Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 38r–41v (Kop.); DV fol. 41v: Supplikation, damit etzliche chur- und fursten des reichs an ksl. Mt. des Hg. von Preussenn halben gelangt, 1541 Regennspurg.

B  koll. Berlin GStAPK, I. HA Rep. 10 Nr. B 2 Fasz. C, fol. 6r–9v (Kop.); DV fol. 9v: Supplication der acht halben, ksl. Mt. uffm reichstage zu Regenspurg durch churfursten und fursten den 25. May ubergeben anno etc. 1541. Teutzsch und lateinisch3.

C  koll. Nürnberg StA, Ansbacher RTA 19, fol. 194r–196r (Kop.).

Alß unlangst die verschienen jhar, euer ksl. Mt. camergericht uff ungestumes und emsiges anregen des Deutzschen Ordens den hochgebornen fursten, unsern freuntlichen, lieben vedtern, brudern, oheimen, schwager und freunde, H. Albrechtenn Mgf. zue Brandenburgk in Preussenn etc. Hg. etc. von wegen der veranderten religionn und entpfangenen lehenschaft vorgeladen und damhalen iren L., desselben orths zu erscheynen, von dem durchleuchtigen und großmechtigen fursten Sigmunden Kg. zu Polenn etc. ernste inhibitionn und verbietung bescheen, dardurch ire L., ire unschult vorzuwenden, behindert und also mit derselben underthanen in die acht gebracht und declarirt worden, welches gleichwol iren L. etwas hochbeschwerlich vorgefallen. Demnach anher und zue dieser stunde die religionsachen entlichen nie definiret oder ausgetragen worden, sondern durch euer ksl. Mt., daß derselben bequeme maß und mittel gegeben, vielfeltiger emsiger, vaterlicher und hochster vleiß angewant und noch angekeret wirdet und deßhalben euer ksl. Mt. diesen vor augen schwebenden reichstag ausgeschrieben und im werck stehet, es auch zue dem offentlich am tag, bekantlich und meniglich bewust, dieweil ire L. die lehen bey kgl. Wd. zue Polenn, wie doch von etzlichen irer vorfahren bescheen, nicht suchen noch annehmen wöllen, was sorg, gefhar, beschwerung und undergang ire L. deßhalben ein lange zeit zusampt iren underthanen in blut und feur (hiefor unerhorterweise in der christenheit) ertragen, sich zum eussersten aufgehalten, geschutzt und, sovil moglich, gewehret, aber mit den iren von meniglichen verlassen, bey niemant im hl. reich, auch sonsten auf all irer L. suchen, bitten und flehen einichen trosta, hulf ader entsetzung erlangen mogen, die underthanen dergleichen erschreckenden verderbenß und undergangs nicht ferner gewertig sein wöllen oder können, in irer L. eusersten vermögen nicht gestanden, sich one entsetzung und hulf eines solchen gewaltigen königs und vheindes auftzuhalten, derhalben die lande kgl. Wd. zu Polenn entlich in iren handen und besten on einichen trost gestanden, auch iren kgl. Wd. und den landen freygewesen (dieweil irer kgl. Wd. der orden, der dieselb ire kgl. Wd., den unglaubigen wiederstand zu leisten, in alwege gehindert, und auß vielen andern bewegenden ursachen des orts nichts ferner leidlich), ires gefallenß undeutzsche oder andere oberkeiten dahin zu verordnen, auch den underthanen, fridlich oberkeit zu suchen, freygestanden, die auch derwegen ire L. ufs höchst ersucht und angelangt, sie und das lant nicht zu verlassen, sonder, alß die neben iren underthanen in schwebendem kriege mit leibsgefhar und ungesparter darsetzung alles vermogens ein lange zeit sietzen mussen, bey ihnen zue pleiben, und also bey kgl. Wd. zue Polenn gestanden ires gefallens frid zu nehmen und zu geben. Demnach ir L. durch dringenlich noth und drangsal, auch emsiges ersuchen der beschwerten underthanen dahin getzwungen, daß sie sampt iren underthanen den friden, wie ihnen kgl. Wd. zu Polen gegeben, annehmen mussen.

Daß aber euer röm. ksl. Mt. ire L. uf ansuchen und furderung etzlicher irer Mt. rethe anher allergnedigst bescheiden und vergleitet4, thun wir unß gegen euer ksl. Mt. solcher allergnedigsten ertzeigung in aller underthenigkeit bedancken, trugen auch keynen zweiffel, were iren L. auß ferne der wege, sorg der unglaubigen einfhal, mißtrauen irer benachbarten und andern ursachen ymer möglich gewesen, euere ksl. Mt. alhie zu erreichen, ire L. wurden solchem allerunderthenigst nachgesetzt haben. So aberb ire L. dringenlich und durch unmeidliche obligen behindert, seint wir auch hofflicher und tröstlicher zuversicht, euer ksl. Mt. werden solchs aussenpleibenß ire L. allergnedigst entschuldigt nehmen. Und mögen gleichwol, ire L. bey euer röm. ksl. Mt. allerunderthenigstes zuerbietenc, auß angeborner lieb, treue, freuntschaft und plutsverwentnus nicht underlassen, gelanget demnach an euer ksl. Mt. unser allerunderthenigst bith, euer röm. ksl. Mt. alß der hochberumpte liebhaber fridenß, ruhe und eynigkeit geruchen in allergnedigster betrachtung, wes vielfeltiger, getreuen und scheinbarlicher dinst, auch mit vergiessung ires bluts, darsetzung ires leibs und lebenß das hauß zue Brandenburgk euer ksl. Mt. vorfarn am hl. reich, euer Mt. und dem hochlöblichen hause zu Osterreich allwege geleistet und ertzeigt, ire L. dieser unser allerunderthenigsten vorbith allergnedigst und erschießlich erfinden zu lassen, auß keiserlicher macht und hoheit die obbemelte acht, sovil des euer ksl. Mt. ymer thunlich, allergnedigst abzuschaffen, ire L. in allem gnedigsten bevelh zu haben und die einsehung thun, damit diese ding in ruhe und fridlichem wesen erhalten, auch dordurch den unglaubigen sovil statlicher wiederstandt möge geleist werden.

Dann zudeme, so einiche executionn auf die publicirte acht ergehen und erfolgen solte, were auch dieselbe unß, auch andern stenden zu ertragen vhastd unmuglich, angesehen, daß wir, auch die andern stende der cronn zue Polen dermassen benachbart, haben dahin iren handel, wandel und hantirung, daß sie zu allem mentzslichem [sic!] underhalt auch nicht einige stunde bemelts konigreichs entraten können oder mögen, wöllen geschweigen, was euerer ksl. Mt. selbst und iren erblanden doran gelegen, dann, so kgl. Wd. zu Polenn auftzuhalten, zu arrestirn oder, die lande zu schliessen, einich ursach gegeben, so musten diese lande an fleisch, getreidisch und anderer noturft, derer man sich teglich derselben arte erholt, des schadens wiederumb gewertig seyn, der unß und den unsern, auch den andern stenden unwiederbringenlich, untreglich, wir auch viel lieber einen gewaltigen krig und durchtzugk von unsern vheinden mit den unsern wölten gewertig sein.

Dieweil aber euer ksl. Mt. unß alß iren gehorsamen chur- und fursten, auch den andern stenden im hl. reich nicht minder auß keyserlicher hoheit, guet und miltigkeit dann dem Deutzschenn Orden tzugethann und in alwegen, den gemeinen mehr dan einzlicher personen nutz vortzusetzen, geneigt, mogen wir auch nicht glauben, daß euer ksl. Mt. umb nutz allein des Deutschen Ordenß alß eines standes so vil chur- und fursten, auch andere stende im hl. reich mit den iren verderb und undergangk zusehenf oder nachhengen, auch die geferliche kegenwher gegeng gemeynen vheinden der christenheit zu irren gestaten werden, sondern sich vielmehr hierinnen allergnedigst ertzeigen5.

Anmerkungen

1
 Beteiligt waren laut der Unterschriftenliste in der Überlieferung Wien DOZA, Abt. Preußen 410/2, fol. 219r–223v, hier fol. 223r: Pfgf. Ottheinrich, Pfgf. Philipp, Mgf. Georg und Mgf. Albrecht von Brandenburg, Lgf. Philipp von Hessen, Hg. Philipp von Pommern, Johann und Joachim von Anhalt, Hg. Wilhelm und Hg. Albrecht von Braunschweig, und die Gesandten Hg. Heinrichs und Hg. Johann Ernsts von Sachsen und Hg. Ulrichs von Württemberg. Zur Politik Hg. Albrechts in Preußen und seinen Bemühungen um Revision der gegen ihn verhängten Acht auf dem Regensburger Reichstag 1541 vgl. Graßmann, Preußen und Habsburg, S. 100–109 und S. 204–209, außerdem Herrmann, Der Deutsche Orden, S. 126–129.
2
 Zur Datierung der Übergabe der Supplikation vgl. auch den Bericht der herzoglich-sächsischen Gesandten über den Verlauf verschiedener Verhandlungen auf dem RT zu Regensburg, [Regensburg, 1541 August 1], ad 25. Mai 1541 [Nr. 75]. Vgl. auch den AV zur Übergabe der Supplikation an den Deutschmeister Walther von Cronberg, Wien DOZA, Abt. Preußen 410/2, fol. 219r–223v, hier fol. 223v: Suplication, so etlich fursten an ksl. Mt. uffhebung der acht Preussens halben gethan, und meinem gnedigsten herrn allererst den 23. Julij anno etc. 41 durch den ausschuß ubergeben, gentzlich darfur haltend, geverlicher weiß also lang und biß schier zu end des reichstags verhalten worden, dan di ksl. Mt.[hienen?] den 26. obgenants monats alhie zu Regensburg uffzubrechen.
3
 Die lat. Fassung findet sich Nürnberg StA, Ansbacher RTA 19, fol. 198r–199v (Kop.).
a
 Nach B und C korr. aus: tag.
4
 Vgl. das ksl. Geleit für Hg. Albrecht von Preußen, 1541 März 4, Wien HHStA, Staatenabt. Brandenburgica 1b, fol. 162r–163v (Konz.).
b
 In der Vorlage irrtümlich: ader.
c
 In B und C: vorbitten.
d
 In C: allein nicht leidlich, sonder auch gantz.
e
 In B: orth.
f
 Nach C korr. aus: zustehen.
g
 Nach C ergänzt.
5
 Vgl. auch Kg. Ferdinand an Karl V., Wien, 1541 März 2, Wien HHStA, Staatenabt. Brandenburgica 1b, fol. 159r–160r: Kg. Sigismund von Polen hat wiederholt um die Aufhebung der Reichsacht gegen Hg. Albrecht von Preußen gebeten. Daraufhin wurde stets auf den Reichstag verwiesen. In Preußen ist schon genug christliches Blut vergossen worden. Ist als christlicher Fürst verpflichtet, die Vergießung christlichen Blutes zu verhindern. Verweist auf die Interessengemeinschaft und die Verwandtschaft mit dem Kg. von Polen. Wünscht, dem Kg. von Polen entgegenzukommen. Bittet, den Gesandten des polnischen Königs nicht nur anzuhören, sondern auch so zu beantworten, dass keine Nachteile für die Kinder zu befürchten sind und revocata, quantum fieri potest, proscriptione der Friede in Preußen gewahrt bleibt. Der Kaiser würde ihm damit einen Gefallen tun. Bittet, auf die Angelegenheiten der polnischen Kgn., über die er den Kaiser durch Briefe und Gesandte mit entsprechender Empfehlung bereits unterrichtet hat und die der gegenwärtige polnische Gesandte ebenfalls in Auftrag hat, besondere Rücksicht zu nehmen. Datum[...] Viennae, 2. Martij 1541. Vgl. auch Kg. Ferdinand an Kg. Sigismund von Polen, Wien, 1541 März 2, Wien HHStA, Staatenabt. Brandenburgica 1b, fol. 161r (Konz.): Bitte des polnischen Königs, sich beim Kaiser für die Aufhebung der Acht gegen Hg. Albrecht von Preußen einzusetzen. Sobald er zum Kaiser nach Regensburg kommen wird, was non adeo multis abhinc diebus sein wird, wird er sich mit Eifer und Sorgfalt bemühen, dass der Kaiser dem Kammergericht keine Beschlussfassung erlaubt, die die Rechte des polnischen Königs und des brandenburgischen Markgrafen beeinträchtigen könnte. Datum Viennae, die 2 mensis Martij 1541. Zu den Beziehungen Hg. Albrechts in Preußen zu Polen, Kaiser und Reich vgl. Hubatsch, Walther: Albrecht von Brandenburg-Ansbach, S. 218–262.