Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Stuttgart HStA, A 262 Bü. 11, unfol. (Ausf.).
Jetzverschinen Mittwochs, den 8. Junij, hat die röm. ksl. Mt. die Kff., Ff. und stend des reichs und der abwesenden räth und pottschaften in irer Mt. hoff und herberg vordern und inen furhalten lassen, wie eure fstl. Gn. ausser der copei [Nr. 110], hieneben mit 15 bezaichnet, gnedigclich sehen werden. Dieweil dann ir Mt. der reichsstend rath und gutbeduncken begert, haben die stend, unangesehen, das die babstischen solhs gern verhindert, zuletst ainhelligklich dahin geschlossen, das aller ding abschrift und bedacht begert worden, alsdann möchte meniglich sich darin ersehen, daruber bedencken, sein rath und gutbeduncken anzaigen, welhes von der ksl. Mt. zugelassen, auch gleich morgens Dornderstags ain stund ernennt, alda alle stend ire schreiber schicken und solhs sollten lassen abschreiben. Aber di widerthail haben darzwischen bei der ksl. Mt. allerlai handlung furgenomen und hetten di sachen gern dahin gebracht, das ir Mt. allain etliche copeien und exemplar hette abschreiben lassen und den churfursten, auch den geistlichen und weltlichen fursten, deßgleichen den andern stenden jedem nur ains zugestellt, welhes sie furlesen und ir gutbeduncken darauf anzaigen möchten, alles darumb, das es nit lautmerig wurd, aber es ist doch zuletst dahin komen, das ir Mt. bewilligt, das alle stend copien nemen und sich darauf stattlich bedencken mögen, demnach wurdet selhs, wa dhain verhinderung mer darein kombt, di kunftigen tag abgeschriben.
So seien gestern nachmittag die hungerisch pottschaft, der Bf. zu Agram, umb drei ur nachmittag vor der ksl. Mt. und allen reichsstenden gehört worden [Nr. 171], die haben die sachen des Turcken und Hungernn halben gantz klaglich und erbärmlich furgebracht und hilf begert, darauf gleich zwai missiven, so inen zugeschickt, vor den stenden verlesen lassen, darunder ain schreiben, so von denen, die in der besatzung zu Pest und sonst in Hungernn ligen, außgangen, des datum steet den ersten Junij dis jars, welhes inhalt, das zwen des Turcken wascha, wie die in selben schreiben mit iren namen benambset, zu wasser und land bis in di 100.000 starckh in Hungern ankomen und das sie zum höchsten hilf begern und, wo di nit gelaist wellt werden, daß sie desselben doch allain verstendigt, damit sie ir weib und kind flöhen und vor dem grausamen feindt, dem Turcken, erretten möchten. Das ander schreiben ist von statthalter zu Wienn außgangen, des datum steet den vierdten Junij, darin wurdet gleichergestalt anzaigt, das der Turckh oder zwen seiner wascha in Hungern ankomen, doch nur 60.000 starckh, und darneben, so wurdet ferner in sollichen schreiben vermeldet, das der röm. kgl. Mt. kriegsvolckh in Hungern Offen understanden zu sturmen, aber nichts außgericht und bis in 800 darob thod beliben, darunder vil herrn und vom adel, und sonderlich, so hat die ksl. Mt. etlichen herrn und vom adel ires hoffgesindts auf ir beger erlaubt, di auch bei solher that sein wellen, deren sollen ain gutte zall in solhem sturm beliben sein, und, wie man daneben sagt, soll der Munich1, so zu Offen ligt, groß wagenkettin schmiden und dieselbigen in di grossen stuck haben laden lassen, darmit grossen schaden gethon. So haben die gesandten der osterreichischen land sich gleichergestalt auch beclagt und hilf begert [Nr. 170], ist alles zu bedacht genomen, und wurdet di tag davon geratschlagt werden.
Es ist auch hieheer geschriben, das Prag, schloß und statt, grossen schaden von der brunst gelitten, soll an funf orten zumal angangen sein.
Gnediger furst und herr, es möcht sich auch zutragen, dieweil die sachen also beschwerlich furfallen wellen, daß die religionsach angestellt und von den vorigen puncten, damit frid, ruew und ainigkhait im reich erhalten, und auch der turckenhilf halber gehandelt werden möcht, dardurch andere herrn und gesandten ire theologos anhaimsch schicken und abvertigen wurden, derwegen an eure fstl. Gn. unser underthenig bitt, uns gnedigclich zu verstendigen, wes wir uns in solhem fall dero theologen halben auch halten sollen. Dem wellen wir gehorsamlich nachkomen. [...].
Datum Regennspurg, den 10. Junij anno 41.