Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Marburg StA, PA 1467, fol. 21r–23r (Ausf.); DV fol. 22v: Jochim Mgf. zu Brandenburg Kf. aus Regenspurg; schreibt der konig sei zu Regenspurg frue inkomen, 2. bericht, was sich, do man von der turckenhilf hab redden sollen, zwuschen Mgf. Jorgen, Hg. Heinrichs und Hg. Johans Ernsten zu Sachssen rethen der session halben hab fur irrung zugetragen, 3. habs buch der scharfrichter funden, wils bei nehster post schicken, 4. Eisleben sei mit Hg. Philipsen von Beirn zu Lengfeld gwesen; praesentatum [Carthus?] paenultima Junij anno 1541.

Nichts besunders wissen wir euerer L. noch zur zeit zu schreiben, das seind euerer L. abreisen von hynnen hier furgelauffen were. So ist im kaiserlichen hofe von neuer zeittung bestendigs oder schriftwurdigs auch nichts vorhanden, allein die röm. kgl. Mt. ist gestern vor dato frue umb vier hora in geringer antzall unwissend unser aller hier einkommen, von deren vornommen, das an eroberung der stadt Ofen, wie die rede hier außbrochen, nichts sey. Es haben aber ir kgl. Mt. ein gute antzall krigsfolck dafur und stercken ir armada noch teglich, seind auch gutter hoffnung, dieselbig nochmaln an sich zu bringen. Darzu wolle Goth gnad vorleihen.

Man hat aber diese tage uff begern ksl. Mt., wie es die hohe nodturft erfordert, den artickel der turckenhilf in handlung genommen, welcher anher zu schliessen vorhindert worden, das die stend die protestirenden darzu nit erfordert, sondern unter sich allein davon handlung gepflegen, wiewol wir, die churfursten, des Kf. zu Sachssen botschaft darzu zu fordern, nit unterlassen, auch von der andern stende aussenlassen oder nicht-beruffen nicht bewust. Es hat aber die ksl. Mt. darinnen durch Pfgf. Friederichen gehandelt und solch trennung der stend widerumb zusamenbracht und darauf begert, den handel zum ersten zu furdern. Als aber alle stendt des einig und sich darzu erbotten, auch heut im handel furschreitten haben wollen, hat sich zwischen unserm vettern, Mgf. Georgen, Hg. Heinrichs und Hg. Johans Ernsten zu Sachssen gesandten vor einem teil und dem unruigen manne, Hg. Heinrichen zu Braunschweigk, anders teils der session halber, wie nehermals in der kirchen auch beschehen und euerer L. bewust ist, irrung zugetragen, derwegen unser vetter, Mgf. Georg, auch beider Hgg. zu Sachssen obgenant gesandten uffgestanden und bey dem handel nit sein wollen, sonder sich des gein uns und den andern beklagt, darauf wir beneben des Kf. zu Sachssen und euerer L. gesandten, auch unserm vettern und der andern beider von Sachssen geschickten unser allerseids verwandnus und erbeynigung nach solch des von Braunschweigs zunottigen und unbefugten eindringens gein Pfgf. Friderichen als vorordenten der ksl. Mt. uns beklagt, auch unser nodturft furwenden lassen mit zimblichem anziehen und darbieten, darauf er widerumb ein antwort gegeben, dergestalt, das wir von beiden teiln mit etwas scharpfen worten aneinander gewachsen, doch weil der ksl. Mt. von diesem handel albereid bewust, auch ir ksl. Mt. comissarien zu verhor der sachen geordnet und der von Braunschweig dohin sich beruffen, ist es dabey blieben, und seind willens, die ksl. Mt. noch heut derwegen zu besuchen und anzusprechen, auch ir ksl. Mt. unterthenigst zu bitten, ime seins frevels und mutwillens nicht zu gestadten, zuversichtig, ir ksl. Mt. in betrachtung, das das hl. reich auf ine allein nit gewidumbt oder deutzscher nation wolfart an dem mhan allein hangt, werden solchs bey ime abschaffen und das gnedigst einsehen thun, das wir seins ubermuts vertrag haben, wie dan euere L. sonder zweiffel dieses handels gelegenheit von iren rethen auch bericht entpfangen haben werden. [...] 1. Datum Regenspurgk, Mitwochs nach Corporis Christj anno etc. 41.

[Zettel:] Auch freuntlicher, lieber ohaim, schwager, bruder und gefatter, wollen wir euerer L. nit vorhalten, das wir die röm. ksl. Mt. derhalb ersucht, darauf dan ire Mt. geschafft, das Hg. Heinrich von Braunschweigk von dem hauß in ermelter sach bleiben solle. So mogen wir euerer L. auch nicht bergen, das itzo unsers abwesens gein Neuburg mit Hg. Ottheinrichen Pfgf. Philips unsern predigen Johan Eysleben zu sich gein Lengefeldt erfordert und allerley untered mit ime gehabt, vorhofflich, ob gleich die religionsach unverglichen blieb, darzu doch der almechtig Goth nochmaln wol gnad vorleihen, sein L. werden des ungeachtet sich auch uff der rechten ban leitten und furen lassen. Wir haben auch das buchlein, darinne die scharfrichter ir urteil uber Hg. Heinrichen von Braunschwigk fellen, widerfunden und wollen dasselb euerer L. mit zum besten noch zur zeit gebrauchen und bey negster botschaft euerer L. zusenden. Datum ut in litteris.

Anmerkungen

1
 Vgl. Lgf. Philipp von Hessen an Kf. Joachim von Brandenburg, Kartause Eppenberg, 1541 Juni 30, Marburg StA, PA 1467, fol. 24r–25v (Kop.): Dankt für seinen Bericht über die Vorgänge in Regensburg seit seiner Abreise. Und sovil di handlung der turckenhilf belangt, haben wir unsern rethen gein Regenspurgk geschrieben, sich mit unserm widertail in kain sambthandlung zu begeben noch in einich turckenhilf zu bewilligen, es sey dann, das wir erstet eines gewissen fridens und gleichmessigen rechtens am camergerichht vorsichert seien. Vorsehen uns, euere L. werde dergleichen thun und es in alle wege, sovil ir muglich, dahin befordern helfen, das wir dises teils einen gewissen friden und gleichmessig, unpartheisch recht bekommen mögen. Dann solten euere L. oder wir dises teils on dasselbig in die turckenhilf bewilligen und nit erstet einen bestendigen friden und unparteisch recht haben und uns also desselbigen begeben, so wurde uns hiernachmaln in der religion auch nit geringe beschwerung erfolgen, dero dan euere L. auch erwarten musten. Derowegen so wolle sie sich on ein friden und gleichmessig recht in di turckenhilf ye nit begeben. Sovil angehet den unwillen zwuschen Mgf. Jorgen, Hg. Henrichs und Hg. Johanns Ernsten zu Sachssen rethe an einem und dem unruhigen, boshaftigen man, Hg. H[einrich] von Brunschweig, wolten wir, das wir darbey gewesen weren. Wir wolten nit underlassen haben, das unser auch dartzu ze thun, und gefelt uns sehr wol, das euere L. und di andern dasselbig an di ksl. Mt. gelangen und umb abschaffung seins mutwillens bitten lassen. Euere L. und ir vetter Mgf. Jorg wollen sich von dem boshaftigen man keinswegs bochen oder hugen lassen, dann wir gedencken, euerer L. und irm vetter, Mgf. Jorgen, unser leib und guter gegen dem unruhigen man beitzusetzen, des sie sich gewislich zu uns versehen sollen. [...]. Datum Carthaus Eppenberg am Donnerstag nach Johannis baptistae anno etc. 41. [Zettel:] Lieber bruder und schwager, euere L. las dem vortzweifelten man nichts nach. Sein hoffart wirt Got gewislich straffen. Euere L. finden mich als iren frundt. Euere L. tringe uff den friden, sovil ir moglich, das frid und turckenhilf zugleich gehe. Wils aber nit sein, so sei die ksl. Mt. unser gnediger herr und las uns zu, das wir gegen dem resignot mogen unser heil versuchen. So wollen wir ein cleine turckenhilf thun und sehen, wie wir uns des teuffels erwereten. Euerer L. zu dienen, vom gantzen hertzen bin ich gneigt. Schwere Krankheit Hg. Heinrichs von Sachsen, zu dem Hg. Moritz auf dem Weg ist. Wir haben auch gern gehort, das Hg. Othenrich das evangelion predigen lassen wil, hoffend zu Got, der werde sein gnad weiter mittailen und euere L. werden bey im wol ferrer antzuhalten wissen. Datum ut supra. Wir bitten auch fruntlich, euere L. wolle unser handtschrift halb, das wir ubel geschriben, mit uns fruntlich zufriden sein, dan euere L. wissen, was wir vor ein guter schreiber sein. Datum ut supra.