Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 772), unfol. (Ausf., teilw. chiffr. 1).

Nach Schurstabs abfertigung hette ich wol verhoft, euern fstl. Gn. vorlengst aller hendel gelegenheit bei Rauttern undertheniglichen zuzeschreiben. Dieweil aber uber das, wes in voriger post vormelt, noch nichts entlichs furgeloffen oder beschlossen, hab ich Rauttern bißher ufgehalten und noch nicht abfertigen, aber dennocht nicht underlossen wollen, diese vorgebliche schrift bei Steffan Layß von Stettin, der sich dieser tag von hinnen begeben, an eure fstl. Gn. undertheniger meynung zu fertigen, und gebe derselben in underthenigkeit zu erkennen, das in iren sachen uf die uberreichte supplication [Nr. 316] durch ksl. Mt. noch bißher nichts furgenommen, allein das mitlerzeit von wegen meiner gnädigen herrn, des churfursten und Mgf. Georg der H. Granuella und Dr. Nauis erinnert, ersuecht und gebeten worden, die sache zu furdern und fruchtbare antwort zu erlangen helfen, daruff der Granuella angezeigt, die sache wher im wol bewust, hette zuvorn darinne gefurdert, wolt irer noch ingedenck sein. Man hett aber als die vorstendigen zu erochten, wes ksl. Mt. darinne ze thun where etc. Aber wann die soche der religion entschieden, wurde ksl. Mt. diese auch furnemen. Alsdann wolt ehr, sovil als einem frommen man eigenete und gebuerte, sich darinne befleissigen, darob meine gnädigen herrn, die marggrafen, seinen wolmeinenden willen spuren solten etc.

Deßgleichen hoben auch ire kfl. und fstl. Gn., die marggrafen sambt dem Lgf. von Hessen, als sie sampt Pfgf. Fridrich beim churfursten zu gaste gewesen, gedachten Pfgf. Fridrich mit erzellung, wes euren fstl. Gn. halben vergangner tage durch chur- und fursten an ksl. Mt. where getragen worden, angelangt und gebeten, solche eurer fstl. Gn. sochen auch bestes vleis bei ksl. Mt. verfurdern zu helfen, darinne ehr sich dann freuntlich erbotten und vornemen lassen, wher ehr darumb ersucht worden, wolte ehr, sampt andern chur- und fursten auch zu bitten, unbeschwert gewest sein.

So hat auch der polnische gesandte noch kein antwort erlangt, allein das er dieselbige zu bekhommen oftmals vertrost und dennocht daruber ufgehalten wirdt, und ist wol zu vermuten, es werde vor entscheidung der religionsach (wo nicht andere hendel auch vorgeen) nichts folgen und wil numehr allein angehalten und daruf gewart sein.

Stockhamer ist von Nurenberg alhie ankhomen und an mich begert, ime anzuzeigen, wes ehr euren fstl. Gn. zugute thun konte und mochte. Wiewol ich allerley undterredung mit ime gehobt, weil aber die sachen also stehen, wust ich nicht, wes wol dismals durch ine konte gefurdert werden, es erschiene dann röm. kgl. Mt., wie man verhofft, mochte ehr neben andern bei seiner Mt. so vil underpauen helfen, das die soche so vil richtiger durch irer Mt. furderung uff gute wege gebracht wurde.

Kg. von Denmarks gesanten〉 nach gepflegter, uffzuglicher handlung 〈und betrieglichen ader hinderlistigen vorschlegen der keiserischen〉 haben bißher nichts anders dann 〈ein anstant bis uf Allerheilligentag nhest kunftig〉 erhalten konnen, wiewol dennocht zu keinem entlichen abschiede mit inen gehandelt. Wann sie aber den erlangen, erbeut sich 〈Uttenhofen〉, mir davon anzeigung zu thun, euren fstl. Gn. dasselbig verner zu vermelden, des dann eure fstl. Gn. bei Rauttern gewertig sein sollen.

Die sache der religion stehet auf deme, das ksl. Mt. an der vergangenen Mitwoch [1541 Juni 8] alle reichsstende geistlich und weltlich zu sich in ir palatz erfordert und denselben das buch, so yr Mt. den verordenten colloqutorn furgestelt, sampt den articuln, so sich dieselben undtereinander vorglichen, auch unverglichen plieben, uberreichen lassen, mit beger, solchs furderlich uffs vleissigiste zu berathschlagen, zu erwegen und alsdann ir gutbeduncken und räthlich bedencken nicht allein der vorglichenen, sonder auch der unverglichenen, auch wie und welchermassen weg furzunemen, damit die beschwerlichen misbreuch, in geistlichen und weltlichen standt eingerissen, abgestelt und in ein christliche reformation gebracht werden moge etc., irer Mt. mitzutheilen, neben dem furderlich zu berathschlagen, wie dem Turcken mit eylender und beharlicher hulf zu begegnen, deßgleichen wes zu erhaltung friedens, rechtens, guter pollicei, rhu und einigkheit in teutzscher nation furzunemen sey, alles vermog irer Mt. erstem furtrogen etc.

Nun seindt die stendt damit, was die religion furnemlich betrifft, im werck. Weil aber die vorgleichung der streittigen artriculi schwerlich folgen will, hat sich mein gnädiger herr, der Kf. zu Brandenburg, etzlicher mittel und furschlege undernommen, wardurch man verhofft, die streittigkeit der articul und part dest ehe und furderlicher ufgehoben und in vorgleichung sollen gebracht werden2. Waruf aber dieselbigen mittel und vorschlege gestelt und gegrundet und wes daruff gehandelt, vorglichen oder weitter furgenomen wirdet, verhoff ich, schriftlichen sampt dem obgedachten buche (wiewol dasselbig in gantzer stille und geheym gehalten und nur idem part ein abschrift davon mit eingebundenem eyde zugestelt wirdt) zu bekhommen und euren fstl. Gn. neben der gefasten handlung der vorglichenen und noch streittigen articulen, wie solhs ksl. Mt. durch die verordenten collocutores beiderseits semptlich und underschiedlich ubergeben und ich gereith bei handen habe, bei mehr gemeltem Rauttern zu uberschicken.

Meine gnädigen herrn, Mgf. Georg und Mgf. Albrecht, weil der junge herre uff die erbtheilung dringet, seind noch teglich damit im werck und noch nicht vorglichen. Verhoffe aber, euren fstl. Gn. alle dero ergangne handlung in kurtz zuzeschicken, khann aber dabei unangezeigt nicht lassen, das vast allerley 〈practiken vermog meins vorigen schreibens des testaments in der Schlesien und procuratoriums halben〉 vermerckt werden. Wiewol ich dogegen anhalt und bitt etc., so wil es doch khein ansehen haben und wenig gehör folgen.

Item, 〈Mgf. Albrecht der Junger〉 ist 〈Meintz, Hg. Heinrich von Braunschweig, Peiren und Teutschmeister gantz anhengig und lest sich der ort viel zu gast laden〉. etc.

Es hat sich am jungsten Ascensionis domini, als ksl. Mt. zur kirchen geritten, churfursten und fursten ufgewart, denen von des reichs marschalkh in der kirchen a iglichem nach seiner gebur und gebrauch–a ein standt gegeben, zwischen meinem gnädigen herrn, Mgf. Georgen, und Hg. Heinrichen von Braunschwieg der session halben irrungen erhoben, also das sich Hg. Heinrich in den stand, der Mgf. Georgen gegeben, unfreuntlich, mit unfug und vordrieslichen worten eindringen wollen, wie auch die beiden Ff. von Peiern, Hg. Ottheinrich und Hg. Philips, zum aufsteen bewegt worden und sich aus dem chor in die kirchen sampt Braunschwieg in ein sonderlichen stul, solang ksl. Mt. wider aus der kirchen gangen, gestelt, waruff mein gnädiger herr, Mgf. Georg, in beisein des Kf. zu Brandenburg, Lgf. zu Hessenn und beider Sachsen gesanden, durch muntlich anbringen und einer uberreichten supplication ksl. Mt. solchs vorzutragen, zu clagen und sich des zu beschweren, verursacht worden. Also hat ksl. Mt. commissarien verordent, die sach zu verrichten etc.3 Davon sollen eure fstl. Gn., auch wie es vorpleibt, gruntlichen bescheidt erlangen.

Sonst stehen die sachen, so von vielen stenden wider Braunschwieg irrig schwebend, noch biß zu vernerm entschied oder handlung, doch hat Braunschwieg wider der protestirenden stende eingelegte clage der mordtbrenner halben mundtliche und schriftliche protestation ksl. Mt. gethan und ubergeben [Nr. 256] (dorinne ehr sich der auflag zu reinigen vormeint, b sich auch darinne varpflicht, der es ine zeihet, bei deme festen buß mit handt und mund zu halten–b).

Fur gewisse zeittungen, die eure fstl. Gn. zveifelson auch haben, wirdt alhie gesogt, das vor Ofen ein sturm und darob in die 1.000 kriegsvolk verloren, so sey der Turck selbst in mechtigem und starckem anzuge. Alhie schickt man sich noch wenig zum widerstandt. Die stendt wollen zuforderst der religion vorglichen sein, alsdann erbieten sie sich, in dem andern auch das irige zu thun.

So wirdt außgebreit einmol, sey Ofen erobert, das ander mol nichts daran c und kgl. Mt. wirdt binnen 5 oder 6 tagen hie sein–c. Prag in Behemen ist an etzlichen orten angelegt, das schloß und sonst ein groß theil in stedten obgeprand etc. [...]. Datum Regensburg, den 11. Junij 1541.

[PS:] Gnedigister furst und herre, wie ich diesen brieff vor etzlichen tagen vorfertigt und Steffand Layß bis uff diesen tag alhie verharret, hab ich die gefasten mittel der streittigen articul, wie die dem churfursten, bei den protestirenden stenden denen gemeß zu handeln, vorgestelt, uberkhommen, welche ich euren fstl. Gn. hiemit undertheniglichen ubersende. Daneben werdt ich ober [= aber] bericht, das solche vorschlege bei den gedochten nicht erheblich, sonder sich vornemen lassen, sie wusten von irer meinung nicht zu schreitten oder abzuweichen, doch haben sie es noch zur zeit nicht gar abgeschlogen, sonder wollens, bis es an alle stende gelonge, beruhen lassen.

Der Lgf. von Hessen hot von ksl. Mt., commissarien zu setzen, erbeten, welche die kuntschaft in den irrigen sochen und, wes ehr sich wider und uber Braunschweig zu erweisen erbotten und dargethan, verhoren sollen, warzu ehr, der landtgraff, dann seine rethe verordent und gelossen, und ehr noch erlangter erlaubnus von ksl. Mt. nimbt morgen noch dotum von hinnen seinen abschiedt, mit dem erbieten, wann die sach der religion vorglichen und entschieden, sich verner in allem mit leib, gut und allem vermogen dermossen zu erzeigen, darab ksl. Mt. sampt dem gantzen reich seinen unverdrossenen, geneigten guten willen spuren sollen etc.

Kgl. Mt. zu Polen gesandter hot auf die werbung, von wegen der konigin gethan, heut datum antwort, daneben aber eurer fstl. Gn. soch halber den bescheidt erlangt, das darinne ehe nichts, biß man sich der streittigen religion vorglichen, auch der turckenhilf halben beschlossen, gehandelt oder furgenomen kan werden etc. Sonst steth das erbieten allerseits in eurer fstl. Gn. sachen uff der vertrostung, wie itzt und vormals geschrieben.

Der Kf. von Brandenburg zeucht uff etzliche tage mit Pfgf. Ottheinrichenn gen der Newenstadt uff die jagt etc.

Mag. Christoph Jonas hat ihm einen bedürftigen, jungen Mann aus Elbing, der bereit wäre, in den Pfarrdienst im Herzogtum Preußen einzutreten, für ein Stipendium für sein Theologiestudium empfohlen. Jonas hat sich auch erboten, noch weitere Kandidaten für den preußischen Pfarrdienst zu vermitteln, wenn diesen feste Anstellungszusagen gemacht werden. Dieweil ich dann hiaussen grosse clage und mangel solcher leuthe finde und der auch kunftig an mehr orten abgehen mochte, hat er den Herzog informieren wollen, damit dieser auf das Gesuch von Jonas um das Stipendium angemessen antworten kann.

An der nechst vorgangenen Mitwoch [1541 Juni 8] ist abermols, ein sturm an Ofen anzugehen, verordent. Wes aber außgericht wirdt, verhofft man in kurtz zu erfharen etc. Datum, den 13. Junij anno etc. 414.

Anmerkungen

1
 Die v. a. Hd. dechiffrierten Stellen sind in spitze Klammern gesetzt.
2
 Die Vermittlungsvorlage Kf. Joachims von Brandenburg und des Ebf. von Lund liegt bei, vgl. Nr. 109.
a
–a Nachgetr.
3
 Vgl. das Kommissionsprotokoll Nr. 239.
b
–b Nachgetr.
c
–c Nachgetr.
d
  Marg. korr. aus: Michel.
4
 Zum Bericht über die Vorgänge am Reichstag vgl. auch Christoph von Kreytzen an Hg. Albrecht von Preußen, Regensburg, 1541 Juli 12/13, Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 772), unfol. (Ausf.) [Nr. 321].