Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf., eighd.).

Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,1, Nr. 95 , S. 160–161; Roth, Zur Geschichte, T. III (ARG 3), Nr. 63, S. 57–59.

Wie wol ich waiß, das eure fursichtige W. alles, so hie gehandlet wirdt, in gutem wissen hat, khann ich doch nit unterlaßen, eurer fursichtigen W. untertheniger weyß, wie mich diße sachen ansechen, zu schreiben. Es seindt etlich under den unseren, welche groß hofnung tragen, es solle vil guts außgerichtet werden, aber hergegen des mehrer theil mehr in sorgen denn in solcher hofnung stedt. Bede theil gemeynents gut, aber das end wirts zu verstohn geben, wer die sachen am basten angesehen habe. Ich für mein theil wolte Gott dancken von hertzen, das iderman von den unßeren aufs beldest mit gutem, unbeschwerdten gewissen widerumb zu hauß kheren kündte. Es ist des bapsts potschaft hie, und es betrigen mich dann alle sachen, so hat er sein hand auch mit in der kanten. Unßer gegentheil erforderet solche ding von unß, die wir weder mit Gott noch der warheit noch besserung der kirchen inen zugeben kunden, vil weniger annemen für unßere kirchen. Sie wellen schlechtlich iren abgott im sacrament sampt aller pepstlichen abgoterey, demselben anhengig, erhalten haben. Schreiben solche articul und tragents uns für, als hette man bißhieher von allen den dingen kainen buchstaben nie geschriben oder geredt. Aber dem herren sey lob, es het sich gestern funden, das alle theologi auf unßerer seiten einhellig miteynander und jedtlicher in sonderheit solche greuel für den fürsten und stenden unßerer religion mit vilen gegründten ursachen verworfen und irer etlich als ain außschutz, darunder ich als ain klainfügiger auch bin, heut auß befelch der fursten und stend unßern sententz in ain schrift gestellt1, welcher [sic!], wie ich halt, morgen den presidenten uberlifert werden soll.

Vilerlei practicken leufen auf der bahn umb, des aim die har solten von sorgen in ainer nacht schneweiß werden, wenn wir nit auf dem allmechtigen Gott wolten sehen, der aller menschen list und geschwindigheit in seyner hend hat und sie in aynem augenplück zunicht machen khann. Es meinen etlich, unßer theil solte das gegentheil in solchen irrthumben im sacrament mit getuldt tragen und sie darin nicht verdammen, wa sie sunst in anderen stucken wolten zu rechter, christlicher reformation beholfen sein, das die gesunde lehr allenthalben möchte in die kirchen khummen. Hergegen halten die anderen hierauf gar nichts, erstlich darumb, das das gegentheil solichs nicht begeret, auch nit will fur schwachen und irrigen gehalten sein, zum anderen, das den dieneren Christi nicht will gepüren, zu solcher schweren abgoterey zu schwygen in der kirchen Christi, zum dritten, das damit den kirchen nicht geholfen und sich nit zu vermuten, das unßere widerwertigen sich werden lassen reformiren und die lehr des evangelii in ire kirchen lauter und rain pringen. Es were wol iderman zum frieden geneigt. Es versicht sich auch nimands zu ksl. Mt. anders dann alles guts, aber wenn man ansicht, wen er umb sich hat, wie es umb den übrigen haufen der genanten geistlichen und etlicher anderer stende, so felt alle hofnung dahin. Der allmechtig welle alle sachen zu seynem lob, furderung und erleüterung seyner warheit und besßerung seiner kirchen seliglich und baß schicken, dann ain mensch, er sei, wer er welle, mit allen seynen anschlagen erdencken khunne. Amen.

Eure fursichtige W. welle mir meyn schreiben zugut haben. Ich hette lengst geschriben, so ist immer nichts rechts auf der bahn geweßen, wiewol es noch alles hangt und schwebt, doch in der hand Gottes, das ist das best. Diß schreiben welle eure fursichtige W. dem Bgm. Mang Sitzen, meinem gepietenden und günstigen herren, auch zu leßen geben. a Der allmechtig well eure fursichtige W. sampt den iren in gnedigem schutz frisch und gesundt erhalten, deren ich mich hiemit untertheniglich will befolhen haben–a. Geben zu Regenspurg am 9. Maij 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. die Eingabe der protestantischen Theologen an Pfgf. Friedrich und Granvelle über das Problem der Eucharistie, [1541 Mai 10], Corp. Reform. IV, Nr. 2222/2223, Sp. 271–278 (dt. und lat. Fassung), MBW.T 10, Nr. 2693, S. 178–181 (lat.) und Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,1, Nr. 100, S. 172–174 (lat.) und Nr. 101, S. 174–177 (dt.).
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–a Nachgetr.