Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 268r–268v und 270r–270v (Konz.? eighd.).

Eingang seines Schreibens vom 6. Mai. Dank für die Nachrichten über das Bergwerkswesen und die Landesverhältnisse. Das Urteil, ßo uns abfellig, wird man durch erläuternde Einwände widderumb zu rechter bhan richten, dan es ist yhe bey mir als ainem layhen unrechtmessig zu achten, weyl die liquidacion nicht beschehen, das sie ßo unbedechtig und gfharlich gesprochen. Dr. Frysse, welcher alhir zu Regenspurg, wil nicht daby gewesen sein, wie ir auß nastem schreyben an meinen gnedigsten herrn vormarckt haben2. Ist der kaufleuth vynantz bey den leutten gewhar zu nemen, dan der genyß wolt ine abgekurtzt werden.Sein Brief vom 6. oder 7. Mai wird ihm mittlerweile zugekommen sein.

Über das Kriegsvolk, ßo in Ungarn nach Offen vorordenth sein soll, gingen in sechs Tagen keine Nachrichten ein, aber taglich ist man derselben gewertig. Der Kaiser hat etwa 40 Personen aus seinem Hofgesinde, die als Fußknechte gut ausstaffiert sind, die Teilnahme am ungarischen Feldzug erlaubt. Sie haben sich zu Schiff nach Wien begeben, von wo aus sie sich nach Ofen verfügen wollen. Wie es mit der Belagerung Ofens bestellt ist, hat er in seinem letzten Schreiben mitgeteilt. Es ist ain gebettelter krig zu kainer vorharung oder nach[far] geordent noch gericht. Man erschept und entblost sich des volcks.

Wie sich das gesprech in der religionssachen zugetragen, auch wie es disser zeit damit gelegen, das habt ir auß meines gnedigsten herrn schrieben anzuhorn. Es ist buberey, geradauß, ßo irret man nichte, und, ßo es von Goth alßo vorsehen, erstoß es sich gleich an den itzigen furhabenden artickelhn, der gothlob disse stende in Gots worth ergrundet sein, keinswegs zu willigen noch zu gedulden auß ursachen, es sein nicht nottige artickelh, auch nicht artickelh des glaubens, darzu widder Gottes schrift, der hayligen apostelh und Santh Paulus, auch der hayligen. Es ist darauß zu erkennen und zu spuren, wie die ehr Gottes und die besserung des glaubens den menschen gefurderth und gemainth wil werden, namlich in dem sacramenth etc. die transsupstanciacion, das ainspern ins hayligen hauß, das umbtragen mit der monstratz, furnemlichen auch das anbetten. Davon hab [sic!] sie gar kain grunth gotlicher schrift und wir haben Gottes worth dagegen und zuwidder solchem irem cristlichen begern. Viat justicia et pereath mundus. Wir sollen nichts davon nemen und auch nichts darzu thun etc. Und ob ain engelh von hymelh keme, der uns anders lehreth dan sein worth, dem sollen wir nicht glauben, sunder vormaledeyhen. Her und Goth where dem teuffelh in seinen arglystigen, betrigklichen ratslegen. Man hath nicht besserung zu gewarten mit der geduldung, wu nicht Gottes bevelh und worth ist, auch nicht nottigige [sic!] ding sein, dan auß dem worth und dem geher [= Gehör] durch wyrckung des gnadengaysts komen wir zu erkantnus des glaubens. Solte man den leutten in solchem entweychen oder nachhengen, da wir gotliche und haylige schrift widder sie zu erweren haben und jhenes tayls kainen aynigen grundt der schrift, was wolt letzlich furchtbars ader haylwertigs darauß werden. Lautter irthumb, unruhe der guthertzigen gewyssen etc. und nau [= neue] abgotterey anzurichten und zu styften etc. Wir bedorfen wolle [= wohl] starcker ermanung, das die wanckelmutigen syn gesterckt, getrost und von rechten wegen nicht abgeleyttet werden. Man mochte vil schwachs fleisch under allen fynden, die muß man mit saltz und isop3 besprengen. Dergleichen ayntrechtigen, cristliche ratslag aller hern theologen, ider durch sein selbst personlich aussagen, hab ich ßo starck hivor in den artickelhn nicht gehorth4. Goth sey danck, lob und ehr. Der wolle sie und uns allen mit barmherzigen gnaden erhalten etc. Das flyckwerg mit den sophistischen worten regirth kain gutter gayst, dan es wil daran gantz offenbhar erscheynen. wie es von den widderwertigen gemainth wer.

Soll dem Kurfürsten mitteilen, es gehe hier unverhohlen das Gerücht um, das der Hg. von Gulich in Franckreich und ehlich beyligen wolle, welchs auch seiner Gn. rethen, ßo alhir, vortreulichen bericht beschehen, auf die widderfharth guth achtung zu geben, ane das sein es cristliche, furhabende sachen, was vorehlichung belangeth, welcher kain scheuhe zu haben ist.

Soll sich die Bergwerkshandlung befohlen sein lassen. Soll dem jungen Herrn und den Räten und Freunden für die Grüße danken. Soll ihnen Grüße ausrichten. Täglich fragt man nach der Ankunft Kf. Johann Friedrichs in Regensburg. Gott schicke die Dinge, wie es gut ist.

Anmerkungen

1
 Ponickaus Brief vom 6. Mai dürfte etwa 6–7 Tage unterwegs gewesen sein. Dolzig könnte seine Antwort der Post der kursächsischen Gesandten vom 14. Mai 1541 beigegeben haben. Seine Anspielungen auf die Verhandlungen über die Eucharistie legen diese Datierung ebenfalls nahe. Vgl. unten Anm. 4.
2
 Vgl. die sächsischen Reichstagsgesandten in Regensburg an Kf. Johann Friedrich und Hg. Johann Ernst von Sachsen, Regensburg, 1541 Mai 6 [Nr. 622].
3
 Ysop = Heil- und Gewürzpflanze des Mittelmeergebietes.
4
 Zur Stellungnahme der in Regensburg anwesenden protestantischen Theologen zur Frage der Eucharistie vgl. die sächsischen Reichstagsgesandten an Kf. Johann Friedrich und Hg. Johann Ernst von Sachsen, Regensburg, 1541 Mai 14 [Nr. 646].