Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf., eighd.).
Druck: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,1, Nr. 103 , S. 179–180; Roth, Zur Geschichte, T. III (ARG 3), Nr. 65, S. 60–64.
Als ich eurer fursichtigen W. den 8. huius zu 7 uren spat uff der post gestaldt der sachen und, waruff der artickel des sacraments des nachtmals zwischen den verordneten beruwet, geschriben, mit zuschickung der artickel, so gegenthail zu bewilligen begert, das haben eure fursichtige W. numer vernommen. Darauf wisse dieselbige, das angesteren zu 6 uren alle fursten und pottschaften erschinen, und sindt alle theologi, nemlich Melanchton, Bucer, Pistorius als die 3 verordnete und darnach Dr. Balthes1 und Schnepf2 als wiertembergisch, Dionisius3, Dr. Trach4 und Corvinus5 als landtgrevisch, Dr. Creutzinger6, Cellarius7 als sechsische, zwen margrevische brandenburgisch8, Brencius9, Musculus10, Frech11, Calvinnus12, Vitus N. von Nurmberg13, Dr. Amstadt14 und Christianus15, Hg. Hainrichs zu Sachsen uff das furhalten, so inen Samstag davor [1541 Mai 7] beschehen, nemlich ier maynung also anzuzaigen, wie sy das gegen Gott wellen am gericht verantworten, gehort worden nacheinanderen, yeder in sonderhayt. Die haben ein einhellige mainung beschlossen, wie volgt:
Erstlich, das dem gegenthail die transubstanciacion oder verwandlung in dem nachtmal unsers herrn Jesu Christi etc. und noch vil weniger, das des sacrament umgetragen oder behalten und dermassen angepettet werden, kainswegs zuzegeben oder darinnen etwas nachzulasen sein soll, dan solhs ein whare abgettherei, die kainswegs zu gedulden sey, sonder solle schlechts, wie Jesus Christus, unser haylandt, solhs eingesez und St. Paulus in der ersten ad Corinth., auch der 11. solhs verlasen, gehalten werden etc.
Dan ob man wol bei den [...?] a, das sacrament etwa behalten, auch fur die krancken gepraucht, so hab man doch solhs nit dermassen, wie das gegenthail halte, mit der verwandlung gehalten, sonder sey alweg der geprauch und einsatzung Jesu Christi nach und, wie das St. Paulus gelernet, gehalten, und, wan man auch das sacrament nit niese und, wie das eingesez, [nit] prauche oder halte, sey es kain sacrament etc. Darum, obwol der wahre leib und das wahre plut unsers seligmachers Jesu Christi b –im nachmal–b mit dem prott und whein dargeraycht und zu speis der sel genossen werde, so pleib doch das ibrig alein prott und whein. Desgleichen mit der anpettung, soll solhs nit dem prott und wein, sonder inwendig im gaist zu Gott dem almechtigen und Christo Jesu zu dancksagung und erkenthnus der erzaygten gutheiten und erlesung, c –doch mit hechster ehererpietung, auch niderknien und hendt uffheben–c beschehen, wie dann solhs nach lengs durch sy, die theologi, nacheinandern geredt und ich davon etlich vil pletter eines yeden maynung uffgezaychnet hab etc.
Uff sollichs sindt die fursten und stendt nach mittag widerum beyein gewest, daruber geratschlagt, was zu thun, und nach langem, vilfeltigen erwegen der sachen dohin geschlossen, das die theologi sollen mit anzeygung grundt der hl. schrift, auch der vetter, ein abschlegige antwort stellen, dieselbig den stenden ubergeben, die auch haben zu besichtigen. Darauf sindt sy heut, so darzu verordnet, beyeinander gewest, sollich schrift gesteldt16, die morgen den stenden solle zugesteldt werden. Ich hab aber dieselbige so baldt nit bekomen mugen etc.
Daneben wardt auch gestern im rhat erwegen, nachdem ainer sich uff dem gegenthail mercken liese, als solt man, die einschliessung und umtragen des sacraments und die anpettung anderst dan im gaist bey ime, dem gegenthail, nachzugeben, etwa erlangen mugen etc., doch das uff disem thail ime, dem gegenthail, vergunth oder zum wenigsten tolleriert werde, die transubstacacion [sic!] oder verwandlung zu halten, ob das unser thail thun und mit gutem gewissen zugeben mechte oder solte etc. In dem wahren maynicherlay maynungen, die ich nach lengs uffgezaychnet, und fast die sachen mit den stimmen halbiert etc., dan etlich vermeinten, das solhs ergerlich, sonder solte man den gestrackte weg an die handt nemen etc., wolt man anderst ein satte concordia haben etc. Etlich hetten das bedencken, wo man unser lere uns nachgebe und die abgetherey uff dem gegenthail im sacrament abstellet, wie obgemeldt, das dannocht dieyenigen, so noch schwach und nit anderst glauben kunthen, dan das die wort des herrn, das ist mein leib etc., zu der transsubstaciacion gedeut, mechten gedult und derohalben nit sy solten verdampt werden, damit ob gegenthail oder vil uß demselbigen durch die gnade Gottes gewunnen und die sachen nit also ane frucht zerschlagen werden etc.
Was nun ferner volgt, schreib ich hernach. Und ist zu besorgen, ob disem artikel, dieweil wier solhe stracks weygeren, mechten sich die handlung sperren oder gar zerschlagen. Und wiewol ich hoch darauf nochmalen gedrungen, disen artikel wie den von der kirchen zu suspendieren, so hab ich doch userhalb meines g[nädigen] herrn landtgraff und Anhaldt, auch Nurenberg und Franckfurt kain volge gehabt. Und ist die sach also gestaldt, das mein bedencken und pit, die herren burgermaistern widerum herabzuverordnen, dan mier die sachen zu schwer sein mechten. Mich will aber dannocht bedencken, des mier [= wir] etwa mit dancksagung gegen Gott hetten mugen tollerieren, das mier etwas heftiger seyen, dan etwo der sachen dienstlich und auch uff die obligen ksl. und kgl. Mtt. des Turcken und anders halben etlich sehen. Doch verstee ichs nit etc.
Heut ist der usschus der prenner halben abermals beyeinander gewest und dem uszug, auch suplicacion [Nr. 255], so sich bis in 21 pletter erstreckt, volendet. Die solle morgen auch gehort und darnach der ksl. Mt. ubergeben werden. Ist die conclusion dahin gesteldt, dieweil Hg. Hainrichs von Prunswiks diener, so benampt, in dem verdacht und wider sy gnugsam indicia verhanden, das ksl. Mt. mit Hg. H[ainrich] verschaffen welle, dieselbige anzunemen und ierer ksl. Mt. zu antwurten, oder aber, das ier ksl. Mt. dieselbige selbst bevelch und verordne anzunemen etc. Solh suplicacion schick ich hernach, so die kan abgeschriben werden, dan Thomas kranck ist etc.17[...]. Datum, den 10. Maij zu 6 uren anno 41.
[PS:] Ofen ist belegeret. Volgt sich noch auch, das die knecht geschlagen, wie ich vor geschriben, und sindt etlich darvon gefangen, darob man den grundt irer vergadung vernemen wierdt. Bitte um Erlaubnis zur Heimreise für einige Zeit. Überfall von 10 Reitern im Land Hg. Heinrichs von Braunschweig auf einen aus Nürnberg kommenden Silber- und Warentransport.