Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Goslar StadtA, Bestand B, Paket 870 RS Nr. 502a-f, unfol.
Jungst habt ir auß unßerm schreiben ahn euch kegen Regenspurgk gethan, woll vormergkt, das wir euch 130 fl. in golde zur zcerunge bey demselbigen bothen geschigkt haben. Wollen uns vorsehen, ir hapt solch gelt zusampt den prieffen entpfangen und die alles inhalts vorstanden. So habt ir auß demselbigen unserm schreiben auch woll vornommen, das der keyserlicher commissarius, H. Cristopher von Seiseneck, Frh. von Weitenek etc. ahm Montag nach Misericordias domini [1541 Mai 2] alhir zu Goßlar von Braunsweigk angekommen ghewest1.
Dweile aber die handlung, ßo sich seiner Gn. befelichs nach bey uns zugetragen hat, ir entschaft noch nicht doselbst erlanget gehapt und wir auch zcerunge halber und auch sunst nicht gerne lenger aufhalten haben wollen, wusten wir euch ferner grundts ader bescheidts domals drob nicht zuzuschreiben, dan als gescheen ist. Wir wollen euch aber weither nicht bergen, das derselbiger keyserlicher commissarius bey uns vorharreth hath bis auf Montag nach Jubilate [1541 Mai 9] umb zwey uren nach mittage, alßo das wir unßerer sachen gar woll und nach aller notturft (Gothe lob) haben außrichten mugen. Sein Gn. wolt uns auch nicht ubereylen, leiß [sic!] uns rauhm und zeit darzu, das je alle dingk woll und nach bequemicheit mochten außgerichtet werden. Dan wir sein itzo mith den schreibern nicht vast vorsorget, dweile wir swacheit halber etliche nicht zu geprauchen wissen etc.
Es hath seine Gn. den Jurgenbergk und seyne gelegenheit zum augenschein gesehen. Es ist seinen Gn. auch der Reiffenbergk, item, der Peterßbergk, das heilig grab etc. und anders mehr drauf gezceigt und im augenschein furgebildet und des handels drauf berichtet worden. Und hath der her commissarius woll befunden, das der Jurgenbergk (des F. von Braunsweigk unwarhaftiger anzceige nach) keine meyle weges von Goßlar gelegen, besundern das gefarlichste und besorglichste nehst (zu vorstorunge der stadt Goßlar) gewesen ist und nothdrenglichen hat mussen abgethan werden, wo man anderst die stadt hath erretten und nicht in verterb sticken lassen wollen. Wir haben auch seinen Gn. unßer und gemeyner stadt nottorftige privilegia, begnadungen und befreihungen, auch andere vortrege, uns zum handel dienlich, gezceiget und vorlesen lassen. Und ist seine Gn. unbeswert gewesen, zu uns aufs rathauß selbst und personlich zu kommen, dieselbigen privilegia selbst zu verlesen, die sigilla fleissigen zu besichtigen und aller dinge sich grundtlichen drauß zu erkunden, damit seine Gn. warhaftige und gruntliche relation der röm. ksl. Mt., unserm allergnedigsten hern, darauf thun mocht, hath auch drauf alle dingk in originalibus sich erkunden und ahn keine copeien noch andere kuntschaft sich keren wollen. Sagte stragks aus, er wolt instrument und notarius sein, umb des willen auch were er da geschickt etc.
Wir hoffen, solche keyserliche allergnedigste beschickung soll uns mit vorleihung Gots almechtigen zu besundern gediegen und wolfardt gantzer gemeyner stadt Goßlar gereichen und ein ursache unßerer erlosung sein. Es hath sich auch seine Gn. dem rechten und der warheit zu steur und anderst nicht (als wir auch nicht anderst beghert) auf solchen grundtlichen und warhaftigen geschenem bericht dermassen kegen uns erbothen, das wir ein guth genuge und groß gefallen dran haben. Wir stahn auch in hoffnung, seine Gn. werde demselbigen alßo mit fleyse und ghetreulichen nachsetzen, und keinen argwan zu der person (als einem sehr geschickten und gutigen hern als wir inen anders nicht haben vormergken konnen und noth halben dafur ansehen haben mussen) tragen konnen. Wo uns aber solchs faylen solt, als wir nicht glauben, viehlweiniger hoffen wollen, so wusten wir schir nicht, ab auch noch menschen auf ertreich sein mochten, denen nhun ferner zu getrauen seyn wolt. Wir mussen es aber Goth almechtigen in seynen gotlichen, wolgefelligen willen lassen befholen sein. Wir haben das unßer gethann und gar nichten darbey gefeyret, sundern alles das furgewanth, was uns zu thun muglich gewest ist und jummer haben thun konnen.
Es hath uns auch seine Gn. letzlichen gesagt, das wir euch kegen Regenßpurgk schreiben solten, wehn auch ethwas furfallen worde, zu demselbigen ir von wegen gemeyner stadt Goßlar eins berichts ader sunst guther und gnediger furderung bedurftet, das ir sein Gn. gar nichten scheuwen, sundern ahne alle furchte anreden soltet, ir sollet mith rathe und furdernusse unverlassen sein etc., und haben alßo allenthalben ein gnedigen und gantz gutigen abschiedt von seinen Gn. genommen.
Wir hetten auch seinen Gn. (wie sichs dan woll gepurdt und gezimmet hette) mith etlichen pferden gerne das gleithe gegeben biß ahn die orthe, dar sich unser gepiethe endigen. Es haben aber unßer kegentheile, die stoltzlinge, mit etlichen pferden hardt fur den [zcugelen ... zu Tretze?] und vor Drieß gehalten, auf den hern gewartet und inen annehmen wolten (wie dan auch gescheen), das [wol] nicht ein gerynge schirmutzel hetthe drauß fallen konnen, dan solcher trotz steig den burgern nicht weynig zu gemute und liessen sich dennoch als die gehorsamen unthersagen, das derhalben nichten unfuglichs furgenommen ist worden. Wo es dan der her commissarius getreulichen thet rathen, zudem auch gerne wolthe, das wir, umb weytherung zu vorhuten, seine Gn. gar nicht glaithen solten, sundern hath getreulich gerathen, wir solten ein geringe zceit gedult tragen. Wyr hetten so lange zceit her beswerlichen gelietten. Wir solten hirinne auch thun, als wusten wir es nicht pesser. Sein Gn. wolten uns auch gestendig sein, das wir solchs angefochten hetten. So wollen wir auch fur notarien und gezeugen drab protestiren und solche protestation in ein instrument vorfassen lassen.
Damith ir aber wissen muget, was alhie vorhandelt sey worden und euch dester baß darnach hapt zu richten, schicken wir euch der handlung ein abschrift und inmassen ir solchs in dusser copeien werdet befinden. So hat es der her commissarius unther unßerm der stadt angedrugktem secret mith sich genommen, die ksl. Mt. drauß underthaniglichen zu berichten, und haben seinen Gn. auch sonst nach fernerm bericht mithgegeben. Es hat seine Gn. auch die clage des F. von Braunsweigk, jungst vor der ksl. Mt. widder uns zu Regenspurgk ubergeben, und auch unser drauf erfolgter andtwordt, welche ir mith euch ghenommen und nuhnmehr der ksl. Mt. furgetragen hapt, die mith fleyß zu vorlesen, auch in der herberge gelassen und widderumb entpfangen, alse das seine Gn.[einen?] fullenkomen und bestendigcken, gnugsamen bericht aller sachen uberkomen hat. Godt almechtiger welle sein gotlich gnade darzu verleihen und unßern hern keyser zu solchem wergk irleuchten, als wir hoffen gnediglichen geschein wirdt. Amen.
Wir haben auch nicht vor unguth ansehen konnen, die urteil restitution zusampt den acten, so in puncten gheschrieben und untherm anhangenden ingesiegel auß dem chamergericht uns zuhanthen (nicht ahn geringe kosten und darlegen) sein gegeben worden, euch hiemith auch zuzuschicken. Solten auch unsers erachtens itzo nicht wenig nutze sein, zuvorderst dweile derselbigen sache possessorii und restitution, auch drauf erfolgeten executorialn in ubergebenem bericht erwinet ist worden. Es kondt auch vileicht durch unßern hern und freunde Dr. Johan Waltern, item, H. Johann Feigen, hessischen cantzlern, und andere etc. ethwas drauf beratslaget werden, welchs uns allen zu guthem komen mocht. So kondt der her commissarius im falle der noth und umb ferners berichtens willen drauf auch noch besucht werden etc. Solchs alles haben wir euch, denen wir zu wilfarn geneigt, im besten nicht wissen zu varhalten und zweyfeln nicht, ir werdet euern fleys furwenden und bey euch nichten erwinden lassen und befelen euch hiemith Gothe dem hern. Gescreven unter unßer stadt secret ahm Freitag nach Jubilate anno etc. 41.