Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Die herrn gesandten von Regenspurg. 1. frids, camergerichts und turckenhilf halb, 2. der von Welden begerten zoll, 3. Dr. N. zu Hg. Ulrichen ze schicken, 4. Anna Elblerin [Burckhartin?], 4. Bernhard Raiser, huffschmid. Item, di session belangend, anno 1541, [d]atum 19. Junij.

Ausz.: Roth, Zur Geschichte, T. V (ARG 4), Nr. 93 , S. 233–236.

Wir haben den 15. huius eurer fursichtigen W., sovil sich alhie zugetragen und die notturft ervordert, geschriben und ist den 16., 17., 18. und heut nichts anders in gemainen handlungen furgenumen, dann wie, summarie zu schreiben, hernach volgt.

Erstlich haben die erbern frey und reichßstett anvorgestern darauf geratschlagt, wie doch der thurckhenhilf halben, sovil sy, die erbern stett, belangt, statlich betracht und die beschwernussen, so derohalben den erbarn stetten begegnen, abgewisen oder verhindert werden möchten. Und ist derohalben ein ußschuß gemacht und in demselben furnemblich bedacht worden, das in allweg uff abwendung der anschlege, so uff den romzuge gestelt, gehandlet und di sachen dahin bedacht werden sollen und doch solher anschlage des romzugs abzuwenden und sonst zu ainer leidenlichen thurckhenhilf in ander weg zu richten sey. Dann dieweil der romzug einem röm. khayser ainmal zu erlangung khaiserlicher cron gelaistet und die stet in solhem hoher dann ander stend belegt worden, so wurde inen, den stetten, zu gewissem verderben raichen, wo sich solhe anlage fur und fur uff die thurckhenhilf ziehen solte, und, je lenger solhe thurckhenhilf weret, je beschwerlicher solhes den erbern stetten fallen wurde. Darumb ist bedacht, dieweil der Thurckh nit allain der reichßstende, sonder auch der gantzen teutschen nation und also aller Teutschen veindt sei, das demnach auch ein gantze, gemaine hilf wider den Thurckhen, auch ander mittl und weg zu solher furgeschlagen und dardurch der stett beschwernus furkhumen wurdet.

Wo aber solhes der eilunden hilf halben diser zeit je nicht erhalten werden möcht, sonder uff dieselbig jetz beschlossen, das alsdann im namen Gottes soliche dismals von den erbern stetten auch bewilligt, aber daneben vorbehalten werden solle, wo di sachen zu beratschlagung einer beherlichen hilf furgenumen, das di erbern stet dermassen nit beschwert, sonder uff ander weg, als obsteet, zu einer gemainen hilf in ein oder den andern weg solich beharlich hilf gleichmessig solten gestelt werden. In dem aber khunden wir nit wissen, waß fur wege der beharlichen hilf wellen entlich furgeschlagen werden, dann uff vorigen reichs- und stettegen sind vil weg bedacht. So sind auch jetz dismals etlich gehaimb ratschlege verhanden. So davon geredt, schreiben wir diselben hernach.

So hat anheut die ksl. Mt. alle reichßstend samentlich zusamenervordern und inen auf dem rathauß durch ir ksl. Mt. rath, H. Johann von Nauis, furhalten lassen, das ir ksl. Mt. ein lange zeit hie mit beschwernussen ander irer khunigreichen und furstenthumben verharret hett. Derohalben were ir ksl. Mt. vetterlich underthenigist [sic!] begern, Kff., Ff. und stende wolten die sachen in beratschlagung und wilferiger antwurt furdern. Das wolte ir ksl. Mt. gegen inen sambt dem, das solichs inen und dem hl. reich zu guttem kheme, frundtlich und gnedigist erkhennen.

Uff solichs ist von stund an ein sonderung der stend gevolgt, dann die evangelische stend und stett haben sich fur sich underredt und ir Mt. die antwurt geben lassen, das sich di sachen der religion der abschrift halben vertzogen. So were mittlerweil der articl der thurckhenhilf uff ir ksl. Mt. genedigist ansynnen und der hungerischen und osterreichischen potschaften werbung, auch darauf di sonderung der stende eingefallen, welhes di sachen bißher verhinderet. Aber sovil sy, di evangelische stend, belanget, wolten sy an inen zu furderlicher handlung auf di underthenigist antwurt [Nr. 174], so sy ir ksl. Mt. durch Pfgf. Friderichen ubergeben (dero copie wir hievor eurer fursichtigen W. zugeschickht haben), auch allem dem, waß zu christenlicher vergleichung und gemaine[m] friden und wolfart teutscher nation dienlich, nichts erwinden lassen.

Aber die andern chur- und fursten haben sich einer andern, nemblich der antwurt entschlossen, die sachen weren groswichtig, auch di schriften und puch etwaß lang, und wolte derohalben di notturft ervordern, die sachen woll zu bedenckhen, wie sy dann auch dieselbige furderlich fur di hand nemen und beratschlagen und, so sie sich entschlossen, ir ksl. Mt. ferner ir gemuet eroffnen wellen.

Als nun solhe der andern chur- und fursten antwurt oder beschluß allain den erbern frey und reichßstetten furgehalten, haben sie die antwurt geben, sover di andere, so man protestirende chur- und fursten, auch stend nennt, auch mit der obgemelten antwurt ainig, wolten sie, die erbern stett, inen dieselbig als ein gemaine reichßhandlung auch gefallen lassen. Darauf die verordnetten von den andern chur- und fursten angezaigt, sy hetten weiter nit bevelch, dann inen, den stetten, obgemelte antwurt anzuzaigen und ferrer nichts zu thun etc. Darauf die erbern stett anzaigten, so sy, die chur- und fursten, die antwurt geben (also die stett ongehört absondern), so wolten sie, die erbern stett, obgemeltem der ksl. Mt. verordneten rath ir antwurt auch fur sich selbst geben. Als nun di ander chur- und fursten fur sich selbst obgemelte antwurt geben, haben sy, di erbern stett, fur sich selbst auch nachvolgunde antwurt geben: Die ksl. Mt. hetten sich one zweifel gnedigst zu erindern, das die furderung bey inen, den erbern stetten, diser sachen nit stuende. So aber die sachen an sy khumen und gelangen, wurden sy sich in solhem also erzaigen und halten, darab die ksl. Mt. genedigist zu vernemen, das di erbarn stett, sovil an inen, alles das rathen, furdern, thun und helfen wurden, das zu christenlicher vergleichung, gemainem friden und des hl. reichs wolfart inen gedeien möcht. Daneben aber wolten sy, di erbern stett, der ksl. Mt. verordnetem von Nauis nit verhalten, das von den andern chur- und fursten mit inen, den stetten, neuerung und nit geringe beschwernussen wider alt herkhumen des hl. reichs mit der styme und session furgenumen, wie sie dann dieselbige der ksl. Mt. in sonderhait ubergeben werden. Dann sy, di erbern stett, wurden vor ksl. Mt. uff die reichstage ervorderet, in die abschid gesetzt, auch neben andern reichßstenden in des reichs anschlege und hilfen getzogen und, wiewol sy darinnen mer als ander beschwert, so hetten sie doch dieselbig bißher treulich gelaist etc. Uff sollichs hat obgenannter verordenter rath angezaigt, er wolte der ksl. Mt. diß der stett anzaigen berichten. Hetten sie dann bei ir Mt. waß anzubringen, wurden one zweifl ir Mt. sy auch genedigist hören. Und werden also darauf obgemelte der stett sambt andern beschwernussen dise tag durch ein supplication, die wir hernach eurer fursichtigen W. zuschickhen wellen, ubergeben. Got verleich in allem sein gotlich gnad.

Ferner ist der theologen bedenckhen sambt dem puch, auch der hungerischen und osterreichischen werbung erst gestern gar abgeschriben und corrigirt worden. Die lassen wir jetz auch widerumb abschreiben und, sobald diselbige fertig, schickhen wir eurer fursichtigen W. solhe alspald hernach zu. Daneben hat sich auch angestern in der christenlichen stend rath zugetragen, davon zu reden, dieweil nun obgemelte schriften und puch abgeschriben, das man die sachen, wie in solchem mit ferner handlung zu Gottes eer und aller wolfart furzuschreiten und zu handlen, beratschlagt werden sollen, und ist darauf beschlossen, das von allen evangelischen stenden solhe schriften und puch von articl zu articl gelesen in beisein aller unser theologen, so hie sein, und unser dreier theologen, so zu vilgemeltem gesprech verordnet, ursachen, warumben sie etlich articl zugeben und di andern gewaigert haben, gehört, und, so sollichs alles beschehen und die ursachen eingenumen, alsdann muge man ferrer bedenckhen, ratschlagen und handlen, waß zu Gottes eer und unserm hail, auch allen sachen guttem gehandlet werden gut sein muge. Und wirt also sollichs mit Gottes hilf uff morgen zu sechs uren frue angefangen zu handlen. Waß darauf volgt, schreiben wir hernach.

Verrer, gonstig herrn, haben wir eurer fursichtigen W., wie die sachen in Hungern und Ofen halben hievor gestalt, etlichermassen anzaigung gethon, aber, das vor etlichen tagen hie das geschray gewest, das Offen gewonnen, solichs darumb nit schreiben wellen, das wir uß etlichen anzaigungen und ursachen das nit fur gewiß geacht, woll etlichermassen das widerspil besorgt, sonderlich darumb, das ksl. Mt. etc. noch dero reth khain schreiben gehabt und darumb nichts wissen wellen, und derohalben, solichs, auch anderer zeitungen, so wir nit fur gewiß achten, zu schreiben, uns enthalten, das wir eure fursichtige W. und gemaine statt in solhem nit gern zweiflig machen wolten, darauß hernach schimpf erwachsen. Darumb haben wir uns bißheer, die und ander zeitungen, so wir nit so grundlich achteten, eurer fursichtigen W. zu schreiben, enthalten, damit darauß nit etwaß mer zweifels dann fruchtparkhait ervolgen möcht. Was wir aber achten, gegrundt oder nit weitleuffig oder so gar zweiflig sein, wellen wir allen vleiß haben zu erkhundigen und sollichs eurer fursichtigen W. alspald jederzeit zu erkhennen geben.

Wir warten noch uff der gefangen Hochstetter, auch derselben glaubiger supplication und unser alhie gestelte antwurt beschaid.

Der ksl. Mt. haben wir den bericht uff Oswald Harttungs supplication [Nr. 381], desgeleichen auch ein supplication von der rotweilischen proceß abschaffung [Nr. 356] ubergeben. Waß darauf volgt, schreiben wir hernach. [...]. Datum Regenspurg, den 19. Junij anno etc. 41.