Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 248r–249v und fol. 252r–252v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 252v: Der cantzler zaigt an, was der Granuelh unsers gnedigsten hern ankunft halben gegen Regensburg mit ime geredt. Idem, des gesprechs halben. Ant[wort] darin.

Ausz.: Ganzer/Zur Mühlen, Akten, Bd. 3,1, Nr. 116 , S. 197–198; Corp. Reform. IV, Nr. 2230, Sp. 291–292.

Eurn kfl. Gn. waiß ich in underthenigkeit nit zu verhalten, daß mich heut dato uffm haus, ehr dan die andern verordenten zu der religionhandlung alle zusamenkommen, der H. von Granuelh angesprochen und gefragt, ob eur kfl. Gn. schir anher komen wurden. Darauf ich gesagt, es sei mir noch nichts aigentlich von eur kfl. Gn. ankunft bewust, wiewolh ich hoffnung truge, eur kfl. Gn. wurden nicht aussenpleiben, soferne sie nicht auß trefflichen ehehaften und verhinderung aufgehalten. Alß hat er sich ferner vernemen lassen, daß noch gestern die ksl. Mt. eur kfl. Gn. freuntlich und gnediglich erwehnet, daß sie fast gerne wolten, das euere kfl. Gn. alhie weren, dann eur kfl. Gn. gegenwertigkeit wurde vilh guts schaffen und alle sachen zu besserm ende und beschluß gebracht werden mugen. Es weren auch etzliche eur kfl. Gn. widerwertige, denen nichts hohers entgegen, dann eur kfl. Gn. anher komen solten, welchen laidt were, daß euere kfl. Gn. mit der ksl. und kgl. Mtt. zu freuntlichem verstandt und vergleichung komen mochten, wie dann ungetzweivelt geschehen wurde, so eur kfl. Gn. sich anher verfugten, darumb auch dieselbigen eur kfl. Gn. personliche ankunft gerne gehindert sehen wolten. Undt euere kfl. Gn. die konnten gedencken, dieweil die ksl. Mt. so oft und vilmals freuntlich und gnediglich bei eueren kfl. Gn. gesucht und suchen lassen, daß sie mit irer personnlichen ankunft nicht wolten lenger vertziehen, daß es gantz wolh gnediglich und freuntlich von irer ksl. Mt. gemeint und, do euere kfl. Gn. daruber aussenblieben, daß es irer ksl. Mt. zu allerlei nachgedencken verursachen wurde. Darumb were sein bith, ich wolhte eur kfl. Gn. solches forderlich zu erkennen geben und auf seine vorige antzeige erinnerung thun, dan er meinte es treulich und wolh etc. Derwegen ich auch, solches eurn kfl. Gn. also underthenigster meinung zu vermelden, nicht underlassen mugen1. [...]. Datum Regennspurg, Sonnabent nach Jubilate anno domini 1541.

[Zettel:] a Eurn kfl. Gn. weiß ich auch in unterthenikeit nicht zu vorhalten, das heuth dato in der unterrede und handlung der religion widerumb vortgeschritten worden. Und ist der artickel von beicht oder absolution vor die handt genomen, darinnen es sich abermals harth gestossen. Dan sie wollen die ertzelung oder enumeration irer alten meinung nach vor notwendig gehalten haben, welches die theologen diß teils nicht willigen mogen. So ist auch von der satisfaction allerlei disputiret worden. Und wiewol Mag. Philippus gothlob gantz standthaftig, desgleichen auch der hessisch prediger Pistorius, so ist doch Bucerus fast wanckendt. Und last sich abermals ansehen, als wolte sich die handlung an dießem artickel abschneiten, welches dominus Philippus auch am liebsten wolte. Die meisten argument, so das jegenteil gebraucht, seindt autoritates patrum und ecclesiae, welche durch Gottes gnade mit der schrift aufs best durch Mag. Philippum vornemlich abgelenet werden, welcher auch die meiste muhe und arbeit diß fals tragen mußt.

Dr. Eck ist noch schwach, und man sagt, das ehr im heubt fast zurruttet sei und habe angefangen zu schwirmen. Dan ob er wol mit einem harten feber befalhen, so soll ehr sich doch wider der erzt vorboth des weins nicht enthalten oder gemessigt haben. Und seindt izunder H. Julius Pfluck und Groperus allein als jenes teils theologen bei der handlung. Aber wie zu vormercken, so erholen sie sich iren raths bei dem bebstischen gesanthen und villeicht andern mehr. So hath sich auch H. Julius bißanher ganz gelimpflich in der handlung gehalten und erzeigt.

Das buch, so euere kfl. Gn. den talmuth haben nennen horen, hath keinen gemeinen titel, sonder ist artickelsweiß vorfast undt ein ider artickel hath seinen sonderlichen titel, welche ich eueren kfl. Gn. bei der nechsten post unterteniglich wil zuschicken. Dan ich vorsehe mich so vil gelegenheit zu haben, das ich die titel moge abschreiben. Und habe eueren kfl. Gn. solchs auch untertenigst anzeigen wollen. Datum ut supra–a.

Anmerkungen

1
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Franz Burchard, Schneeberg, 1541 Mai 22, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 230r–231v (Ausf.): Wir haben dein itzigs uns abermals zu aigen handen getanes schreiben, dorinnen du antzaigst, was der Granuelh unser personlichen zukunft halben gegen Regensburgk mit dir weitter geredt, entpfangen undt vornommen. Und wirdest aus der eingelegten zedel unser dir negsten von Eibenstock aus gegeben antwurt [Nr. 663] vorstanden haben, das du gedachtem Granuelh ain solche antzaige, wie wir dir dorinnen bevolhen, thun sollest, welchs ane zweivelh nuhmer von dir wirdet beschenn sein. Was dir nu dorauf von ime wirdet zu antwurt begegenen, die wollest mit vleis vorzaichnen und uns furder bei der post zu unsern handen zum allerfurderlichsten zuschicken. Undt wan solchs beschit und wie wir des Granuels antwurt vormercken werden, wollen wir uns alsdan gegen dir weitter lassen vornemen. Als du uns auch in ainer eingelegten zedel vormeldung gethann, wie es dieser zeit umb die gesprechshandlung in der religionsachen gelegen und das der Philippus undt Pistorius dorinnen standhaftig sein, solchs haben wir gantz gerne gehört und ist unser begern, du wollest bei gedachtem Philippo allen guthen und muglichen vleis furwenden und bei ime anhalten und ermanen, das er wolle auf furgenommener bhann vest und bestendig bleiben und sich der kaiserischen odder anderer furgeben nicht klainmutig machen odder zu ichtwas anders bereden nach bewegen lassen, wie wir uns zu ime gnediglichen vorsehen. [...]. Datum aufm Schneberg, Sonntags Vocem Jocunditatis anno 41.
a
–a Eighd.