Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf., eighd.).

Regest mit Ausz.: Roth, Zur Geschichte, T. III (ARG 3), Nr. 58 , S. 51–52.

Was ich eurer fursichtigen W. gesteren uff der post geschriben1, das haben dieselbigen und under anderm vernomen, das der artikel iustificationis nach langem disputieren und, das sich Dr. Eck in solhem heftig gesprissen, also ist verglichen worden, darob die unsern wol zufriden, auch Musculus selbst ist, Gott lob.

So seyen wier vorgestern und gestern im usschus der stett und auch der stendt den ganzen tag gesessen etc., und ist in demselbigen gehandlet und beschlossen, wie nachvolgt: Erstlich im stettusschus, nachdem der von Stadion, bey Biberach ein neuen zoll furzunemen, vorhat, desgleichen die jungen Thruchsessen den zoll, so H. Jorg seliger erlangt, zwischen Memmingen und Lindaw einnemen und dann Hg. Ulrich mit dem guldin zoll auch einen sonderen zoll furterdt und die von Weil und ander damit beschwerdt, ist bedacht, ein suplication an ksl. Mt. derohalben von abschaffung derselbigen zu stellen und zu ubergeben. Und dieweil die beysorg ist, ksl. Mt. mecht also nichts wircklichs darinnen [als ander?] schaffen, ist ferner bedacht, dieweil die ersamen frei- und rheychsstette, auch das rheych allenthalben mit neuen zollen will beschwert werden, das gut solte sein, die sachen durch ein ordenlichen weg und rechtvertigung abzupringen oder zum wenigsten die sachen und prescription etc. zu interumpieren und derohalben in gemainer stett namen ein procuratoren und advocaten darauf zu bestellen, welcher nit alein in den zollhandlungen, sonder auch in ander der ersamen stett obligen und gemainen beschwernussen, als das die fursten und herrn der stett guter, in ieren furstenthumen und herschaften gelegen, sich understeen zu steuren etc. und zu beschweren mit diensten und anderem, rechtlich die notturft handlen solten, wie dan auch etlicher massen der franckfurtisch stettabschidt auch vermag. Darauf wierdt ein solhe maynung gemainer stett gesandten furgehalten und acht, sy mechten das uff hinder sich pringen annemen etc. Haben nun eure Ft. hierin aynig bedencken, des pitt ich mich zu berichten.

Es ist auch im stettusschus ferner bedacht, die sachen der stimmen halben an die ksl. Mt. auch langen zu lasen und dohin zu handlen, das den stetten ier stimm wie von alters her als dem dritten rheychsstandt gelasen werde. Darumben werdt sich nun vil disputierens zutragen etc.

In der stende usschus sindt die urgichten der mordtprenner nach lengs verlesen und davon ein uszug gemacht und fur gut angesechen, der ksl. Mt. dieselbigen zuzestellen und zu pitten, gnedigst einsechen mit straff und furkomung solhs ibels zu haben. Der mererthail der gefangenen, so bey 40, sindt gericht worden und einsthails noch sitzen, bekennen uff den großvogt zu Wulfenputtel, den vogt zu Schenigen, amptman zur Stauffenburg, Cristophen Pirsberg und Cristophen von Oberck, so alle Hg. Hainrichs von Prunswick diener sindt etc. Ist ein erbermliche sach. So schreibt man auch von Wittenberg, das etlicher wein vergiftet, desgleichen auch milch uff dem marckt und etlich vil personen gestorben sein sollen etc. Und dieweil auch die sechsischen stett schreiben haben, das der mordtprandt widerum angen soll, ist vonnotten, das auch zu Augspurg hierin fursehung bescheche etc. Das zeyge ich getreuer mainung an, das besser ein klainer uncost dan ein groser schade.

Die Entschuldigung Mindens, den Regensburger Städtetag wegen akuter Bedrohung nicht besuchen zu können, wurde angenommen. Die Stadt wurde ermahnt, vleisig kuntschaft zu machen, das sy auch mit hilf und beystandt nit verlasen werden.

So sollen auch ferner des camergerichts beschwernissen und, wie dasselbig hinfuro besteldt und besetzt, auch furkommen werden mecht, das disen stendten solhs nit zu beschwernussen und nachteyl, auch verdacht, wie bisher beschehen, gedeyet.

So ist auch gestern durch die verordneten pottschaften zum Hg. Ulrichen von Wiertemberg relacion beschehen und hat sein fstl. Gn. den gesandten die antwurt sampt einem bericht gegeben, wie eure fursichtige W. ab den copien Nr. 1und 2 vernemen werden. Darauf ist bedacht, dero Gn. nochmalen von den stenden zu schreiben und zu pitten, das verpott mit der proviandt abzustellen und darnach gutliche handlung zwischen seinen Gn. und denen von Eslingen zu phlegen, und versicht man sich, sein Gn. werden dannocht solhs uß allerlay bedencken abstellen2.

Zusampt dem verste ich auch von denen von Eslingen, das die sachen vil andersten, als durch den bericht angezogen, gestaldt seyen, welhes in usfuerung der sachen an tag kummen mecht.

Es werden die muntzhandlung und -ordnung in der still allenthalben tractiert und derhalben gut, das eure Ft. auch uff solh ordnung bedacht weren, was der statt Augspurg und derselbigen kaufleuthen nutz, annemlich oder zum wenigsten minder schedlich sein mecht, darnach man auch dester bas handlen mag etc.

Ich kan nit anderst noch befinden, dan das der ksl. Mt. zum hochsten erenst und angelegen sey, vergleichung und friden im rheych zu machen etc., dan ier Mt. ernstlich bevolchen, mit dem verordneten gesprech furzufarn, wie dann die verordneten streng sitzen und yetz am artikul de e[c]clesia, von der kirchen handlen etc.3 

Zusage des Bf. von Brixen, über sein Gespräch mit Hel über den Zoll zu Verona und den Safranzoll zu Passau Kg. Ferdinand zu berichten, dieweil ier Mt. versechenlich so baldt nit herkummen mecht. Er, der bischof, hat mier auch klagt, wie die kgl. Mt. ime geschriben, als solte er wider der ksl. Mt. vorhaben zu cristenlicher vergleichung und dem furgenomen gesprech im rheychsrath gewest sein, darob ier kgl. Mt. sampt der ksl. Mt. ein ungnedigs gefallen hetten etc., in dem er sich gegen mier entschuldigen wellen etc. Habs nit verstanden, sonder bey seiner entschuldigung die sachen pleiben lasen etc. Uß der aber verstee ich so vil, das der ksl. Mt. zu vergleichung und mehr aynikayt ernest ist.

Gelegenheit, mit Johann Zott, der jetzt als Gesandter Kg. Ferdinands in Augsburg ist, wegen der Markgrafschaft Burgau zu verhandeln. Datum, 4. May zu – – – uren anno 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. Dr. Konrad Hel an die Geheimen von Augsburg, Regensburg, 1541 Mai 3, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf., eighd.): Verweis auf den Bericht der heimgekehrten Bürgermeister über die bisherigen Vorgänge am RT. Ausschussverhandlungen zur Vorbereitung der Supplikation wegen der Mordbrenner. Der Kaiser soll gepetten werden, das ier ksl. Mt. darauf gepurliche [insien thon?] und darzu commissarien, die urgichten zu besichtigen, verordnen und, so gnugsam indicia vorhanden, begeren soll, das Hg. Hainrich die verdachten personen ierer ksl. Mt. liefern und zustellen solle oder das ier ksl. Mt. etlichen hohens standes bevelche, nach denselbigen personen zu trachten und, so dieselbigen, einer oder mer, betretten, in ier ksl. Mt. verordneten commissarien gwaldt zu stellen, damit die wharheyt erkundet werde. Noch kein Beschluss des eingerichteten Städteausschusses, dan sy anderer verhandlung, sonderlich obgemelter mordtprenner sachen halben nit beyeinandern gewest sindt. Auch in Eisleben soll ein Diener Hg. Heinrichs wegen Mordbrands verhaftet worden sein. Uß Ungern ist heut post kummen, das kgl. Mt. selbst einem großen anzaygen last, das ier Mt., Offen zu erobern, in gewiser hoffnung sey. Das von päpstlichen Truppen belagerte Kastell Ascanio Colonnas soll noch nicht eingenommen sein. Voraussichtlich am 6. Mai Ankunft Hg. Philipps von Pommern. Hg. Hainrich von Prunschwick ist mit Hg. Ludwig gein Landshut geritten und, wie etlich in sonderer gehaim anzeygen, so mochte er nit lang hie verziechen, sonder haim[reisen werde?]; ist uff mer weg zu versten. Angestern ist der artikl der iustification, nachdem sich Dr. Eck lang gerissen und gezanckt, verglichen. Gott sey lob und [...?]. Hoff zu seiner gottlichen Mt., die andern sollen auch, wo nit alle, doch die furnemsten, volgen, wiewol dabey noch vil entzwischen kummen mag, dan etwa mancherlay auch gesucht werden. Anheut soll man de ecclesia articulum furnemen. Die ksl. Mt. ist wider gestern alher und in die carthaus, nechst von der statt gelegen, kummen etc., alda seinem gemahel die jarzeit gehalten etc. [Glaub?], Got werde in ander weg gnadt geben. Die von Hg. Ulrich von Württemberg zurückgekehrten Gesandten sollen heute um 8 Uhr berichten. Sonst ist nichts besonders gemain handlungen belangendt, anderst dan das die fursten sich freuntlich zusamenthun, auch die, so gleich nit alwegen ains gewesen etc., alein werdt Hg. Hainrich ußgeschlossen. Nachrichten von neuen Mordbrandfällen im sächsischen Gebiet. Auch die oberländischen Städte müssen sich vorsehen. Besser geringe Kosten für Vorkehrungen, dann nach beschechner that unwiderpringlich reue zu tragen etc. Ob der vertrag zwischen Beyern und Wirtemberg fur sich gangen, hab ich kain grundtlich wissen. Was sunst hie particularsachen seindt, acht ich, eure fursichtige W. haben wir guten bericht. [...]. Datum, den 3. Maij anno 41 zu 5 uren.
2
 Vgl. die Antwort Hg. Ulrichs von Württemberg auf die am 18. April 1541 vorgetragene Werbung der Gesandten der schmalkaldischen Verbündeten, Böblingen, 1541 April 21 und die Rechtfertigung seines Vorgehens gegen die Stadt Esslingen, Böblingen, 1541 April 21, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Kop.) sowie Lgf. Philipp von Hessen, F. Wolfgang von Anhalt und die in Regensburg vertretenen Gesandten der übrigen schmalkaldischen Verbündeten an Hg. Ulrich von Württemberg, Regensburg, 1541 Mai 7, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 2, fol. 5r–6v (Kop.): Haben von ihren Gesandten, die sie zu Hg. Ulrich geschickt hatten, vernommen, dass dieser ihnen unverbindliche Unterhandlung zwischen ihm und Esslingen einräumt. Die Gesandten haben aber nicht erreichen können, dass Hg. Ulrich das Verbot, der Stadt Esslingen Proviant zuzuführen, aufhebt. Bitten unter anderem zur Verhütung möglicher Praktiken gegen die wahre Religion Hg. Ulrich um die Aufhebung des Verbotes. Bitten um Antwort durch den Überbringer dieses Schreibens. Regenspurgk am Sampstag nach Philippi und Jacobj anno etc. 41. Vgl. dazu die ablehnende Antwort Hg. Ulrichs, Herrenberg, 1541 Mai 20, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 2, fol. 11r–14v (Kop.) und Hg. Ulrichs Anweisungen an Klaus von Grafeneck und Dr. Philipp Lang für eine hinhaltende Verhandlungsführung in Regensburg zu Lasten Esslingens, Wildbad, 1541 Mai 21, Stuttgart HStA, A 262 Bü. 11, unfol. (Ausf.). Vgl. außerdem die Instruktion der Augsburger Konfessionsverwandten für Hans von Dolzig, Alexander von der Thann, Jakob Sturm und Dr. Konrad Hel zu Verhandlungen mit Hg. Ulrich von Württemberg wegen seines Konflikts mit der Stadt Esslingen, o. Datum, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol.(Kop.); die Antwort Hg. Ulrichs auf den Vortrag dieser Gesandtschaft, Urach, 1541 August 10, ebd., unfol. (Kop.) und das Mandat Karls V. an Hg. Ulrich von Württemberg, Regensburg, 1541 Juli 23, ebd., unfol. (Kop.): Hinweis auf die Bestimmungen des Landfriedens. Klage der Stadt Esslingen über die rechtswidrigen, während der Reichstagsverhandlungen über Friede und Recht verübten Gewalttaten des württembergischen Forstmeisters zu Schorndorf und anderer württembergischer Diener gegen die Stadt Esslingen und ihre Bürger, über die von Ulrich verhängte Proviantsperre und die Unterbindung der Freizügigkeit in der Region um Esslingen. Bitte Esslingens um Schutz vor den württembergischen Übergriffen. Gebietet ihm bei der im Landfrieden vorgesehenen Strafe, die württembergischen Gewalttaten abzustellen, die gefangenen Bürger freizugeben, die Proviantsperre aufzuheben, den freien Zugang nicht zu beeinträchtigen und die Stadt künftig nicht mehr in rechtswidriger Weise zu beschweren, sie vielmehr bei Recht und Billigkeit bleiben zu lassen und seine etwaigen Ansprüche auf dem Rechtsweg zu vertreten. Strafandrohung für den Fall seines Ungehorsams. Regenspurg am 23. tag des monats Julij anno etc. 41. Zum Konflikt zwischen Hg. Ulrich von Württemberg und der Stadt Esslingen vgl. die Supplikation Esslingens an [reichsstädtische Gesandte], o. Datum, Memmingen StadtA, A Bd. 317, unfol.; Naujoks, Reichsfreiheit und Wirtschaftsrivalität, passim und Schmidt, Reichsstadt und Territorialstaat, S. 71–104.
3
 Vgl. Dr. Konrad Hel an Bgm. und Rat von Augsburg, Regensburg, 1541 Mai 4, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.): [...]. Sonst ist in gemainer sachen nichts sonderlich verhanden, sondern faren die verordenten zu dem christenlichen gesprech in der sachen mit vleiß fur und haben sich deß articls der justification verglichen und, wie ich bericht, dermassen, darob die unsern wol zufriden sind. Got sey lob in ewigkhait, amen. Und handlen jetz den andern articl von der khirchen etc. Es ist inen von ksl. Mt. eingebunden, ir handlung in gehaim zu halten etc., darumb dester grundtlicher und aigentlicher jetz davon nit geschriben werden khan. Ich khan warlich uß allen handlungen nit anderst finden und abnemen, dann das di ksl. Mt. zu christenlicher vergleichung der religion und erhaltung rechtens, fridens und ruhe im hl. reich etc. zum hochsten genaigt sey, darumb wir Gott dem allmechtigen billichen danckh sagen sollen, das sein gotlich Mt. uns zu disen schweren zeitungen [sic!] wider aller widerwertigen mainung als ein frundtlichen khaiser verordnet hat etc. Gott sey uns ferner gnedig. Uß Hungern schreibt kgl. Mt. selbst, wie gutte hoffnung sey, Offen werde erobert werden. Datum Regenspurg, den 4 Maij anno etc. 41. [Zettel:] Weil er seit Mai 1540 im Dienst der Stadt über 37 Wochen unterwegs gewesen ist, bittet er, ihm, wenn die beiden Bürgermeister wieder nach Regensburg kommen, alsdann auch etlich tog haimb zu erlauben. Will ich hernach auch dester williger und geflissner, was ich khan thun, erfunden werden. Zur Anfangsphase des Kolloquiums vgl. auch Antonius Corvinus an [Kollegen und Freunde], o. Ort, o. Datum, Tschackert, Paul: Antonius Corvinus’ ungedruckter Bericht vom Kolloquium zu Regensburg 1541, in: ARG 1 (1903/1904) S. 84–97, hier S. 92–96.