Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 420r–422v (Ausf., eighd., teilw. chiffr. 1); DV v. 3. Hd. fol. 422v: Des cantzlers schreiben aus Regensburgk, 1541, Torgau; DV v. 4. Hd. fol. 422v: Das die brief durch ein gewiese post an gehorende ort bestelt, die bischoffen ihrer ubergebenen supplication halben umb antwort solicitiren etc. Item, mit dem von Vlaten der vorstendtnus halben geredet etc. Deß babst legat vom [kaiser?] sey erfodert, welcher zu beschirmung der konigreich in Hispanien kriegsvolck annehmen laßen. Item, ein frantzosische botschaft nidergeworfen worden etc. Antwort darbey. Des cantzlers schreiben aus Regenßburgk 1541.

Auf euerer kfl. Gn. schreiben und begern, belangendt das convolut mit brieffen an Jorgen edlen von der Plaunitz haltende, das dasselbige nicht mochte in frombde hende komen, sonder meinem gnedigen hern von Julich etc. oder Dr. Cruitzern zuhanden gelangen, habe ich mit 〈dem Moreleto und dem von Vlaten〉 gereth. Die berichten, wie ich eueren kfl. Gn. vor des auch untertenigst angezeigt, das solche brief durch ein gewisse post an gehorende orthe bestellet und das sie dem von Plaunitz nicht zukommen, werde kein andere ursach sein, dan das ehr zuvorn, ehe dan die brief anckommen, abgeritten sein wirdet. Haben sich aber erbotten, bei der nechsten post, welche in zweien tagen von hinnen solle abgefertigt werden, mit vleiß zu schreiben und doran zu sein, das obgemelt convolut niemandts anders dan 〈dem Hg. zu Gulich oder Dr. Creitzer〉 zuhanden kommen solle. So pflege man es auch mit solchen brieffen onedas alßo zu bestellen, das kein farhe sey, das dieselbigen in frombde hende gelangen mochten. So werde ich auch von inen bericht, das noch kein weitter schreiben sider den nechsten zweien convoluten, so eueren kfl. Gn. zugeschickt, 〈aus Franckreich〉 anherkommen. Desgleichen ist 〈dem von Vloten〉 noch keine antwort 〈von dem landgrafen〉 der geschenen vortrostung nach zugeschickt worden.

Was die baide Bff. Meissen und Merßburg, do 〈di nurmbergischen bundsvorwanten〉 bei der ksl. Mt. geweßen, uber die geschene suchung 〈derselbigen bundtnus vorwanten sunsten practicirt〉, habe ich nicht erfarhen mogen, dan allein, das sie villeicht auf ire ubergebne suplication wider euere kfl. Gn. und Hg. Heinrichen zu Sachssen etc. [Nr. 279, Nr. 280, Nr. 283, Nr. 288] mogen anregung gethan haben. Dan sie auch teglich umb bescheidt anhalten. Und hath die ksl. Mt. dieselbigen ire suplication und schriften dem vorordenten ausschuß zu den suplicatio[nen] von wegen der Kff., Ff. und stende ubergeben lassen, desselbigen bedencken wie in dergleichen sachen zu vornemen und dan an Kff., Ff. und stende zu gelangen. Darumb were fast guth, das euerer kfl. Gn. gegenbericht auch mochte ubergeben werden.

Es haben auch Hanß von Pack und ich 〈mit den tririschen〉 bißher nicht fuglich zu fernern reden kommen mogen. Sobaldt wier aber einige bequemickeit haben mogen, wollen wier unß euerer kfl. Gn. in dem auch untertenigst halten. Aber gleichwol haben wir 〈mit dem von Vlaten〉 mermals von solchen sachen gereth. Der bericht, 〈das es an Trier〉 gewißlich nicht mangeln werde, 〈sich in sondere vorstentnus eintzulassen〉2, dorzu ehr auch 〈di andern churfursten am Rein geneigt vormargkt〉. So unterlest ehr auch nicht, bei 〈derselbigen rethen di sachen mit vleiß zu unterbauen〉. Wie aber 〈Baiern〉 gesinnet, sonderlich gegen allen dießer religionßvorwanthen, haben euere kfl. Gn. auß der nechst uberschickten nottel des bedenckens [Nr. 124], so sie in der fursten rath erdrungen, zu ermessen. 〈Dan ob sie wol〉 sehen, was der deutschen nation in die 〈lenge von dem haus zu Burgundj und Osterreich zu befarn sein mocht〉, so seindt sieh doch der religion halben zum hochsten vorbittert, wirdet auch wol darvor gehalten, das sie vom babst besoldung haben sollen.

Der von Uttenhoffen ist sambt den andern denischen rethen vor izlichen tagen von hinnen abgereißet und wirdet sonder zweifel nunmehr bei eueren kfl. Gn. auch anckommen sein. Sonsten vormercke ich noch ganz nichts, 〈das noch ain röm. konigk〉 solte gemacht werde. Was ich auch vornemen wurde, soll eueren kfl. Gn. unvorzuglich angezeigt werden.

Die ksl. Mt. soll vorgestern den bebstlichen legaten zu sich erfordern lassen und fast beschwert haben, das der babst ein neue legation in Franckreich gesanth und doselbst in neuer pracktiken wider ire ksl. Mt. stehen solte. So ist durch glaubwirdige gesagt, das die keiserischen zu Meilandt ein frantzhosische botschaft, so noch Venedig zihen und dodannen villeicht ferner zum Turcken sich begeben wollen, nidergeworfen, ire diener alle erstochen und die baide oratores gefangen haben sollen3. Wo dem alßo, wurde es zu weitterung zwischen ksl. Mt. und Franckreich ursach geben. Es seindt auch alhie die rede izunder, das die ksl. Mt. das krigsvolck, so sie annemen lassen, in Africa gebrauchen wollen zu beschirmung der konigreich in Hispanien. Dan es soll ein einfall dodannen in Hispanien geschehen sein, alßo das die ksl. Mt. musse iren konigreichen und landen doselbst sicherung schaffen. Und dieweil ire Mt. das volck zu wasser brauchen wollen, so sollen sich die großen haubtleuth wegern, die haubtmanschaft anzunemen. Darumb einer, Jorglen von Regenspurg genant, der doch zu solchen bevelhen hiezuvor nicht gebraucht, auch, wie die von Nurnberg, do ehr dan seinen enthalt hat, berichten, des vorstandts, anschlege oder geschicklickeit nicht, zu einem obersten vorordent sein soll. Hath die ksl. Mt. offentlich vortragen lassen, das sie zum lengsten den 26. dießes monats sich von hinnen zu erheben willens. [...]. Datum Regenspurg, den 14. Julij anno etc. 41.

Anmerkungen

1
 Die chiffrierten, marg. v. a. Hd. dechiffrierten Stellen sind in spitze Klammern gesetzt.
2
 Vgl. die Abrede zwischen dem französischen Gesandten Morelet, dem Trierer Kanzler Johann von Enschringen und dem Gesandten Jülichs Johann von Vlatten, o. Ort, o. Datum, Duisburg LAV NRW R, Jülich-Berg II 2921, fol. 94r (Notizzettel) vgl. Anm. 4 zu Nr. 770.
3
 Anfang Juli 1541 nahmen ksl. Soldaten den aus der Türkei zurückkehrenden französischen Gesandten Rincon und seinen Begleiter Cesare Fregoso bei Pavia gefangen und ermordeten sie, vgl. Cardauns, Von Nizza bis Crépy, S. 124–142 und Brandi, Karl V., Bd. I, S. 389.