Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.:Praesentatum 26. Julij anno etc. 41.

Ausz.: Pfeilschifter, Acta reformationis catholicae, Bd. III, Nr. 125, S. 393–394.

Euren fstl. Gn. sind sonders zweifels von herrn probst aller handlung, sich alhie bi disem reichstag untz zu seinem abreyten verlauffen1, auch sonst allerhand sachen, nach inhalt meines memorials nach lengde bericht. Was aber darnach weiters bißalher gehandelt, haben eure fstl. Gn. uß hiebei ligenden schriften gnedigklichen zu vernemen. Und wiewol in allen puncten und artickeln noch nit gar endtlich beschlossen, so ist doch verhoffenlich, das der abschid ongefar in den nechsten acht oder zehen tagen zum lengsten gemacht und gegeben werde. Bitte, ihm einen Knecht und für ihn und den Schreiber je ein Pferd zu schicken und ca. 100 fl. für die Bezahlung des Wirts und für die Heimreise anzuweisen.

Teilt weiter mit, das uf gestrigen tag, den 16. diß monats, nachdem die chur- und fursten in zweyen rathsversamlung, wie der gebrauch, der ksl. Mt. proposition und furhalten [Nr. 135], den 12. tag beschehen und den stenden uberantwurt, davon euren fstl. Gn. hiemit ein copey zukompt, bedacht und berathschlagt. Erstlich im churfurstlichen rath der zweyer puncten, namlich der religion und nurmbergischen fridenstands, hat sich ein zwispaltung erhaben, also das die drei churfursten, Brandenburg in eigner person und die phaltzgrevischen und cölnischen churfurstlichen pottschaften, es bei der ksl. Mt. furgeschlagnen mitteln obgemelter beder puncten halb beleiben haben lassen, aber der Kf. von Mentz in eigner person und des Kf. von Triers potschaften haben darwider offentlich protestiert und sich vernemen lassen, das sy in kein anderung oder vergleichung der religionpuncten on ein ordenlich concilii bewilligen noch gehellen wollen, konnden auch den nurmbergischen fridenstand nit leyden, sonder begern, das ksl. Mt. zu Wormbs, desgleichen der augspurgisch zugesagt und versprochen abscheyd gehalten und volzogen werd etc.

Gleichergestalt sind auch beder artickel halb in der fursten und gemeiner stend rath auch vilerlei bedencken furgefallen und hat Hg. Wilhelm von Bayrn sampt seinen zweyen gebruedern, dem Bf. von Saltzburg und Hg. Ludwigen von Bayrn, Hg. Heinrichen von Braunschweigk, dem Lgf. von Liechtenberg, den Ebf. von Bremen, den hochmeister teutsch ordens, den Bf. von Bamberg, Aichstett, Bassaw, Freisingen und etlichen äbten und graven das mer behalten nach inhalt hiebeigelegter schrift, anfahend ‚Die christenlichen fursten und stend etc.‘ Als nun die umbfrag an mich komen von wegen der religion, hab ich nit lenger konden oder mogen umbgen, eurer fstl. Gn. bevelch der comunion halb under bederlei gestalt zu eröffnen, doch zum glimpflichisten mir möglich gewesen. Was ich aber bei Hg. Wilhelmen und seiner parthi fur danck erlangt, haben eure fstl. Gn. zu meiner ankunft mit der hilf Gottes in meiner relation gnedigklichen zu vernemen. Uf heut dato haben die drei Kff. Phaltz, Coln und Brandenburg ir antwurt gesondert [Nr. 146], desgleichen gemeine stend ir antwurt in ein eigne schrift verfasset [Nr. 149] und dann die zwen geistlich Kff. Mentz und Trier ir protestation [Nr. 148] samentlich mit und beieinandern durch den mentzischen cantzler ksl. Mt. in irer chamer in beisein kgl. Mt., dartzu ich neben andern in usschutz auch verordnet und zugegen gewesen, uberantwurt. Daruf ir ksl. Mt. durch Hg. Friderichen Pfgf. reden lassen, es hab ir ksl. Mt. solch trennung und zweyspaltung under den chur- und fursten und der abwesenden pottschaften mit beschwerung vernomen, aber ir Mt. wolle sich daruber bedencken und ir meinung weiter in schriften eroffnen lassen. Was nun guts daruß werden könnde, so sich auch die gehorsamen und genanten christenlichen stend in den zweyen hauptpuncten, das ist der religion und fridens, nit vergleichen mögen, haben eure fstl. Gn. als der hochverstendig zu bedencken etc.

Die zu friden und einigkeit nach inhalt der ksl. Mt. proposition rathen, sind Phaltz, Cöln, Brandenburg Kff., Hg. Ottheinrich, Gulch, Baden, Bf. von Speyer, Costentz, Augspurg, Munster, Kempten etc. Mogen aber leider nit vil erschiessen wider so vil, sonder werden uberschrauen, uberstimpt und ubermeret und, wa Gott der allmechtig nit durch die ksl. Mt. gnad und friden schaffet, so ist alle mentschlich hilf, trost und hoffnung verloren. Anderer eurer fstl. Gn. sachen halb will ich mit nechster bottschaft schreiben, dann dieser bott hat nit wardten konden2. [...]. Datum Regenspurg, den 17. tag Julij anno etc. im 41.

Anmerkungen

1
 Vgl. Mgf. Ernst von Baden an Propst Johann Astmann, o. Ort, o. Datum, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Konz.): Eingang seines Schreibens vom 13. des laufenden Monats. Und hat uns unser diener Dr. Johann Veßler bericht, welchermasen ier yme danebend geschriben, das ier uns zu Regensburg nichs [sic!] wyssend auszurichtend und zu ringerung deß costens leiden mochten, das wir euch widerumb anhaimsch erforderten etc. Uff sollichs so ist unser gnedigs begern, ier wellend euch zu unserm vetter Hg. L[udwig] verfiegen und nochmals in sachen, euch wyssend, bericht nemen und im vaal, wa nach gestalt derselbig schwebenden handlung euers erachtens onfruchtbar, lenger zu verharrend, alsdann wollent wir hiemit gnediglich verwilligt haben, das ier von gedachten unserm vetter, Hg. Ludwigen, ain abschaid nemend und uff das allerhaimlichist aufsehend, ouch euch alhie her verfiegend, wie ir sollichs außzurichten und zu thon wol wyssend. [...]. Datum. Der zweite Satz von Uff sollichs bis alsdann wollent wir ist korr. aus.: und dweil nun dem also und wir hievor im brauch ghapt, das wir uff die vergangen reichsteg allweg nit mer dan ain rhat gebraucht, so mögend wir leiden und wollent.
2
 Vgl. Mgf. Ernst von Baden an Dr. Johann Marquardt, Pforzheim, 1541 Juli 27, Karlsruhe GLA, 50/53, unfol. (Konz.): Empfang seines Schreibens vom 17. Juli und der beiliegenden Kopien. Und nochdem wir darin versten, das ir, unsern bevelh der comunion halb zu eroffnen, nit lenger umbgen mogen, ist unser beger, ir wollend uns by nechster botschaft doch furderlich zuschriben, mit was maß und meynung, auch, sovil muglich ist, mit was worten ir den geoffnet haben, uns destbas in alweg haben zu halten. Hat ihm über Anton Fugger 100 fl. angewiesen. Wegen der aktuellen Gefahren und weil er mit Hg. Ulrich von Württemberg noch nicht vertragen ist, hält er nicht für gut, uch die pferd zu schiken, damit man erfarn mocht, das ir, wider heruffzureiten, willens. Soll im Gefolge des Bf. von Speyer oder mit anderen heimreiten oder notfalls, so ir sehend, das der reichstag zum end komen, sich selbst beritten machen und sich anderen anschließen oder seine Heimreise nach Gutdünken anders organisieren. Soll den Schreiber mit jemand anderem mitfahren lassen oder notfalls mit einem eigenen Klepper versehen und also zum gewersamlichsten ir immer mogen, nach endung des reichstags heruffziehen. [...]. Datum Pfortzheim, den 27. Julij anno etc. 41. Vgl. auch ders. an Anton Fugger, Pforzheim, 1541 Juli 27, ebd.