Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Weimar HStA, EGA, Reg. E 136, fol. 508r–511r (Ausf.); DV v. a. Hd.: Unser gnedigster her gibt antwort auf die 19. post, darinnen seiner kfl. Gn. vermeldt, das ein schickung zu Dr. Martin von ksl. Mt. geschehen werde. Einkomen zu Regennspurg, Sontags Trinitatis [1541 Juni 12] umb 10 uhr vor mittag 1541.
Druck: Corp. Reform. IV, Nr. 2259 , Sp. 385–386.
Eur L. und eur schreiben, so am datum Mitwoch nach Exaudj [1541 Juni 1] negst um vier hör nach mittage gehalden1, haben wir ufm Pfingstag [1541 Juni 5] umb ein hör nach mittage zu Torgau empfangen und, das uns solche antzaig furderlich bescheen, zu freuntlichem, auch gnedigem gefallen vormarckt. So haben wir Mag. Philipssenn brief, den er an gnanten Dr. Martin geschrieben, auch erbrochen und uns den mit dem lesen verdolmetzschen lassen. Daraus wir verstanden, welcher artickel halben solche schickung, davon berurth schreiben melden, bescheen solt. Nun konnen wir uns nit gnug verwundern, were doch ksl. Mt. solche dingk magk furgeben, und haben a –unsern ohemen, den Kf. zu Brandeburg, darin nit unpillich verdechtigk, dieweil seiner L. leute zu solcher schickung–a, wo die fortgehet, gebraucht werden und sich gebrauchen lassen. Und sehen und vormercken jhe lenger und meher, das bey dem hern kein rechter bestandt der relligion halben sein will, dan sonsten konden wir nit gedencken, mit was gewissen doch sein L. die ungotliche, verfurische, irrische ding möchten durch die handeln und sollicitiren wollen lassen. b –Befremdet uns auch von eur L. vettern, F. Hansen von Anhalt, das sich derselbe dartzue gebrauchen leßt, dieweil damit unwidersprechlich wider Got und gewissen gehandelt wirdt, zudem, das sein L. sampt irem brudern die augspurgische confession angenomen, auch vorm jar zu Schmalkalden, bey derselben und den artickeln, deren sich alle theologi doselbst miteinander vorglichen, endtlich zu verharren und zu pleiben, durch ire geschickten haben mitbewilligen lassen. Wir wollen aber–b eur L. und euch nit pergen, das wir zu stund an Dr. Martinum neben uberschickung eur L., eurs und des Philippi brief geschrieben und inen vorwarnet. Darauf hadt er uns auch widerbeantworth2. Und wollen uns vorsehen, er werde den gesandten ein eerliche und christenliche antworth geben.
Und dieweil wir aus berurtem eurm schreiben vorstehen, das die suchung uf zwaierlay c –wege solle ruhen, nemlich das Martinus die artickel eintzweder gantz und gar wolle zulassen ader ein tzeit lang tolleriren etc. So vorstehen–c wir nu clerer, wie wir uns bißanher alwegen haben verduncken lassen, das man die relligion und den eusserlichen friden vormeinth zusamenzuknupfen und uns mit dem mortbrennerischen und abgottischen hauffen freundt zu machen und das ein teil den andern sol glauben lassen biß uf ein concilium, wie er jetzt glaubt, sol inen darumb nit beschuldigen noch schelten lassen, uf das der ander teil das volck bey seiner abgotterey in gehorsam muge d –erhalten und, wo es sich ufflayne oder bey uns dieses teils Gottes worth hören und das sacrament nach gotlicher einsetzung empfahen thett, so sollen wir das volck helfen zwingen und straffen etc., des wir uns zu Schweinfurth und Nurmberg durch die gnade Gottes erweret haben. Wir verhoffen, er werde uns weither dafur behueten–d. Aber eur L. und ir wollen uns jhe furderlich schreiben und zu erkennen geben, wie ir des lantgrafen gemuth vormerckt, wafur sein L. solche schickung ansiehet und ap auch sein L. darein zu willigen gemeinth muge sein, wan Got Dr. Martinum schon fallen ließ, das er solche artickel zulassen wolt, dafur ine Got der almechtige behueten, e –er auch an zweivel nit thun–e wirdet. Und haben es eur L. und euch freuntlicher und gnediger meynung nit wollen unangetzaigt lassen, thut uns auch daran zu gefallen. Datum Torgau, Dinstags in der pfingstwochen, den siebenden tag Junj anno domini 15413.
[Zettel:] Wir haben auch aus der eingelegten zeteln vernomen, das ksl. Mt. das buch sampt den von dieses teils theologen begriffenen artickeln ubergeben sey, und halten es wol dafur, das kein antworth darauf werde gefallen, eher dan die botschaft von Wittenberg jegen Regenspurg widerkome. So haben wir auch gelesen den artickelh des sacraments des leibs und bluts Christi, wie er gestelt, derselbe gefelt uns auch gantz wol, dan er ist gantz rain und förmlich begriffen. Das wolten wir eur L. und euch auch nit unangetzaigt lassen. Datum ut supra.