Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Ausf.).

Euren fstl. Gn. geben wir underthenigs fleisses zu erkhennen, das in sachen der reduction, sovil die guetlicheit belangt, allererst uf den 14. tag diß monats durch unsers gnedigen herrn, Hg. Wilhelms zu Bayrn rath, Dr. Leonharten von Eckh, uns antwurt widerfaren, es habe Hg. Johanß Pfgf. etc. nechstverschinen abents seinem gnedigen herrn, Hg. Wilhelmen, uf beschehen schreiben und begern der guetlicheit halber antwurt geben, namlich, dieweyl dise handlung durch eure fstl. Gn. an das chamergericht reducieret und daselbst beschlossen und zu recht gesetzt, auch daneben von statthaltern und rethen zu Baden so vil vertröst worden, das die bemelt handlung nit werde angenomen, wolle obgedachter Hg. Johannß in die begert guetlich handlung auch nit bewilligen. Wann aber eure fstl. Gn. in den puncten die execution zu volziehung vermog des heydelbergischen entscheids wolte handlen lassen, mochte man sich desselbigen halb eines tags vergleichen, wie vormals eure fstl. Gn. deßhalben ersucht worden etc. Darneben sey ein schreiben von statthaltern und rethen zu Baden denselbigen morgen seinem gnedigen herrn, Hg. Wilhelmen, zukomen, darinnen die guetlicheit auch widerrathen, mit anzeigung etlicher ursachen, warumb darin nit zu bewilligen, sonder des spruchs, ob die handlung an das keiserlich chamergericht erwachsen sey, zu erwarten etc.

Daruf wir ime begegnet, das wir gantz in keinen zweifel setzen, die handlung werde am chamergericht angenomen, es sei dann kein recht uf erden. Was aber mitlerzeit diser rechtfertigung, die sich in vil jaren nit enden könde, schadens und verderblichen nachteyls nit weniger den unmundigen Ff. zu Baden, deren landen und leuthen, als euren fstl. Gn. erwachsen moge, in sonderheit zu disen sorgklichen und beschwerlichen zeiten und leuffen, habe ein jeder verstendiger wol zu bedencken.

Und demnach wir uns solcher abschlegigen antwurt keinswegs fursehen, sind wir one angnomen, was Dr. Eckh uns gesagt, zu Hg. Wilhelmen gangen und umb antwurt angehalten, doruf sein Gn. uns vertröest, morgen nach uns zu schicken und anzuzeigen, was Hg. Hannß, auch statthalter und reth jungst geschriben etc. Uf solches wardten wir noch. Wiewol wir uns keyner andern antwurt, dann wie Dr. Eckh die geben, vertrösten könnden, dann Dr. Eck uf necht [sic!] abents widerumb uns anzeigt, es bleib bei der antwurt, die er vormals geben. Die mögen euren fstl. Gn. wir zuschreiben.

Verner uf eurer fstl. Gn. missive an die röm. ksl. Mt., belangend indulten zu empfahung der regalien, ist uns den 15. tag diß monats durch H. Johannsen von Naues zu antwurt gefallen, es habe die ksl. Mt. eurer fstl. Gn. schreiben angehort und zu empfengknuß der regalien indult geben untz zu außtrag der sachen, zwischen euren fstl. Gn. und deren jungen vettern schwebend, und der Obernburger hab bevelch, brieflich urkund daruber zu verfertigen, bei demselbigen sollen wir solicitiern und anhalten, das, gedencken wir, nit on gelt zugon werde. Und als aber in eurer fstl. Gn. schriften etzwas weiter meldung beschehen, was der marggrafschaft Baden angelegen, und doch die furnemlich begern daruf nit beschlossen, habe er, Naues, zu disem mal nit weiters, dann wie begert, das ist der indulten halb, erhalten mogen. So die ksl. Mt. durch ein handlung weiters angesucht, wurde ir Mt. auch weitern bescheid und bevelch geben, dann er, von Naues, habe diser sachen halb und, wie es umb die marggraveschaft Baden gelegen, den H. von Granuel bericht und denselbigen gleich wie er gutwillig befunden, mit erbiettung, was sy bed konnden oder mögen zu eren, nutz, wolfart und gutem der marggrafschaft furdern, solle an irem fleiß nichts erwinden.

Gnediger furst und herr, uf eurer fstl. Gn. schreiben an den Ebf. von Mentz haben wir uber unser embsig anhalten noch kein antwurt erlangen mogen. In sachen, Wirtemberg belangend, hat unser gnediger H. von Speyr uns gestrigs tags angezeigt, solches euren fstl. Gn. zu schreiben, das Hg. Ulrich vermog des reichs ordnung in ine bewilligt habe, wolle die sach beruwen lassen, untz er widerumb anheymsch komme.

Auf Anweisung des Kaisers soll Obernburger beim Deutschmeister Fürsprache für den badischen Amtmann zu Badenweiler, Ludwig Wolf von Habsberg, einlegen. Verzögerung der Sache des badischen Rates Konrad Haller durch seine Verwandten.

Was mitlerzeit unsers letsten schreibens in des reichs sachen gehandelt, haben eure fstl. Gn. ab hiebei bewarten schriften mit A, B, C gnedigklich zu vernemen, und, wiewol noch in keinem puncten endtlich beschlossen, sonder standen die uf weiter bedencken und berathschlagen, aber nichtsdestweniger halten wir fur gewiß auß aller fursten und stenden, auch der abwesenden pottschaften anzeigungen, das ein eylende hilf wider den Turcken geleist werden muß, wie solches die hochst und unvermeydlich notturft erfordert. Und dieweyl dann eurer fstl. Gn. bevelch, das an eurer fstl. Gn. statt wir uns von gemeinen stenden nit absondern sollen, so gedencken wir, uns demselben gemeß zu halten1.

Und demnach sich die protestierenden oder augspurgischer confession vereinigungsverwandten bißanher einen gesonderten rath gehalten und aber des Kf. von Sachsen gesandten sich widerumb in den churfurstenrath gethan und mitsampt denselbigen der turckenhilf berathschlagen werden, so ist uf heut dato in gemeinem reichsrath beschlossen, das der Bf. von Brixen, röm. kgl. a Mt. als ertzhertzogs zu Österreich zu disem Reichstag verordneter comissarius, von wegen aller gehorsamer stend sich zu ksl. Mt. solle verfuegen und ir Mt. anzeigen, was in des hl. reichs rath der abtheylung, sonderung und trenung der protestierenden stend halber bedacht, wie dann gut und furderlich sein mochte, das die protestierenden, in sonderheit in dem puncten, die begert turckenhilf belangend, in gemeinem reichsrath samentlich berathschlagen und wider den Turcken hilf laistendt, hieruf were der gehorsamen stend fleissig bitt und begern, das ir Mt. hieruber weiter bevelch und ordnung geben wolte, damit sich alle stend gemeinlich in disem fall dest baß wisten zu vergleichen etc. Sobald solchs erlangt, zweifelt uns nit, die turckenhilf wirt in das werck gepracht und nachmals die religion, reformation, pollicey, gerichts- und rechtssachen fur die hand genomen und berathschlagt werden.

In der Anlage senden sie ein Empfehlungsschreiben des Bf. von Speyer zugunsten des Schwagers seines Kanzlers für die Nachfolge des neulich verstorbenen Kammergerichtsbeisitzers Dr. Justinian Moser, drei Briefe Gf. Wolfs von Oettingen und einen Brief des Gf. Ladislaus zum Hag, welcher jetzundt alhie uf dem reichstag.

Euren fstl. Gn. zeigen wir in underthenigkeit an, das H. Johann von Hoyas Salamanca alhie uf den 12. tag diß monats ankomen, dem wir gesagt, wie etlich brief uf der post, ime zugehorend, von hie auß abgefertiget, belangend ein tag, so zu Augspurg Petri und Pauli nechstkunftig benant sei, daruf er geantwurt, wie ime bemelter tag entlegen etc. Wolle auch euren fstl. Gn. selbs darumb schreiben2.

Zweifelhafte Nachricht von der Eroberung Ofens durch die Truppen Ferdinands. Die ksl. Mt. und vil ander wollendt es nit glauben. Uf den eylften tag diß monats ist Melchior von Rynachs son mit einem fendlin landsknecht auß dem Elsaß und Brysgaw die Thonaw hinabgefaren, und ist H. Wilhelmen Truchsessen son, H. Ott, vor dreyen tagen uß Österreich heruffkomen, der sagt, das röm. kgl. Mt. uf die 30.000 zu roß und fuß wol gerust im feld vor Ofen ligen habe. Got verlihe sein gnad und sig, dann es bedarf sy. Abreise des Lgf. von Hessen am 14. Juni mit Vorwissen des Kaisers.

Uf unsers lieben herrn Fronleichnamstag hat ksl. Mt. alhie ein grosse procession halten lassen wie der alt gebrauch, und ist ir Mt. eigner person mitgangen mitsampt den altglaubigen chur- und fursten geistlichs und weltlichs stands, auch der abwesenden pottschaften. Der bäpstlich legatus hat das sacrament getragen, neben ime sind gangen zur rechten hand der Ebf. von Saltzburg, zur lincken der hochmeister teutschordens. Die himmelts [sic!] haben sechs graven und hern getragen, namlich Furstenberg, Montfort, Zollern, Eberstein, Schowenberg, Limpurg. Der Bf. von Brixen hat das hochampt in pontificalibus gesungen3. Die protestierenden haben sich von disem fest abwesend gemacht.

Der Hg. von Sophoy und der Ebf. von Bysantz, wiewol sy bed lang zeit nit beym reich gewesen, sind sy doch jetzundt in des reichs rath gesetzet, darinnen sich wunderbarliche neuerungen zutragen, wie eure fstl. Gn., ob Gott will, zu unser ankunft gnedigklichen vernemen werden.

Schulden ihrem Wirt die Miete für vier Wochen. Bitte um Geldanweisung. [...]. Datum Regenspurg, den 18. tag Junij uf Sambstag post Corporis Christi anno etc. 414.

Anmerkungen

1
 Vgl. das Gutachten der badischen Räte über einen etwaigen Antrag auf Ringerung der Reichsanlage, o. Ort, o. Datum, Karlsruhe GLA, 50/51, unfol. (Kop.): Von wegen ringerung der anlage des reichs, durch die räth bedacht: Wiewol unser gnediger furst und herr, deren gesandten, wie die uff gehaltnem jetzigem reichstage zu Regenspurg gewest, bevolhen, nebend andern Kff., Ff. und stenden des reichs, so sie sich der anschleg beschweren wurden, seiner fstl. Gn. beschwerlich anlag, das sie gleich einem churfursten und furnemsten fursten im reich bisher angelegt worden, auch anzezeigen und nebend andern derselbigen sich zu beschweren, so hetten doch die rath hierin ein sonder bedengkhen also, das unser gnediger furst und her sollich beschwerd uff jetzigem reichstage nit hoch anziehen, sonder von wegen der obligenden nott der christenheit und theutscher nation mit uberfall des Thurgkhen also beruwen lassen soldt bis zu khunftigem versamblungtag, der da wurdet den 14. Januarij nechst khomendt, da dann seiner fstl. Gn. beschwerden und obligen nach der lengd möcht angetragen werden. Wa aber uff jetzigem oder khunftigem genanten tag unser gnediger furst und her wolte durch gemeine versamblung von wegen der geistlichen guter noch hoher belegt oder beschwerdt werden, alsdann solten ursachen nach aller notturft von seiner fstl. Gn. wegen erzeldt und furgetragen werden, wie dann solche hievor auch bedacht und durch die verordnete renthkhamerräth ferner und besser bedacht werden mögen, wölche dann alle dis artigkels halber zueinander getragen werden sollen etc. Hierzu mögend und sollend geordnet werden Hanns Conrat Thum, erbmarschalckh, Gorig von Ow und etliche usß den chamerräthen.
a
 In der Vorlage irrtümlich: ksl. Bf. Christoph von Brixen war Reichstagskommissar Kg. Ferdinands.
2
 Vgl. Mgf. Ernst von Baden an seine Gesandten in Regensburg, Pforzheim, 1541 Juni 16, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Konz.): Wir schicken uch hiemit ein missif, an Johann von Hoios Salamanca wisend, die wollend im, wo uch muglich, by vergebner gewisser botschaft zuschaffen. Und wissen uch sonst diser zeit nicht anders zu schriben dann des, wie alweg unser meynung und bevellh ist, ir wollend uns fur und fur gelegenheit des reichstags, auch wann man sich versehe, der sich enden werd, und, was die leuff und practicken zwischen beiden teilen sein, berichten. Das wollen wir uns zu euch versehen und in gnaden erkennen. Datum Pfortzheim, den 16. Junij anno etc. 41.
3
 Vgl. das Verzeichnis der Prozessionsteilnehmer, Hannover NLA, Celle 1 Nr. 20III, fol. 468r (Kop.): Hernachvolgt, was fur fursten und heren in der kirchen gestanden, so mit dem umbgangk in Regennsburgk umbgangen seinth adi. 16. Junij anno 1541: Uff der rechten seithen: Erstlich ist gestanden ksl. Mt., Kf. von Maintz, kolnisch bottschaft, trierisch bottschaft, Pfgf. Fridrich von Neuenmarckt, Hg. Ludwich von Bayrn, Hg. Heinrich von Braunschweigk, Hg. von Sophoy, junger Hg. von Wirtenberg, Mgf. von Pada. Uff der lincken seithen: Des babsts legat, so das heiligthumb tragen hat, ein Truchses, bottschaft des Bf. von Trient, Bf. von Saltzburgk, Bf. von Bremen, Bf. von Bambergh, Bf. von Eystett, Teutsch hoffmaister, Bf. von Speyr, Bf. von Lundaw, Bf. von Hildensheim, Stiberisch, bottschaft von Wurtzburg, Bf. von Brixsen hat das ambt gesungen.
4
 Vgl. Mgf. Ernst von Baden an seine Gesandten zu Regensburg, Pforzheim, 1541 Juni 26, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Konz.): Empfang ihres Schreibens vom 18. Juni. Und nochdem aber dabi nit ist die copy der vergleichung der sechs personen, so ksl. Mt. den stenden lut irs furhaltens zu handen gestellt, mussen wir ochten, das es uns durch uch zu schiken ubersehen oder vergessen sy, deßhalb unser meynung, ir wollend uns des by nechster botschafft und so furderlich beschen mag, auch zuschicken, wo anders des abzuschriben zugelassen worden. Zehrgeld hat er angewiesen. Zu den anderen Punkten wird er ihnen nach und nach Bescheid geben. Datum Pfortzheim, den 26. Junij anno etc. 41.