbig durch uns oder andere, die euren fstl. Gn. gefellig, ksl. Mt. uberantwurten lassen. Sovil dann wir bed nach unserm geringen verstand die sachen zu gutem furdern konden, sind wir ze thon schuldig, altzeit gutwillig. [...]. Datum Regenspurg uff Sambstag nach Jubilate, den 14. tag Maij anno etc. 41. Vgl. dazu die Antwort Mgf. Ernsts, Pforzheim, 1541 Mai 30, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Konz.): Hat ihr Schreiben vom 14. Mai 1541 erst am 28. Mai erhalten. Hält die vorgeschlagene Supplikation aus verschiedenen Gründen nicht für zweckmäßig. Will weiter darüber nachdenken. Sollen bei Hg. Wilhelm von Bayern um Antwort anhalten. Sollen die Supplikation seines Amtmannes zu Badenweiler, Ludwig Wolf von Habsberg, bei Pfgf. Friedrich mündlich unterstützen. Datum Pfortzheim, den 30. Maij anno etc. 41. Möglicherweise ist hier ebenfalls relevant Mgf. Ernst von Baden an seine Gesandten in Regensburg, o. Ort, 1541 Mai 26, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Konz.). Mit Schreiben, Pforzheim, 1541 Mai 28, ebd. (Konz.), schickte Mgf. Ernst seinen Gesandten sein Gesuch um Indult für seine Belehnung, das sie beim Kaiser bzw. an gebührendem Ort einreichen sollten. Sie sollten zu erlangung gnediger antwurt und gemelts indults oder, das sich ir ksl. Mt. selbs erorterung sollichs strits zwischen uns und unsern jungen vettern der lehn und regallen [sic!] halb, wie es etlichermaß in gmeltem unserm außschreibn angezepft [sic!] ist, gnedigklich underziehe, allen muglichen vleis ankern, ouch hierin den von Naues oder andre nach eurem gutbeduncken ansprechen und dorin uff der weg einen noch begegneten dingen anhalten, wie ir wol zu thun, ouch, ob uch hierin etwas von heidelbergischen abscheiden oder andern handlungen furgeworfen wurd, uß bericht der sachen, so ir uß disn ußschriben und vorhin habt, wol abzulenen wisst. Er hat auch dem Kf. von Mainz wegen der Belehnung geschrieben. Sollen um willfährige Antwort anhalten und ihn dises vergesen und ubersehens halb mundtlich entschuldigen. Datum Pforzheim, den 28. Maij anno etc. 41.