Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Weimar HStA, EGA, Reg. E 137, fol. 114r–118v (Ausf.).
Eurn L., kfl. und fstl. Gn. haben wir jungst am datum Dornnstag Corporis Cristj [1541 Juni 16] geschrieben [Nr. 752] und under anderm vermeldet, daß Pfgf. Fridrich von wegen der ksl. Mt. an die fursten und stende, der augspurgischen confession verwant, der turckenhulf halben erinnerung gethann[Nr. 173] und welchergestalt sich dieselben stende und wir uns einer antwort darauf verglichen und seiner L. und fstl. Gn. zugestelt [Nr. 174] etc. Darauf wollen eueren L., kfl. und fstl. Gn. wir weiter nicht bergen, daß nach solcher unser und der andern religions- und ainungsverwanten fursten und stende antwort wir von des reichs erbmarschalh in der churfursten rath erfordert, do wir dan erschiennen und von inen vermarckt, daß sie bedacht, auf solch Pfgf. Fridrichenn gethanne furhaltung die handlung fur hand zu nehmen und zu beratschlagen. Als haben wir inen vermeldet, es were nicht an, wir hetten des pfaltzgraven antragen mit der vermeldung, daß es von ksl. Mt. nicht darumb geschehe oder gemeint, daß einiche trennung oder sonderung zwischen den stenden des reichs furgenohmen werden solte etc., auch angehort und uns einer antwort neben den andern confession- und religionsverwanten stenden verglichen und dieselben Pfgf. Fridrichenn ubergeben, welche in suma darauf ruhete, daß man diß teils, von einer statlichen hulf und widerstand des Turckenn zu ratschlagen, die auch zu leisten, gantz geneigt, soferne ein gemeiner frid und gleichmessig recht im reich deutscher nation aufgericht und erhalten wurde. Und weil es die gelegenheit, daß die stende nicht gesondert solten werden, so weren wir nicht ungeneigt, uns darauf neben inen, der churfursten rethe, in beratschlagung der sachen, doch unbegeben itzt gemelter dieses teils Pfgf. Fridrichenn zugestelter antwort, einzulassen und darauf auch die beratschlagung vorgenomen, uns neben inen eines bedenckens verglichen, welches in ein schriftlich verzaichnus bracht [Nr. 177] und in der substantz dieser stende gegebenen antwort nicht ungemeß ist, dann wir uns ausdrucklich bedinget, daß wir disfals nicht zu willigen wusten, dan mit dem geding, daß man zuvorn eins fridens und gleichmessigen rechtens versichert und vergewisset were etc. Wie man sich nun solchs bedenckens vergangens Dornnstags in der churfursten rath verglichen, seint der fursten und stende rethe alß ein ausschus verordent gewesen, welchen dem gebrauch und herkommen nach der churfursten rethe ir bedencken erstlichen angetzeigt, darauf sich auch der fursten und stende rethe ires bedenckens und meinung [Nr. 176] herwider horen lassen, wie euere L., kfl. und fstl. Gn. aus inligendem vertzaichnus, so gegeneinander schriftlich ubergeben, zu befinden.
Wie wir nun solchs und sonderlich das vermarckt, daß die fursten, stende und reichssteet, des [sic!] augspurgischen confession verwanten, in der fursten und stedte rath nicht mitgetzogen, haben wir es fur ein particularhandlung geacht und derwegen, als wir verschiennes Freitags [1541 Juni 17] nach mittag widerumb in der churfursten rath zusamenkomen, do dann ein ider seine meinung auf solch gestalt bedencken hat vorbringen sollen, haben wir angetzeigt, sie, die churfurstlichen gesanten und rehte, wusten sich zu erinnern, welchergestalt daß furtragen dieser handlung halben von der ksl. Mt. wegen durch Pfgf. Fridrichen beschehen und daß es nicht die meinung haben solte, daß einiche sonderung oder trennung dieser sachen halben under den stenden zu machen, sonder die underschiedliche antzaige were der irrigen session halben etc. geschehen. Darumb weren wir auch uff erfordern in der churfursten rath erschiennen, die handlung furnehmen und darvon reden helfen, uns auch darinnen neben inen also vernehmen lassen, daß wir zu einhelligem bedencken kommen und dasselb bedencken in einer schrift verfasst. Dieweil wir aber auß den schriftlichen vertzaichnussen der fursten, stend und steedt bedenckens befunden, daß die fursten, stende und stedte der augspurgischen confession und religionsverwanten außgeschlossen und in rath nit mitgetzogen, so wolt uns nicht geburn, diese meinung, so in nahmen der fursten und stende des reichs vorbracht, also antzunehmen und fur ein gemein bedencken und schlus der fursten und stende zu halten. Solte es aber auch ein particularhandlung sein, so wusten wir uns auch nicht von den religionsverwanten fursten und stenden zu sondern, und darauf gebetten, aus angeregten ursachen uns des nicht zu verdencken, daß wir bei beratschlagung solcher artickel dergestalt nicht sein mochten etc.
Darauf sie uns herwider vermeldet, sie hetten Pfgf. Fridrichenn antragen auch gehort und es auch dohin verstanden, daß man sich in dem falh nicht trennen solt. Hetten auch zum tailh selbst diese sonderung nicht gewust, hielten es aber dafur, daß in dem nicht groß bedencken vonnothen, dann man konte es bei den andern fursten und stedten diß teils dohin fordern, daß sie inen die ubergebene bedencken auch gefallen liesen und neben den andern schliessen thetten etc. Als haben wir innen hinwider angetzeigt, sie hetten vernohmen, weß wir uns beschwert und unsers ermessens nicht unpillich, dann, wann es die meinung haben solte, das jhenes tails fursten und stende gemeine reichssachen allein beratschlagen und schliesen und dieser religion verwanten fursten und stende, die gotlob nicht in geringer antzalh weren, auch nicht die wenigsten im reich deutscher nation, absondern und ire meinung vor einen gemeinen beschluß angeben wolten, solches wolte zu beschwerlicher einfhurung dem reiche und sonderlich dieses teils verwanten fursten und stenden gereichen. Und dieweil wir dann solches nicht anders dann fur ein particularhandlung halten konnten, so wusten wir uns in keine weitere beratschlagung mit inen einzulassen noch uns von den andern religionsverwanten stenden zu sondern, mit bit, uns in dem entschuldigt zu achten etc. Hirauf haben sie die sachen, dieweil es spat gewesen, in bedencken genohmen. Und wiewolh sie uns ehegestern vor datum frue umb sieben uhr wider aufs haus bescheiden, so ist gleich dieselbe stunde durch des reichs erbmarschalh allen stenden, auch zu erscheinen, angesagt mit vermeldung, das Dr. Naues inen von der ksl. Mt. wegen ein furhaltung thun wurde.
Aber nichtsdesterweniger haben wir uns mit den landgrevischen den abent zuvor underredt und fur gut angesehen, die religionsverwanten stende zusammenzuerfordern und solcher handlung relation und bericht zu thun, damit sie des wissenschaft haben und also mit uns einig sein und bleiben möchten. Ist solchs also geschehen. Und seint fast bei einer stunden zuvorn vor der gemeinen ansage aufm haus zusamenkomen. Ist Mgf. Georg personnlich auch do gewesen und uns verglichen, wann Dr. Naves die furhaltung thun wurde, daß wir beieinander bleiben und fur einen mann steen und antworten wolten. Hat Dr. Naues von wegen der ksl. Mt. angezeigt: Nachdeme ksl. Mt. nuemer eine lange zeit alhie gelegen und noch vilh andere sachen zu beratschlagen vorhanden, so hetten ire Mt. bedacht, Kff., Ff. und stende einmalh freuntlich und gnediglich zu erinnern lassen, mit begern, die vorstehenden sachen, sovil muglich, zu fordern etc. und die ksl. Mt. uff die artickel, so in der beratschlagung stunden, forderlich zu beantworten. Daß were ire Mt. freuntlich und gnediglich zu verdiennen geneigt.
Darauf haben sich die religionsverwanten fursten und stende underredt und ime antwort geben volgendes inhalts: Sie hetten die erinnerung und daß begern, welches er itzt von wegen der ksl. Mt. an die Kff., Ff. und stende gethan, undertheniglich angehort und wolten sich versehen, ksl. Mt. wurde gnedigst nicht anders vormarckt noch befunden haben, dann das sie die handlung, sovil an inen, hievor mit vleiß gefordert, und weren, es auch hinfurder zu thun, underthenigst geneigt. Und nachdeme den stenden copeien der religionhandlung alhie erst in wenigen tagen abgeschrieben und zukommen, hetten sie dieselbigen noch zur zeit nicht notturftiglich ersehen und erwegen mogen. Wolten aber die sachen mit Gottes hulf also fordern, das an inen der vertzug nicht solte vermerckt werden. Nachdeme aber die handlung der turckenhulf mit eingefallen, weren sie auch geneigt, dieselbe sachen und alles daßjhenige, so dem reich zu nutz und wolfart gereichen möcht, zu fordern. Sie wolten ime aber nicht bergen, dieweil sie auß Pfgf. Fridrichen vorhaltung vermerckt, daß diese sachen samptlich beratschlagt und der ksl. Mt. ein gemeine antwort gegeben werden solt, und aber die fursten und andere stende solche sach in particularhandlung getzogen, so hette von wegen dieses tails uber die vorige der ksl. Mt. gegebene und Pfgf. Fridrichenn zugestelte antwort, dieweil von den andern fursten und stenden irer particularhandlung halb an die fursten und stende diß tails nichts gelanget worden, auch nichts angetzeigt werden mugen. Darumb kein mangel oder vertzug an den Kff., Ff. und stenden diß tails und der abwesenden rethe und potschaften nicht gewesen, wie auch solchs und ir erbietten auß berurter antwort zu befinden. Derhalben sie auch an inen, den von Naues, gnediglich und freuntlich begert und gebetten haben wolten, sie diß falhs gegen der ksl. Mt. underthenigst zu entschuldigen, dann sie der ksl. Mt. ferners beschieds undertheniglich gewertig weren, darauf sie sich auch geburlich und unverweißlich wolten zu halten wissen. Welches der von Naves also an die ksl. Mt. zu bringen sich erbotten, aber biß doher nichts weiters hirin beschehen, dann daß wir wider in den churfurstenrath erfordert, wir aber die antwort gegeben, dieweil wir mit den religionsverwanten dem von Naues sonderliche antwort gegeben und der ksl. Mt. beschieds darauf gewertig, wusten wir uns vor des in solche handlung uff eines tails fursten und stende und eines teils stedte vertzaichnus nach gelegenheit voriger angetzeigten beschwer nit eintzulassen. [...]. Datum Regennspurg, Montag nach Corporis Cristi, den 20. Jhunij anno etc. 411.