Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Dresden HStA, 10024 GA, Loc. 10324/03, Religionssachen, so zu Schmalkalden vorgelauffen 1540, fol. 90r–94v (Konz.).
Das wir eueren fstl. Gn. bishiher nichts grundlichs von der handlung alhie geschriben, hat dieße ursach, das in keiner sach entlich etwas beschlossen ist. Dan sovil die religion anlangt, hat ksl. Mt. den sechs colloquenten beyligendt buch a –als ein leidlichen mittelwegk zcu hinlegung der spaltung in der religion–a beantwortet, dorauf sie sich ires bedenckens haben vornemen lassen, und nuhen die sach in beratschlagung aller stende gestalt, welche beratschlagung dann auf zcwo parthey vorgenommen ist. Die papisten konnen sich nicht voreynigen, sondern wollen erstlich der ksl. Mt. und des bestlichen [sic!] legaten bedencken haben und sich alsdan erst vornemen lassen, was ine in dysem buch annemlich sey aber [= oder] nicht. Die protestirende aber haben b –die relacion der colloquenten gehort, eynen artikel nach deme andern examinirt und entlich–b der meherteil geschlossen, das dis buch nicht gar zcu vorwerfen sey, und sonderlich wirdet gelobt der artikel von der erbsunde und von der rechtfertigung und andere mehr, aber es ist den dreyen theologis, so bey deme gesprech gewest, auch sunsten dreien personen aus der protestirenden mittel bevolen, die artikel nach einst zu erwegen und, was anzcunemen sey aber nicht, c –auch was weitter zcu ercleren–c, in ein schrift und alsdan die schrift in gemeinen radt zcu brengen, dormit hirin entlich geschlossen und ksl. Mt. beantwortet werde. Und wiwoll wir der abschrift des buchs alhir woll bedorft hetten, dieweil aber euere fstl. Gn. begert, das wir eueren fstl. Gn. solche handlung zcuschicken sollen, so thun wir dasselbige hirmitte. Es ist solch buch vordeutzscht worden. Wir haben aber bisher kein abschrift dorvon bekommen mogen. Es stehet unsers erachtens nicht grosse hoffnung zcu vorgleichung der religion, dan die papisten streitten dis buch heftiger dan die protestirenden, wiewoll die d –theologen unsers teyls–d in etzlichen artikeln auch einer zwitrechtigen maynung seyn. Wir lassen uns duncken, man konte disem buche in etzlichen artikeln leichtlich helfen, dormit es anzunemen were. Euere fstl. Gn. werden befinden aus den vorzceichnussen am ende des buchs, welche artikel die dreye theologi des orts angefochten. Die andern haben sie zcum teyl zcugelassen, zcum teil suspendirt, wi euere fstl. Gn. von deme hern pharher zcu Dressen hirvan nuhemals weyttern bericht werden bekomen haben. Und was weitter vorfelt, des wollen wir eueren fstl. Gn. forderlich berichten.
Der turckenhulf halben haben sich die protestirende, sofern die condiciones des fridens und gleichmessigen rechtens zuvor erlediget, auf den halben teyl der negst geleisten turckenhulf erboten, machte ungeferlich 20.000 zcu fus und 3.000 zcu ros. Aber der ander teyl hat sich erbotten, den halben teil von deme anschlage des geleisten romzcoges auf vier monat, doch den zcu- und abzcog dorein gerechnet, zcu leisten, welchs an leuten nicht vil uber die helfte ist des, so sich die protestirenden erbotten. Dorauf hat die röm. ksl. Mt. Dornstags nach Petri und Pauli [1541 Juni 30] den protestirenden stenden widderumb anzceigen lassen, das sein Mt. zcufriden, das die bewilligette eylende hulf allein auf 10.000 man zcu fus und 2.000 pherde vier monat lang, darin der an- und abzcog begriffen sein soll, angeschlagen und geleistet werde. Aber sovil die angehefte bedingung und condiciones belangt, haben seine ksl. Mt. erstlich schriftlich, auch gestriges tages durch seiner Mt. comissarium, den Kf. zcu Brandenburg, mundtlich anzceigen lassen, das seine Mt. vornemlich disser ursach halben ire konigreich und lande mit irem beschwerlichsten nachteil vorlassen und sich personlich zcu dißem reichstage begeben, fride im hl. reich aufzcurichten und zcu erhalden. Solchs konte aber in solcher heftiger eyl nicht beschehen. Solte dan nuhen die eylende hulf derwegen vorzcogen werden, so mochte indes das krigsvolck von Offen abgetriben werden und der ganzen cristenheyt merglicher, unuberwintlicher nachteil doraus erwachsen. Seyn ksl. Mt. wolten aber sechs monat lang den stenden einen fride machen und solche zceit auch alle sachen und proces am cammergerichte in religionsachen, auch die execution derselbigen suspendiren und in solcher zceyt der sechs monatten ein bestendigen, beharlichen fride, auch ein gleichmessig recht aufrichten, mit vil andern beweglichen anzceigung, die in disser eil nicht konnen geschriben werden.
Dorauf haben wir uns inhalts euerer fstl. Gn. jungst zcuschreiben zcu der eylende turckenhulf erboten. Des sindt auch die stende des mehern teils mit uns eyns gewest, dan man hat betracht, solte man solch genedigst erbitten der ksl. Mt. in wint schlahen, das solchs dissen stenden zcu grossen ungenaden reichen mochte. Solte auch hirober der cristenheyt nachteil begegenen, das mochte dißen stenden bey meniglich abgonst vorursachen, als die den widderstandt gehindert hetten, und konte doch durch solche weygerung den stenden wenig geholfen werden. Dan dieweil die hulf klein und geringschetzigk, wurde ksl. Mt. derhalben des fridestands halben uber ir gelegenheyt nichts thuen aber [= oder] lassen und das derwegen die wegerung den friden vilmehr hindern dan foerdern mochte. Diße und andere ursachen beneben deme, was die cristliche libe und phlicht disfals erfordern wolde, ist im radt durch vil guthertzige stende hochlich erwogen worden. Etzliche aber und der wenig sind stracks auf der weygerung bestanden mit anzceige, das sie des von iren hern kein andern befelch hetten. Aber es ist deme Kf. zcu Brandenburg vormeldet, das die stende des mehern teils sich zcu der eylende hulf erboten, aber etzliche hetten solchs nicht in befelh, wolten aber solchs an ir hern gelangen lassen. Aber man wirdt dorauf nicht warten, dan sol die hulf nicht vorgebens sein, so mus man die eylends thuen und hat man keine stund ane befarung beschwerlichs nachteils dormit zcu vorzihen.
Wir haben auch vormargkt, das etzliche ob deme, das von wegen eueren fstl. Gn. wir die eylende turckenhulf f –in ansehung der hochsten not–f bewilliget, misfal gehabt und haben des Kf. zcu Sachssen geschickte oftmals angezceigt, man hette sich auf vill tege, g –sonderlich jungst zcur Naumburg–g voreyniget, keine turckenhulf zcu thuen, ehr die gesuchten condiciones entlich und wirgklich ervulgten. h –Solchs geben auch die abschide–h. Dorumb haben wir als die dyner nicht underlassen konnen, zcu euerer fstl. Gn. entschuldigung vor allen protestirenden stenden anzcuzceigen, das wir nicht wusten, das euerer fstl. Gn. sich dermas vorstrickt. Dan obwol zcur Naunburg hirvan rede gehalden, so hetten doch wir, Anders [sic!] Phlug und Dr. Melcher von Osse uns vornemen lassen, das wir solchs zcu bewilligen nicht befelh. So hetten wir auch den abschidt anders nicht zcu uns genommen dan auf hinder-sich-tragen. Und ob dan nuhen andere sich des voreynigt hetten, so were doch diser artikel, ob ein standt seiner obrikeyt widder den Turcken hulf thuen wolte, der art, natur und eygenschafti, das anderer bewilligung in deme eueren fstl. Gn. nicht konte vorgreiffen. So haben auch andere stende zcum teil sich entschuldiget aus dem grunde, das zcur Namburg die not, so itzo vor augen, nicht vorgestanden. Sunsten hetten sich die stende so wenig als itzo zcur weygerung vorbunden etc.
Die turckenhulf wirdet der eyl halben an gelde erlegt werden, dan sie keme sunst zcu spate. So haben wir uns erkundet j –bey Jacoff Sturm, der das alde register ist in den sachen–j, das eueren fstl. Gn. zcu schicken gepuren ungeferlich 23 pherde, 104 landsknechte. Werden euere fstl. Gn. wol bedacht sein und uns forderlich zcu erkennen geben, wan und wu solch gelt erlegt werden soll. Euere fstl. Gn. kommen auch vil meher zcu mit erlegung des geldes dan leute zcu schicken. So werdt man auf wege bedacht sein, das solch gelt nymands anders dan des reichs heuptleuten zcugestalt werde, wi dan auch die ksl. Mt. sucht, das solchs eylende beschehen mochte. Und do sich die stende der heupt- und befelchleut nicht voreynigen mochten, begert die ksl. Mt., ir solchs haymzcustellen.
Der von Gorslar sach ist abermals gehandelt worden. Und man dringt dorauf, die sachen durch die stimen zcu ortern und wil die vorwendung, die wir von wegen euerer fstl. Gn. gethan, und alle unbequemkayt, so hiraus ervulgen wurden, so man solche und dergleichen sachen in die religion zcihen wurde, welche ursachen dan auf andern tegen bei vil stenden erwogen wurden, wenig ansehens haben. Nuhen haben wir zcuvor in einer schrift, Dinstags nach Exaudi [1541 Mai 31] datirt [Nr. 697], gebeten, uns zcu berichten, wes wir uns der stymmen halben halten sollen. Wir sindt aber, sovil die stymmen belangt, dorauf nicht beantwortet. k –Und sollen die stimen in wenig tagen ergehen–k, dorumb euerer fstl. Gn. nottorft, uns eylende zcu berichten, was wir in deme thuen aber [= oder] lassen sollen, dan wir vormercken, das die meisten stymmen dis vor ein religionsach werden erkennen. Dan ob sie woll bekennen, das die heuptsach an ir selbst lauter prophan, so wollen sie doch sagen, das das unrecht, so Gorslar vom kammergericht begegenet, aus abgonst der religion herflisse, welche ursach etzliche stende alzue gemeyn erachten. Die andern ursachen haben euere fstl. Gn. aus vorigen schriften zcu vormercken. Bitten derwegen hirauf eylende antwort, dormit wir nicht abermals euerer fstl. Gn. vorphlichtung, so euere fstl. Gn. dissen stenden soll gethan haben, erinnert werden. Und do euerer fstl. Gn. bedacht weren, sich neben andern in die stymmen einzculassen, so bytten wir imands dorzcu zcu schicken, der der vorfassung berichtet, dan dieweil wir horen, das das erkentnis mit den stymmen inhalts der vorfassung beschehen soll, und wir der vorfassung inhalt nicht wissen, so ist uns nicht moglich, dorvan als unerkanten sachen zcu urteylen. Euerer fstl. Gn. erbiten der particularhulf halben ist den stenden zcum teyl nicht angeneme. Dan sie sagen, wen man die gorslarische sache als ein religionsach nicht befindet, so gebure auch keinem stande inen als den geechtigeten particulariter zu helfen und l –inen also–l zcu participiren. Sey es aber ein religionsach, so konne ine nicht fuglicher dan inhalts der vorfassung geholfen werden und das sey man auch zcu thuen schuldig.
m –Des Bf. von Meissen und Mersburg halben geschit tegliche anhaldung, so warten wir auf euerer fstl. Gn. bescheidt, wes sich die uff unser vorig schreiben entlich entschlossen. So haben die churfurstischen auch nach keinen beschidt von irem hern. Ist zcu besorgen, wo man sich auf die supplicaciones mit antwort nicht einlies, das sunsten dorauf vorfugung geschehen mochte. Dan es ist ein ausschus zcu solchen und andern supplicacionibus geordent–m.
Wir haben auch durch unsern trauen fleis erhalten, das die röm. ksl. Mt. uns anstat und von wegen euerer fstl. Gn. die gesuchte lehn genedigst gethan an einichen anhang aber vorbehalten. Und hat seine ksl. Mt. sich hirin fast genedig und also erzceigt, das wir vorhoffen, seiner Mt. gemut stehe kegen euere fstl. Gn. nicht ubel.
Nuhen wil die nottorft sein, den lehnbriff zcu volzcihen lasen. Wir haben aber von deme vorigen kein glaubliche abschrift, sondern es sindt in einem buche abschriften, die sindt so falsch geschriben, das wir den nicht zcu vortrauen wissen. Ist derwegen die notturft, das euere fstl. Gn. uns pey eylender post das original aber gewiß und glaubwirdig vidimus des negsten lehnbriffs, dornach der naue volzogen werden soll, zcuschicken, dormit der, ehr und zcuvor ksl. Mt. abreist, gefertiget werde. Dan man sagt, sein Mt. wolle kurtzlich hinwegk und etzliche statliche comissarien, die den reichstag volenden sollen, hinder sich lassen. Dieweil dan eueren fstl. Gn. hiran gelegen, so werden euere fstl. Gn. unsers vorhoffens dormit nicht seumen lassen.
Die röm. kgl. Mt. ist alhir ankommen und wir haben zcusampt des Kf. n –zcu Sachssen–n rethen die werbung der lehn halben gethan, die hat sein kgl. Mt. bis auf der behemischen rethe zcukomft in bedencken genommen. Weil aber die nuhemals ankommen, so haben wir widderumb angeregt, auch sunsten der andern sachen halb umb audientz gebetten. Dieweil aber kgl. Mt. mit grossem obligen des Turcken halben behaft, sint wir nach zcur zceyt o –nicht gehort–o. Dorumb konnen wir auf die andern sachen, den gefangen von Plawen, wi er sich nennet, auch die uberschickten urgichten und Wolsecker belangent, eueren fstl. Gn. jezo keinen bescheidt zcuschreyben. So finden wir auch Wolseckers handelung alhir nicht, dan das zcu des konigs briff vilp briff gebunden und vorsecretirt seyn. Nuhn wissen wir nicht, ob wir solche briffe ausserhalb der missive an konig aufbrechen und uns des handels doraus erkunden sollen. Dorumb bytten wir, uns des auch unseumlich zcu vorstendigen.
Weil auch euere fstl. Gn. schreibt, das die von unnotten achten, ein post erauszculegen, dieweil wir gerugte pherde und knechte hetten, so lassen wirs auch undertheniglich dorbei wenden. Und do es euere fstl. Gn. vor ratsam und gut erachten, sindt wir q –eueren fstl. Gn. zcum besten–q, unsere r –knecht und–r pherde auf die post zcu legen, s –uns auch in alle weg selbst zcu gebrauchen lassen–s, erbotig. Dan, eueren fstl. Gn. treue underthenige dinste zcu erzceigen, sindt wir in alle wege willig und bereit.
t –Eueren fstl. Gn. uberschicken wir auch hirmitte die oracion der ungerischen botschaft vordeutzscht–t. Datum Regenspurgk, den achten tag Julij im 41. jhare.